Religionsunterricht an staatlichen Schulen?

  • Jemandem, der seinen gesamten Lebensentwurf darauf ausrichtet, aus unerklärten Phänomenen eine Mystik abzuleiten, die sein Leben leitet und in der er sein Seelenheil vermutet, vielleicht schon eher.


    Ich denke, dass man davon ausgehen kann, dass die überwältigende Mehrheit der Gläubigen das auch nicht tut. Solche Menschen sind heutzutage eher selten.

    Aber dennoch müsste niemand diesen Glauben teilen und wenn ich versuchen würde, diesen Glauben als Wahrheit zu verbreiten, müsste ich - zurecht - damit rechnen, wenn ich damit auf Widerstand treffen würde.

    Ich erwarte das auch nicht. Ich finde auch Kritik durchaus sinnvoll. Aber die Art und Weise wie sich einzelne darüber äußern ist nicht mehr in Ordnung für mich. Wenn ich Glauben mit Märchen gleichsetze oder Gläubigen die Vernunft abspreche, ist das aus meiner Sicht sowohl intolerant als auch beleidigend.

    Ich bin mir selber nicht sicher, was ich glaube. Das ist für mich auch in Ordnung. Aber ich erwarte in Deutschland eine Toleranz, dass man die Glaubensfreiheit akzeptiert. Insbesondere in einem Forum mit Beamten und Angestellten im öffentlichen Dienst sollte das normal sein. Trotzdem kann man sich als Atheist positionieren oder konfessionellen Religionsunterricht ablehnen. Aber einzelnen Leuten geht es doch nur darum Stress zu machen und zu polarisieren.

  • Du tust so, als ob Gott ein Forschungsgegenstand der Christen wäre. Allein dieser "Christentumzentrismus"... Es gibt so viele Menschen auf der Welt, die einer Religion angehören, die viele Götter oder gar keinen kennt. Kann ja zum Glück jeder glauben, was er oder sie mag. Aber die Idee, die recht konkrete Suche nach Wasser auf dem Mars mit den vom Himmel gefallenen Lehren des Christentums zu vergleichen, kann ich nicht nachvollziehen.

    Die Religionen sind nicht vom Himmel gefallen sondern teilweise Ergebnis eine Jahrhundertelangen Entwicklung. Es geht auch nicht nur um Christentum sondern allgemein um Religiosität. Und selbstverständlich ist die Frage nach der Existenz Gottes eine zentrale Frage der Religionswissenschaften. Ich denke nur an das Theodizee-Problem. Das haben Gläubige als Beweis für die Nicht-Existenz Gottes angesehen. Und auch sonst verändert es sicherlich bei vielen, die sich damit beschäftigen ihr Gottesbild. Es gibt auch nicht das eine Gottesbild. Im Idealfall entwickelt es sich und man erreicht eine höhere "Stufe" des Verständnisse. Leider bleiben viele Menschen auf einer Stufe "Gott da oben im Himmel. Das kann es gar nicht geben." stehen. Spannend sind auch solche Fragen wie Prozesstheologie. Das steht natürlich teilweise im Kontrast zur Lehrmeinung der Kirchen aber trotzdem habe ich das schon im Religionsunterricht der Oberstufe kennen gelernt. Damals gab es eine spannende Serie "Gott und das Leid". Und vor allem gibt es dazu auch keine Lösung.

  • WillG Ich finde es übrigens sehr toll, dass du als Geisteswissenschaftler noch die Musse hast. Meinen Schüler*innen hätte ich längst gesagt, sie mögen bitte hinsetzen und erst mal lesen, bevor sie mit mir weiter diskutieren. Es ist grad so entfernt von jeglicher Rationalität und grundlegendem Wissenschaftsverständnis, dass ich nicht wüsste, wo überhaupt anfangen zu erklären. Also doch... Bei Null halt. Aber muss das sein, wenn man mit Leuten diskutiert, die eigentlich mal studiert haben? Es ist einfach nur noch peinlich.

  • Ach... Und Danke auch an Plattenspieler . Wir teilen zwar bei weitem nicht die gleichen Ansichten, aber dir kaufe ich ab, dass du ernst meinst, was du schreibst und deinen Standpunkt auch mit nachvollziehbaren und durchdachten Argumenten vertreten kannst. Eigentlich würden mich deine Ausführungen zum Thema auch weiterhin interessieren.

  • Hinduisten und Buddhisten kannst du schon mal nicht meinen, sonst müsstest du ja über Götter im Plural schreiben.

  • Wir haben in Deutschland Millionen Gläubiger.

    *Glaubende

    Zudem ist das nicht richtig. Wir haben Millionen Kirchenmitglieder, weil man das automatisch ohne gefragt zu werden wird, wenn die Eltern das möchten.

    Den meisten Menschen ist Religion aber entweder vollkommen unwichtig oder unwichtig, bis sie diese heranziehen können, um Menschen Dinge zu verbieten, ein Wir-gegen-Die aufzumachen oder gerade Weihnachten ist und man als "Christ" ja mal in die Kirche gehen sollte.


    Zitat

    Deine Aussagen über deren Glauben zeigt mir eher, dass bei dir etwas mehr Verständnis für die Einstellung dieser Menschen angebracht wäre. Vielleicht hättest Du etwas Religionsunterricht nötig, damit Du verstehst, welche Rolle der Glauben spielen kann

    Von "Glauben" habe ich meines Wissens nichts geschrieben. Es geht um Religion, die ist erstmal unabhängig davon, was Individuen glauben.

    Religionsunterricht hatte ich 13 Jahre lang, ich war in meiner Kirchengemeinde engagiert, als Betreuer auf Freizeiten etc. pp. Keine Angst, von Kirche habe ich genug abbekommen. Was mich immer abgeschreckt hat ist, an was für Zeug Menschen ernsthaft und inbrünstig glauben, ohne darüber nachzudenken. Die meisten Menschen reflektieren nicht über das, was ihnen über Jahre eingetrichtert wird. Die jammern dann, wenn sie in der Kirche nicht mit Oblaten gefüttert werden, sondern sie wegen Infektionsschutz eigenständig essen müssen. Oder enterben ihren schwulen Sohn, weil der Papst keine Schwulen mag. Mittlerweile haben ich mit dem Verein von Verrückten glücklicherweise nichts mehr zu tun.

    Zitat

    Ich muss selbst nicht gläubig sein aber ein gewisses Verständnis sollte doch jeder haben.

    Ich habe Verständnis dafür, dass Menschen sich in Gemeinden oder anderen Gruppen organisieren wollen, Gemeinschaftsgefühl suchen und sich in der Gemeinschaft wohler fühlen. Das kann jeder Verein und jede Organisation leisten. Kein Verständnis habe ich bspw. dafür, dass man Kinder wie selbstverständlich mit religiösen Geschichten indoktriniert und ihnen "Gottesfürchtigkeit" beibringen will. Dass es den Osterhasen nicht gibt, erzählt man Kindern irgendwann (oder sie kommen von selbst drauf). Ich habe auch kein Verständnis dafür, dass Verbrecher, die Kinder vergewaltigen, in der katholischen Kirche keine Konsequenzen zu befürchten haben, weil sie durch ihre Kollegen geschützt werden und keiner staatlichen Strafverfolgung unterliegen. Aber das, was die Chefs da machen, hat natürlich nichts mit der Kirche ansich zu tun, schon klar.

  • Was ein Band im Stundenplan ist, weißt du aber schon, oder?

    Die Ausgangsfrage war, was man streichen kann, um mehr Zeit zum Lesen zu gewinnen.

    Man kann im Ethikunterricht lesen. Wo ist das Problem? Wenn Ethik und nicht Religion unterrichtet wird, geht das sogar ohne Lügen.


    Zitat


    … auf welcher Grundlage du zu deinen Äußerungen kommst, wenn du doch auf Märchenstunden verzichten möchtest.

    Lebenserfahrung, gesunder Menschenverstand und die Abwesenheit der Arroganz zu glauben, dass zufällig irgendeine der ausgedachten Religionen Recht hat.

    Sollte es irgendeinen "Gott" oder mehrere "Götter" geben, weiß ich sicher, dass die nicht mit dem Papst oder Imamen reden. Auch nicht im übertragenen Sinne. Diese Geschichten sind ausgedacht.

  • Und wenn du eine einzelne Gottheit einer polytheistischen Religion näher bezeichnen möchtest, bezeichnest du sie wie?

    In polytheistischen Religionen geht es nicht um einen, sondern um mehrere Götter. Wenn du von "Gott" schreibst, meinst du ganz offensichtlich keine polytheistischen Reglionen. Und wahrscheinlich nicht mal andere monotheistische als das Christentum.

  • Die Religionen sind nicht vom Himmel gefallen sondern teilweise Ergebnis eine Jahrhundertelangen Entwicklung.

    Das ist keine Entwicklung sondern eine weitergegebene Erzählung. Die Analogie zu Märchen so absurd nun nicht.


    Es geht auch nicht nur um Christentum sondern allgemein um Religiosität.

    Wem geht es darum? Ich habe Palim zitiert und die sprach von einem Gott.


    Und selbstverständlich ist die Frage nach der Existenz Gottes eine zentrale Frage der Religionswissenschaften.

    Wie oft noch, Religionswissenschaften wie der Name sagt, beschäftigen sich mit Religionen, also dem Kulturgut und nicht mit dem Versuch, eine Existenz eines bestimmten Gottes zu beweisen.



    "Es gibt auch nicht das eine Gottesbild. Im Idealfall entwickelt es sich und man erreicht eine höhere "Stufe" des Verständnisse. Leider bleiben viele Menschen auf einer Stufe "Gott da oben im Himmel. Das kann es gar nicht geben.""


    Das Schlimme ist, dass du das für Toleranz hältst.

  • Drei Christen/Theologen, vier Meinungen, würde ich sagen.

    sieht mir nach einer richtig guten Grundlage aus.

    Die Auferstehung wird von der überwiegenden Mehrheit der universitären Theologie im deutschsprachigen Raum ebenfalls nicht als historische Tatsache betrachtet.

    Was wird denn Kindern in Reliegions-„Unterricht“ dazu erzählt? Ist das klar, dass das eine Metapher sein soll?


    Als Eugen Drewermann die z. B. jungfräuliche Geburt als Symbol deuten wollte, hat er von der katholischen Kirche schwer eines auf den Deckel bekommen. Wurde er nicht gar seines Lehrstuhles enthoben? In wissenschaftliche Kreisen wäre das anders abgelaufen. Die katholische Kirche darf aber mit dem Fuß aufstampfen und missliebigen Kindern das Mitspielen verbieten.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Vielleicht hättest Du etwas Religionsunterricht nötig, damit Du verstehst, welche Rolle der Glauben spielen kann.

    Wohl kaum. Welche Rolle Religionenn für die Gesellschaft oder für die Einzelne spielen, kann man woanders besser lernen. Geschichte, Soziologie, Züchologie. Da kann man mal anfangen.


    Wer etwas über Religion verstehen will, sollte sich mit Religion beschäftigen, am besten auf wissenschaftlicher Grundlage. Die Reproduktion der religiösen Innensicht hält dabei eher auf. Eine hübsche Blume ist selten eine gute Gärtnerin.

  • Fällt dir zu den anderen Weltregionen auch noch Kritik ein? So ist z.B. auch der Islam bzw. das Verhältnis zwischen Christen und Muslimen durchaus ein Thema im Religionsunterricht.

  • Fällt dir zu den anderen Weltregionen auch noch Kritik ein? So ist z.B. auch der Islam bzw. das Verhältnis zwischen Christen und Muslimen durchaus ein Thema im Religionsunterricht.

    Ich würde sagen, die Kritik ist die Gleiche.

  • Die Existenz einer wie auch immer gearteten Macht kann aktuell weder widerlegt noch bewiesen werden.

    Natürlich nicht. Etwas so unspezifisches wie eine „wie auch immer geartete Macht“ kann überhaupt nicht Gegenstand einer rationalen Beschäftigung sein. In der Wissenschaft be- oder widerlegt man Thesen. Und die müssen schon einigermaßen klar sein. Religiöses Geschwurbel ist das in aller Regel nicht.


    Aber ich sollte auch eine gewissen Respekt für andere Meinungen haben, wenn diese auch möglich sind.

    Zunächst mal halte ich Glaubensfreiheit für ein hohes kulturelles Gut. U. a, das Christentum hat Jahrhunderte dagegen gearbeitet.


    Es darf tatsächlich jede glauben, was sie will. Ganz pragmatisch kann man sie eh nicht davon abhalten. Trotzdem muss es ich nicht erschließen, wie so manche absurde Idee in die Köpfen von Menschen kommt. Das sollte man dann nicht zu persönlich nehmen. A glaubt etwas, B versteht es nicht, trotzdem können sie zusammen arbeiten und kegeln.


    Das macht doch gerade Toleranz aus, dass man jemand anderer den Glauben lässt, ohne ihn zu verstehen. Wenn zwei die gleiche Ansicht haben, ist Toleranz ja gar keine Leistung.

    Es geht hier nicht um irgendwelche Märchen oder irgendwelche Coronaleugner, die wissenschaftliche Fakten ignorieren.

    Nein, es geht um spezielle Märchen, denen man gerne Realität andichten möchte. Mit dem Ignorieren wissenschaftlicher Fakten hat das Christentum auch so ihre Tradition. Galileo Galilei wurde mit der Folter bedroht, damit er seine astronomischen Erkenntnisse leugnete.

    Hier geht es um den Bereich unserer Existenz, der sich (noch) unserem Zugriff entzieht.

    Auch das ist nur Geschwurbel. Wenn sich Dinge „der Erkenntnis entziehen“, kann man über diese eben nichts aussagen. Man kann in einem dunklen Raum nach einer schwarzen Katze, die nicht da ist, suchen, wenn einer das Spaß macht. Wenn man dann ruft „Ich hab' sie.“ darf man sich nicht wundern, dass man schräg angekuckt wird.


    Da finde ich den Beitrag von Schmidt durchaus unangemessen. Im Endeffekt spricht er Gläubigen jegliche Vernunft ab.

    Nein. Er kann halt bestimmte ihrer Gedankengänge nicht nachvollziehen. Wären dass völlig unvernünftige Menschen, könnte man das darauf schieben. Wenn aber Menschen, die in anderen Bereichen völlig vernünftig agieren, an einzelnen Stellen völlig absurde Ideen vorbringen, darf man sich schon darüber wundern. Und das darf man auch sagen.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    3 Mal editiert, zuletzt von O. Meier ()

    • Offizieller Beitrag

    Das macht doch gerade Toleranz aus, dass man jemand anderer den Glauben lässt, ohne ihn zu verstehen. Wenn zwei die gleiche Ansicht haben, ist Toleranz ja gar keine Leistung

    Volle Zustimmung.


    Aber wenn du das so siehst, warum bezeichnest du den Glauben der anderen einen Satz weiter als

    Zitat

    Geschwurbel

    😉

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