Ja, ich gebe dir komplett Recht. Und ich sehe auch das Dilemma, insbesondere weil fehlerhafter und unpräziser Sprachgebrauch nicht selten die Aussagen in den Ausführungen (bzw. eigentlich Gemeintes) verfälscht. Aber ich weiß schlichtweg nicht, wie man damit noch umgehen soll. Dass in Oberstufen Schüler landen, die nicht schreiben können (und das betrifft mein altes Gymnasium gleichermaßen wie die derzeitige Schule), ist ein Versäumnis der kompletten bisherigen Schulkarriere und den Schuh, dass da 10 Jahre lang irgendwas gravierend falsch gelaufen ist, müssen wir alle (als Lehrer, als Gesellschaft) uns letztlich anziehen. Was macht man jetzt also mit diesen Leuten? Alle durchfallen lassen? Was genau würde dadurch unterm Strich besser?
Ich bin nicht sicher, ob man sich das "Kompetenzlevel" von Oberstufenschülern in gewissen Ecken Deutschlands überall vorstellen kann. ich war auch mal an Schulen, an denen solche Fehlerhäufungen die Ausnahme waren und die Entscheidung, wie man mit den wenigen defizitären Schreibern verfährt, leichter fiel. Wenn man sich aber plötzlich in Settings findet, in denen 60-80% aller Klausuren eigentlich abgewertet werden müssten, sieht die Sache auf einmal etwas komplexer aus. Und man macht es eben nicht mehr in gleicher Konsequenz.