Religionsunterricht an staatlichen Schulen?

  • Mein Mann ist aus der Kirche ausgetreten, weil es ihn ärgert, dass diese 8% seiner Aktiengewinne erhält. Fürs Nixtun.

    Versteh ich dich richtig: Dein Mann ist aus der Kirche ausgetreten, weil sie für den gleichen Aufwand Geld bekommt wie er selber? Dann hätte er auch wirklich im Club bleiben können.

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Interessiert dich das? Ich bin einigermassen erstaunt, wie viel Bedeutung dem Thema beigemessen wird.

    Jein. Eigentlich nicht. Aber ich habe in meinem Umfeld einige wenige gläubige Menschen, die tatsächlich bei Gelegenheit gerne darauf hinweisen, dass man nicht einfach aufhören kann Christ zu sein und nicht aufhört zur Gemeinschaft zu gehören, nur weil man selbst das so entschieden hat. Das nervt mich dann wirklich. Insbesondere, wenn es mit diesem überheblich-süffisanten, altklugen Duktus vorgetragen wird, der durchschimmern lässt, dass man gerade mit dem bockigen Kind im Supermarkt gleichgesetzt wird, wenn man den Blödsinn von sich weist und damit auch nicht weiter belästigt werden will.

  • Ich möchte an dieser Stelle mal etwas anmerken.

    Auch wenn Plattenspieler und ich zum Thema Religion und zum Teil Kirche eine sehr gegensätzliche Sichtweise habeb, schätze ich das fundierte Sachwissen zur Thematik enorm. Ich habe hier im Thread durch ihre/seine (?) Beiträge schon einiges gelernt.

    Auch die sachliche Art dieses Sachwissen vorzubringen gefällt mir gut.


    Und nur zur Sicherheit: Das war in keiner Weise ironisch gemeint!

  • Dem kann ich nur noch mal zustimmen. Ich hatte selber mal eine Zeit, in der ich mich sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt habe, ich finde das durchaus spannend.

  • Schon in der Apg wird bekanntlich von "Haustaufen" berichtet - warum sollten da die Kinder ausgeschlossen sein?

    Weil Kleinkinder keine eigenen Entscheidungen über ihren Glauben treffen können. Es wäre dann nichts anderes als eine Wassertaufe, keine Glaubenstaufe.

    Die Stellen in der Apg sind auch nicht eindeutig. Es ist in keiner der Stellen von Kleinkindern die Rede.

    Es gibt in der Apg noch 5 oder 6 andere Berichte wo immer zuerst das Evangelium verkündet wird, Menschen zum Glauben kommen und sich dann taufen lassen. Das macht meiner Meinung nach mehr Sinn ;) Aber darüber streiten sich die Gläubigen schon seit 2000 Jahren ;)

  • Alles no offense, es geht mir weder ums Rechthaben noch ums Überzeugen, aber um die Darstellung einer alternativen Sichtweise aus katholischer Perspektive:

    Weil Kleinkinder keine eigenen Entscheidungen über ihren Glauben treffen können.

    Die Taufe ist nicht die Entscheidung des Menschen für Gott, sondern die Entscheidung Gottes für den Menschen. So wie in allen Sakramenten Gott der Handelnde ist und der Mensch der Empfangende.

    Der Glauben ist keine Voraussetzung für den gültigen Empfang, das gilt auch bei Firmung, Ehe, Eucharistie, ...

    In den orthodoxen Kirchen und den katholischen Ostkirchen wird Säuglingen entsprechend nicht nur die Taufe, sondern auch die Firmung (dort als Myronsalbung) und die Eucharistie gespendet.

    Es wäre dann nichts anderes als eine Wassertaufe

    Dass "Wassertaufe" abwertend verwendet wird, begegnet einem öfter in evangelischen, vor allem evangelikalen Kreisen. Mich irritiert das. In der Heiligen Schrift ist an verschiedenen Stellen von der "einen Taufe" die Rede. Deren Materie ist Wasser, die Form ist das Untertauchen oder Übergießen mit der Taufformel ("ego te baptizo in nomine ..."), die Wirkungen sind die Vergebung der Sünden, die Annahme als Kind Gottes, die Eingliederung in seinen mystischen Leib, die Kirche.

    Die Stellen in der Apg sind auch nicht eindeutig. Es ist in keiner der Stellen von Kleinkindern die Rede.

    Es ist mehrfach von dem "ganzen Haus" die Rede, das getauft wurde. Zu diesem Haus gehörten in der Antike neben z. B. Sklaven auch selbstverständlich die Kinder. Es bedürfte also vielmehr einer expliziten Stelle, dass sie ausgenommen seien, als ihrer expliziten Nennung.

    Es gibt in der Apg noch 5 oder 6 andere Berichte wo immer zuerst das Evangelium verkündet wird, Menschen zum Glauben kommen und sich dann taufen lassen. Das macht meiner Meinung nach mehr Sinn

    Natürlich. Bei Erwachsenen, die zum Glauben kommen, ist das die logische Reihenfolge. Bei Kindern in christlichen Familien ist ja aber der Plan, dass sie direkt im Glauben und mit dem Glauben aufwachsen.

  • Die Taufe ist nicht die Entscheidung des Menschen für Gott, sondern die Entscheidung Gottes für den Menschen

    Klingt nach einer recht einseitigen Beziehung, wo nur die eine die Entscheidung trifft.

    die Wirkungen sind die Vergebung der Sünden

    Welche Sünden sollen denn einem Säugling vergeben werden?

    die Annahme als Kind Gottes, die Eingliederung in seinen mystischen Leib, die Kirche.

    Da frage ich schon gar nicht, was das bedeuten soll.

    Der Glauben ist keine Voraussetzung für den gültigen Empfang,

    Aber die Getaufte legt ein Glaubensbekenntnis ab? Das macht übrigens für einen Säugling keinen Sinn.

    Bei Kindern in christlichen Familien ist ja aber der Plan, dass sie direkt im Glauben und mit dem Glauben aufwachsen.

    Ja, das ist der Plan. Schnapp’ sie dir, wenn sie jung sind. Wenn Religionszugehörigkeit eine bewusste Entscheidung wäre, käme man nicht so gut an Leute.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Bezogen auf die Kindstaufe bleibt auch einfach die Frage, was die Alternative ist. Soll der Staat entscheiden, ob ein Kind getauft wird? Soll dem Kind bis zum Alter von XY die Ausübung einer Religion untersagt sein? Was ist beispielsweise bei den Juden, wo man per Geburt Mitglied der Glaubensgemeinschaft wird. Soll der Staat das verbieten? Bei uns gibt es viele, die "stolz" darauf sind, Ostfriesen zu sein. Soll man das auch verbieten? Was ist wenn das Kind lieber Bayer wäre?


    Nebenbei würde es mich als Atheist auch relativ wenig interessieren, ob die Kirche mich als Teil ihrer Gemeinschaft sieht. Auch die Fifa sieht in einigen Aussagen die ganzen Welt als Teil der Fußballgemeinschaft. Kann der Staat das auch verbieten? Und was ist wenn die Eltern einen katholischen oder einen Montessori-Kindergarten auswählen. Da wird ja viel viel stärker auf das Leben des Kindes Einfluss genommen. Wer sagt denn, dass das Kind das wirklich will? Sollen wir da nicht lieber warten bis das Kind selber entscheiden kann?

  • Was sollen denn immer die Fußballvergleiche? Ich dachte, den Glauben der anderen dürfe man nicht ins Lächerliche ziehen.


    Ansonsten soll der Staat gar nichts verbieten. Er sollte aber die alleinige Aufsicht über die staatlich organisierte Bildung haben und genug Schulen zur Verfügung stellen, dass man nicht gezwungen ist, eine katholische Schule zu besuchen.

  • OT: Da ich in Bayern studiert habe, musste ich neben den pädagogisch/psychologischen Dingen auch 4 Unterrichtsfächer studieren. Eins davon war katholische Religionslehre. Es war wirklich am Schwierigsten. Wenn man Plattenspieler liest, ahnt man, dass er viel mehr davon verstanden hat, als ich. Im ersten Semester habe ich ein Kolloquium abgesagt, weil ich beim Lernen keine einzige Seite meines Ordners irgendjemand anderem hätte erklären können. Daher wundern mich die blöden Antworten zu Plattenspielers tollen und geduldigen Kommentaren überhaupt nicht. Woher soll man irgendeine Vorstellung haben, wenn man null Einblick hat und nur alles unwissend ins Lächerliche ziehen will.

  • Woher soll man irgendeine Vorstellung haben, wenn man null Einblick hat

    Das Argument, dass Religion so furchtbar kompliziert sei, hatten wir auch schon. Für mich liegt das daran, dass im Wesentlichen Worthülsen durch die Gegend geschoben werden. Wie auch anders, wenn man keine reale Grundlage hat?


    Zur Taufe hätte ich glatt noch ein paar Fragen. Aber wehe, man stellt die. Dann ist man entweder zu doof oder man zieht nur etwas ins Lächerliche. Nur Glauben und Abnicken scheinen OK zu sein.


    So, aber wenn das alles viel zu kompliziert für uns arme Sünderinnen ist, welchen Gesellschaftlichen nutzen hat dann die Religion? Und was davon erzählen wir Kindern in der Grundschule?

  • Der Staat verbietet alles mögliche

    Ja, aber er verbietet nicht, Friesin zu sein. Oder ähnliches. Niemand hat irgendwelche Verbote gefordert. Ich weiß nicht, wie diese Idee an dieser Stelle der Diskussion aufploppen kann.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Ja, machen auch viele Katholiken. Vor der Kommunion in der 3. Klasse werden regelmäßig noch welche getauft.

    Taufe, Erstkommunion, Firmung - geschieht alles *vor* der Religionsmündigkeit. Firmung glaube kann je nach Bistum auch später sein, ich musste jedenfalls mit 12. Und ich *musste* tatsächlich, ich hätte nämlich nicht gewollt.

  • Alles no offense, es geht mir weder ums Rechthaben noch ums Überzeugen, aber um die Darstellung einer alternativen Sichtweise aus katholischer Perspektive:

    Alles in Ordnung, so habe ich deine Kommentare auch nicht verstanden. Mir geht es ebenfalls nicht ums Überzeugen, sondern ich wollte nur die alternative Sichtweise der evangelischen/ evangelikalen Gemeinde darstellen.

    Die Argumente der katholischen Kirche sind mir bekannt, sowie ich davon ausgehe, dass dir auch die Argumente der evangelischen/ evangelikalen Kirche bekannt sein werden, daher gehe ich jetzt nicht auf alle deine Punkte ein.

    Die Taufe ist nicht die Entscheidung des Menschen für Gott, sondern die Entscheidung Gottes für den Menschen.

    Es ist für uns beides. Ein Geschenk Gottes, aber auch das Ja des Menschen zu Gott. Es ist eine bewusste Entscheidung. So dachte ich, wäre auch die Meinung der katholischen Kirche zur Taufe: Jede Taufe setzt den christlichen Glauben voraus. Die Eltern nehmen die Verantwortung bei der Kindstaufe auf sich, das Kind im katholischen Glauben aufzuziehen.

    Dass "Wassertaufe" abwertend verwendet wird, begegnet einem öfter in evangelischen, vor allem evangelikalen Kreisen.

    Das ist nicht abwertend gemeint und in meinem vorherigen Post etwas zu verkürzt dargestellt. Die Unterscheidung wurde vom reformierten Theologen Karl Barth ausgearbeitet. Die Wassertaufe als Entscheidung des Menschen der sich Gott zuwendet, daher eigentlich erst als Erwachsener durchgeführt werden kann, im Gegensatz zur Geistestaufe.

    s bedürfte also vielmehr einer expliziten Stelle, dass sie ausgenommen seien, als ihrer expliziten Nennung.

    Vielleicht war es auch selbstverständlich, dass kleine Kinder von der Taufe ausgenommen wurden, da sie noch keine Entscheidung bezüglich ihres Glaubens treffen konnten. Da es selbstverständlich war, wurde es nicht explizit genannt. Beide Sichtweisen sind durch die überlieferten Texte nicht eindeutig belegbar.

  • Ach, nur meine Mutter, die befunden hat, ich muss da jetzt hin. Meinst du, es interessiert wirklich jemanden, wenn eine 12jährige im katholischen Bayern nicht zur Firmung gehen will? Insbesondere wenn die Mutter das Kind an einer katholischen Schule angemeldet hat? Es war jedenfalls ein riesen Theater, als ich dann tatsächlich ausgetreten bin und mich vom Religionsunterricht abgemeldet habe.

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