Wenn man es hier so liest, dass es eine Ausbildungsgarantie geben soll und nur die Überschrift bzw. das Label wahrnimmt, dann frage ich mich als BBSler, der die Nöte von SuS kennt, keinen Platz zu finden und auf der anderen Seite die Nöte der Betriebe, dass sie nicht die passenden Azubis finden (und da reicht teils schon als Anforderung: Pünktlich, höflich, Bereitschaft zum Arbeiten und Lernen), was hinter diesem tollen Label stecken soll. Dann kennen wir BBSler natürlich auch die Übergangssysteme BVJ, BF1 + 2 und (auch) HBF. Und dann stelle ich mir die Frage, wie eine Ausbildungsgarantie funktionieren soll in der Realität.
Dann lese ich über die Überschrift hinaus und finde hauptsächlich Allgemeinplätze, bestehende Systeme zu optimieren, zu vernetzen und ein bisschen "nice to have" hinzuzufügen - also vor allem Variationen und kleine Verbesserungen:
ZitatZiel der Ausbildungsgarantie sind die Aufnahme und der erfolgreiche Abschluss einer betrieblichen Berufsausbildung. Hierfür werden vorhandene und verbesserte Unterstützungsangebote der Agenturen für Arbeit bzw. der Jobcenter mit neuen gesetzlichen Ansätzen kombiniert. Jungen Menschen wird damit signalisiert, dass sie bei eigenen Anstrengungen unterstützt werden, einen Ausbildungsplatz zu finden. Neu ist die Förderung von Berufsorientierungspraktika: Junge Menschen können sich bei Ausbildungsbetrieben über Berufsbilder informieren und möglichst noch im selben Jahr eine Ausbildung beginnen.
Fahrkosten und ggf. auch Unterkunftskosten können übernommen werden. Damit junge Menschen ihr bisheriges Wohnumfeld für eine Ausbildung in einer anderen Region verlassen, können sie einen Mobilitätszuschuss erhalten. Die Regelungen zur Einstiegsqualifizierung werden flexibilisiert. Mehr junge Menschen erhalten die Chance, über dieses Langzeitpraktikum direkt in eine betriebliche Ausbildung zu gelangen.
Da ist manches drin, aber keine Ausbildungsgarantie!
Und dann kommt verschämt, das, wo etwas garantiert werden soll - was dann wieder eine Variation bzw. Erweiterung der "uns" schon bekannten Qualifizierungs-/Übergangssysteme darstellt, die ja bereits verschiedene Arten von Angeboten machen (teils Pflicht, teils freiwillig, teils basal, teils wirklich qualifizierend, teils eher schulisch, teils (formal) eine Ausbildung an der Schule (Assistenz)):
ZitatJunge Menschen, die trotz umfassender Bemühungen keinen betrieblichen Ausbildungsplatz finden konnten und in einer Region mit zu wenigen Ausbildungsplätzen wohnen, haben einen Anspruch auf eine außerbetriebliche Ausbildung.
Es wird damit wohl den BBSen überlassen (wahrscheinlich) oder vielleicht freien Trägern eine außerbetriebliche "Ausbildung" zu garantieren.
Das ist recht wenig und recht wenig neues für das große blumige Versprechen der Ausbildungsgarantie. Was soll es aber auch anders sein? Wie sollte denn auch eine echte Ausbildungsgarantie aussehen? Betriebe verpflichten? Noch mehr (dann verpflichtende) Begleitung und Förderung (als bisher? Den Hunde zum Jagen tragen? etc.
Also, es wird für uns interessant, welche Folgen das für die BBSen hat (und das meine ich jetzt erst mal nicht sarkastisch).