Religionsunterricht an staatlichen Schulen?

  • Das Problem ist, dass versuchst sie wortwörtlich auf unsere heutige Zeit runterzubrechen nur um sie dann zu widerlegen.

    Na, entweder die Zehn Gebote sind göttlich gegeben oder nicht. Wenn nicht, dann braucht man sie auch im Religionsunterricht behandeln. Wenn doch, dann sollte man sie auch möglichst genau nehmen.

    Zitat

    Was bedeutet denn "keine anderen Götter neben mir"? Haben wir andere "Götter", die die Menschen heute verehren? Was ist mit Reichtum, Macht, ...? Ist das heute relevant?

    Reichtum und Macht sind keine Götter. Begriffe haben Bedeutung.


    Zitat

    Was ist mit dem Sabbat? In anderen Übersetzungen findet man auch Feiertag. Ist es relevant, dass es der Samstag ist? Wir sind auch keine Juden. Und was ist mit Jesus, der am Sabbat die Menschen heilt. Und was ist mit heute? Viele Menschen arbeiten am Samstag/Sonntag. Brauchen wir überhaupt noch einen freien Tag mit besonderen Schutz? Es wäre auch schön, wenn die Geschäfte Sonntags auf haben.

    Ja, bleiben wir beim Original, da ist klar, was der Sabbat ist. Das Judentum ist heute im Übrigen auch im Klaren darüber, dass es Tätigkeiten gibt, die auch am Sabbat durchgeführt werden dürfen. Jesus war da auch nicht die Ausnahme, er wurde eben von denen kritisiert, die den Sabbat überhaupt nicht verstanden haben.


    Also, wenn Gott so willkürlich verstanden werden kann, dann sehe ich in Religion noch weniger Wert als ohnehin schon.

  • Bezüglich Schöpfung steht da nur, die Kinder sollen erkennen, dass Schöpfung einerseits ein Geschenk (es steht nicht einmal Gottes da), aber andererseits auch eine Aufgabe ist. …

    Schon das Wort „Schöpfung“ (oder „Erschaffung“) impliziert eine irgendwie geartete Handlung einer Person/Macht/Wesenheit, die „schöpft“ bzw. erschafft.

    Diese Wortwahl geht also nicht mit gerade aktuellen Entstehungstheorien unseres Universums zusammen und suggeriert bereits, dass o. g. Wesenheiten zumindest mal existiert haben müssten.

    Man kann Kindern durchaus erzählen, dass es Leute gibt, die das glauben und daraus etwas für sich ziehen.


    Kinder sollte man m. E. nicht anlügen, aber es ist offenbar bisweilen die leichtere Variante, wenn’s mal richtig schwierig wird.

    Meine Tochter hat mich z. B. als sehr kleines Kind gefragt, was man denn machen würde, wenn man schwanger wird und keine Kinder haben will. Da hab ich schon echt mit mir gerungen, die richtigen Worte zu finden.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • Meine Tochter hat mich z. B. als sehr kleines Kind gefragt, was man denn machen würde, wenn man schwanger wird und keine Kinder haben will. Da hab ich schon echt mit mir gerungen, die richtigen Worte zu finden.

    Das ist ja selbst für erwachsene Personen eine sehr schwere Frage. Ich wüsste nicht man das einem kleinen Kind entsprechend erklären könnte.

  • Na, entweder die Zehn Gebote sind göttlich gegeben oder nicht. Wenn nicht, dann braucht man sie auch im Religionsunterricht behandeln. Wenn doch, dann sollte man sie auch möglichst genau nehmen.

    Wir sind nicht im Koran. Die Bibel berichtet von Gott. Sie ist für die evangelische Kirche nicht wörtlich als Gottes Wort zu verstehen. Entsprechend gehört es dazu über die Bibel zu sprechen, zu diskutieren, sie auszulegen. Nichts anderes hat Luther auch gemacht. Das hat nichts mit Willkür zu tun. Aber es bedeutet, dass man überlegen darf/kann/soll was biblische Texte bedeuten (sollen) und was sie für uns heute bedeuten.

    Als Christen sind wir auch keine Juden. Was heißt: Bleiben wir beim Original? Und wieso war Jesus da nicht die Ausnahme? Jesus selber stellt sich doch über den Sabbat, wenn er sagt: "Deshalb ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat." Mal abgesehen von "Und Jesus sagte zu ihnen: Der Sabbat wurde für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für den Sabbat." Heißt das nicht, dass wir den Sabbat auch Sonntag feiern können? Geht es nur darum Gott zu ehren oder müssen exakt die jüdischen Vorgaben eingehalten werden?

  • Schon das Wort „Schöpfung“ (oder „Erschaffung“) impliziert eine irgendwie geartete Handlung einer Person/Macht/Wesenheit, die „schöpft“ bzw. erschafft.

    Diese Wortwahl geht also nicht mit gerade aktuellen Entstehungstheorien unseres Universums zusammen und suggeriert bereits, dass o. g. Wesenheiten zumindest mal existiert haben müssten.

    Das ganze Argument hat schon das Problem, dass Du gerade den mehrfach übersetzen deutschen Text als Argument nimmst. Um korrekt zu argumentieren müsstest du dich an den Originaltext halten und gleichzeitig prüfen, wie die Wörter damals verstanden wurden. In der Prozesstheologie gibt es beispielsweise das Bild, dass Gott auf alle Elemente einwirkt sich auf eine bestimmte Art und Weise zu verhalten. Und wer sagt nicht, dass Gott das Universum geschaffen hat, so dass es einen Urknall mit all den Folgen gab.

  • Also, nachdem die Diskussion sich abermals entwickelt hat und es ja eher um religiöse Inhalte und Fragestellungen geht, nicht mehr primär um die Frage nach der Rechtfertigung von konfessionellem Religionsunterricht, zu dem ich ja meine Einstellung mehrfach deutlich gemacht habe:

    Ich finde durchaus, dass man in der Betrachtung und Analyse unserer aktuellen gesellschaftlichen Strukturen den Einfluss des Christentums nicht leugnen oder ignorieren sollte. Brauche ich persönlich die 10 Gebote, um nicht zu stehlen oder zu morden? Nein. Deswegen kann die Frage, inwiefern sie unsere Wertevorstellungen und unser Rechtssystem mitgeprägt haben, schon interessant sein. Ebenso wie die Frage, ob wir uns ohne diesen Einfluss anders entwickelt hätten.

    In der Tat könnte ich mir als Atheist und als Gegner des konfessionellen Religionsunterrichts auch vorstellen, mich mit solchen Fragestellungen zu beschäftigen.

    Vor diesem Hintergrund eine - ernst gemeinte - Frage:

    Die Bibel berichtet von Gott. Sie ist für die evangelische Kirche nicht wörtlich als Gottes Wort zu verstehen.

    Bezieht sich diese Einschätzung dann aus gängiger christlicher Sicht nur auf das Alte Testamtent? Denn sonst wären deine weiteren Ausführungen ja widersprüchlich, wenn du Zitate von Jesus als Argumentationsgrundlage nimmst:

    Jesus selber stellt sich doch über den Sabbat, wenn er sagt: "Deshalb ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat." Mal abgesehen von "Und Jesus sagte zu ihnen: Der Sabbat wurde für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für den Sabbat." Heißt das nicht, dass wir den Sabbat auch Sonntag feiern können?

    Im Grunde schließt das an die Frage an, die ich vor ein paar Seiten schon mal Plattenspieler gestellt habe und auch die ich schon eine recht interessante Antwort bekommen: Wie viel aus dem Neuen Testament wird als historische Wahrheit verstanden, wenn die Wundergeschichten und auch die Auferstehung religionswissenschaftlich (und theologisch?) nicht als Faktum angenommen werden?

  • Ich habe jetzt noch mal nachgesehen. Lies doch mal Matthäus 6,19-24. Es ist also durchaus das Ansammeln von Reichtümern gemeint.

    Thema war das Nebengötterverbot in den Zehn Geboten. Matthäus 6, 19–24 hat damit nichts zu tun.

  • Bezüglich Erschaffung der Welt, so wie es in der Bibel steht: Diese steht im Alten Testament, also in der Heiligen Schrift der Juden. Erst das Neue Testament ist die Heilige Schrift der Christen.

    Hier muss ich doch entschieden widersprechen. Die Heilige Schrift der Christen ist die gesamte Bibel, also AT und NT (bezüglich der Deuterokanonika gibt es Unterschiede zwischen den verschiedenen Konfessionen).

    Dein obiges Zitat klingt für mich sehr nach Markionismus.

  • Und wer sagt nicht, dass Gott das Universum geschaffen hat, so dass es einen Urknall mit all den Folgen gab

    Ich finde ein ehrliches "das wissen wir nicht" hier angebrachter.

  • Ich finde ein ehrliches "das wissen wir nicht" hier angebrachter.

    Als Geisteswissenschaftler fand ich es irgendwie krass, als ich versucht habe, Hawkings "Brief History of Time" zu lesen und er sogar noch weiter gegangen ist. Auf die Frage, was denn vor dem Urknall war, schreibt er sinngemäß, dass sich diese Frage einfach nicht stellt, da alles Erforschbare mit dem Urknall entstanden ist und dass damit auch die Beschäftigung enden muss. Disclaimer: Wenn ich es richtig verstanden habe.

  • Wir sind nicht im Koran. Die Bibel berichtet von Gott. Sie ist für die evangelische Kirche nicht wörtlich als Gottes Wort zu verstehen. Entsprechend gehört es dazu über die Bibel zu sprechen, zu diskutieren, sie auszulegen. Nichts anderes hat Luther auch gemacht. Das hat nichts mit Willkür zu tun. Aber es bedeutet, dass man überlegen darf/kann/soll was biblische Texte bedeuten (sollen) und was sie für uns heute bedeuten.

    Als Christen sind wir auch keine Juden. Was heißt: Bleiben wir beim Original? Und wieso war Jesus da nicht die Ausnahme? Jesus selber stellt sich doch über den Sabbat, wenn er sagt: "Deshalb ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat." Mal abgesehen von "Und Jesus sagte zu ihnen: Der Sabbat wurde für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für den Sabbat." Heißt das nicht, dass wir den Sabbat auch Sonntag feiern können? Geht es nur darum Gott zu ehren oder müssen exakt die jüdischen Vorgaben eingehalten werden?

    Du kannst natürlich feiern was du möchtest und glauben was du möchtest und du darfst auch Texte interpretieren, wie es dir gefällt. Mach aus dem Sabbat was dir gefällt, pack ihn auf einen anderen Tag. Nur musst du mir eben dann auch zugestehen, dass ich nicht sehe, wie du dich nach den 10 Geboten richtest. Das musst du aushalten.


    Der Koran wird übrigens auch interpretiert.

  • Vor diesem Hintergrund eine - ernst gemeinte - Frage:

    Bezieht sich diese Einschätzung dann aus gängiger christlicher Sicht nur auf das Alte Testamtent? ... Wie viel aus dem Neuen Testament wird als historische Wahrheit verstanden, wenn die Wundergeschichten und auch die Auferstehung religionswissenschaftlich (und theologisch?) nicht als Faktum angenommen werden?

    Also grundsätzlich gibt es sicher nicht die christliche Sicht. Alleine zwischen katholischer und evangelischer Kirche bestehen schon große Unterschiede. Dann gibt es auch in der evangelischen Kirche noch viele Unterschiede. Die reformierte Kirche, die evangelisch-lutheranische Kirche ... Gar nicht zu sprechen von orthodoxen Christen, Zeugen Jehovas, ...


    Daher wird es nicht die eine Antwort geben.


    Als evangelische Christ würde ich sagen. Bei den reformierten Kirchen steht die Predig im Mittelpunkt. In der evangelisch-lutherischen Kirche die Bibel. Aber die Bibel wird nicht als Gottes Wort sondern als zentrales Zeugnis von Gott gesehen. D.h. alle Berichte müssen unter dem Aspekt gelesen werden, dass ein Menschen zu seiner Zeit über seine Erfahrungen mit Gott spricht. Dabei muss sich die Auslegung der Texte an der Bibel messen. Ich kann nicht etwas interpretieren was der Bibel widerspricht. Am Ende ist das wichtigste Kriterium Jesus Christus. Seine Worte, seine Predigt ist die Richtschnur. Das ganze ist jetzt natürlich nicht ganz so einfach, da sich Teile der Bibel widersprechen. Das ist aber auch grundsätzlich erklärbar, weil halt fehlbare Menschen über Gott berichten. Wenn man z.B. die Schöpfungsgeschichte nimmt, weiß man dass sie wahrscheinlich in Bezug auf die historischen Ereignisse und das Babylonische Exil der Juden steht. Es gibt auch kein Anzeichen dafür, dass hier Gottes Wort direkt aufgeschrieben werden sollte. Daher wird sie als Symbol in Abgrenzung zum babylonischen Glauben gesehen. Bei anderen Geschichten würde man sie eher als historischen Bericht sehen. Oder man würde zu mindestens davon ausgehen, dass sie auf einem historischen Kern beruhen. Gerade bei Jesus-Berichten im neuen Testament würde man davon ausgehen, dass es nahe an Jesus Worte dran ist. Entsprechend wird es dann im historischen Kontext ausgelegt. Wenn wir von Senfkörnern hören, kann man damit heute kaum etwas anfangen. Aber die Menschen damals verstanden es. Jetzt können wir überlegen, wo es uns heute betrifft. Gerade aber, da es keine Autorität wie den Pabst gibt, ist es auch immer eine Auslegungssache. Für den Unterricht ist es natürlich wichtig zu wissen, was die "Lehrmeinung" der evangelischen Kirche ist. Es macht also schon Sinn sich an der Auslegung der Kirche zu orientieren. Für die einzelnen Gläubigen bleibt aber auch ein Anteil persönlicher Bibelauslegung. Letztlich hat auch Luther als einzelner Gläubiger der katholischen Kirche in ihrer Bibelauslegung widersprochen und seine Meinung mit der Bibel begründet. Am Ende ist es immer schwierig.

  • Thema war das Nebengötterverbot in den Zehn Geboten. Matthäus 6, 19–24 hat damit nichts zu tun.

    6,24 wird aber durchaus so interpretiert, dass der Mammon vergöttert wird und dieses dem Verbot anderer Götter wiederspricht.

  • Ich finde ein ehrliches "das wissen wir nicht" hier angebrachter.

    Genau. Und daher kann man durchaus die Urknalltheorien und Darwin akzeptieren und trotzdem einen Schöpfer hinter den Ereignissen sehen.

    Du kannst natürlich feiern was du möchtest und glauben was du möchtest und du darfst auch Texte interpretieren, wie es dir gefällt. Mach aus dem Sabbat was dir gefällt, pack ihn auf einen anderen Tag. Nur musst du mir eben dann auch zugestehen, dass ich nicht sehe, wie du dich nach den 10 Geboten richtest. Das musst du aushalten.


    Der Koran wird übrigens auch interpretiert.

    Der Koran wird aber von den meisten Moslem als wörtlich von Allah angesehen. Das ist schon ein großes Unterschied.


    Es geht nicht darum, was ich glaube. Für die meisten christlichen Kirchen ist der Sonntag der christliche Feiertag. Das lässt sich auch durchaus in Einklang mit der Bibel bringen. Du kannst es anders sehen. Es gibt auch Christen, die die Bibel wörtlich auslegen.

  • Also sollten linientreue Religionslehrer*innen deutlich weniger verdienen als andere... hmmmm :stumm: :pfeifen:

    Man könnte natürlich auch behaupten, dass Beamte grundsätzlich nicht dem Reichtum dienen sollen. Dann hätten wir gleich einen zweiten Dienstherrn. :dollar:

  • Wenn ich es richtig verstanden habe

    Das ist auch mein naturwissenschaftliches Verständnis von der Sache, ja. Es macht auch keinen Sinn innerhalb eines bestehenden Paradigmas ein Axiom weiter zu hinterfragen. Kann man natürlich schon, interessiert mich aber schlichtweg nicht.

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