Religionsunterricht an staatlichen Schulen?

  • Dass es Gott nicht gibt und ihr Gebet völlig sinnlos ist.

    Wahrscheinlich meinst du es ironisch, aber so witzig ist es halt nicht. Wenn du ihnen beibringst, dass es Gott gibt, was vermittelst du ihnen denn dann? Dass er sie und die Oma in der Ukraine nicht lieb hat, wenn der Krieg weitergeht und die Oma stirbt? Wieso dürfen die Kinder nicht lieber über ihre Ängste und Trauer sprechen z.B. mit jemandem, der Ahnung davon hat, wie man über den Tod mit Kindern spricht und vor allem mit Kriegstraumatisierten?


    Da es keine Vorlage gibt, wie Glauben auszusehen hat, kannst du nur deine persönliche Sicht vermitteln und da fängt das Gefährliche an. Du hältst deinen eigenen Glauben natürlich für richtig und irgendwie was Nettes, Beruhigendes. Dafür gibt es aber keine objektive, vergleichende Instanz, die psychologisch fundierte Kriterien hätte, es gibt nur dein persönliches "Gefühl". Und die Gefühle aller anderen Relikollegen natürlich.

  • wann, in welchem Unterricht hat man die Gelegenheit und Zeit dazu?

    In absolut jedem Unterricht einer halbwegs empathischen Lehrperson. Wir beten nicht für die Ukraine und auch nicht für die Erdbebenopfer in der Türkei, wir haben jeweils innerhalb kürzester Zeit und mit einem unglaublichen Engagement auf Seiten von Lehrpersonen und Jugendlichen fünfstellige (!!) Beträge an Spendengeldern gesammelt. Hin und wieder kommt es tatsächlich auch vor, dass ich erwachsene junge Menschen einfach in den Arm nehme und weinen lasse, wenn zu Hause grad alles nur noch scheisse ist. Aber klar, das hab ich mir jetzt sicher nur ausgedacht, ne?

  • Das entscheide ich doch nicht. Möchtest du den Thread schließen?

    Wenn die Diskussion sachlich bleibt und alle drei Parteien (kein Religionsunterricht, Religionsunterricht mit christlichem Schwerpunkt und Religionsunterricht mit gleichberechtiger Thematisierung aller Weltreligionen) offen für die Argumente der Gegenseiten sind, dann nicht. Wenn es nur darum geht, Recht zu haben, sich gegenseitig Vorwürfe zu machen oder zum 315. Mal dasselbe Argument zu bedienen, erachte ich eine solche Diskussion als wenig fruchtvoll und dürfte meiner Meinung nach geschlossen werden. Das hängt also von allen Beteiligten hier ab, wobei ich insbesondere dich da auch ansprechen würde, da du dich hier im Thread sehr engagiert (und das meine ich erst einmal völlig wertneutral) einbringst.

  • Wir beten nicht für die Ukraine und auch nicht für die Erdbebenopfer in der Türkei

    Sind Gebete nicht immer nur für die Betenden? (ob immer sinnstiftend sei mal dahingestellt)

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Und da wunderst du dich, dass hier von Übergriffigkeit und Indoktrination geschrieben wird?

    Nein, mich wundert das Ausmaß dessen, was öffentlich sichtbar und unwidersprochen geschieht. Das heißt nicht, dass ich das Geschehene in Frage stelle, sondern dass es mich trotz dessen, was ich weiß, erschreckt, dass offenbar viele zugeguckt haben und weiterhin zugucken, schweigen und decken.


    Meine Sozialisation ist in allen Bereichen eine komplett andere.


    Meinen sehr persönlichen Text habe ich hier wieder gelöscht.


    Übergriffige Menschen gab es, aber in meiner Beobachtung wurden sie sichtbar zur Rede gestellt und ich weiß auch davon, dass sie ihre Fehler öffentlich eingestanden haben und für ihr Verhalten Konsequenzen getragen haben.

    Ich bin kirchlich sozialisiert, es war immer möglich, zu fragen und zu sagen, was man wollte.

    Es war immer klar, dass es Menschen unterschiedlicher Konfession und Religion gibt und dass man sich mit ihnen austauschen kann, ohne es zu werten. Vielleicht ist es die Vielfalt, die es bewirkt. Vielleicht liegt es an vielen Glaubensflüchtlingen in der Region, vielleicht an gewählten Pastor:innen, die weit weniger Macht haben, weil man sie auch abwählen kann - das schafft Möglichkeiten, die auch praktiziert werden.

    Also ist man von ihnen weit weniger abhängig ... religiös gesehen auch nicht, weil viele Elemente, mit denen man Macht ausüben kann, fehlen.

    Den Ausschluss vom Abendmahl kenne ich nur historisch ... und selbst in der katholischen Kirche wird hier darüber diskutiert, ob man überhaupt jemanden ausschließen könne, und dem, der bittet, die Hostie nicht vorenthalten.

    Religionsunterricht war ohne Ausnahme von staatlich ausgebildeten Lehrkräften und konfessionelle Schulen gibt es hier so gut wie keine.


    Es gibt hier viele Menschen unterschiedlicher Konfession oder Religion, die sich miteinander treffen, die gegenseitig zu Gottesdiensten gehen, viele Menschen in konfessionsverbindenden Ehen oder Lebensgemeinschaften.

    Und ja, es gibt auch religiöse Gemeinschaften mit einengenden Regeln, mit Vorschriften, mit hoher sozialer Kontrolle. Viele Vorgehensweisen erscheinen aus der Gruppe heraus plausibel und "richtig", außenstehend nicht nachvollziehbar.

    Aber selbst in diesen Gruppen, die ich kennengelernt habe, ging es nicht einmal annähernd um Taten, wie du sie benennst.

  • Es gibt keine Alternative. Habe ich schon geschrieben. Ja wir hätten die Kinder auch jeden Tage 15km pro Strecke fahren können. Organisatorisch wäre das zwar nix geworden, aber ja ne ist kein Problem. Wir haben die dort nur hingeschickt, damit ich mich drüber aufregen kann.

    Aber das ist doch nicht das Problem der Kirche? Dann beschwere dich bei deiner Gemeinde, dass sie dort einen Kindergarten betreiben sollen? Oder mache einen Elternverein und Gründe einen eigenen? Aber was willst Du da der Kirche vorwerfen? Sollen sie keinen Kindergarten betreiben, damit alle Eltern 15 km fahren sollen? Ich finde 15 km übrigens auch nicht wirklich problematisch. Wir haben hier genug Ecken, wo man 15 km fahren muss um überhaupt irgendeinen Kindergarten oder eine Schule zu erreichen.

  • Wahrscheinlich meinst du es ironisch, aber so witzig ist es halt nicht. Wenn du ihnen beibringst, dass es Gott gibt, was vermittelst du ihnen denn dann? Dass er sie und die Oma in der Ukraine nicht lieb hat, wenn der Krieg weitergeht und die Oma stirbt?

    Das sind doch Grundfragen des Glaubens. Da wären doch beim Theodizee-Problem. Das haben wir zum Beispiel im Religionsunterricht der Oberstufe gemacht. Und es gibt auch genug Menschen, für die das Leid in irgendeiner Form ein Beweis ist, dass es keinen allmächtigen und gütigen Gott gibt. Irgendwo gab es mal ein Zitat, was mich damals persönlich sehr bewegt hat: Wer in Ausschwitz Kinder am Galgen baumeln gesehen hat, kann nicht mehr an einen allmächtigen und gütigen Gott glauben.

    Aber es geht doch auch im Glauben darum sich mit solchen Gedanken, mit Zweifeln auseinanderzusetzen und Lösungen zu finden. Die Kirche kann Lösungen anbieten. Gerade in den evangelischen Kirchen ist es aber nie eine endgültige Wahrheit.

  • Du hast mitbekommen, was die letzten Jahrzehnte (!!) alles aufgedeckt wurde, was insbesondere die Katholen versucht haben unter den Teppich zu kehren? Und da wunderst du dich, dass hier von Übergriffigkeit und Indoktrination geschrieben wird? Ja, aber sicher doch. Was denkst du denn, wer für die ganze Schweinerei verantwortlich ist und wie das hat so lange unter dem Radar hat bleiben können? Das geht doch nur, wenn genügend Leute mitmachen oder mindestens das Maul nicht aufbekommen.

    Und weil ein Teil der Kirche Mist gebaut hat, sind gleich alle schlecht? Wenn 20 Ausländer Sylvester in Köln junge Frauen jagen, sind gleich alle schlecht?

    Ja, es gab viele schlimme Dinge, gerade in der katholischen Kirche.

    Ja, es muss sich viel ändern. Systeme müssen aufgebrochen werden und geändert werden.

    Aber deswegen sind noch lange nicht alle oder die Mehrheit schlimm. Ich bin überzeugt, dass die Mehrheit gute Menschen sind.

  • Aber das ist doch nicht das Problem der Kirche? Dann beschwere dich bei deiner Gemeinde, dass sie dort einen Kindergarten betreiben sollen? Oder mache einen Elternverein und Gründe einen eigenen? Aber was willst Du da der Kirche vorwerfen? Sollen sie keinen Kindergarten betreiben, damit alle Eltern 15 km fahren sollen? Ich finde 15 km übrigens auch nicht wirklich problematisch. Wir haben hier genug Ecken, wo man 15 km fahren muss um überhaupt irgendeinen Kindergarten oder eine Schule zu erreichen.

    Hast du ein großes Buch voller zusammenhangsloser Ausreden? Ich bin jetzt endgültig raus.

  • Man kann auch unter anderen Lehrpersonen leiden als unter Geistlichen und sich von ihnen indoktriniert und bedrängt fühlen und noch viel mehr.

    Jeder Mensch könnte das und nun?

  • Whataboutism. Ich kann gerne noch weiter schreiben: Wir haben an der Schule, an der ich arbeite, 2 Lehrpersonen entlassen für ein Verhalten, welches ich selbst als Schülerin 9 Jahre lang unter der Scheinheiligkeit der katholischen Kirche erlebt habe. Den armen Hascherln vergibt der liebe Gott ja für ihre Sünden.

  • Als Kind stehst du dem hilflos gegenüber und bist in einer Abhängigkeitsposition, das ist mehr als irgendein Mensch.

    Ja, aber was genau hat das mit dem Thema zu tun?

  • Oh, eine ganze Menge. Das Schweigen rührt ja aus der sozialen Abhängigkeit. Als Kind will man dazugehören.

  • Ja, aber was genau hat das mit dem Thema zu tun?

    Was hat hier alles mit dem Thema zu tun? Wenn jemand schreibt, wie sehr er unter dem Religionsunterricht gelitten hat und alle zustimmen, kann ich sagen, wie sehr ich z.B. unter einem Mathelehrer gelitten habe, der mich jahrelang bloßgestellt hat. Zählt bloß nicht. Das war für mich genauso Gewalt und Missbrauch meiner Seele. Aber die gibt es ja hier nicht.

  • Übergriffige Menschen gab es, aber in meiner Beobachtung wurden sie sichtbar zur Rede gestellt und ich weiß auch davon, dass sie ihre Fehler öffentlich eingestanden haben und für ihr Verhalten Konsequenzen getragen haben.

    Hab ich das jetzt falsch verstanden?
    Das ist doch nicht dein Ernst.

    Es gibt gerade in kirchlichen Breiten immer noch solche Verbrecher. Und sie werden systematisch geschützt. Von Reue ist da keine Spur.
    Das sage ich als gläubiger Katholik: Diese Typen und das System, das sie trägt, sind absolut unchristlich.

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • ... wie sehr ich z.B. unter einem Mathelehrer gelitten habe, der mich jahrelang bloßgestellt hat. Zählt bloß nicht.

    Zählt auch, hat nur nix mit Mathe zu tun.

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Zählt bloß nicht.

    Natürlich zählt das, schiess los. Der Unterschied ist: Es war halt zufällig dein Mathelehrer, es hätte auch der Chemiker oder der Deutschlehrer sein können.

  • Oh nein, das hatte aber sowas von System, da könnte ich wirklich ganz weit ausholen.

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