Religionsunterricht an staatlichen Schulen?

  • Ist das eine ernsthafte oder eine provokative Frage? Ich kenne nur islamische Mathematik. Die beiden Begriffe sind mir nicht bekannt.

    Die Frage war ernst und natürlich gibt es das nicht. Ich versuche dir zu vermitteln, dass katholischer Religionsunterricht ein ideologisch gefärbtes Fach ist, "vergleichende Religionslehre", wenn man so will (also Ethik oder Normen/Werte bzw. Philosophie) aber nicht. Niemand würde katholischen Philosophieunterricht oder katholischen Physikunterricht fordern, weil es eben keine unabhängige konfessionsgebundene Wissenschaft geben und entsprechenden Unterricht geben kann.

  • Im Gegensatz zu Werten und Normen und Überlegungen zur Moral, die müssen natürlich Bestandteil des Unterrichts bleiben. Da bin ich ganz bei dir. Dafür braucht man aber eben keinen Religionsunterricht, aber das sagst du ja auch selbst.

    Das ist aber nicht alleine die Frage des Religionsunterricht. Wir können das Leben nicht auf Fakten oder Werte herunterbrechen. Für viele Menschen spielt(e) halt auch eine gewisse Religiosität eine Rolle. Dann bleibt halt die Frage, ob religiöse Bildung reine Privatsache ist. Andererseits finde ich es auch durchaus sinnvoll, sich mit der Fragen ergebnisoffen zu beschäftigen. Religion nur als Märchen und Mythen darzustellen greift halt viel zu kurz. Ich denke, dass es schon Sinn macht, sich auch in der Schule mit religiöser Bildung zu beschäftigen. Das muss natürlich nicht zwangsläufig im konfessionsgebundenen Religionsunterricht sein.

  • Ich vermute, dass der christliche Religionsunterricht in der Regel nichts anderes ist.

    Du vermutest falsch. Hast du den Rest des Threads nicht verfolgt? Es wurde schon so viel Wichtiges und Richtiges geschrieben. Es scheint mir nur gläubigen Menschen schwer zu fallen, ihre persönliche Weltsicht als ihre persönliche Weltsicht zu identifizieren.

  • Du vermutest falsch. Hast du den Rest des Threads nicht verfolgt? Es wurde schon so viel Wichtiges und Richtiges geschrieben. Es scheint mir nur gläubigen Menschen schwer zu fallen, ihre persönliche Weltsicht als ihre persönliche Weltsicht zu identifizieren.

    Ich habe den Thread verfolgt. Ich habe eher den Eindruck, dass diejenigen, die selber kein Religion unterrichten, den Unterricht als Missionierung kritisieren. Gab es hier irgendjemanden, der Religion unterrichtet und es als seine Aufgabe ansieht Kinder zu bekehren oder missionieren?

    Es mag solche Religionslehrer geben. Ich habe sie bisher nicht getroffen.

  • Wasser predigen...

    ... und Wein bestellen.

    Ach, und gleich kommt noch der Gassenhauer, dass ich dann bitte an Feiertagen auch unterrichten soll.

    Ich feiere gerne Weihnachten. Ich mag Weihnachtsmärkte, ich mag die winterlich-feierliche Stimmung. Ich mag es, mit meiner Familie zusammenzusitzen und zu den Abend zu verbringen. Dabei interessiert mich Christi Geburt ehrlich gesagt wenig.

    Besonders mag ich übrigens den Weihnachtsbaum, dieses ur-christliche Symbol. [/ironie off]

    Ich geh auch gerne auf Volksfeste, ohne dass ich mir dort Töpfe und Pfannen kaufe. Ich war einmal auf der Baseler Fastnacht, das fand ich richtig gut, auch wenn ich nicht wirklich daran glaube, dass der Winter ausgetrieben wird, oder Dämonen oder so. Als ich in den USA studiert habe, habe ich zu Halloween verkleidet, obwohl ich keine Angst vor den Geistern und Dämonen hatte die da angeblich auf den Straßen unterwegs waren. Das hab ich nämlich auch nicht geglaubt.

    Wie viele Feste und Traditionen gefallen dir denn so, obwohl du den ursprünglichen Zweck dahinter nicht mehr verfolgst?

    Und, zurück zu den Feiertagen. Die sind längst nur noch aus Tradition christlich konnotiert. Im Grunde verfolgen sie heute den Zweck den Entlastung, und um den Arbeitnehmern Rückzug zu verschaffen. Wenn wir die Feiertage säkularisieren würden, wäre vielleicht der letzte Montag nicht frei gewesen, dafür halt ein anderer Tag.

  • Die Frage war ernst und natürlich gibt es das nicht. Ich versuche dir zu vermitteln, dass katholischer Religionsunterricht ein ideologisch gefärbtes Fach ist, "vergleichende Religionslehre", wenn man so will (also Ethik oder Normen/Werte bzw. Philosophie) aber nicht. Niemand würde katholischen Philosophieunterricht oder katholischen Physikunterricht fordern, weil es eben keine unabhängige konfessionsgebundene Wissenschaft geben und entsprechenden Unterricht geben kann.

    Katholische Religionsunterricht bräuchte es meiner Meinung nach nicht. Ein Religionsunterricht, der seinen Schwerpunkt auf den Kernelementen aller in Deutschland relevanten christlichen Strömungen hat und darüber hinausgehend auch andere Weltreligionen und ethische Fragestellungen behandelt, entspricht so ziemlich meinen Vorstellungen. So wie ich Zauberwald verstehe, entspricht das so ziemlich ihrem Religionsunterricht.

  • Niemand hier hat sich gegen einen religionswissenschaftlich ausgelegten Unterricht ausgesprochen, der auch Werte und Normen vermitteln darf. Das wurde hier auch schon mehrfach betont. Gerne auch mit einem gewissen Schwerpunkt auf christlichen Traditionen als Grundlage unserer Kultur. Als Deutschlehrer sehe ich hier dem Mehrwert massiv. Da darf dann auch über den Ursrpung christlicher Feiertage gesprochen werden. Das ist sicher historisch und gesellschaftlich interessant und relevant, auch wenn ich daraus jetzt keine Handlungsvorgaben für die Art un Weise ableiten würde, wie man zu Hause Weihnachten und Ostern feiern sollte.

    Aber eben: Die Beschäftigung mit den Inhalten muss wissenschaftlich sowie theoretisch und ohne religiöses Hokuspokus erfolgen.


    Das Problem, das hier von vielen gesehen wird, ist eben der konfessionelle Religionsunterricht, der entsprechende Einmischung von den dahinterstehenden kirchlichen Institutionen ermöglicht.

    Genau das wünsche ich mir doch auch - da sind wir auf derselben Seite!

  • Ich habe den Thread verfolgt. Ich habe eher den Eindruck, dass diejenigen, die selber kein Religion unterrichten, den Unterricht als Missionierung kritisieren. Gab es hier irgendjemanden, der Religion unterrichtet und es als seine Aufgabe ansieht Kinder zu bekehren oder missionieren?

    Es mag solche Religionslehrer geben. Ich habe sie bisher nicht getroffen.

    Es schrieb niemand von Missionierung, soweit ich erinnere. Ich habe aber den bayerischen Lehrplan kath. Rel. zitiert, der bestimmte, wissenschaftlich nicht haltbare Grundannahmen und Weltbilder schlicht voraussetzt.

  • Wissenschaftsgläubigkeit

    Wenn du mir mal bitte erklärst, was das sein soll? Dass Sachen wegen der Gravitation auf den Boden fallen ist schlichtweg ein Axiom, mit "Glauben" hat das nüscht zu tun. Eine Erklärung, welche "Erklärungen" denn nun Religion liefern soll, die wir in den Naturwissenschaften nicht finden, bist du mir auch noch schuldig. Deine nebulösen Andeutungen klingen so als würdest du als nächstes damit ums Eck rücken, man könne durchaus auch glauben, die Erde sei eine Scheibe.

  • Ich war einmal auf der Baseler Fastnacht, das fand ich richtig gut, auch wenn ich nicht wirklich daran glaube, dass der Winter ausgetrieben wird, oder Dämonen oder so.

    Kurze Anmerkung am Rande: Um Winter und Dämonen geht's auch überhaupt nicht an der Basler Fasnacht. Historisch gesehen ist das eine Protestveranstaltung gegen den Bischof. Die Basler Fasnacht ist zutiefst antikatholisch und bis heute unverkennbar militärisch geprägt.

  • soso.. bin ich Dir schuldig. Kommste echt nicht selbst drauf? Hätte ich Dir jetzt zugetraut. Na dann bemühe ich mal den Klassiker:


    Man stelle sich vor, dass die Religion dabei hilft, in Grenzsituationen Halt zu finden. Wenn z.B. ein naher Angehöriger im (möglicherweise ekelhaften) Sterben liegt, dann hilft es u.U. gar nicht, zu wissen, dass dieser bald keine Gehirnaktivitiät mehr hat und zu Staub zerfällt. Hingegen könnte die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod Trost spenden.
    Darüber hinaus sind naturwissenschaftliche Erläuterungen im metaphysischen Bereich imho nicht besser (oder schlechter), als religiöse. Das betrifft nicht nur sowas Abgehobenes wie das Leben nach dem Tod, sondern auch die Frage nach der Entstehung/Wahrnehmung von Gefühlen, Geschmäckern etc. Wir scheinen irgendwie schon mehr zu sein, als unser Gehirn.


    Wissenschaftsgläubigkeit ist im engen Sinne der Glaube daran, dass man mit wissenschaftlichen Methoden, der Erkenntnis näher kommt. Im weiten Sinne ist es auch die Ablehnung sämtlicher nicht wissenschaftlich fassbarer Phänomene und deren Abwertung zu Gunsten der Verabsolutierung der eigenen Methode, die ja eben nur systemimmanente Gültigkeit besitzt. Nebenbei ist die epistemologische Unterscheidung von Glauben und Wissen gar nicht mal soooo eindeutig. Wenngleich ich nicht absolut mit Horkheimer/Adorno übereinstimme, so haben sie doch einen Punkt, wenn sie behaupten Aufklärung sei dialektisch und ich halte es für einen groben Fehler, dies zu vergessen.


    wie schonmal gesagt, bin ich Agnostikerin - mir ist Gott prinzipiell egal. Ich merke aber an Deinen Ausführungen, dass - überkonfessionell oder nicht - wirklich mehr Wissenschaftstheorie an den Schulen unterrichtet werden sollte. Nach dem jetzigen Lehrplan kriegen das pro Abijahrgang höchstens 20% mit.

  • OK, Danke, genau das wollte ich lesen. Um "Erklärungen" geht's da eben genau gar nicht. Glauben darfst du von mir aus an alles mögliche, das interessiert mich überhaupt nicht worin du deinen Seelenfrieden findest.


    Im weiten Sinne ist es auch die Ablehnung sämtlicher nicht wissenschaftlich fassbarer Phänomene und deren Abwertung zu Gunsten der Verabsolutierung der eigenen Methode, die ja eben nur systemimmanente Gültigkeit besitzt.

    Im weitesten Sinne ist mir in meinem naturwissenschaftlichen Umfeld niemand bekannt, auf den solche Beschreibungen zutreffen würden. Aber das ist ja nun auch wieder anekdotisch. Ansonsten kennen die Naturwissenschaften aber definitiv keine absoluten Wahrheiten, also kann's da auch schlecht sowas wie "Verabsolutierung" geben. Ich nannte bereits die Falsifizierbarkeit als Kriterium für Wissenschaftlichkeit im naturwissenschaftlichen Sinne. Wenn mir rumgedreht jemand was von Bioresonanzen erzählt, lehne ich dieses Konzept nicht grundsätzlich ab, ich zweifle aber erheblich an dessen Gültigkeit da es bis anhin noch niemandem gelungen ist, entsprechende Phänomene mit nachvollziehbaren Methoden zu charakterisieren. Glauben darf da wiederum sehr gerne jeder dran, das hat halt für unser aller Alltag wenig bis gar keine praktische Relevanz.


    Ich merke aber an Deinen Ausführungen, dass - überkonfessionell oder nicht - wirklich mehr Wissenschaftstheorie an den Schulen unterrichtet werden sollte.

    Ja, das gebe ich gerne zurück, deine Ausführungen sind höchst widersprüchlich und du pampst gerade einfach nur rum.

  • Wenn man alle Feste feiern will, soll man auch wissen, was man da tut.

    Feiern?!



    Sonst geht es nur um die Geschenke.

    Eben, ist doch alles schick. Menschen haben wohl gerne konkrete Anlässe um anderen Menschen was zu schenken. Da sowieso keiner der "christlichen Feiertage" irgendwie historisch belegt ist und die letzte Kalenderreform meines Wissens weit nach der angeblichen Geburt des angeblichen Jesus Christus passiert ist, ist das doch ziemlich egal, wer wann was feiert.


    Die einzigen Feiertage, an denen ich persönlich tatsächlich irgendwas spezielles vorhabe, sind Neujahr, Fasnacht und der 1. August. Nichts davon hat mit Religion zu tun (zur Basler Fasnacht siehe oben). Eine ähnliche Bedeutung für den Rest der Gesellschaft, in der ich lebe, scheint mir ansonsten nur Weihnachten zu haben, für alles andere interessiert sich niemand, Hauptsache Feiertag. Ostern ist noch was für Leute mit kleinen Kindern. Ich vergesse sogar hin und wieder meinen eigenen Geburtstag, aber der ist ohnehin völlig unchristlich mitten im Hochsommer.


    Ich frage mich allmählich, wo manch einer hier lebt, wo religiöse Feste heutzutage angeblich noch so eine herausragende Bedeutung haben. Selbst im tiefkatholischen Einsiedeln rennen mehr Leute zur alljährlichen Viehschau als zur Fronleichnamsprozession. In Basel feiert man die Herbstmäss und den FCB aber doch sicher nicht den Heiligen Geist.

  • Gerade wenn bei euch in der Gegend Religion (also Religion im klassischen Sinne; manch eine Jugendbewegung weißt ja durchaus einige Schnittstellen mit Glaubensgemeinschaften auf) keine große Rolle spielt, ist es doch umso wichtiger, dass junge Menschen die Gelegenheit erhalten, hiermit wieder in Berührung zu kommen, oder etwa nicht?

  • Gerade wenn bei euch in der Gegend Religion (also Religion im klassischen Sinne; manch eine Jugendbewegung weißt ja durchaus einige Schnittstellen mit Glaubensgemeinschaften auf) keine große Rolle spielt, ist es doch umso wichtiger, dass junge Menschen die Gelegenheit erhalten, hiermit wieder in Berührung zu kommen, oder etwa nicht?

    Nein. Warum sollte man Kinder, die das Glück haben davon verschont zu bleiben, damit belästigen?

  • Katholische Religionsunterricht bräuchte es meiner Meinung nach nicht. Ein Religionsunterricht, der seinen Schwerpunkt auf den Kernelementen aller in Deutschland relevanten christlichen Strömungen hat und darüber hinausgehend auch andere Weltreligionen und ethische Fragestellungen behandelt, entspricht so ziemlich meinen Vorstellungen. So wie ich Zauberwald verstehe, entspricht das so ziemlich ihrem Religionsunterricht.

    Und was sind die relevanten christlichen Strömungen? Nur römisch-katholisch und evangelisch, oder auch die orthodoxen (die zum Beispiel in NRW ihren eigenen konfessionellen Religionsunterricht haben). Und haben dann die anderen konfessionellen Religionsunterrichte (in NRW jüdisch, islamisch und alevitisch) weiter eine Daseinsberechtigung?

  • Gerade wenn bei euch in der Gegend Religion (also Religion im klassischen Sinne; manch eine Jugendbewegung weißt ja durchaus einige Schnittstellen mit Glaubensgemeinschaften auf) keine große Rolle spielt, ist es doch umso wichtiger, dass junge Menschen die Gelegenheit erhalten, hiermit wieder in Berührung zu kommen, oder etwa nicht?

    Warum hältst du das für relevant? Es scheint mir hier immer wieder Glaube, Religion und konfessionsgebundener Reliunterricht in einen Topf geworfen zu werden.


    Was spricht denn nun für konfessionsgebundenen Reliunterricht? Weil wegen dass wir Weihnachten wegen Maria im Stall feiern statt wegen der neuen PS5? Machs doch mal konkret.

  • Aber Gender Studies ist dann eine?

    Da wird sich wissenschaftlich damit auseinander gesetzt. Glaube ich zumindest, über die Sinnhaftigkeit davon enthalte ich mich.

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