Religionsunterricht an staatlichen Schulen?

  • Was ist "die eigene Religion" deiner Ansicht nach? Ist sie angeboren und muss in der Schule ausgebildet werden, weil sonst was eigentlich genau passiert?


    Für mich ist Religion Privatvergnügen, manchem tut sie gut, andere begehen in ihrem Namen Kriege, verdienen einen Sack Geld oder diskriminieren Minderheiten. Nichts an sich staatlich Schützenswertes, gleichwohl die Freiheit zur Ausübung derselben natürlich bewahrt werden muss.

    Die eigene Religion ist hier natürlich meist das Christentum, wenn einen Eltern taufen, ohne dass man gefragt wird und sich dann aber vielleicht um nichts mehr kümmern. Wenn man alle Feste feiern will, soll man auch wissen, was man da tut. Sonst geht es nur um die Geschenke. Wer nicht in christlicher Tradition lebt, sollte doch lieber den Kindern selbst überlassen, ob sie sich irgendwann dazu bekennen und taufen lassen. Dazu gehört aber, dass man die Religion überhaupt kennenlernt und dafür spricht ein nicht indoktrinierender Religionsunterricht. Meinetwegen Ethikunterricht. An meiner Grundschule haben alle Kinder Religion, egal ob katholisch, evangelisch, muslimisch,.... alle zusammen. Man kann sich davon natürlich abmelden. Funktioniert seit Jahrzehnten super so und auch muslimische Kinder nehmen teil, wenn auch nicht alle, aber es gibt auch nicht viele hier.

  • das wird jetzt absurd. Es gibt keinen interessensgebundenen Sport- oder Kunstunterricht oder meinungsgebundenen Politikunterricht.
    Ich erteile keinen parteipolitischen Unterricht, damit die Kids "ihre eigene politische Meinung" kennenlernen und dann die anderen Parteienmeinungen erkunden.
    Wir haben einen kriterienorientierten, offenen, meinungsungebundenen Politikunterricht, der sich an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientiert.


    Es ist beim Religionsunterricht anders. Alles, was religionsübergreifend und werteorientiert ist, ist eigentlich Ethikunterricht. Und der Reliunterricht ist es auch immer mehr (Ethikunterricht) mit jeweiligem Touch. Also könnte man gemeinsamen Ethikunterricht für Alle haben, und wer "seine eigene Religion" kennenlernen möchte, kann dies auch im Katechismus oder Konfirmandenunterricht (etc..) machen.

    Im Religionsunterricht werden ja auch andere Religionen behandelt. Meine (eigenen) Kinder fragten mich regelmäßig, wann denn das Christentum drankommt, sie wüssten jetzt alles über den Islam, das Judentum, Buddhismus und Hinduismus. :D Ich gab dann immer eine Kurzzusammenfassung und damit waren sie zufrieden.

  • Die Eltern taufen, weil "man das so macht".


    Ich wusste, bis ich ca. 16 war nicht mal, dass das eine Option ist es nicht zu tun. Ich dachte das wäre ernsthaft Teil der Namensgebung. Oo


    Willkommen auf dem katholischen Land in der Nähe von Trier.

    • Offizieller Beitrag

    Im Religionsunterricht werden ja auch andere Religionen behandelt. Meine (eigenen) Kinder fragten mich regelmäßig, wann denn das Christentum drankommt, sie wüssten jetzt alles über den Islam, das Judentum, Buddhismus und Hinduismus. :D Ich gab dann immer eine Kurzzusammenfassung und damit waren sie zufrieden.

    das weiß ich ja. Und deswegen ist es doch absurd, dass die katholischen Kids diese Themen in einem Raum, die evangelischen Kids in einem anderen Raum, die muslimischen Kids in einem dritten und im vierten Raum wird in Ethik auch auf alle Weltreligionen geschaut.
    Der Reliunterricht hat sich eben so sehr gewandelt, dass es ein Ethikunterricht mit jeweiligem Touch ist. und je nach Lehrkraft stärker oder nicht.

  • das weiß ich ja. Und deswegen ist es doch absurd, dass die katholischen Kids diese Themen in einem Raum, die evangelischen Kids in einem anderen Raum, die muslimischen Kids in einem dritten und im vierten Raum wird in Ethik auch auf alle Weltreligionen geschaut.
    Der Reliunterricht hat sich eben so sehr gewandelt, dass es ein Ethikunterricht mit jeweiligem Touch ist. und je nach Lehrkraft stärker oder nicht.

    Ich gebe dir ja Recht. Da wir in einer christlich geprägten Welt leben, steht natürlich die christliche Religion an erster Stelle. Das ist aber in anderen Ländern auch so, dass die jeweilige Religion die größere Rolle spielt.

  • Wenn Eltern nur taufen, aber sonst nicht christlich erziehen, zeigt das doch, dass die Religion halt gesellschaftlich keine Rolle mehr spielt. Ich sehe nicht, wo Schule an dieser Stelle "kompensieren" muss, denn Teilnahme am religiösen Leben ist ja kein (nachvollziehbares) gesellschaftsrelevantes und erstrebenswertes Bildungsziel. Natürlich kann man allgemeinbildend mal über den Hintergrund von Feiertagen sprechen, aber dazu braucht es keine hunderte Stunden Schulunterricht. Im Prinzip haben einzig die Kirchengemeinschaften ein schlüssiges Interesse an dieser Art von Bildung - und dann mögen sie sich doch bitte selbst darum bemühen attraktiv genug zu sein, dass Kinder freiwillig ihre Angebote nutzen und sich dort "bilden" lassen.


    Das wären tolle Stundenkontingente für Sprachförderung oder dergleichen.

  • Es wird sich zumindest mit Religion wissenschaftlich beschäftigt. Religionswissenschaft – Wikipedia

    Du darfst gerne in diesem Thread mitlesen. Die Religionswissenschaft wurde hier schon erwähnt. Auch in ihrem Unterschied zur Theologie. Und sehr plumpe Verwechselungen wurden schon aufgedeckt: dass man sich mit etwas wissenschaftlich beschäftigt, bedeutet nicht, dass der untersuchte Gegenstand zur Wissenschaft wird.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Wenn Eltern nur taufen, aber sonst nicht christlich erziehen, zeigt das doch, dass die Religion halt gesellschaftlich keine Rolle mehr spielt.

    Wenn Eltern zuhause kein Deutsch sprechen, zeigt das doch, dass die deutsche Sprache halt gesellschaftlich keine Rolle mehr spielt.

    Wenn Eltern nicht wählen gehen, zeigt das doch, dass politische Teilhabe halt gesellschaftlich keine Rolle mehr spielt.

    Wenn Eltern ihre Kinder nicht sportlich/musikalisch fördern, zeigt das doch, dass sportliche/musikalische Betätigung halt gesellschaftlich keine Rolle mehr spielt.

    Wenn Eltern stolz sagen "Mathe habe ich noch nie gekonnt.", zeigt das doch, dass Mathematik halt gesellschaftlich keine Rolle mehr spielt.

    ...

  • Dann ist Politik auch keine Wissenschaft,

    Eben. Man kann sich aber wissenchaftlich mit Politik beschäftigen. Das nennt sich dann, tata, „Politikwissenschaft“. Das ist dann auch das, was man studiert, wenn man verkürzt angibt, man studiere „Politik“.


    Die Politik daselbst wird, eben so wenig wie die Religion, zur Wissenschaft, weil man sich wissenschaftlich damit beschäftigt. Gut beobachtet.

    ebenso Ethnologie usw.

    Was spricht denn gegen die Wissenschaftlichkeit dieser Disziplin? Kannst du und da mal auf den Stand bringen?

  • Die eigene Religion ist hier natürlich meist das Christentum, wenn einen Eltern taufen, ohne dass man gefragt wird und sich dann aber vielleicht um nichts mehr kümmern. Wenn man alle Feste feiern will, soll man auch wissen, was man da tut. Sonst geht es nur um die Geschenke. Wer nicht in christlicher Tradition lebt, sollte doch lieber den Kindern selbst überlassen, ob sie sich irgendwann dazu bekennen und taufen lassen. Dazu gehört aber, dass man die Religion überhaupt kennenlernt und dafür spricht ein nicht indoktrinierender Religionsunterricht.

    Ich verstehe noch nicht, warum es dir wichtig ist, ob Familien selten, oft oder nie in die Kirche gehen und Weihnachten wegen der Geschenke feiern, an die Geburt Jesu erinnern oder das Fest komplett ausfallen lassen? Heikler wird es natürlich bei der Frage um Ostern. Jesus ist tatsächlich irgendwann geboren worden. Von einer Wiederauferstehungsidee nicht nur zu berichten, sondern als Wahrheit zu übermitteln, könnte man im Falle von Kindern durchaus schon als Indoktrination bezeichnen.

    Wenn Eltern zuhause kein Deutsch sprechen, zeigt das doch, dass die deutsche Sprache halt gesellschaftlich keine Rolle mehr spielt.

    Wenn Eltern nicht wählen gehen, zeigt das doch, dass politische Teilhabe halt gesellschaftlich keine Rolle mehr spielt.

    Wenn Eltern ihre Kinder nicht sportlich/musikalisch fördern, zeigt das doch, dass sportliche/musikalische Betätigung halt gesellschaftlich keine Rolle mehr spielt.

    Wenn Eltern stolz sagen "Mathe habe ich noch nie gekonnt.", zeigt das doch, dass Mathematik halt gesellschaftlich keine Rolle mehr spielt.

    ...

    Bist du denn auch für evangelischen Englischunterricht oder islamischen Kunstunterricht? Was würde das bedeuten?

  • Dabei geht es doch um die (wirklich guten) Materialien von pikas und für Deutsch soll etwas ähnliches entwickelt werden. Im Prinzip nicht unbedingt schlecht.

    In dem Zusammenhang ist es nur wirklich schade und unverständlich, dass die Fachberatung quasi abgeschafft wird und die Lehrer Innen das nun untereinander machen sollen mit Hilfe der je Schule verantwortlichen Deutsch - und Mathebeauftragten und das alles natürlich mal wieder on top ohne Ausgleich.

  • Und sehr plumpe Verwechselungen wurden schon aufgedeckt: das man sich mit etwas wissenschaftlich beschäftigt, bedeutet nicht, dass der untersuchte Gegenstand zur Wissenschaft wird.

    Wenn man sich mit Schmetterlingen beschäftigt, werden diese auch nicht zur Wissenschaft, man kann aber eine Wissenschaft daraus machen, sich mit Schmetterlingen zu beschäftigen.


    Es ist erschreckend, wie sehr hier mit Vorurteilen hinsichtlich des Religionsunterrichts und des Theologiestudiums gewuchert wird,

    wobei einige deutlich zeigen, dass sie gar keine Ahnung haben, weder von den religiösen Aspekten noch vom Unterrichtsfach.

    Die Abneigung der Religion und die Unkenntnis des Faches führen dazu, das Fach streichen zu wollen. Wie sieht es mit Kunst, Musik, Sport, Physik aus? Warum ist das kein Privatvergnügen?


    Selbst etwas erlebt zu haben, wird ja in Navi immer als anekdotisch abgewiesen, warum sollte das im Religionsunterricht anders sein?

    Bestimmt gibt es auch schlechte Religionslehrkräfte.

    Bestimmt hat sich in den vergangenen Jahren am Unterricht etliches verändert, auch in Religion gibt es eine Kompetenzorientierung und immer mal neue Curricula mit neuen Inhalten.


    Macht ein merkwürdiger Mathelehrer die Mathematik selbst schlecht? Kann man daran das Fach selbst messen? Wie war das mit dem Prof, dem die Kenntnisse seiner SuS nicht ausreichen?


    Der Unterschied ist: am konfessionell geprägten Unterricht oder am Unterricht, dessen Nase oder religiöse Ausrichtung einem nicht passt, muss man gar nicht teilnehmen, man kann sich abmelden.

    Gut ist, wenn es dann eine Alternative gibt.

    Noch besser wäre, wenn es ein allgemeines Fach für alle SuS miteinander gäbe, das die Themen und Inhalte aufgreift. Mir wäre daran gelegen, dass man sich mit den unterschiedlichen Religionen und Abneigungen, die die Gesellschaft prägen, auseinandersetzt, statt zu meinen, es sei Privatvergnügen. Ist es nämlich nicht.

  • Dabei geht es doch um die (wirklich guten) Materialien von pikas und für Deutsch soll etwas ähnliches entwickelt werden. Im Prinzip nicht unbedingt schlecht.

    In dem Zusammenhang ist es nur wirklich schade und unverständlich, dass die Fachberatung quasi abgeschafft wird und die Lehrer Innen das nun untereinander machen sollen mit Hilfe der je Schule verantwortlichen Deutsch - und Mathebeauftragten und das alles natürlich mal wieder on top ohne Ausgleich.

    Das Material aus Dortmund gibt es doch schon längst.

    Damit ist doch aber der Unterricht nicht gefüllt, nicht mit Übungen angereichert, nicht differenziert.


    Ich bin gespannt, wie das in NRW weitergeht und ob es wirklich möglich ist, dass ein BL die konkreten Materialien vorgeben will und kann.

  • Wenn man sich mit Schmetterlingen beschäftigt, werden diese auch nicht zur Wissenschaft, man kann aber eine Wissenschaft daraus machen, sich mit Schmetterlingen zu beschäftigen.

    Das wäre dann wohl Biologie. Ja, gibt es. Ja, du hast den Unterschied zwischen (einer) Wissenschaft und dem betrachteten Gegenstand noch mal notiert. Dank, hätten wir sonst nicht verstanden. Also: Es gibt Religionswissenschaft, die Religionen daselbst sind keine Wissenschaft, ebenso nicht die ihr angehörenden Theologien.


    So, haben wir das jetzt oft genug geschrieben?


    wobei einige deutlich zeigen, dass sie gar keine Ahnung haben, weder von den religiösen Aspekten noch vom Unterrichtsfach.

    Was auch immer religiöse Aspekte sein sollen, brauche ich auch davon keine Ahnung. Was den konfessionellen Religionsunterricht anbetrifft, so ist doch der wesentliche Unterschied zu richtigen Fächern, dass dieser eben konfessionsbezogen ist. Dass also die Religionsgemeinschaften selbst mitbesteimmen, was da unterrichtet wird. Dass er eben nicht wissenschaftsbasiert ist, sondern ausgedachten Kram reproduziert und sogar als zutreffend verkauft.


    Zauberei ist eben kein Unterrichtsfach. Und andere Fächer gibt es nicht konfessionsbezogen. Politikunterricht gibt es gemeinsam für alle. Es gibt keine Aufteilung in sozialdemokratischen und christdemokartische Politikunterricht.


    Die Abneigung der Religion und die Unkenntnis des Faches führen dazu, das Fach streichen zu wollen. Wie sieht es mit Kunst, Musik, Sport, Physik aus? Warum ist das kein Privatvergnügen?

    Diese Fächer sind eben Gegenstand von Bildung. Möchtest du diese abschaffen?


    Selbst etwas erlebt zu haben, wird ja in Navi immer als anekdotisch abgewiesen, warum sollte das im Religionsunterricht anders sein?

    Navigation ist wohl an allgemeinbildenden Schulen auch kein Unterrichtsfach. Womöglich finden sich Anteile in Erdkunde oder Physik.


    Macht ein merkwürdiger Mathelehrer die Mathematik selbst schlecht? Kann man daran das Fach selbst messen?

    Sollte man nicht. ich kann mich aber auch nciht daran erinnern, dass hier jemand einzelne Religionslehrinnen kritisiert hat. Das Problem beim konfessionsbezogenen Religionsunterricht ist der Konfessionsbezug. Das sit eins sehr grundsätzliches Problem, das nicht dadurch verschwindet, dass die eine Religionslehrerin so, die andere so unterrichtet.



    muss man gar nicht teilnehmen, man kann sich abmelden.

    Deshalb sollten wichtige Inhalte darin auch nicht stattfinden. Wenn mir also eine schreibt, dass sie im Religionsunterricht viel über Ethik gelernt haben, dann ist etwas schief gegangen. Ethik gehört in allgemein verpflcihtenden Unterricht. Wichtige ethische Fragen sollten auch nicht im Lichte unbegründeter Ideen betrachtet werden.


    Noch besser wäre, wenn es ein allgemeines Fach für alle SuS miteinander gäbe, das die Themen und Inhalte aufgreift. Mir wäre daran gelegen, dass man sich mit den unterschiedlichen Religionen und Abneigungen, die die Gesellschaft prägen, auseinandersetzt,

    Leider sichert die aktuelle Rechtslage den Religionsgemeinschaften den Konfessionsbezug zu. Und ich befürchte, den wollen sich diese auch nicht nehmen lassen. Sie werden wohl kaum einen Unterricht unterstützen, der den ausgedachten Blödsinn als auchgedachte Blödsinn entlarvt, wenn sie jetzt garantiert haben, dass der ausgedachte Blödsinn als Wahrheit propagiert werden darf.

    tatt zu meinen, es sei Privatvergnügen. Ist es nämlich nicht.

    Auch hier sei vor Verwechselungen gewarnt. Religion, Glaube ist sicher Privatsache. Die Auseinandersetzung damit, insbesondere auf wissenschaftlicher Grundlage eben nicht.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Ich bin gespannt, wie das in NRW weitergeht und ob es wirklich möglich ist, dass ein BL die konkreten Materialien vorgeben will und kann.

    Die Steigerung des Wirkungsgrades wäre kaum zu übersehen. Warum sollte ich denn das fertige Material nicht einsetzen?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

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