Religionsunterricht an staatlichen Schulen?

  • Ich zitiere Albert Einstein: "Seit die Mathematiker über die Relativitätstheorie hergefallen sind, verstehe ich sie selbst nicht mehr."

    Muss ich jetzt noch mal schreiben dass Mathe keine Naturwissenschaft ist? Und Einstein genau hierauf mit dieser Aussage auch abzielte?

  • Lass es einfach, Antimon. Es ist nur schlecht für den Blutdruck.

    Ich selbst war an einer katholischen Schule, habe das große Latinum und nebenbei auch Philosophie studiert. Man kann mir zwar immer Unkenntnis vorwerfen, denn ich kenne tatsächlich keine Bibeltexte im Original, habe mich aber doch schon recht viel mit dem katholischen Glauben auseinandergesetzt.


    Für uns Atheisten oder Agnostiker ist Religion eben einfach unnötig.


    (Gute Lektüre: Dialoge über natürliche Religion, David Hume)


    Die religiösen/gläubigen Menschen brauchen den Glauben für ihr Gefühl von Liebe, Sinnhaftigkeit u. ä. Solange sie da keiner mit schaden, wär’s ok.

    Leider aber schaden viele aus den Institutionen der Religionen hervorgekommene Menschen anderen Menschen, bisweilen mit Begründungen aus der Religion und da wird’s dann ganz fatal.

    Auch das Vorleben und Erziehen im Religiösen ist natürlich problematisch, da Kinder dann tatsächlich keine freie Entscheidung haben, denn Dinge, die tief im Emotionalen verwurzelt, weil früh verinnerlicht, sind, lassen sich nur schwer abstreifen.

    Genau deshalb wäre ein religionswissenschaftlicher Unterricht gut.


    Schon die Sprache im normalen Reliunterricht unterstellt viele Glaubensinhalte. Das gehört m. E. nicht in die Schule, sondern ins Private.

    Man sollte mit Kindern aber natürlich über Werte, Normen usw. in der Schule ins Gespräch gehen und sie lehren, zu reflektieren und zu hinterfragen.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • Seit deiner Schulzeit sind aber viele Jahre vergangen. Mein Grundschullehrer hat uns auch noch ins Gesicht geschlagen, dennoch bin ich selbst Grundschullehrerin geworden und das mit dem Schlagen gibt es zum Glück auch nicht mehr.

  • Äh, sorry, nein, Evolution ist kein Hirnpfurz. Nur Darwin ist nicht mehr ganz das, wie man sich das heutzutage so vorstellt. Mendel ist auch nicht mehr so ganz das, was man sich heutzutage unter Genetik vorstellt. "Verschiedene Theorien" leben in den Naturwissenschaften nicht gleichwertig nebeneinander her. Es gibt Ideen, die ich auch im Unterricht - wenn ich sie überhaupt erwähne -ganz klar als kompletten Bullshit deklariere und es gibt Ideen, die innerhalb gewisser Randbedingungen vernünftige Erklärungsansätze liefern, die ich aber gleichermassen ganz klar als eigentlich überholt deklariere. Der Klassiker in der Chemie ist hier das Bohrsche Atommodell.

    Mit diesen Widersprüchen kannst du also leben. Du kannst erklären, warum ein Text von Darwin keine ewige Gültigkeit hat und relativierst seine Erkenntnisse, kannst aber erläutern, welcher Anteil in seiner Zeit richtig war und wichtige Anstöße gegeben hat.


    Du verstehst aber nicht, warum ein 2500 Jahre alter Text, der nicht einmal den Anspruch einer wissenschaftlichen Abhandlung hat, nicht die heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse liefert?


    Was ist das für ein Quark wenn man ständig irgendwas sagt, was man eigentlich gar nicht so meint? Bzw wofür man irgendeine Art von Geheimsprache verstehen muss um sich erstmal zurecht zu interpretieren, was möglicherweise gemeint sein könnte?

    Ja, darum geht es auch. Neben Naturwissenschaften gibt es tatsächlich auch noch andere Gedanken in der Welt und nirgendwo ist festgeschrieben, dass man die Welt allein naturwissenschaftlich betrachten darf und sich allein eines naturwissenschaftlichen Registers bedienen darf.


    Da ist es gut, wenn Sprache und Kommunikation einen Anteil an Schule haben, und offenbar auch nötig, dass u.a. religiöse Texte aufgegriffen werden, um genau diese Unterschiede zu erläutern und den Inhalt des Textes verständlicher werden zu lassen.

    Gleichzeitig braucht es in den Naturwissenschaften auch einen Anteil an Sprache und Kommunikation, von dem du selbst schon häufiger geschrieben hast, wie wichtig er dir ist.

  • Viele? Der überwältigenden Mehrheit der Menschen in Deutschland ist Religion ziemlich egal.


    https://de.statista.com/statis…ter-glaubensueberzeugung/


    Das ist dir ganz sicher schon mal zitiert worden. Aber das ist eben ein wichtiges Merkmal von Religion: Wenn man nur ganz fest glaubt, ist es wahr. Knapp die Hälfte der Bevölkerung ist noch Mitglied einer der beiden christlichen Institutionen aka "Kirche", dies wohl aus reiner Bequemlichkeit. Man macht das halt so bzw. kümmert sich nicht um den Austritt.

    Deine Statistik ist unter einem paywall. Bei Wikipedia sind es rund 40 Mio in der evangelischen und katholischen Kirche und rund 35 Mio Konfessionslose. Die restlichen 5 Mio teilen sich die anderen Konfessionen. Wie Du selber schreibst, ist es sogar mehr als die Hälfte. Wie kommst Du darauf, dass es Religion der überwältigende Mehrheit egal ist? Was wäre denn die Überwältigende Mehrheit? 3/4? Das mag ich aus persönlicher Erfahrung doch sehr bezweifeln. Aber selbst wenn wir davon ausgehen, hätten wir noch 10-20 Mio Gläubige in Deutschland. Sind das nicht viele? Was meinst du wie viele Deutsch an irgendwelche Echsenmenschen glauben? 100? 1000? 10.000? Ich sehe da schon einen gewaltigen Unterschied.

  • Oder aber wenigstens die Ehrlichkeit, zuzugeben "Glaube ist individuell, jede Kirche ein beliebiges Konstrukt, dem man sich zuwendet oder auch nicht. Das Christentum hat weltweit keine größere Bedeutung als jede andere Religion und kath. Rigionslehre als gleichberechtigtes Unterrichtsfach ist daher obsolet. Aber ich verdiene damit halt mein Geld."

    Sowohl das eine als auch das andere ist Blödsinn.

    Religion ist weder beliebig noch austauschbar. Aber jeder Mensch empfindet Religion anders. Jeder Mensch hat seine eigenen Erfahrungen, Gefühle, ... Dadurch hat Religion auch immer etwas individuelles. Genauso sind Berichte in der Bibel wie bereits x-mal geschrieben subjektive Berichte über Gott. Entsprechend muss man sie auslegen. Daraus ergibt sich, dass einzelne Aspekte unterschiedliche gesehen oder dass die eine Geschichte den einen anders berührt als den anderen. Nichtsdestotrotz gibt es einen roten Faden, der die Religion ausmacht.


    Konfessionen weltweit:

    31,5 % Christen

    23,2 % Muslime

    15,0 % Hindus

    7,00 % Buddhisten

    16,3 % ohne Religion

    alles laut wikipedia


    Wie kommst Du darauf, dass das Christentum weltweit keine größere Bedeutung hat?

  • Du verstehst aber nicht, warum ein 2500 Jahre alter Text, der nicht einmal den Anspruch einer wissenschaftlichen Abhandlung hat, nicht die heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse liefert?

    Darum geht's hier nicht.

  • Kein Shitstorm, nur eine einfache Frage: warum sollte es erstrebenswert sein, in religiösem Ausmaß an eine Phantasiefigur zu glauben?

  • Wenn man Kinder von klein auf indoktriniert, ist das kein Wunder. Wenn man Kindern von klein auf erzählt, dass der Jude der Feind ist und sich dazu noch ein paar nette Geschichten ausdenkt, dann glauben sie das auch. Diesen Mechanismus auszunutzen ist schon perfide.

    Worauf beziehst du das Beispiel mit dem jüdischen Feindbild ? Für mich liest es sich so, als ob du das auf den Religionsunterricht beziehen würdest.

  • Worauf beziehst du das Beispiel mit dem jüdischen Feindbild ? Für mich liest es sich so, als ob du das auf den Religionsunterricht beziehen würdest.

    Teile der islamischen Welt, Nationalsozialismus, generell antisemitische Gemeinschaften, suchs dir aus.

    Es geht um das Prinzip. Wenn man Kindern Geschichten als Wahrheit verkauft, dann glauben die meisten Kinder diese Geschichten.

  • Nein, ich pay nix dafür.

    Hilft mir aber nichts. Ist am Ende auch egal.


    Aber wenn die Hälfte der Deutschen Mitglied einer der beiden großen christlichen Kirchen ist plus noch mal rund 5 Mio sonstiger Gläubiger, ist irgendwie nicht vollziehbar, dass die überwältigende Mehrheit nichts mit Religion zu tun hat. Worauf basiert deine Aussage? Was ist die überwältigende Mehrheit? 3/4? 90%? 99%?

  • Teile der islamischen Welt, Nationalsozialismus, generell antisemitische Gemeinschaften, suchs dir aus.

    Es geht um das Prinzip. Wenn man Kindern Geschichten als Wahrheit verkauft, dann glauben die meisten Kinder diese Geschichten.

    Problem ist deine Grundannahmen. Man verkauft halt keine Geschichten.

  • Problem ist deine Grundannahmen. Man verkauft halt keine Geschichten.

    Doch, das tut die Religionslehrkraft. Sie wird dazu verpflichtet, Unterrichtsziele sind bindend. Und die Grundannahmen eben austauschbar, das genau ist ja das Problem. Ich bin gespannt, wann es durchsickert, die Hoffnung stirbt auch bei Agnostikern und Atheisten zuletzt;)


    Zu deinen Vergleichszahlen: da waren wir weiter oben schon. Nur weil es mehr Christen als Hinduisten gibt, hat deren Religion keine größere Bedeutung, keinen höheren Stellenwert und keinen größeren Wahrheitsanspruch. Und genau das müssen Kinder wissen.

  • . Ein Grund dafür ist indes, dass das staatliche Schulwesen weitestgehend frei von Indoktrination ist, und vor allem konfessionsgebundene Schulen keine wesentliche Rolle in der Bildungslandschaft spielen.

    Wenn ich mir bei Wikipedia ansehe, wie es in der Schweiz geregelt ist, mag es zu BY ein großer Unterschied sein, zu meiner Region kann ich ihn nicht erkennen.

    Aber da steht auch, dass man sich bei einer Abmeldung in der Schweiz in ein Gespräch begeben muss und es bei Pfarramt melden soll. Dazu ist der Unterricht zwingend, wenn man zur Konfirmation oder Firmung will. So ganz unabhängig scheint es ja dann doch nicht zu sein.


    In D reicht es, bei der Anmeldung das Kreuz bei „keine Teilnahme“ zu setzen.

    Vor der Konfirmation oder Firmung gibt es Unterricht seitens der Kirche in den Räumen der Kirche durch Menschen der Kirche, das ist vom Reli-Unterricht vollkommen unabhängig.


    Vielleicht liegt es an der Ausprägung in den Regionen. Hier ist die Schulgemeinde bzw. der Einzugsbereich nicht gleich mit dem Kirchenkreis, zudem gibt es mindestens 3 christliche Konfessionen, aus denen man wählen kann, katholisch, lutherisch oder reformiert als Landeskirchen neben zahlreichen anderen Gemeinden alt-katholisch, alt-reformiert, mennonitisch, babtistisch, methodistisch, die sich in Arbeitskreisen und gemeinsamen Aktionen treffen.

  • Doch, das tut die Religionslehrkraft. Sie wird dazu verpflichtet, Unterrichtsziele sind bindend. Und die Grundannahmen eben austauschbar, das genau ist ja das Problem. Ich bin gespannt, wann es durchsickert, die Hoffnung stirbt auch bei Agnostikern und Atheisten zuletzt;)


    Zu deinen Vergleichszahlen: da waren wir weiter oben schon. Nur weil es mehr Christen als Hinduisten gibt, hat deren Religion keine größere Bedeutung, keinen höheren Stellenwert und keinen größeren Wahrheitsanspruch. Und genau das müssen Kinder wissen.

    Religion ist keine Geschichte, die sich irgendwer irgendwann als Unterhaltung ausgedacht hat. Es ist auch nicht austauschbar. Wenn Du heute beschließt irgendwelche Geschichten über Echsenmenschen zu erzählen, ist das noch lange keine Religion. Zu mindestens keine, die relevant wird.


    Zu den Vergleichszahlen: Wenn 1/3 der Weltbevölkerung darunter beispielsweise 75% der US-Amerikaner sich als Christen bezeichnet, sollte es doch eine größere Bedeutung haben? Eine größere Bedeutung heißt aber nicht einen höheren Stellenwert oder eine größerer Wahrheitsanspruch. Es heißt nur, dass es für viele Menschen einen Einfluss auf ihr Leben hat. Gleiches gilt sicherlich auch für die anderen größeren Religionen. Im negativen sieht man das beispielsweise an den religiös motivierten Konflikten.

  • In D reicht es, bei der Anmeldung das Kreuz bei „keine Teilnahme“ zu setzen.

    Das stimmt so pauschal nicht, weil es wieder einmal bundeslandspezifisch ist.

    In Ländern, in denen Religionsunterricht ordentliches Lehrfach ist und Ethik nur als "Ersatzfach", formal aber nicht als Wahlalternative, eingerichtet ist, muss man sich selbst vom abmelden (bzw. die Eltern je nach Alter der SuS).

  • Wenn ich mir bei Wikipedia ansehe

    Wenn ich aus dem Fenster schaue sehe ich in der Nordwestschweiz keine einzige konfessionsgebundene Schule. Neben den staatlichen, weiterführenden Schulen gibt es sowas wie das Freie Gymnasium in Basel, die Minerva oder die Rudolf-Steiner-Schule. Diese Schulen sind alle in privater Trägerschaft, wer seine Kinder dort hinschicken will, zahlt. Die Schweiz ist im OECD-Bildungsraum das einzige Land, in dem das staatliche Schulwesen dem privaten qualitativ deutlich überlegen ist. Der Kanton zahlt uns Lehrpersonen auch erheblich besser als die Privatschulen das tun. Bei Wikipedia steht übrigens auch, das Gymnasium Muttenz sei ein altsprachliches Gymnasium, davon hatten wir es vor ein paar Wochen mal im Zusammenhang mit dem Lateinunterricht. Nein, wir sind ganz sicher kein altsprachliches Gymnasium. Vielleicht ist Wikipedia nicht immer eine wahnsinnig zuverlässige Quelle.



    Dazu ist der Unterricht zwingend, wenn man zur Konfirmation oder Firmung will.

    Ach was. Wer zur Konfirmation oder Firmung *will* ist ja hoffentlich von der Sache überzeugt. Was genau sollte man denn da wollen ohne sich auf das Ereignis auch entsprechend vorzubereiten? Ich weiss jetzt nicht, welche bahnbrechende Entdeckung du da glaubst gemacht zu haben. Ich schrieb bereits vor x Seiten, dass im Kanton Baselland konfessionsgebundener Religionsunterricht angeboten wird. Er wird an den staatlichen Schulen ausschliesslich ökumenisch geführt und die Teilnahme ist *freiwillig*. Verpflichtend für alle Kinder ist an den Volksschulen das Unterrichtsfach "Ethik, Religionen, Gemeinschaft", das ist *kein* konfessionsgebundener Religionsunterricht.


    Ich habe keine Lust mehr diese Diskussion weiterzuführen weil ich mich gefühlt in jedem zweiten Beitrag einfach nur noch wiederhole.

  • Wenn ich aus dem Fenster schaue sehe ...

    ... sehe ich in Nordwestdeutschland auch so gut wie keine konfessionsgebundenen Schulen und sehr wenige Privatschulen. Es wäre strittig, was unter "Nordwestdeutschland" zu verstehen ist.


    Diese Schulen sind alle in privater Trägerschaft, wer seine Kinder dort hinschicken will, zahlt.

    Ja, das ist so. Aber hier gibt es regional kaum die Möglichkeit. Einige Eltern schicken ihre Kinder aber stundenlang per Bus über Land.


    Gerade das, was hier einige im Forum bemängeln, dass man eine christlich geprägte Schule hat, deren Lehre als übergriffig empfunden wird, wählen hier diejenigen freiwillig, die sich vom Besuch einer Privatschule ein Privileg erhoffen, und bezahlen dafür.

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