"Wohnortferne" Schule - Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?

  • Liebe alle,


    in NRW sind aktuell die Stellen für Gymnasien ausgeschrieben. Eine Schule, die ich favorisiere, ist allerdings etwa 40 km von mir entfernt, das sind täglich 45 Minuten mit dem Auto. Eine andere, weniger ansprechende Schule, die sich aber durchaus sehen lassen kann, ist nur 25-30 Minuten entfernt, wodurch ich täglich 30-40 Minuten weniger fahren würde.


    Ich stehe vor der Frage, was mir wichtiger ist: Eine Schule, in der ich mich wohler fühle, die aber dafür etwas weiter entfernt ist, oder umgekehrt. Mir ist bewusst, dass die Antworten auf diese Frage individuell differieren. Gleichwohl will ich diese Frage in den Raum werfen. Vielleicht gibt es einige unter euch, die auch zwischen Wohnortnähe und persönlicher Präferenz für den Arbeitsplatz abwägen mussten. Mich würde dann interessieren, wie ihr euch entschieden habt und ob ihr mit eurer Entscheidung glücklich geworden seid.


    Ich freue mich auf eure Antworten!

  • Müssen die Strecken komplett mit dem Auto zurückgelegt werden oder können in einem der Fälle wenigstens Teilstrecken öffentlich zurückgelegt werden. Ständig sehr lange Autofahrten gehen nämlich auch ins Geld und die Pendlerpauschale hilft da nicht unbedingt.


    Rein zeitlich finde ich, dass sich die Schulen nicht allzu viel nehmen.

  • Huhu,


    also ich kann vom Pendeln nur abraten. Ich bin auch gute 10 Jahre lang jeden Tag 50km (einfache Strecke, größtenteils Autobahn) zur Schule gefahren. Anfangs ging es noch. Da waren es, wenn es ideal lief, unter 30 Minuten. Wenn es schlecht lief, auch mal 35 Minuten. Über die Jahre hat sich die Verkehrssituation aber derart verschlechtert, dass es unter 45 Minuten gar nicht mehr machbar war. Teilweise lag das an Baustellen, etc. aber teilweise tatsächlich auch am erhöhten Verkehrsaufkommen. In meinem letzten Jahr dort gab es schon vereinzelt Tage an denen man es nicht unter einer Stunde schaffte. Das war für mich auf Dauer nicht tragbar. Eine Kollegin die noch dort ist und in meiner unmittelbaren Nähe wohnt, berichtet mir, dass sie mittlerweile in der Regel eine Stunde braucht, da sie oft über die Landstraße ausweichen muss, weil auf der Autobahn gar nix geht.


    Jetzt bin ich das dritte Jahr an meinem neuen Schulort und es ist eine Wohltat! Es sind 19km zur Schule. Wenn es gut läuft, schaffe ich es unter 20 Minuten. Stau, etc. Fehlanzeige, da alles Landstraße. Ab und an mal eine Landmaschine, die man aber idR überholen kann. Oder man fährt halt einen der "inoffiziellen" Schleichwege. ;) Selbst wenn es super schlecht läuft, sind es maximal 25 Minuten. Oft kann ich zwischendurch einfach mal kurz heim fahren und nach den Hunden gucken. Regelmäßig gehe ich zwischen zwei Schulveranstaltungen auch eine große Runde Gassi. Bzw. da es deutlich wohnortnäher ist, habe ich eh auch mal was in der Gegend zu erledigen. Besorgungen, Einkaufen, Vereinsgeschäfte, das lässt sich super verbinden.


    Und ansonsten, bzgl. der Schule an sich: Eigentlich macht es keinen so großen Unterschied, an welcher Schule man jetzt arbeitet. Das ist zumindest meine Erfahrung. An jeder Schule gibt es Dinge, die gut laufen und Dinge, die schlecht laufen. An jeder Schule gibt es mal was, worüber man sich ärgert, oder irgendwelche Dauerbaustellen, oder irgendwelche KuK, die man doof findet, oder oder oder. Im Endeffekt kann man sich es an jeder Schule "schön" machen. Im Zweifel halt auch dadurch, dass man Verantwortung übernimmt... ÖPR, BfC, Steuergruppe, Fachschaftsvorsitz, A14-Aufgabe, etc. Es gibt ja viele Möglichkeiten, sich einzubringen.


    Also ich persönlich würde niemals nicht mehr tauschen wollen. Aktuell hätte ich sogar ein "Angebot" von einer wirklich renommierten Privatschule, die mich gerne möchte. Allerdings im tiefsten Schwarzwald, 45 Minuten Anfahrt. Man könnte eine Dienstwohnung vor Ort haben, aber das würde für meinen Mann dann eine beträchtliche Anfahrt zu seiner Arbeitsstelle bedeuten. Er ist eh so schon lang genug im Geschäft. Und ich mag auch nicht mehr pendeln, wie gesagt. Von dem her...


    Also ich würde dir von der Pendelei auf jeden Fall abraten!

    • Offizieller Beitrag

    Pendeln wäre ja in beiden Fällen angesagt. Der Unterschied in der EWntfernung scheint mir jetzt nicht so groß zu sein, es sei denn, die Fahrtstrecken sind deutlich unterschiedlich z.B. in puncto Anbindung, Bequemlichkeit, etc.-

    Woher weißt du, dass die eine Schule mehr zum Wohlfühlen beiträgt als die andere? M.M.nach kann man das erst nach einigen Monaten sicher sagen, wenn man dort wirklich im Detail gearbeitet hat.

    Ich selber habe 32 km eine Strecke zur Arbeit zu fahren, das ist okay, u.A. weil ich im Winter zur Not auch auf Öffis umsteigen kann.
    Auf dem Heimweg erledige notwendige (und überflüssige :D) Einkäufe-- für mich passt es. Die Schule, an der ich arbeite, ist es mir Wert ;)

  • Verwirrend weil ich nicht weiß, was du mit "im Winter" meinst? Wenn es Glatteis gibt? Wenn man mit dem Auto nicht mehr ankommt, stellt die Bahn den Verkehr doch auch sofort ein. 🤣

    • Offizieller Beitrag

    Wenn es Glatteis gibt? Wenn man mit dem Auto nicht mehr ankommt, stellt die Bahn den Verkehr doch auch sofort ein. 🤣

    Wenn es glatt wird/ viel Schnee liegt, erwäge ich

    entweder

    die Autobahn zu nehmen (deutlich weoiter, aber besser geräumt und nicht so engkurvig)

    oder

    am nächsten Bahnhof in die Bahn umzusteigen.

    Als im Dezember Blitzeis auftrat, kam ich nicht mal aus dem Haus zum Auto, da ging gar nichts.

    Ansonsten muss ich mich als Winterschisserautofahrer outen :flieh:, schlimmer als die Bahn ;)

  • Mit wäre die kürzere Strecke auch schon lang genug.


    Und Mrs Pace hat recht damit, dass die Zeit, die man braucht, nicht immer gleich bleiben muss. Da spielt natürlich das Verkehrsaufkommen eine Rolle, aber auch, ob es Alternativstrecken gibt oder immer alle auf der einzigen Straße im Stau stecken, oder ob man in die gleiche oder in die andere Richtung fährt als die meisten anderen Pendler.


    Bei der Schule sehe ich es nicht so, dass man sich am Ende an allen Schulen gleich wohl fühlt, aber ich denke nicht, dass man das bei Schulen, an denen man noch nicht gearbeitet hat, vorher wissen kann.

  • Kommt auf die weiteren Bedingungen an... Ich fand fahren, vor allem im Winter, beschissen und würde es nicht gerne wieder machen. Wenn Öffis zur Verfügung stehen, mag es wiederum anders aussehen.


    Wenn die eine Schule um Welten besser ist als die andere, ist es allerdings eine Überlegung wert. Wie gut kennst du die beiden Schulen? Nur vom Eindruck der Homepage und Hörensagen würde ich es wiederum nicht abhängig machen.

  • Ich freue mich auf eure Antworten!

    Ich fahre 35 Min / 35 km täglich, das bereits seit 8 Jahren. Die Fahrtstrecke selber stört mich nicht, da sie sich gut fahren lässt und auch quasi kein Stau ist bzw. nur sehr selten, bei Unfall und Co.

    Geht natürlich ins Geld, das sollte bewusst sein.


    Vorteil ist, dass einem zuhause keine Eltern über den Weg laufen. Nachteil ist, wenn man irgendwelche Abendveranstaltungen (z.B. Schulkonferenz etc) hat, dass man dann immer überlegt, ob man nochmal nach Hause fährt oder stattdessen 3-4 Stunden in der Schule noch rumhängt.

  • Bei der Schule sehe ich es nicht so, dass man sich am Ende an allen Schulen gleich wohl fühlt, aber ich denke nicht, dass man das bei Schulen, an denen man noch nicht gearbeitet hat, vorher wissen kann.

    Ja, da hast du sicher recht. Vorher kann man das nur dann genau wissen, wenn man bereits jemand vor Ort so gut kennt, dass diese/r offen und ehrlich Auskunft gibt.


    Ob man sich wohl fühlt oder nicht, ist oft auch eine Sache der eigenen Einstellung. Ich bin zwar Jemand der in der Schule sehr engagiert ist, aber am Ende ist es für mich ein Job, mit dem ich meine Brötchen verdiene. Ich opfere mich für meinen Beruf weder auf, noch lasse ich es zu, dass mich Ärger oder Probleme, die es vor Ort gibt, privat arg belasten.


    An meiner aktuellen Schule gibt es schon einige Baustellen, an deren Bearbeitung ich mich umfangreich beteilige. Ich bin Vorsitzende des ÖPR und Mitglied der Steuergruppe. Wir kommen da zusammen mit der SL gut voran. Und wenn man einen tieferen Einblick hat, kann man die Probleme, die im Kollegium ankommen, auch besser verstehen.

  • Ich hab vor zwei Jahren meine Pendelstrecke durch Wohn- und Dienstortwechsel von 10 Minuten zu Fuß auf 45 Minuten mit dem Auto geändert und es nie bereut. Das Argument, wie viel Zeit pendeln frisst, hat mich fast ein Jahrzehnt lang an einer Schule, die suboptimal und in einem Wohnumfeld gehalten, das nicht gut für mich war.


    Klar, manchmal nervt das Pendeln, aber

    es belastet nicht jede*n gleich. Ich z.B. brauche eh viel Reflektionszeit, die hab ich im Auto auf den stressfreien Landstraßen.

  • Nimm die bessere Schule.


    Meine alte Schule war in 15 Minuten erreichbar, die neue (mit der zügigeren, aber etwas längeren Streckenvariante) etwas über 50km. So sehr das Pendeln nervt und auch niemals staufrei und unter einer Stunde funktioniert: wenn die wohnortnahe Schule nicht zu den eigenen Vorstellungen passt, ist es die schlechtere Option.

    • Offizieller Beitrag

    Ich bin ob solcher Fragen immer verdutzt. Klar sind 45 Minuten Einweg viel Zeit (und auch Geld in den Transportmitteln), aber woher kommt so oft die Annahme, man könne in quasi unmittelbarer Nähe einen Job erhalten / haben? Schon alleine bei zwei arbeitenden Menschen in einer Familie (also, Personen, die sich entscheiden, zusammenzuwohnen), wird es ja schwierig werden.
    Ich habe angefangen mit 45 Minuten Auto (plus Wochenendbeziehung in die andere Richtung), dann 15 Minuten zu Fuß, ich habe jetzt anderthalb Stunden ÖPNV (wären 45 Minuten Auto, ich hab nur halt keins mehr), ich freue mich, wenn es mal wieder 15 Minuten zu Fuß wären, aber: die Arbeitsstelle spielt für mich die größere Rolle. Meine aktuelle Fahrbelastung geht aber nur, weil es keine Schule ist und ich also einen anderen Stundenplan habe.

    Wo wirst du mittel-/langfristig glücklich? (Arbeitsart, Fächereinsatz, pädagogisches Konzept, usw..)
    Das kann relevanter sein, als 40 Minuten pro Tag.

  • Ich kann vom Pendeln nur abraten.

    Meine jetzige Schule ist gut 2km von mir entfernt.

    Es ist ein Segen!

    Ich möchte hier nicht mehr weg.

    Wenn man Kinder hat ist es zusätzlich schwierig, wenn die Schule weit entfernt ist.

  • Die Frage ist wohl eher: Kannst Du diese Entscheidung treffen, ohne die beiden Schulen näher zu kennen? Und auch, wenn Du andere Leute fragen würdest, die dort arbeiten, ist das kein Garant dafür, dass DU Dich wohlfühlst. Jeder legt seine Prioritäten anders.


    Deswegen mein Tipp: Die nähere Schule nehmen. Das Pendeln frisst viel Zeit am Tag. Ich wohne nur 5-10 Min von der Schule entfernt. Herrlich, dass ich mal eben kurz nach Hause fahren kann, falls die Zeit zwischen 2 Terminen lang wird. Auch meine Ärzte sind teilweise in Fußweite der Schule. Ich kann zwischendurch mal eben hin. Das würde ich nur aufgeben, wenn sich etwas völlig anderes ergeben würde, wie zB Wechsel in die Behörde oder so.


    Jede Schule hat so ihre guten und ihre schlechten Eigenschaften. Das Haar in der Suppe gibts überall und auch die Kollegen sind wie überall: Mit manchen kommt man gut aus, mit anderen weniger. Von den letzteren hält man sich fern und hat ein ruhiges Leben.

  • Eine Schule, die ich favorisiere, ist allerdings etwa 40 km von mir entfernt, das sind täglich 45 Minuten mit dem Auto

    Ja mache ich seit 10 Jahren. Vorher zur Arbeit und nun zur Schule. Gewöhnt man sich dran.


    Wenn es aber anders geht, dann ist gesparte Zeit natürlich auch schön.

  • Ja mache ich seit 10 Jahren. Vorher zur Arbeit und nun zur Schule. Gewöhnt man sich dran.


    Wenn es aber anders geht, dann ist gesparte Zeit natürlich auch schön.

    Für mich sind kurze Wege unheimlich wichtig. Früher mal das weiteste war eine Schule mit knapp 30 Minuten Fahrtzeit, an der ich mich wohlgefühlt habe. Lustigerweise bei meiner Frau in etwa gleiche Fahrtzeit zu ihrer Schule.

    Dann haben wir beide die Schulen gewechselt und liegen jetzt beide innerhalb eines 5km-Radius. Die ersparten Kilometer und die ersparte Zeit sind vor auch wegen der Kinder Gold wert. Ob wir ohne Kinder die alten Schulen als zu weit weg empfinden würden? Keine Ahnung.

    (Die ersparte Lebenszeit ist aber wirklich toll.)

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

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