Nutzt ihr im Unterricht gendergerechte Sprache?

  • Ja, schon. Er gendert aber selbst sehr konsequent. Ist insgesamt eine sehr tolle Vortragsreihe.

    Sehr toll fand ich es ehlich gesagt nicht. War ok.


    Er begründet am Ende expliziet warum er gendert. Und wenn man genau hinhört (so vermute ich zumindest), dann nennt er davor evtl. zwei weitere Gründe für sich.


    Schade fand ich, dass er von den hier bei uns aufgezählten Varianten im Grunde nur 2 bis 3 direkt nennt. Eine weitere nur für Fremdsprach bespricht, aber nicht sagt warum wir das nicht so übernehmen (das "in" muss weg), und die "us" Variante (Endung für Maskulimum) nur mit einem halben Satz erwähnt und nicht mehr darauf eingeht (obwohl er das am Anfang andeutet). z.B. die "Lehry"-Variante kommt gar nicht vor. Auch einige der hier in der Diskussion genannten Kriterien kamen nur in einem Satz vor (das es das gibt, aber Vor- und Nachteile wurden nicht genannt.)

  • Ich habe die komplette Reihe geschaut, der Beitrag zum Gendern hat mich ehrlich gesagt am wenigsten interessiert.

  • Je länger eine Diskussion geht, vor allem bei bestimmten Themen, desto emotionaler werden die Argumente. Je emotionaler die Argumente werden, desto "weiblicher" werden sie wahrgenommen.

    Ich frage mich an manchen Stellen der Diskussion, welcher Stil als Code gesetzt ist und damit Signale für Wertungen setzt oder Menschen mit anderem Stil ausschließt.

    Das tritt auch an anderen Stellen auf (jünger-älter, einfache Sprache etc.)


    In dem von dir verlinkten Zeit-Artikel geht es darum, dass Frauen zickig oder hysterisch wahrgenommen werden.

    Dazu gehört aber auch, dass man gleiche Äußerungen unterschiedlich wahrnimmt oder einordnet. Das geht soweit, dass inhaltlich gleiche Aussagen über Sprachstil oder allein den Sprecher anders gewertet werden. In einer Doku über Politikerinnen wurde neulich dazu auch genannt, dass in Diskussionen Beiträge von Frauen weniger beachtet werden, inhaltlich anschließend von Männern aufgegriffen dann Anerkennung erhalten.

    Selbst wenn sich Frauen dem Stil der Männer oder dem gesetzten Code anpassen, ändert sich die Situation dann wenig.

  • Wobei ich diese Beobachtung (Beitrag von Palim) nicht nur zwischen Männern und Frauen gemacht habe, sondern analog auch an anderen Stellen. Einfach je nachem aus welcher Gruppe/Freundeskreis jemand etwas sagt und wenn es der/die Anführerin (später) so sagt, dann schließen sich andere der Gruppe plötzlich in der Argumentation an. Einige Menschen haben dort ihrgendwie eine "Aura" für. Das ist aber, glaube ich, nicht Mann vs. Frau sondern etwas anders. Keine Ahnung wie ich das genau beschreiben soll.


    Ebenso, weil es einfach nur mehrfach etwas anders wiederholt wurde und dann vermutlich erst verstanden wurde.


    Manchmal habe ich diese Beobachtung auch gemacht, nur weil man, aus welchem Grund auch immer, eine andere Person nicht so gut findet.

    Ich hatte mal eine Schülerin, die mir vorgeworfen hatte, dass ich so schlecht erklären würde und die alte Lehrerin es viel besser gemacht hätte und sie dort immer alles verstanden hätte. Daraufhin hatte ich in der nächsten Stunde einfach mal ein altes Thema wiederholt, welches die Schüler im Jahr davor bei der anderen Lehrerin hatten. Ich fragte vorsichtshalber nach, ob ich es gut erklärt hätte und insbesondere, ob die eine Schülerin es verstanden hätte. Leider hatte sie es nicht verstanden und auch vergessen, dass sie genau das Thema schon im letzten Schuljahr bei der "guten" Lehrerin hatten. Ihrer Meinung nach hatte ich es schlecht erklärt. Ein paar Tage später kam sie an, dass ihre Nachhilfe es ihr so toll erklärt hätte - viel besser als ich - und sie es jetzt könne. Also höre ich mir die Erklärung an. Es war Korrekt (und genau so, wie ich es erklärt hatte). Ich lobte sie für die gute Erklärung. Eine Woche später fragte ich sie genau die gleiche Aufgabe. Sie konnte es wieder nicht. Schuld daran war ihrer Meinung nach übrigens ich, weil ich es nicht richtig erklärt hätte. Ihre altere Lehrerin hätte ihr das besser erklärt... Naja. Soetwas kommt halt vor.

  • Selbst wenn sich Frauen dem Stil der Männer oder dem gesetzten Code anpassen, ändert sich die Situation dann wenig

    Wie kann man das wissen? Gibt es dazu systematische Untersuchungen?

  • Schuld daran war ihrer Meinung nach übrigens ich, weil ich es nicht richtig erklärt hätte. Ihre altere Lehrerin hätte ihr das besser erklärt... Naja. Soetwas kommt halt vor.

    Wenn die alte Lehrerin es so toll erklärt hat, muss man sich halt schon auch die Frage stellen, wieso sie es denn trotzdem nicht dauerhaft verstanden hat. 😂


    Hach, es gibt Tage da macht einen dieses Fach echt fertig.

  • Ja. Machmal sind Dinge etwas komisch.

    Auf YouTube hatte ich mir mal die ersten Folgen eines Arduino-Kurses angeguckt. Der Kurs hat über 100 Folgen. Didaktisch toll aufgebaut. Der YouTuber hat offensichltich Ahnung von der Materie. Er hat es gut erklärt. Aussprache und Ton sind gut. Bild ist toll. Thema wurde gut und interessant rübergebracht. Er sah auch sympatisch aus und die Stimmfarbe hörte sich gut an. Trotzdem habe ich die Videoreihe abgebrochen und lieber ein Buch gelesen. Grund: Gefühlt mindestens einmal pro Minute hat er seine Kaffee-Tasse in the Kamera gehalten, oft noch betont wie lecker sein Kaffee ist, und getrunken. Die "Zeit" war nicht das Problem. Ich hatte eh mit 1,75x Geschwindikeit geguckt und eine kurze Pause für mich zum Nachdenken ist bei der Geschwindigkeit ganz gut. Generft hat mich das ständige Schlüfgeräusch beim Trinken.

  • Wie kann man das wissen? Gibt es dazu systematische Untersuchungen?

    Es ging im Beitrag um Frauen in der Politik, ihre Anpassung und Abgrenzung, die gläserne Decke. Erwartet wird, dass Frauen sich in der Politik und im Diskurs anpassen, dabei wird von der bisher männlich geprägten Politik der Standard gesetzt.

    Einiges ist auch hier beschrieben:

    https://www.bpb.de/themen/gend…62/frauen-in-der-politik/


    Gemeint hatte ich: Wenn Beiträge von Frauen marginalisiert werden, weil es eine Frau ist, die spricht, hilft die Veränderung des Codes nicht, weil darauf nicht geachtet wird.

  • Ich frage mich, warum dass in Deutschland evtl. so ist, aber z.B. nicht in Ruanda. Dort ist der Frauenanteil in der Politik deutlich über 50 %. Bei uns etwa 30%. An der Sprache dürfte es nicht liegen. In Ruanda gerndern die nicht, oder doch?

  • Gemeint hatte ich: Wenn Beiträge von Frauen marginalisiert werden, weil es eine Frau ist, die spricht, hilft die Veränderung des Codes nicht, weil darauf nicht geachtet wird.


    Ja, das habe ich verstanden. Meine Frage war, woher ich wissen kann, dass es da einen kausalen Zusammenhang gibt. Ich habe jetzt die von dir verlinkte Seite überflogen, dort wird ja auf Quellen verwiesen. Leider handelt es sich dabei um Bücher, die nicht so einfach zugänglich sind, wenn man sie nicht gerade kaufen will. Das finde ich grundsätzlich schlechten journalistischen Stil, aber das passiert ständig, hat jetzt gar nichts mit dem Thema zu tun.


    Ich komme bei einem Buch immerhin so weit, dass ich Auszüge lesen kann. Da geht es um die mediale Berichterstattung über Politiker vs. Politikerinnen und die Argumentation scheint mir da ziemlich anekdotisch. Es geht sehr viel um Angela Merkel und ihr gegenübergestellt werden ausgewählte Gegenbeispiele. Das ist also keine Statistik sondern einfach eine tendenziöse Auswahl, die subjektiv bewertet wird. Mir fiele es nicht schwer, dir einige Beispiele der jüngeren Vergangenheit zu nennen bei denen auch Politiker, also Männer, auf der persönlichen Ebene völlig verrissen wurden. Christian Wulff z. B. fällt mir als erstes für Deutschland ein, in der Schweiz ging es zuletzt gegen Bundesrat Alain Berset auch nur noch um (angebliche) Affären und sonstige persönliche Fehltritte, die für seine politische Arbeit überhaupt nicht von Belang sind.

  • Ich frage mich, warum dass in Deutschland evtl. so ist, aber z.B. nicht in Ruanda. Dort ist der Frauenanteil in der Politik deutlich über 50 %. Bei uns etwa 30%. An der Sprache dürfte es nicht liegen. In Ruanda gerndern die nicht, oder doch?

    Ich frage mich, woher du nur immer deine seltsamen Beispiele nimmst. Wer soll denn das jetzt überprüfen können, was in Ruanda in der Politik so abgeht?


    Im direkten Vergleich Deutschland vs. Schweiz fällt mir Folgendes auf: Die mediale Berichterstattung über Politikerinnen und Politiker gleitet in Deutschland recht schnell mal ins Persönliche und Triviale ab. Im Moment kassiert Annalena Baerbock gerade dafür ein, dass es eine technische Panne bei einem geplanten Flug ins Ausland gab. Es wird so dargestellt, als hätte sie persönlich irgendetwas falsch entschieden, was objektiv betrachtet vollkommen lächerlich ist. In der Schweiz ist der Bundesrat im Moment mit 3 Frauen und 4 Männern besetzt. Das Verhältnis ist immer gleich seit ich hier lebe, nur die personelle Besetzung hat sich geändert. Mir fällt gerade nicht ein einziges Beispiel dafür ein, dass die Presse ad hominem gegen eine der Frauen geschrieben hätte, über mehrere der Männer wurde sich aber durchaus schon lustig gemacht. Insgesamt aber bei weitem nicht vergleichbar mit dem Schmierentheater, das immer mal wieder in den deutschen Medien über deutsche Politikerinnen und Politiker abgeht.


    Das ist meine rein subjektive Beobachtung, statistisch belegen kann ich diese Eindrücke nicht. Rein zahlenmässig kann ich nur mit Sicherheit feststellen, dass der Frauenanteil im Nationalrat deutlich grösser ist als im Bundestag obwohl zugleich auch der Anteil an Politikerinnen und Politiker konservativer Parteien deutlich grösser ist. Ich habe so einen Verdacht, was rauskäme würde ich das jetzt für die skandinavischen Länder recherchieren.

  • Ich frage mich, woher du nur immer deine seltsamen Beispiele nimmst. Wer soll denn das jetzt überprüfen können, was in Ruanda in der Politik so abgeht?

    Ich hatte die Wikipediaseite "Frauen in der Politik" gelesen:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Frauen_in_der_Politik

    Da ich das selbst nicht so schnell prüfen konnte, hatte ich es mal als offene Frage gestellt um die Schwarmintelligenz zu nutzen.

  • Leider handelt es sich dabei um Bücher, die nicht so einfach zugänglich sind, wenn man sie nicht gerade kaufen will. Das finde ich grundsätzlich schlechten journalistischen Stil, aber das passiert ständig, hat jetzt gar nichts mit dem Thema zu tun.

    Ja, das nervt mich auch…

    … und ist gerade besonders ätzend bei einer FoBi,

    es gibt unter „Materialien“ Literaturlisten, statt die Artikel einzustellen.

  • Ja, das nervt mich auch…

    … und ist gerade besonders ätzend bei einer FoBi,

    es gibt unter „Materialien“ Literaturlisten, statt die Artikel einzustellen.

    Literaturlisten sind doch aber der Normalfall, damit man sich bei Interesse rauspickt, was man vertiefen möchte und was nicht. Einfach urheberrechtlich geschützte Artikel weiterzuverbreiten im Rahmen einer öffentlichen FoBi wäre als Referent:in reichlich kurzsichtig.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Literaturlisten sind doch aber der Normalfall, damit man sich bei Interesse rauspickt, was man vertiefen möchte und was nicht. Einfach urheberrechtlich geschützte Artikel weiterzuverbreiten im Rahmen einer öffentlichen FoBi wäre als Referent:in reichlich kurzsichtig.

    Naja... Wenn es sich um Aufsätze aus Fachzeitschriften handelt, komme ich an fast alles ran.* Bücher sind immer ein Problem.


    *... und wen's interessiert, wie, der schreibt mir eine PN.

  • Literaturlisten sind doch aber der Normalfall, damit man sich bei Interesse rauspickt, was man vertiefen möchte und was nicht. Einfach urheberrechtlich geschützte Artikel weiterzuverbreiten im Rahmen einer öffentlichen FoBi wäre als Referent:in reichlich kurzsichtig.

    Es ist eine Online-FoBi, die Texte stünden nicht öffentlich.

    Es klang zunächst so, als können man über zusätzliches Material vertiefen, das „Material“ sind aber eben nur Literaturtipps und wenige Links, etliche veraltet.

    Die nächste Uni ist einiges entfernt und die Online-FoBi reduziert ja gerade die Fahrzeit.

    Die Uni-BiB stellt auch E-Books nur für Studierende außerhalb zur Verfügung, für Externe nur innerhalb des Gebäudes, man müsste also doch dahin fahren.


    Generell sind es Landesbedienstete, die Texte erschaffen und forschen, und ich verstehe nicht, warum man Lehrkräften hierzu keinen Zugang gewährt. Der Aufwand für FoBi ist ohnehin nebenher schwierig umzusetzen, so setzt man die Hürden noch höher. Dann muss die Vertiefung über Fachliteratur leider unterbleiben.

  • Von Frauenquote habe ich nichts gefunden. Angeblich liegt die Ursache an anderer Stelle. Aber so möchte ich das dann doch nicht in Deutschland umgesetzt wissen:

    https://kaffee-kooperative.de/gender-equality-ruanda/

    Aus deinem Link:

    Zitat

    Ein Meilenstein war auch die neue Verfassung von 2003: Hier wurde Gleichberechtigung als Staatszielfestgeschrieben. Dazu zählt unter anderem, dass jedes entscheidungsgebende Gremium eine Frauenquote von mindestens 30 Prozent haben muss.


    Das meinte ich. Eine Quote von 30% ist ja schonmal mehr, als überhaupt gar keine Quote zu haben.

    Aber ja, ein Genozid als Entwicklungsimpuls ist jetzt nicht unbedingt anstrebenswert.

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