Fragen zur Arbeit am Gym. in Bayern

  • Rechnest du ernsthaft mit einem konstruktiven Ausgang oder eigentlich nur damit, dass sich deine vorher gefasste Meinung bestätigt?

    Letzteres natürlich. Sonst würde ich doch nicht hingehen. Im Ernst: Ja, ich gebe es zu - es macht mir gelegentlich Spaß, den Bayern ein bisschen den Spiegel vorzuhalten: "Oh, unsere Noten sind so exakt, wir können sie auf zwei Dezimalstellen ausrechnen und sehen dann genau, wer der bessere Schüler ist!" Ich vermute stark, dass die Kollegin kein Fitzelchen irgendwelcher Aufzeichnungen vorweisen kann. Klar, das könnte ich auch nicht, wer führt bei einer Abfrage schon Protokoll. Aber in Ordnung ist es nicht. Und deine Haltung, "Jo, hat deine Tochter mal ne 4 heimgebracht, wird sie schon verdient haben, also beschwer dich nicht" bestärkt mich nur in meiner Ansicht.


    Ach so, und: Ja klar mache ich das bei einer Oberstufenschülerin - und nur da. Mittelstufe ist fürs Abi egal, und Tochter will Medizin studieren. Den 1,0er Schnitt gibts nicht für "Ach, hab ich halt mal ne 4."

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Doch, es kann schon sein, dass meine Tochter auch mal 6 Punkte heimbringt. Das ist prinzipiell auch kein Problem. Wenn aber nur die Hälfte von dem stimmt, was sie erzählt, und ich davon nur die Hälfte glaube, dann benötigt die Kollegin durchaus mal ein paar Hinweise. Siehe die von mir zitierte Begründung der Note.

    Wieder mal gilt: Dass DU nicht so arbeitest und Du Dir das an DEINER Schule nicht vorstellen kannst, bedeutet leider nicht, dass es solche Zustände nicht gibt.

    Wenn wenn und wenn stimmt, kannst im Zweifel nochmal 50% abziehen und davon 50% werden nicht zugegeben.

  • Ich würde der Tochter raten damit zur Schulleitung zu gehen. Ich hatte in meiner Klasse mal den Fall, dass ein Kollege eindeutig gegen das Notenreglement verstossen hatte. Die Jugendlichen kamen damit zu mir und meinten, sie würden sich weigern die nächste Prüfung zu schreiben, die dürfe nämlich gar nicht angesagt sein. Ich sprach mit der Klasse und dem Kollegen, letzteter blieb von seinem Standpunkt überzeugt. Die Klasse schrieb die Prüfung nicht, der Kollege "verpetzte" sie bei der Schulleitung. Die gab meiner Klasse aber recht und der Kollege war blamiert bis auf die Unterhose.

  • Letzteres natürlich. Sonst würde ich doch nicht hingehen. Im Ernst: Ja, ich gebe es zu - es macht mir gelegentlich Spaß, den Bayern ein bisschen den Spiegel vorzuhalten: "Oh, unsere Noten sind so exakt, wir können sie auf zwei Dezimalstellen ausrechnen und sehen dann genau, wer der bessere Schüler ist!" Ich vermute stark, dass die Kollegin kein Fitzelchen irgendwelcher Aufzeichnungen vorweisen kann. Klar, das könnte ich auch nicht, wer führt bei einer Abfrage schon Protokoll. Aber in Ordnung ist es nicht. Und deine Haltung, "Jo, hat deine Tochter mal ne 4 heimgebracht, wird sie schon verdient haben, also beschwer dich nicht" bestärkt mich nur in meiner Ansicht.


    Ach so, und: Ja klar mache ich das bei einer Oberstufenschülerin - und nur da. Mittelstufe ist fürs Abi egal, und Tochter will Medizin studieren. Den 1,0er Schnitt gibts nicht für "Ach, hab ich halt mal ne 4."

    Es ist dir natürlich unbenommen das zu tun (zumal du ja bestimmt auch weißt, dass die Kollegin nicht verpflichtet ist, Aufzeichnungen zu führen), aber sympathisch macht es dich a) nicht und b) frage ich mich auch wirklich, was deine Tochter dazu sagt. Ich hätte meinen Eltern was erzählt, wenn die in der Oberstufe zu Lehrern in die Sprechstunde gegangen wäre. Zumal wenn sie, wie du, offen zugegeben hätten, dass sie nur stänkern wollen und das wahrscheinlich nur negative Auswirkungen auf das weitere Auskommen mit der entsprechenden Lehrkraft hätte. Aber wenn dir da deine persönliche Befriedigung wichtiger ist, go for it.


    PS: Die Aussage "Doch, es kann schon sein, dass meine Tochter auch mal 6 Punkte heimbringt. Das ist prinzipiell auch kein Problem." aus #39 stimmt dann laut deinem letzten Post wohl nicht.

  • und das wahrscheinlich nur negative Auswirkungen auf das weitere Auskommen mit der entsprechenden Lehrkraft hätte

    Lies dir das selber noch mal laut vor, bitte.

  • Eure Meinungen hin oder her.


    Aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, wegen so einer Lapalie in die Sprechstunde einer Lehrkraft zu gehen.

    In der Oberstufe schon garnicht!

  • Was denn? Ich bin nur realistisch. Wie ich das bewerte, ist nochmal ne andere Sache.

    Dein "Realismus" sagt ne ganze Menge über dich aus. Ich rate meinen Schülerinnen und Schüler explizit dazu, zunächst das Gespräch mit der Fachlehrperson, dann mit der Klassenlehrperson und im äussersten Fall wirklich mit der Schulleitung zu suchen, wenn sie der Meinung sind, Leistungen werden willkürlich oder gar systematisch ungerecht bewertet. Du wirst von mir niemals "lieber das Maul halten" lesen.


    Lapalie

    Ungerechte bzw willkürliche Leistungsbewertungen sind keine "Lapalie". Unsere Jugendlichen werden ständig irgendwie von uns bewertet, sie haben ein Recht auf Transparenz und Fairness.

  • Wie schön, du bist also ein kleiner Revoluzzer im Kampf auf den Seiten der Schüler.

    Ich bin Realist und sage: Es gibt eine Menge Lehrkräfte (insbesondere der älteren Generationen, no offense), die sich bei Kritik an in ihren Augen Kleinigkeiten-Entscheidungen schnell auf den Schlips getreten fühlen. Wer von uns beiden in bestimmten Fällen die größeren Erfolgsaussichten hat, zumal in dem recht rigorosen bayerischen Schulsystem, bleibt dahingestellt.

    Aber das ist ja für dich ohnehin irrelevant, du arbeitest ja im gelobten Land.

  • Wenn die Tochter bereits (erfolglos?) mit der Lehrerin geredet hat, dann ist doch der normale Weg, dass entweder die Tochter jetzt Unterstützung beim Klassenlehrer sucht oder bei den Eltern.


    Keine Ahnung, ob ich das Gespräch suchen würde, wenn ich Kinder in der Oberstufe hätte, aber ich bin entsetzt, dass hier tatsächlich jemand negative Konsequenzen für das Mädchen in Form von (absichtlich?) schlechten Noten erwartet. Ich kenne keinen einzigen Kollegen, bei dem ich das erwarten würde. Kennt ihr wirklich Kollegen, die so unprofessionell sind, dass sie der Tochter eine reinwürgen, weil ein Elternteil wegen so etwas zum Gespräch kommt?


    Ja, eine schlechte Bewertung ist dann vielleicht in Zukunft besser begründet. Genauso gut kann aber die Lehrerin beim wasserdichten Begründen feststellen, dass die Note eben doch besser sein sollte, als das erste Bauchgefühl sagt.

  • [...] selbst schuld: 6 Punkte begründet man nicht mit "du hast zwar immer richtig, aber ein wenig zögerlich geantwortet"), [...]

    Ich möchte an dieser Stelle nur auf das Spannungsfeld zwischen höflicher, zu verklausulierter und klar artikulierter, aber als unhöflich empfundener Rückmeldung hinweisen.

    Sowohl bei Schülern, Referendaren, Eltern als auch bei Kollegen erlebe ich es immer wieder, dass eine Rückmeldung nicht verstanden wird oder auch werden kann.

    Zuspitzung:

    "Ihr Kind beherrscht den Zahlenraum bis 100 sicher."

    "Das ist doch super, warum hat es dann in der Mathe-Leistungsfach-Klausur nur 3 Punkte?"

  • Wie schön, du bist also ein kleiner Revoluzzer im Kampf auf den Seiten der Schüler

    Bitte? Es gibt ein Notenreglement, an das haben sich Lehrpersonen zu halten. Da steht auch drin, dass eine Beurteilung begründet und belegt werden muss. Wenn dir das "revolutionär" erscheint, zweifle ich allmählich wirklich an deinem Rechtsverständnis.


    zumal in dem recht rigorosen bayerischen Schulsystem

    Es scheint vor allem eine gewisse Willkür gutzuheissen. Oder zumindest tun dies Teile derer, die für seine Umsetzung bezahlt werden.


    Aber das ist ja für dich ohnehin irrelevant, du arbeitest ja im gelobten Land

    Wenn für das Prädikat "gelobt" schon ausreicht, dass das Notenreglement Transparenz und Fairness vorschreibt ist damit wiederum vor allem viel über dich gesagt.

  • Wenn für das Prädikat "gelobt" schon ausreicht, dass das Notenreglement Transparenz und Fairness vorschreibt ist damit wiederum vor allem viel über dich gesagt.

    Genau falsch rum interpretiert. "Gelobt" ist nicht meine Zuschreibung, sondern es ist das Adjektiv, das hinter jedem deiner Posts über das Schweizer Schulsystem durchschimmert.


    Dass ich Transparenz und Fairness bei meinen Noten für prioritär erachte, habe ich an keiner Stelle verneint. Aber ja, das System gibt es manchmal nicht her, und da kommt dann bei mir der Realismus durch.

    (Gepaart mit, in dem Fall, dem Unverständnis, weil es eben um eine Oberstufenschülerin geht - wie schon gesagt geht das mehr auf meine eigene Geschichte zurück, dass ich meinen Eltern was erzählt hätte, wenn sie in der Phase noch in Sprechstunden gegangen wären.)

  • aber ich bin entsetzt, dass hier tatsächlich jemand negative Konsequenzen für das Mädchen in Form von (absichtlich?) schlechten Noten erwartet. Ich kenne keinen einzigen Kollegen, bei dem ich das erwarten würde. Kennt ihr wirklich Kollegen, die so unprofessionell sind, dass sie der Tochter eine reinwürgen, weil ein Elternteil wegen so etwas zum Gespräch kommt?

    Ich persönlich erwarte auch keine absichtlich schlechten Noten deswegen, das hatte irgendwer anders angedeutet.

    Ich habe aber schon die Erfahrung gemacht, dass Kollegen, bei denen sich Eltern in irgendeiner Form berechtigter- oder unberechtigterweise "aufgeführt" haben, mit einem anderen Blick auf die Kinder schauen, nicht mehr so unvoreingenommen.

  • […], bei denen sich Eltern in irgendeiner Form berechtigter- oder unberechtigterweise "aufgeführt" haben, mit einem anderen Blick auf die Kinder schauen, nicht mehr so unvoreingenommen.

    Okay, das kann schon eher vorkommen. Das muss sich aber nicht negativ auswirken.

  • Ich habe aber schon die Erfahrung gemacht, dass Kollegen, bei denen sich Eltern in irgendeiner Form berechtigter- oder unberechtigterweise "aufgeführt" haben, mit einem anderen Blick auf die Kinder schauen, nicht mehr so unvoreingenommen

    Du schreibst „nicht mehr“ - würdest du solchen Kollegen im Ernst unterstellen, sie seien vorher unvoreingenommenl?

    Und edit: Ist "aufführen" deiner Meinung nach die passende Bezeichnung, wenn Eltern sich zu Recht aufregen? Dann vielen Dank an die Zeugin; keine weiteren Fragen.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

    Einmal editiert, zuletzt von fossi74 ()

  • Genau falsch rum interpretiert. "Gelobt" ist nicht meine Zuschreibung, sondern es ist das Adjektiv, das hinter jedem deiner Posts über das Schweizer Schulsystem durchschimmert

    Um das geht es hier überhaupt nicht. Es geht um Leistungsbewertung so ganz allgemein. Aber wenn man keine Sachargumente hat, landet man halt schnell mal auf der persönlichen Ebene, gell?


    aufgeführt

    Du machst es mit jedem Beitrag nur noch schlimmer. Hinter dieser Wortwahl steckt natürlich eine Wertung. Ich komme selber aus Bayern, ne? ;)

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