Religionsunterricht an staatlichen Schulen?

  • Wenn mir also eine schreibt, dass sie im Religionsunterricht viel über Ethik gelernt haben, dann ist etwas schief gegangen. Ethik gehört in allgemein verpflcihtenden Unterricht.

    Schön, wenn du das für dich definierst, dann hast du für dich eine einzelgültige Definition.

  • Die Steigerung des Wirkungsgrades wäre kaum zu übersehen. Warum sollte ich denn das fertige Material nicht einsetzen?

    - weil sie den Lernstand der Lerngruppe nicht aufgreifen können, weil allgemeine Materialien nicht die Lernstände abbilden, die man bedienen muss,

    - weil sei eine Annahme vorgeben, dass auf bestimmte Weise unterrichtet werden kann, die in den Klassen ermöglicht werden müsste,

    - weil sie zwar einen Anteil offener Aufgaben definieren, diese aber weder umfangreich anbieten noch derart darbieten, dass Kinder sich diese erschließen können - alles benötigt Anleitung, die im differenzierten Unterricht und im offenen Aufgabenformat gerade nicht zu leisten ist,

    - weil sie ein Monopol auf eine Vorgehensweise legen, die allein gültig ist, Mathe nur noch aus Dortmund?,

    - weil es an vielen Stellen kein fertiges Material, sondern eine Darstellung der Vorgehensweise ist, weiteres Material zum Üben aber bereitgestellt werden muss, das dann wieder die Darstellungsweisen des vorgegebenen Materials aufgreifen sollte, um gerade den Schwächeren immer gleiche Formate anzubieten,

    - weil es dadurch zu erheblicher Mehrarbeit kommt.


    Es wird längst bekanntes Material als Ei des Kolumbus präsentiert.

    Ja, man kann sich dort informieren und Anregungen holen, nochmal nachlesen ... aber am Ende muss man es doch auf die eigene Lerngruppe anpassen.


    Mit dem Vorstoß wird seitens des Ministeriums zum Ausdruck gebracht, die Lehrkräfte hätten bisher falsche Materialien und Methoden gewählt und würden ihren Beruf nicht verstehen, weshalb es zu schlechten Ergebnissen käme.

  • Mit dem Vorstoß wird seitens des Ministeriums zum Ausdruck gebracht, die Lehrkräfte hätten bisher falsche Materialien und Methoden gewählt und würden ihren Beruf nicht verstehen, weshalb es zu schlechten Ergebnissen kämkäme.

    Wohlwollend betrachtet, könnte man es aber auch als einen Versuch ansehen, die Lehrkräfte in ihrer Arbeit zu unterstützen und zu entlasten. Auf manche scheint dies auch zuzutreffen und auf andere nicht (aus welchen Gründen auch immer- du hast ja bereits einige aufgeführt).

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Etwas häufig zu wiederholen macht es auch nicht wahr.

    Stimmt. Es galt schon vorher. Offensichtlich war es aber notwendig, es oft zu wiederholen.

    Genau wie der Religionsunterricht.

    Konfessionsbezogener Religionsunterricht reproduziert religiöse Innenansichten. Da Religion immanent wissenschafts- und damit bildungsfeindlich ist, kann sie keinen Beitrag zur Bildung leisten.

  • Schön, wenn du das für dich definierst, dann hast du für dich eine einzelgültige Definition.

    Ich habe gar nichts definiert. Ich habe etwas festgestellt. Aus der Wichtigkeit der Ethik habe ich geschlossen, dass die schulische Behandlung dieser in allgemein zugänglichem Unterricht stattfinden sollte. Möchtest du, dass nicht alle jungen Menschen Ethik-Unterricht erhalten?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Wenn Eltern zuhause kein Deutsch sprechen, zeigt das doch, dass die deutsche Sprache halt gesellschaftlich keine Rolle mehr spielt.

    Wenn Eltern nicht wählen gehen, zeigt das doch, dass politische Teilhabe halt gesellschaftlich keine Rolle mehr spielt.

    Wenn Eltern ihre Kinder nicht sportlich/musikalisch fördern, zeigt das doch, dass sportliche/musikalische Betätigung halt gesellschaftlich keine Rolle mehr spielt.

    Wenn Eltern stolz sagen "Mathe habe ich noch nie gekonnt.", zeigt das doch, dass Mathematik halt gesellschaftlich keine Rolle mehr spielt.

    ...

    All das ist aber wichtig für das Funktionieren einer Gesellschaft oder für persönliches Vorankommen im Leben.

    Wofür ist religiöse Bildung wichtig?

  • Wenn wir hier schon seitenlang völlig o.t. sind, hier ein Tipp aus der Mediathek:

    Adam, Eva und die Dinosaurier

    Im Museum of Creation im ländlichen Kentucky wird eine gigantische Arche im Wert von 120 Millionen US-Dollar errichtet. Ziel ist es, mit detaillierten Ausstellungen, animierten biblischen Figuren und Tieren zu beweisen, dass die Bibel wissenschaftlich und historisch korrekt ist.

  • So etwas gibt es nicht. Religionen sind das Gegenteil von Bildung.

    Naja, wenn man den Bildungsbegriff so definiert, dass Fähigkeiten und Wissen erworben werden, passt das meines Erachtens schon auch auf religiöse Praktiken. Aber ich verstehe schon, was gemeint ist, und widerspreche nicht. Nenne wir es einfach "Überzeugungen und Praktiken" statt Wissen 😊


    Ich frage mich ja nebenbei auch, ob Pädagogik eine Wissenschaft ist. So oft, wie sich der Wind dort ändert und Vergangenes als überholt betrachtet wird, habe ich manchmal arge Zweifel.

  • Ich frage mich ja nebenbei auch, ob Pädagogik eine Wissenschaft ist. So oft, wie sich der Wind dort ändert und Vergangenes als überholt betrachtet wird, habe ich manchmal arge Zweifel.

    Mit Pädagogik bezeichnet man i. a. das parktische Handeln. Die zu Grunde liegende Wissenschaft nennt sich Erziehungswissenschaft bzw. Erziehungswissenschaften. So wurd's mir mal erklärt.


    Dass sich Erkenntnisse ändern bzw. genauer formuliert werden, ist nicht unwissenschaftlich. Passiert in der Physik etwa alle sieben Minuten. Bekommt nur keine mit.


    Neue Trends in der Pädagogik, neue Ideen, müssen nicht unbedingt neuen erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen geschuldet sein. Womöglich sind sie gar nicht wissenschaftlich abgesichert. Nicht alle verstehen wissenschaftliche Erkenntnisse und nicht alle können sie umsetzen.


    Zum ersten Absatz: Zwinkersmiley

  • Dabei geht es doch um die (wirklich guten) Materialien von pikas und für Deutsch soll etwas ähnliches entwickelt werden. Im Prinzip nicht unbedingt schlecht.

    In dem Zusammenhang ist es nur wirklich schade und unverständlich, dass die Fachberatung quasi abgeschafft wird und die Lehrer Innen das nun untereinander machen sollen mit Hilfe der je Schule verantwortlichen Deutsch - und Mathebeauftragten und das alles natürlich mal wieder on top ohne Ausgleich.

    Wir arbeiten an einigen Stellen auch mit den pikas Materialien, haben aber gerade in den letzten 2 Jahren festgestellt, dass das Niveau an vielen Stellen für unsere Schüler:innen zu hoch ist. Es bleibt abzuwarten, was am Ende dabei rumkommt.


    Interessanter finde ich die Frage, wie sich das Ministerium die Verankerung der Lesezeit in der Stundentafel vorstellt. Und was dafür weichen muss bzw. werden die Stundenzahlen für die Jahrgänge erhöht?

    Ich bin am Stundenplan "Bauen" und 60 Min. Lesezeit und Lernzeit unterzubringen ist echt anspruchsvoll. Aber genauere Infos wird es erst am 13. geben, fürchte ich.


    Oder hat schon jemand was gehört?

    Oder hat schon jemand gute Ideen? :aufgepasst:

  • Das sind Politik, Sport und ästhetische Fächer streng genommen auch. Dennoch sind diese Fächer verpflichtende Fächer, weil sie als wichtig empfunden werden, um junge Menschen gesellschaftsfähig zu machen. Jeder junge Mensch hatte mit Politik, Sport und Ästhetik über mehrere Jahre hinweg unausweichlich Berührungspunkte.

    Wenn wir schon bei kruden Analogien sind, dann aber richtig.

    Dann lassen wir doch den Politikunterricht in Zukunft, wie hier schon angedeutet, von Parteien kontrollieren, und unterscheiden unter sozialaldemokratischem, christdemokratischem und liberalrem Politikunterricht.

    Beim Sportunterricht kann dann hier in Bayern der FC Bayern die Hand draufhalten, bei den Lehrplaninhalten mitsprechen und Lehrerlaubnisse erteilen. Oder der Glubb, obwohl, dann kommen die Schüler nicht weiter. Also doch der FC Bayern. In Hessen macht das die Eintracht und in Berlin unterscheiden wir zwischen Hertha-Sportunterricht und Union-Sportunterricht. In den Deutschunterricht mischt sich der Reclamverlag ein.


    Niemand hier hat sich gegen einen religionswissenschaftlich ausgelegten Unterricht ausgesprochen, der auch Werte und Normen vermitteln darf. Das wurde hier auch schon mehrfach betont. Gerne auch mit einem gewissen Schwerpunkt auf christlichen Traditionen als Grundlage unserer Kultur. Als Deutschlehrer sehe ich hier dem Mehrwert massiv. Da darf dann auch über den Ursrpung christlicher Feiertage gesprochen werden. Das ist sicher historisch und gesellschaftlich interessant und relevant, auch wenn ich daraus jetzt keine Handlungsvorgaben für die Art un Weise ableiten würde, wie man zu Hause Weihnachten und Ostern feiern sollte.

    Aber eben: Die Beschäftigung mit den Inhalten muss wissenschaftlich sowie theoretisch und ohne religiöses Hokuspokus erfolgen.


    Das Problem, das hier von vielen gesehen wird, ist eben der konfessionelle Religionsunterricht, der entsprechende Einmischung von den dahinterstehenden kirchlichen Institutionen ermöglicht.

  • Niemand hier hat sich gegen einen religionswissenschaftlich ausgelegten Unterricht ausgesprochen, der auch Werte und Normen vermitteln darf. Das wurde hier auch schon mehrfach betont. Gerne auch mit einem gewissen Schwerpunkt auf christlichen Traditionen als Grundlage unserer Kultur.

    Ich vermute, dass der christliche Religionsunterricht in der Regel nichts anderes ist.

  • Ja nu, ich habe anekdotische Evidenz, du hast Vermutungen. Beides wenig befriedigend.

    Die Frage ist, warum ist dieses eine Fach in einer Rolle, in der solche Ambiguitäten notwendig werden, und wird nicht einfach wie jedes andere Fach behandelt.

  • Ja nu, ich habe anekdotische Evidenz, du hast Vermutungen. Beides wenig befriedigend.

    Die Frage ist, warum ist dieses eine Fach in einer Rolle, in der solche Ambiguitäten notwendig werden, und wird nicht einfach wie jedes andere Fach behandelt.

    Ok, ich formuliere um: Ich kenne evangelischen Religionsunterricht nur in dieser Form. Ich habe es noch nie erlebt, dass irgendwelche Schüler missioniert werden sollen. Mag aber im Süden Deutschlands anders sein.


    Es kann nicht wie jedes anderes Fach behandelt werden, weil es nicht wie jedes Fach ist. Es geht nicht um Wissensvermittlung sondern um Werte, Normen, Gesellschaft, Glauben ...


    Ich bin mir sicher, dass es in ein paar Jahren / Jahrzehnten keinen christlichen Religionsunterricht mehr geben wird oder dass er zu mindestens nur als Alternative zu Werte und Normen angeboten wird. Aber in der Vergangenheit war es nun mal so, dass die Mehrheit der Gesellschaft in irgendeiner Form gläubig war. Da war Religionsunterricht auch sinnvoll. In der Zukunft wäre ich aber auch eher für einen Werte und Normenunterricht, indem aber auch unsere christliche Tradition behandelt wird.

  • Wenn wir schon bei kruden Analogien sind, dann aber richtig.

    Dann lassen wir doch den Politikunterricht in Zukunft, wie hier schon angedeutet, von Parteien kontrollieren, und unterscheiden unter sozialaldemokratischem, christdemokratischem und liberalrem Politikunterricht. [...] In den Deutschunterricht mischt sich der Reclamverlag ein.


    Das Problem, das hier von vielen gesehen wird, ist eben der konfessionelle Religionsunterricht, der entsprechende Einmischung von den dahinterstehenden kirchlichen Institutionen ermöglicht.

    es ist quasi offtopic vom offtopic und beinhaltet auch keine Stellungnahme für oder gegen Religionsunterricht, aber das liest sich hier, als wäre Dein Problem, dass sich hier viele Akteure parallel einmischen. Denn, dass Unterrichtsinhalte von Lobbygruppen und aus kapitalistischen Interessen her beeinfluss werden, ist ja nun kein Einzelfall:


    Chilli erzählt hier so schön, dass wir beutalsbacherkonsensmäßig neutral unterichten, aber das Curriculum selbst ist es in NRW nicht mehr, da die FDP Stück für Stück ihre Agenda unterbringt. wenn erstmal die bisher unterrichtende LehrerInnenriege, die noch an bestimmten fachdidaktischen Prinzipien festhält, abgelöst wird, durch die neu ausgebildeten Lehrkräfte, dann ist da auch nicht mehr viel neutral. Auch fällt mir auf, dass gerade in Fächern, die viel fachfremd unterrichtet wird, das Schulbuch unhinterfragt übernommen wird und dann bestimmt dann zwar nicht Reclam den Unterricht, aber halt Cornelsen. Nur so kann ich es mir erklären, dass beim Thema Extremismus immernoch die Hufeisentheorie unterrichtet wird.Und dass z.B. die Deutschfachschaft bei jedem Lehrplanwechsel fieberhaft nach nem neuen Buch sucht, lässt mich denken, dass das auch in Deutsch so ist.


    abgesehen davon, ist natürlich auch unser Rationalismus bzw. die Wissenschaftsgläubigkeit und natürlich der Glaube an Demokratie etc. eine Ideologie.


    wieauchimmer: vlt. wäre auch ein christlicher/ökumenischer Religionsunterricht ne Möglichkeit. Dann müssten sich die verschiedenen islamischen Strömungen auch zusammenraufen und das fänd ich ganz gut.

  • Es geht nicht um Wissensvermittlung sondern um Werte, Normen, Gesellschaft, Glauben ...

    Werte, Normen und Gesellschaft spielen auch im Politikunterricht, im Ethikunterricht, im Deutschunterricht und in den Fremdsprachen eine Rolle. Wahrscheinlich auch in anderen Fächern. Der einzige Unterschied ist eben der Glaube, genau das ist es ja, was hier immer und immer wieder als unwissenschaftlich kritisiert wird.


    Aber in der Vergangenheit war es nun mal so, dass die Mehrheit der Gesellschaft in irgendeiner Form gläubig war. Da war Religionsunterricht auch sinnvoll.

    Du sagst es ja selbst, die Zeit, die Gesellschaft hat sich geändert. Jetzt kann es auch sinnvoll sein, manchen Entwicklungen etwas entgegenzusetzen, aber ich sehe nicht, wie der Bestandteil "Glauben" hier besonders erhaltenswert sein soll. Im Gegensatz zu Werten und Normen und Überlegungen zur Moral, die müssen natürlich Bestandteil des Unterrichts bleiben. Da bin ich ganz bei dir. Dafür braucht man aber eben keinen Religionsunterricht, aber das sagst du ja auch selbst.


    Denn, dass Unterrichtsinhalte von Lobbygruppen und aus kapitalistischen Interessen her beeinfluss werden, ist ja nun kein Einzelfall

    Da hast du sicher recht. Heißt aber ja nicht, dass man das gut finden muss.


    abgesehen davon, ist natürlich auch unser Rationalismus bzw. die Wissenschaftsgläubigkeit und natürlich der Glaube an Demokratie etc. eine Ideologie.

    Aber genau das findet ist doch thematisch auch in den entsprechenden Lehrplänen auch abgebildet. Wobei ich hier schon sehe, wie es argumentativ wacklig ist, da ja natürlich die Wissenschaftlichkeit und die Demokratie nicht nur als Inhalte behandelt werden, sondern als Bildungs- und Erziehungsziele. Ebenso wie in Bayern die Ehrfurcht vor Gott. Vielleicht ist gilt dann das Argument von Tom123, das sich ja auch gesellschaftliche Entwicklung, die eben der Religion immer weniger Bedeutung beimisst.

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