Nutzt ihr im Unterricht gendergerechte Sprache?

  • Du, Papergirl , kannst dir das vielleicht so vorstellen, wie wenn ich plötzlich entscheide, dass das Wort "Busfahrer" immer impliziert, dass alle Menschen, die unter diesen Begriff fallen, automatisch alle buddhistisch sind und man müsste Wortanhängel hinzufügen, um darauf hinzuweisen, dass Busfahrer auch andere Religionszugehörigkeiten haben können - oder auch gar keine.

    Das wäre so ggf. denkbar (aber immer noch nicht wirklich stimmig), wenn eben lange Jahrhunderte Buddhisten hätten nicht Bus fahren dürfen, arbeiten, studieren, Bürgerrechte haben, Besitz haben etc., andere Religionen aber schon.

  • Es macht den Text dadurch besser. Ich hatte es ja sogar zwei mal eingeschränkt eingeschränkt. Mit "vielleicht" und sogar ein zweites mal mit "kann". Hätte ich diese beiden Worte nicht benutzt, dann wäre meine Aussage falsch gewesen. Mit den beiden Worten ist sie aber richtig. Oder möchtest du jetzt Behaupten, dann ich mir das nicht vorstellen kann?

    Das vermutliche Problem in der Kommunikation ist einfach, dass du vermultich glaubst zu wissen wie ich denken würde.

    Nein, ich glaube nicht zu wissen wie du denkst, ich weiß, dass ich das nicht weiß. (Wer meint da jetzt also zu wissen, wie das Gegenüber denkt von uns beiden..)


    Wenn du dir vorstellen magst, dass Frauen ihre Berufsbezeichnung eher qua Wortlänge (wegen eines geschriebenen Buchstabens mehr oder weniger) nicht generisch formulieren, als weil sie sich eben ganz schlicht und ergreifend von einer generisch maskulinen Form nicht mitgemeint fühlen und sich eben auch auch ganz simpel nicht als „Fachangestellter“ sehen, sondern eben als „Fachangestellte“, weil sie sich als Frauen fühlen und dementsprechend sprachlich selbst darstellen, dann darfst du das tun, darfst dich aber nicht wundern, wenn das von anderen Menschen als reichlich weit hergeholt empfunden wird.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • ahhh... Ich bin kein Chemielehrer, aber selbst ich weiß, das Marie Curie schon 1911 den Nobelpreis in Chemie bekommen hat und später auch die Tochter den Nobelpreis in Chemie bekommen hat. Ich würde wetten, dass es mehr Nobelpreisträgerinnen in Chemie gibt.

    Ich würde wetten, dass ich die Chemikerin hier bin und sicherlich mehr Ahnung von der Sache habe als du. Wenn Humblebee sich diesbezüglich nicht gerade auch geäussert hätte, würde ich dir tatsächlich Mansplaining unterstellen.

  • Ja, ich betrachte das Thema als lächerlich, richtig. Deshalb kann ich deine vorgestellten Gender-Studies auch nicht Ernst nehmen. Aber jede*r/m das, was ihm/ihr Spaß macht.

    Du könntest schon, aber du willst nicht.


    Im Übrigen sind das keine Gender-Studies. Die Arbeit wurde in der Deutsch-Didaktik in Kombination mit der Linguistik verfasst.

  • Stimmt. (der komplette Absatz, will jetzt nicht ganz zitieren)


    Wenn ich in Physik Strichmännchen zeichne , dann zeichne ich auch öfters Strichmännchen mit Rock.

    Finde ich gut. Auch Männer oder „Männchen“ dürfen dürfen schließlich Rock tragen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ahh... Also bei einigen weiß ich es mittlerweile, aber nicht bei allen.

    Wenn ihr in "Mein Profil" ein Geschlecht auswählen würdet, dann könnte, zumindest ich, hier einige der Argumentationen machmal besser verstehen. Könntet ihr euch mal bitte Gerndern? Ist das bei "Volker" schon eindeutig? (Das mit "Palim" tut mir echt leid. Hörte sich einfach für mich männlich an und in dem Fall von Palim muss ich zugeben, hatte ich sogar ein ganz spezielles männliches Gesicht und sogar eine Stimme dazu im Kopf.)

  • Das sind aktuelle Oberstufenbücher, die ich untersucht habe.

    Welches Weltbild machen die auf?

    Und damit sind wir dann eben nicht mehr einfach nur bei einer individuell zu lösenden sprachlichen Frage, sondern der Frage welche Gruppen wir sprachlich marginalisieren und welche wir inkludieren wollen, was immer auch weitere Ausiwrkungen hat auf die Gesellschaft, weil mitgemeint zu werden nicht mit bedacht zu werden bedeutet, gerade wenn es darum geht Zugangsrechte neu zu denken, ggf. Privilegien abzugeben/ zu teilen, etc. In Lehrbüchern für Gesellschaftswissenschaften zeigt sich das dann beispielsweise in den unterschiedlichen Formen von Mündigkeit, die sich in Lehrwerken für Gymnasien finden im Vergleich zu Lehrwerken für reine SEK.I- Schularten oder gar Förderschulen. (Während die einen - SuS an Gymnasien- kritisch nachhaken, sich selbst einbringen sollen, sollen die andern- SuS an SEK.I- Schularten/ Förderschulen- vor allem bei kompetenten Menschen nachfragen und dann machen, was diese ihnen sagen.)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ahh... Also bei einigen weiß ich es mittlerweile, aber nicht bei allen.

    Wenn ihr in "Mein Profil" ein Geschlecht auswählen würdet, dann könnte, zumindest ich, hier einige der Argumentationen machmal besser verstehen. Könntet ihr euch mal bitte Gerndern? Ist das bei "Volker" schon eindeutig? (Das mit "Palim" tut mir echt leid. Hörte sich einfach für mich männlich an und in dem Fall von Palim muss ich zugeben, hatte ich sogar ein ganz spezielles männliches Gesicht und sogar eine Stimme dazu im Kopf.)

    Jetzt wird es aber wirklich interessant. Ohne das Geschlecht des Argumentierenden zu kennen, kannst du seine Argumentationen nicht gut verstehen? Bist du dir sicher, dass du ein Problem mit Gendern hast oder nicht doch eher damit, dass Menschen nicht durch einfache Geschlechtseigenschaften exhaustiv charakterisiert werden können?

  • In Lehrbüchern für Gesellschaftswissenschaften zeigt sich das dann beispielsweise in den unterschiedlichen Formen von Mündigkeit, die sich in Lehrwerken für Gymnasien finden im Vergleich zu Lehrwerken für reine SEK.I- Schularten oder gar Förderschulen. (Während die einen kritisch nachhaken, sich selbst einbringen sollen, sollen die andern vor allem bei kompetenten Menschen nachfragen und dann machen, was diese ihnen sagen.)

    Das versteh ich (Germanist) jetzt nicht ganz:

    Wer sind "die einen", wer "die anderen"?

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Finde ich gut. Auch Männer oder „Männchen“ dürfen dürfen schließlich Rock tragen.

    Ich kenne ich nicht mehr den genauen Auslöser, aber ich habe mal in der Klasse mal behauptet, dass unsere Baptistenmädchen gezwungen werden ein Kleid zu tragen und die Jungen gezwungen werden Hose zu tragen (Weil ich nie einen Jungen mit Kleid gesehen habe und nie ein Mädchen mit Hose). Die Baptisten hatten auf die Bibel verwiesen: Männer und Frauen müssten sich unterschiedlich kleiden. Draufhin habe ich auf die Bergpredigt verwiesen. Dort trägt Jesus ein weißes Kleid. (Den Hosen waren zu der Zeit in der Gegend überhaput nicht üblich). Meiner Meinung müssten die baptistischen Jungen weiße Kleider tragen und die Mächen eine andere Farbe nehmen.

  • Und trotzdem haben 70% der Deutschen keinen Bock auf Gendern, alle Umfragen führen immer wieder zu diesem gleichen Ergebnis. Die einzige Personengruppe, die Gendern mehrheitlich gut findet, sind Anhänger der Grünen. Was ein Zufall, dass Lehrkräfte es also gut finden. Keine Korrelation erkennbar.

    Die Mehrheit hatte noch nie Bock auf irgendeine Änderung, wir säßen noch immer in Höhlen...


    (Mir fallen gerade die Anfänge von Eisenbahn und Auto ein, erinnere mich an Gespräche der Erwachsenen (ich war noch Kind) über Computer und später über Internet und das Handy (alles sehr ablehnend von der (lauten) Mehrheit). Ich habe mal gelesen, dass gerade nicht so intelligente Mitmenschen sich von Neuerungen überfordert fühlen und deshalb alles ablehnen. Lehrer u.a. haben studiert und sind vermutlich im Durchschnitt intelligenter als der Durchschnittsdeutsche, vielleicht liegt es daran. Grüne wollen die Zukunft gestalten, konservative Parteien dagegen alles bewahren. Jede Veränderung ist pfui.)

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Sie konnte ja nicht studieren, promovieren, herausgeben, daher oft auf den Namen des Mannes - wie in der Literatur auch, oder eben unter einem männliche Pseudonym.

    Kennst du Clara Immerwahr? Falls nein, unbedingt mal den Film schauen, der ist wirklich gut. Er zeichnet auch ein recht differenziertes Bild von Fritz Haber, der sich diesbezüglich durchaus sehr für seine Frau eingesetzt hat. Seine Kollegen waren der Meinung, die dürfe als Frau das Labor nicht betreten, er fand was anderes. Auch von Ludwig Boltzmann heisst es, er sei seinerzeit geradezu ein Feminist gewesen, womit er sich selbst offenbar keinen grossen Gefallen getan hat. Gleiches gilt für Albert Einstein und Otto Hahn, sie sich beide wiederholt dafür ausgesprochen haben, dass Lise Meitner eigentlich auch einen Nobelpreis bekommen hätte müssen. Man kann das alles in allem wohl als recht ambivalent bezeichnen.


    Als ich 1999 angefangen habe zu studieren, gab es an der Uni sehr wohl noch ein paar widerliche, sexistische und vor allem rassistische alte Säcke in der Chemie. Aber auch meine Erfahrung ist immer schon, dass die, die es wirklich drauf haben, völlig frei von solchem Gehabe sind und die Männer die widerlichen Säcke genauso wenig leiden konnten, wie wir Frauen. Das hatte man als Frau relativ schnell raus und navigierte dann um die Blödmänner eben drum rum. Wirklich ein Problem mit Sexismus hatte ich daher nie.

  • Das versteh ich (Germanist) jetzt nicht ganz:

    Wer sind "die einen", wer "die anderen"?

    Habe ich ergänzt, damit es verständlich wird. Danke für den Hinweis.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich kenne ich nicht mehr den genauen Auslöser, aber ich habe mal in der Klasse mal behauptet, dass unsere Baptistenmädchen gezwungen werden ein Kleid zu tragen und die Jungen gezwungen werden Hose zu tragen (Weil ich nie einen Jungen mit Kleid gesehen habe und nie ein Mädchen mit Hose). Die Baptisten hatten auf die Bibel verwiesen: Männer und Frauen müssten sich unterschiedlich kleiden. Draufhin habe ich auf die Bergpredigt verwiesen. Dort trägt Jesus ein weißes Kleid. (Den Hosen waren zu der Zeit in der Gegend überhaput nicht üblich). Meiner Meinung müssten die baptistischen Jungen weiße Kleider tragen und die Mächen eine andere Farbe nehmen.

    Russische Baptisten ja. Andere nicht. (Meine 1. Schule besuchten viele Russlanddeutsche.) Argumentiert wird mit dem Alten Testament (Männerkleidung gegen Frauenkleidung, und das wurde von Russlanddeutschen Baptisten in den 90er als Hose und Rock gedeutet, von den deutschen und amerikanischen nicht.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Die Mehrheit hatte noch nie Bock auf irgendeine Änderung, wir säßen noch immer in Höhlen...

    Hier gebe ich dir Recht.


    Komischerweise ist es aber bei Lehrern doch häufig so, dass sich auf "grün angehauchte" Dinge sofort gestürzt wird, während technische Dinge dann auch gerne abgelehnt werden. Wie kommt das? ;)

  • Ich glaube, hier liegt eine grundlegende Ansichtsunterscheidung vor, die auch nicht rein auf das Forum beschränkt ist. Wir können glaube ich bei diesen ganz einfachen Beispielen bleiben: Polizist, Busfahrer.

    Für manche Leute definieren sich diese zwei Begriffe ausschließlich über die Amtsbezeichnung bzw. Tätigkeitsinhalte. Für Andere sind die Begriffe immer automatisch Amtsbezeichnung und Geschlechtszuweisung. Und das wiederum können sich manche Menschen gar nicht vorstellen, weil der Busfahrer für sie einfach irgendein Mensch ist, der vorne im Bus sitzt und die Befähigung hat, Menschen zu befördern.

    Du, Papergirl , kannst dir das vielleicht so vorstellen, wie wenn ich plötzlich entscheide, dass das Wort "Busfahrer" immer impliziert, dass alle Menschen, die unter diesen Begriff fallen, automatisch alle buddhistisch sind und man müsste Wortanhängel hinzufügen, um darauf hinzuweisen, dass Busfahrer auch andere Religionszugehörigkeiten haben können - oder auch gar keine.

    Wie kommst du denn auf diese irrige Schlussfolgerung? Es GIBT Busfahrerinnen und Busfahrer und es GIBT jeweils ein Wort dafür. Es gibt aber KEIN Wort für buddhistische Busfahrerinnen.


    Und Mensch und Person sind geschlechtsneutral, auf welcher Grundlage willst du das denn infrage stellen?


    Meinungen kann ja jeder haben, auch ohne Argumente kann man was doof finden. Aber etwas zu konstruieren, das nicht existiert, um seine Meinung zu belegen ist echt sonderbar.

Werbung