"Wohnortferne" Schule - Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?

  • Eine Schule muss schon zu einem passen.

    Eine Schule ist ein wandelbares und beständig zu wandelndes System - zum Wohle der Schüler*innen und der Lehrer*nnen.
    Es wandelt sich nur nicht von alleine.


    Was nicht passt, wird passend gemacht.

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Alle Argumente wurden schon genannt, ich bin klar der "kurze Wege"-Fraktion zuzuordnen. Wir hatten das im Freundeskreis/Kollegium, dass sich das eine Paar für die hippe Großstadt entschieden hat und wir für die ruhige Kleinstadt (deutlich näher). Die Pendelei aus der Großstadt war solange OK, solange keine Kinder im Spiel waren.


    Kita öffnet erst um halb acht? Erste Stunde unmöglich. Zweite knapp.


    Kita ruft an, weil das Kind kotzt? "Ok, in ner guten Stunde bin ich da".


    Auch ich habe keine Glaskugel, aber ich befürchte, Variante Großstadt stellt in diesem konkreten Fall in der nächsten Runde nen Versetzungsantrag.


    Jaja, ich weiß, ankedotisch... Trotzdem ist die Familienplanung ein Punkt, den man berücksichtigen sollte. Man kann aber natürlich einplanen, sich aus der Elternzeit versetzen zu lassen. Muss man halt vorher wissen, ob man eher sehr lange an einer Schule sein will oder gerne mal wechselt.


    Wünsche eine gute Entscheidungsfindung;)

    There are only 10 sorts of people - Those who know binaries and those who don't.

  • Ich habe 58 km ein Weg, ca. 45 Fahrzeit. Ja, pendeln kostet ein bisschen Geld, allerdings hoffe ich, bald (wieder) mit dem Zug fahren zu können und dann wird das deutlich günstiger. Mit Kind ist das allerdings wegen der Nachmittagsorga nicht ganz so einfach.

    Trotzdem bin ich sehr zufrieden. Ich kann mir sicher sein, dass ich weder beim Einkaufen noch im Fitnessstudio noch sonst irgendwo Schüler:innen oder deren Eltern treffe.


    das mit den eltern ist wirklich ein grund, nicht wohnortnah zu arbeiten.. man will ja auch mal schlunzig im supermarkt rumkriechen und bier und kondome im einkaufswagen haben statt immer geschniegelt loszugehen, vorbildlich vollkornbrot und möhren zu präsentieren und schwätzchen über schule halten zu müssen..

    Dann müsste ich richtig weit weg ziehen, unser Einzugsbereich ist teilweise 30 km groß (und da wäre Auto mangels ÖPNV und bergige Landschaft, aber teilweise Autobahn notwendig) . Und ich traf schon Samstagmorgen Schüler und Eltern 200 km entfernt im Ikea oder 800 km entfernt beim Chinesen im Urlaub.


    Zuhause treffe ich sie dagegen selten. Ich habe gerade überlegt, mein letztes Treffen war Mitte März beim Einlösen eines Gutscheines ca. 10 km entfernt. Das davor ist mindestens ein halbes Jahr her.


    Ich denke sicher nicht an Eltern und Schüler, wenn ich in meiner Kleinstadt schlenkere.


    (Und wenn ich wirklich Sorge hätte, Kondome zu kaufen (warum eigentlich? ), dann würde ich lieber dafür einmal weiter fahren als täglich in die Schule. Letzteres ist auf jeden Fall immer häufiger.)

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Das schöne ist, da unser Sportverein ja auch in der Großstadt ist, treffe ich meine Schüler da z.T. oder mit der Schule dann meine Sport-Kinder. ;)

    Übrigens sind gerade, weil die Kinder mit ihren Hobbys auch in der Großstadt in den Sportvereinen sind, die ein Hauptargument zum Pendeln.

  • Ich wohne 3 Min. (Auto) und 7 Min. (Rad) entfernt von meiner Schule und ich würde es nicht anders wollen. Mich stören aber auch die Kinder und die Eltern nicht im entferntesten. Ich treffe sie beim Einkaufen, beim Abholen des Kindes von der Kita, im Sportverein,..... Alle sind maximal respektvoll.

    Aber das ist Typsache. Einige meiner Kolleginnen pendeln aus diesem Grund auch lieber. Ich musste vor dem 1. Kind für einen Weg 1 Std. mit der Regionalbahn fahren und dann noch vom Bhf zur Schule mit dem Rad. Für mich war es nichts.

  • Also aus der Großstadt raus pendeln ist doch hirnverbrannt. Man hat den teuren Wohnraum und verbringt die meiste Zeit in Auto oder Bahn.


    Wieso nicht am Schulort leben und die Großstadt dann am Wochenende ausgiebig besuchen. Seltsam.

  • Kita ruft an, weil das Kind kotzt? "Ok, in ner guten Stunde bin ich da".

    Äh ja, es gibt sogar Eltern, die sagen, dass sie zwei Stunden brauchen oder gerade gar nicht kommen können. Kommt alles vor, auch wenn die Kita zwei Minuten zu Fuß von der Arbeit ist (meine damalige Schulleiterin hat z.B .einer Kollegin mal untersagt, ihr krankes Kind abzuholen, sie sollte erst noch die nächsten zwei Englisch-Stunden zu Ende machen)

    Hat sie nur auf dem Papier, in der Praxis saßen wir abwechselnd da ;)


    Und ja, ich habe auch schon öfter meine Eltern angerufen und gesagt, könnt ihr mal bitte das kranke Kind abholen (die sollen sowieso vor mir kontaktiert werden).

  • Ich persönlich pendle momentan zwischen 25 und 40 Minuten, je nach Verkehrslage, aber in derselben Stadt. Das ist für mich persönlich ok. Ich brauche auch immer eine gewisse Zeit um mich mental auf Schule / Zuhause umzustellen.


    Was ich persönlich nicht wollen würde, ist eine Schule in der Nachbarschaft, wo man inmitten der Schüler wohnt und einen Till-Fabian aus der 7d am Sonntagmorgen um 10 Uhr, wenn man in Jogginghose und verkatert den Müll rausbringt, freundlich grüßt.

  • Eine Schule ist ein wandelbares und beständig zu wandelndes System - zum Wohle der Schüler*innen und der Lehrer*nnen.
    Es wandelt sich nur nicht von alleine.


    Was nicht passt, wird passend gemacht.

    Und du alleine machst das dann? 🤣🤣🤣 Ist klar

  • (Und wenn ich wirklich Sorge hätte, Kondome zu kaufen (warum eigentlich? )

    Eltern und Schüler dürfen nicht erfahren dass Lehrkräfte auch Menschen sind. Ist doch klar

  • Was ich persönlich nicht wollen würde, ist eine Schule in der Nachbarschaft, wo man inmitten der Schüler wohnt und einen Till-Fabian aus der 7d am Sonntagmorgen um 10 Uhr, wenn man in Jogginghose und verkatert den Müll rausbringt, freundlich grüßt.

    Das kann ich durchaus verstehen. Ich bin auch dankbar für eine gewisse räumliche Distanz zumindest zu manchen meiner SuS, denen ich im Privatleben nicht regelmäßig begegnen wollen würde einfach weil manche meiner SuS sehr große Probleme mit Grenzen und respektvollem Umgang haben. Damit kann ich bei der Arbeit umgehen, benötige das aber nicht auch noch in meinem sonstigen Alltag regelmäßig. Mir hilft das auch dabei, inneren Abstand zu gewinnen von der Arbeit und mir damit echte Freizeit zu erlauben. Nichtsdestotrotz freue ich mich bei manchen SuS durchaus, denen ich dann doch mal unerwartet in der Stadt über den Weg laufe.

    Das ist aber wie so vieles am Ende Typsache. Ich habe einige KuK die fußläufig 10 min von der Schule wohnen, ergo auch in ihrer Freizeit sehr regelmäßig SuS z.B. im Supermarkt begegnen. Das sind aber fast ausschließlich die KuK, die auch noch größtenteils dieselben Kneipen/ Bars/ Diskotheken frequentieren, wie unsere 9er und 10er, scheint für diese also in diverser Hinsicht zu passen. Jeder Jeck ist eben anders.:weissnicht:

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • In dem genannten Thread findet sich auch meine Meinung bei dem Thema und die ähnelt der von @TwoRoads in Beitrag Nr. 12 geäußerten (abgesehen davon, dass ich die Schule nie gewechselt habe, sondern nur meinen Wohnort, wobei der bei mir in beiden Fällen gefallen hat; Grund des Umzugs weg vom Schulort war bei mir einzig und allein der Zusammenzug mit meinem Lebensgefährten, der eben auch zu seiner Arbeitsstelle pendeln muss).

    Ich persönlich würde nicht wieder an meinen Schulort ziehen wollen und mir macht das Pendeln wenig aus (Ich habe aber keine Kinder; hätte ich welche, würde ich die Sache wahrscheinlich auch anders sehen.) Zudem wohnen auch eine ganze Reihe von KuK hier in der (Groß-)Stadt, mit denen ich Fahrgemeinschaften zu unserem (kleinstädtischen) Schulort bilden kann.


    Es ist halt im Endeffekt genauso wie CDL schon schrieb und was nun mal auf viele Bereiche zutrifft:

    Jeder Jeck ist eben anders.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

    Einmal editiert, zuletzt von Humblebee ()

  • Vielleicht gibt es einige unter euch, die auch zwischen Wohnortnähe und persönlicher Präferenz für den Arbeitsplatz abwägen mussten. Mich würde dann interessieren, wie ihr euch entschieden habt und ob ihr mit eurer Entscheidung glücklich geworden seid.

    Ich hatte zwar nicht wirklich eine Wahl, weil das Berufskolleg bei mir am Ort (2km von meiner Wohnung entfernt) zwar die richtige Fachrichtung hat, aber in den nächsten 20 Jahren keinen Kollegen mit meinen Fakulten gebrauchen kann. In Ostwestfalen haben wir wohl keinen Lehrermangel, jedenfalls ließ man mich dies wissen. :(


    So pendele ich seit über 10 Jahren jeden Tag zweimal 120km bzw. 65 Minuten.


    Was auf jeden Fall für eine entfernte Schule spricht: Man läuft üblicherweise seinen Schülern in seiner Freizeit nicht über den Weg. Ich könnte es mir z.B. nur sehr schwer vorstellen morgens einem Schüler/Azubi mit einer 6 die Biografie komplett versaut zu haben und zu wissen, daß ich am Abend im Segelflugverein auf die Zuverlässigkeit genau dieses Schülers angewiesen bin, weil mein Leben davon abhängt, daß er keinen Mist baut.

  • Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral:


    Nun ist es ja schon etwas mehr als drei Jahre her, da stieg ich ins Ref am Gym, das mit der Realschule, an der ich während des Studiums nebenher tätig war, und meiner Wohnung ein gleichseitigen Dreieck mit 500m Kantenlänge bildete. Mitten drin lag die Tennisanlage des Clubs, der mich zum Jugendleiter erkoren hatte.

    An der Realschule unterrichtete ich nicht nur viele Kiddies aus unserem Provinznest, darunter auch so manche, die ich im Club vertrat und deren Eltern ich meist am Netz wegschnibbelte. Diese Kombi brachte nie Probleme, abgesehen davon, dass ich mich clandestin in eine doppelt so alte Geschichtskollegin verliebte, die auch Französisch hatte.

    Problematisch wurde diese für viele ja schon bisher unerträgliche Nähe, als der frischgebackene Referendar ans Gym gegenüber wechselte: Nach meiner ersten selbständigen Unterrichtseinheit in der Stufe 11, auch mit Schüler*innen, die gerade quasi mit mir von der Realschule rübergemacht hatten, trat eine dieser Lieblingsschülerinnen an mich heran mit den Worten:
    "Was ist denn mit dir los, Webbilein? Du hast doch bei uns (an der RS) noch ganz anders unterrichtet. Du warst ja grad total neben der Kappe. Was ist los?"

    "Ref halt!"


    Nun hat das ja nix mit der Ausgangsfrage zu tun, aber viel mit Wohnortnähe.

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

    • Offizieller Beitrag

    Ursprungskonstellation:

    10 Minuten mit dem Auto zur Schule. Jung und ungebunden, neue Stelle, alles super.


    Zwischenkonstellation I:

    45-60 Minuten mit dem Auto zur Schule. Zukünftige Ehefrau gefunden, Heirat und Kind, zusammengezogen in der geographischen Mitte. Privat das absolute Glück, beruflich bzw. fahrtechnisch weniger prickelnd.

    Zwischenkonstellation II:

    15-20 Minuten mit dem Auto zur Schule (immer noch dieselbe Schule). Umzug während der Elternzeit meiner Frau, um deren Versetzung in einen anderen RB zu erzwingen. Eigentlich die ideale Konstellation, wenn da nicht die berufliche Perspektive allmählich geschwunden wäre.


    Zwischenkonstellation III:

    45-70 Minuten mit ÖPNV zur Behörde - oder 45 Minuten mit dem Auto. Eine zunächst eher stressige Konstellation, die aber mit Homeoffice während Corona-Zeiten und anteiligem Homeoffice im Anschluss familiär nicht besser hätte sein können.


    Zwischenkonstellation IV:

    25-35 Minuten mit dem Auto zur neuen Schule. Das Maximum an dem, was ich zu fahren bereit gewesen bin - aber die Schule, deren Umfeld und das Kollegium wie die Schulleitung lassen die Fahrerei zu einem erträglichen Übel werden.


    Langfristig würde ich mir wünschen, wieder dichter an meinem Wohnort zu arbeiten. Da käme aber nur eine Konstellation unterhalb der Schulleitungsebene infrage, die sich leider nur an wenigen Schulen vorfinden ließe - und in der unmittelbaren Umgebung gibt es das, was ich mir wünschen würde, nicht. Da ich aber nicht unzufrieden bin, lässt es sich mit der aktuellen Konstellation ganz gut leben.

  • Wohne auch sehr schulnah und genieße es, 15 Minuten vor Unterrichtsbeginn loszufahren und in der Freistunde zu Hause einen Kaffee mit meiner besseren Hälfte zu trinken.


    Dann sind auch die Mittagskonferenzen und vielen Sondertermine gut auszuhalten. Ich bedauere immer die Fernpendler, die schon lange unterwegs sind, wenn bei mir der Wecker klingelt und nach der Abendschule noch unterwegs sind, wenn ich schon im Bett liege.


    Besonders im tiefsten Winter bei schlechtem Wetter und beim schönsten Sommerwetter ist die Fernpendelei eine Qual.


    Habe beides erlebt. Eine Stunde und 10 Minuten Arbeitsweg und würde nie wieder eine Stunde pendeln wollen (wegen unvorhersehbarer Ereignisse bin ich 90 Minuten vor Unterrichtsbeginn gefahren).

  • Was auf jeden Fall für eine entfernte Schule spricht: Man läuft üblicherweise seinen Schülern in seiner Freizeit nicht über den Weg. Ich könnte es mir z.B. nur sehr schwer vorstellen morgens einem Schüler/Azubi mit einer 6 die Biografie komplett versaut zu haben und zu wissen, daß ich am Abend im Segelflugverein auf die Zuverlässigkeit genau dieses Schülers angewiesen bin, weil mein Leben davon abhängt, daß er keinen Mist baut.

    Der Fall ist aber schon ein bisschen sehr speziell ;)


    Und manche Horrorvorstellungen von der Schule vor Ort und den daraus folgenden Begegnungen sind doch auch etwas übertrieben. So lange man sich im Rahmen des gesellschaftlich akzeptierten Normals benimmt, sind Begegnungen doch ok. Außerdem sind Begegnungen doch deutlich seltener, als es hier scheint.


    Klar, der Tim Finnegan in der Schule hat eine andere Rolle als der normale Tim Finnegan im echten Leben, aber meine SuS sehen unter dem braunen Cordsakko und den Kreidespuren doch auch den echten Tim durchscheinen. Wenn sie den dann auch mal im real life sehen, dann macht das den echten Menschen authentischer. Und da ich mich auch im echten Leben nicht daneben benehme, sondern eben nur lebe, ist's kein Problem. Mal ein paar Blitzlichter der Begegnungen:

    * Im Stadion beim Feiern

    * beim normalen lokal typischen Feiern

    * auf dem Weinfest

    * beim Edeka

    * im Fitnessstudio

    * Punkrockkonzert: Pogo (also ich, der Schüler hat nur zugeschaut)

    ...


    Im Zweifelsfall stärkt das sogar das Standing bei den SuS: "Der labert nicht nur, was er wär', der macht das in echt!"


    Und wie gesagt: Kurze Fahrt bringt mehr Familienzeit, Freizeit, Orga-Entspannung. Da sind real life-Begegnungen als "Nachteil" akzeptabel.



    ein edit hinterher: Eventuell was anderes wäre es, wenn ich Sauna-Gänger wäre. Da weiß ich von Kolleginnen und Kollegen, die dafür schon ziemlich weit weg fahren, um SuS nicht zu begegnen. Da ich aber nicht in die Sauna gehe, ist das für mich kein Problem.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

    Einmal editiert, zuletzt von Finnegans Wake ()

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