Nutzt ihr im Unterricht gendergerechte Sprache?

  • Und trotzdem haben 70% der Deutschen keinen Bock auf Gendern, alle Umfragen führen immer wieder zu diesem gleichen Ergebnis. Die einzige Personengruppe, die Gendern mehrheitlich gut findet, sind Anhänger der Grünen. Was ein Zufall, dass Lehrkräfte es also gut finden. Keine Korrelation erkennbar.

  • Also meine unstudierten Nachbarinnen bezeichnen ihre Berufe selbst als „Erzieherin“, „Zugbegleiterin“, „Bürokauffrau“, „Hausmeisterin“, „Verkäuferin“, „Mechanikerin“,… Ist natürlich nur anekdotische Evidenz, aber ich bezweifle sehr, dass du du dir je die Mühe gemacht hast, mit Busfahrerinnen darüber zu sprechen, wie sie ihren Beruf bezeichnen und ob sie sich von einem generischen Maskulinum ausreichend mitgemeintund sprachlich repräsentiert fühlen. Insofern ist das genauso wie bei Kollege Gymshark mit seinen diversen „Weisheiten“ einfach nur Whataboutism.

    Ich habe nun ja auch viele "Nicht-Akademiker*innen" sowohl in meiner Bekanntenkreis als auch in der Familie. Keine der Frauen, die im Einzelhandel arbeiten (und das sind durchaus mehrere im genannten Kreis!), käme auf die Idee zu sagen "Ich bin Verkäufer.". Genauso wenig wie die zahnmedizinische Fachangestellte, die Polizistin, die Verwaltungsfachangestellte, die Altenpflegerin, die Bauzeichnerin, die Tischlerin,.. sich selbst mit der männlichen Berufsbezeichnung vorstellen würden.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Auch ein "schönes" Beispiel:


    (34) Natürlich kann der Adressat auch ein Junge sein. (Q3: 56)

    Eine derart explizite Erläuterung des Mitgemeintseins fehlt für Mädchen bzw. Frauenfür das ganze Schulbuch. Warum muss bei den ohnehin wenigen Beispielen, die eineweibliche Person fokussieren, erwähnt werden, dass auch Jungen Adressaten sein können?Ist dieser kognitive Schritt doch anspruchsvoller als es die Vertreter des GENERISCHENMaskulinums (wie z. B. Kalverkämper) darstellen? Liegt es an dem Ungewohnten?


    Im Vergleich dazu wird von den Schüler*innen nämlich verlangt, sich von der Aussage

    (13) Denken Sie an die Nennung von Titel, Autor, Erscheinungsjahr [...](Q1: 277)

    nicht verwirren zu lassen, obgleich ‚der Autor‘ hier Karoline von Günderode ist.


    ...

  • Dann grenzt das an Geschichtsverfälschung und sicherlich nicht zugunsten der Frau.

    Das ist es für die Fächer, die ich unterrichte, interessanterweise eben nicht. Es gibt in der Chemie tatsächlich nicht eine einzige Frau, die in der Vergangenheit irgendwas von Bedeutung gemacht hätte. Die Wahrscheinlichkeit ist aber relativ gross, dass mal irgendwann der Name Clara Immerwahr fällt, obwohl sie wegen ihrer eigenen wissenschaftlichen Arbeit überhaupt nicht erwähnenswert ist. Als wir in Genf an der Uni das Schülerlabor eröffnet haben, liefen zwei Kollegen als Antoine und Marie Lavoisier verkleidet rum. Marie ist wissenschaftshistorisch gesehen wiederum absolut bedeutungslos. Die zwei Frauen, deren Arbeit für die Physik von Relevanz war, werden hingegen überproportional häufig erwähnt. Das ist mir während der Ausbildung zum Lehrdiplom schon aufgefallen, dass das Thema in den Naturwissenschaften eine viel grössere Rolle spielt als in den Sprachen und Geisteswissenschaften.

  • Und trotzdem haben 70% der Deutschen keinen Bock auf Gendern, alle Umfragen führen immer wieder zu diesem gleichen Ergebnis. Die einzige Personengruppe, die Gendern mehrheitlich gut findet, sind Anhänger der Grünen. Was ein Zufall, dass Lehrkräfte es also gut finden. Keine Korrelation erkennbar.

    Jetzt gleitest Du in Polemik ab. Das ist mir zu schwach. Auch deine Wortwahl "kein Bock" passt zum despektierlichen Ton von vorhin.

    Du musst ja nicht gendern. Dennoch möchten es andere.

    Manche Menschen sind wie Kleinkinder im Sandkasten, die eines von ihren 3 Förmchen abgeben sollen, weil das andere Kind gar kein Förmchen hat.

    Das Kind mit den 3 Förmchen ist in dieser Analogie der Mann, der seit jeher alle Rechte hatte, das Kind ohne Förmchen die Frau, die nun Gleichberechtigung offiziell hat und nun auch genannt, gehört und gleichberechtigt sein will.


    Nur dass im echten Leben gar nichts weggenommen wird. Im Gegenteil, es kommen Möglichkeiten (hier wieder auf die Sprache bezogen) dazu. Ein Mehrwert, kein Verlust.

  • Na ist doch schön, da kann der Gender-Fanclub bestehen aus CDL, Humblebee und scheinbar auch Antimon die Beiträge ja hoch voten. Wobei Antimon (korrigiere mich, wenn ich falsch liege) ja zumindest kein Fan von Sternchen und Doppelpunkten ist. Das ist immerhin die milde Art des Genderns.

  • Das ist es für die Fächer, die ich unterrichte, interessanterweise eben nicht. Es gibt in der Chemie tatsächlich nicht eine einzige Frau, die in der Vergangenheit irgendwas von Bedeutung gemacht hätte. Die Wahrscheinlichkeit ist aber relativ gross, dass mal irgendwann der Name Clara Immerwahr fällt, obwohl sie wegen ihrer eigenen wissenschaftlichen Arbeit überhaupt nicht erwähnenswert ist. Als wir in Genf an der Uni das Schülerlabor eröffnet haben, liefen zwei Kollegen als Antoine und Marie Lavoisier verkleidet rum. Marie ist wissenschaftshistorisch gesehen wiederum absolut bedeutungslos. Die zwei Frauen, deren Arbeit für die Physik von Relevanz war, werden hingegen überproportional häufig erwähnt. Das ist mir während der Ausbildung zum Lehrdiplom schon aufgefallen, dass das Thema in den Naturwissenschaften eine viel grössere Rolle spielt als in den Sprachen und Geisteswissenschaften.

    Interessant! In der Literatur ist es eben definitiv der Fall. Ich hatte aber auch in Büchern gelesen, dass viele Errungenschaften den Ehemännern der Forscherinnen zugesprochen wurden? Ist das doch nicht so?

    Sie konnte ja nicht studieren, promovieren, herausgeben, daher oft auf den Namen des Mannes - wie in der Literatur auch, oder eben unter einem männliche Pseudonym.

  • Und trotzdem haben 70% der Deutschen keinen Bock auf Gendern

    Die movierten Formen werden von der Mehrheit einfach beiläufig benutzt, das wird überhaupt nicht als "gendern" empfunden. Dass Sternchen und Sprechpausen nerven, ja, da bin ich dabei. Und ich schreibe es jetzt ungefähr zum 20. mal: Ich bin mir auch recht sicher, dass das wieder verschwindet.

  • Warum sollte das verwirren? Also dein Beitrag, der verwirrt. Aber keinem Schüler (generisch) ist unklar, was mit Autor gemeint ist.

    Dir ist also klar, dass der Autor in dem Fall ganz konkret eine Frau ist? Und dass man hier unbedingt das -in weglassen muss, obwohl es ganz genau um diese eine Person geht, die hier weiblich ist? ok

  • Na ist doch schön, da kann der Gender-Fanclub bestehen aus CDL, Humblebee und scheinbar auch Antimon die Beiträge ja hoch voten. Wobei Antimon (korrigiere mich, wenn ich falsch liege) ja zumindest kein Fan von Sternchen und Doppelpunkten ist. Das ist immerhin die milde Art des Genderns.

    Genderfanclub

    Getue

    kotzen

    die Grünen

    kein Bock


    Männer und ihre Emotionalität . ..

  • Die movierten Formen werden von der Mehrheit einfach beiläufig benutzt, das wird überhaupt nicht als "gendern" empfunden. Dass Sternchen und Sprechpausen nerven, ja, da bin ich dabei.

    So war die Forsa-Umfrage auch angelegt. Da ging es um das, was ich "hartes Gendern" nenne. Mit Sternchen, Doppelpunkt und Sprechpause. Das "milde Gendern" mit movierten Formen ist deutlich akzeptierter, ja, wobei das meiner Meinung nach auch Probleme macht. Ich sehe mich nicht als "Lehrender". Das tue ich, wenn ich unterrichte, aber zuhause nicht.

  • Es gibt in der Chemie tatsächlich nicht eine einzige Frau, die in der Vergangenheit irgendwas von Bedeutung gemacht hätte.

    Da fällt mir spontan Marie Curie ein. Die war doch Chemikerin und Physikerin und hat in beiden Bereichen einen Nobelpreis erhalten. Sie hat doch zusammen mit ihrem Ehemann u. a. das Radium entdeckt. War das nichts von Bedeutung?

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ich glaube, hier liegt eine grundlegende Ansichtsunterscheidung vor, die auch nicht rein auf das Forum beschränkt ist. Wir können glaube ich bei diesen ganz einfachen Beispielen bleiben: Polizist, Busfahrer.

    Für manche Leute definieren sich diese zwei Begriffe ausschließlich über die Amtsbezeichnung bzw. Tätigkeitsinhalte. Für Andere sind die Begriffe immer automatisch Amtsbezeichnung und Geschlechtszuweisung. Und das wiederum können sich manche Menschen gar nicht vorstellen, weil der Busfahrer für sie einfach irgendein Mensch ist, der vorne im Bus sitzt und die Befähigung hat, Menschen zu befördern.

    Du, Papergirl , kannst dir das vielleicht so vorstellen, wie wenn ich plötzlich entscheide, dass das Wort "Busfahrer" immer impliziert, dass alle Menschen, die unter diesen Begriff fallen, automatisch alle buddhistisch sind und man müsste Wortanhängel hinzufügen, um darauf hinzuweisen, dass Busfahrer auch andere Religionszugehörigkeiten haben können - oder auch gar keine.

  • Es gibt in der Chemie tatsächlich nicht eine einzige Frau, die in der Vergangenheit irgendwas von Bedeutung gemacht hätte.

    ahhh... Ich bin kein Chemielehrer, aber selbst ich weiß, das Marie Curie schon 1911 den Nobelpreis in Chemie bekommen hat und später auch die Tochter den Nobelpreis in Chemie bekommen hat. Ich würde wetten, dass es mehr Nobelpreisträgerinnen in Chemie gibt.

  • Ja, ich betrachte das Thema als lächerlich, richtig. Deshalb kann ich deine vorgestellten Gender-Studies auch nicht Ernst nehmen. Aber jede*r/m das, was ihm/ihr Spaß macht.

  • Da fällt mir spontan Marie Curie ein. Die war doch Chemikerin und Physikerin und hat in beiden Bereichen einen Nobelpreis erhalten. Sie hat doch zusammen mit ihrem Ehemann u. a. das Radium entdeckt. War das nichts von Bedeutung?

    Sie war in erster Linie Physikerin auch wenn sie natürlich für beide Disziplinen den Nobelpreis bekommen hat. Das Thema Radioaktivität ist interdisziplinär, wir verorten es aber auch an der Schule mehr in der Physik als in der Chemie. Zur Isolierung der neuen Elemente hat sie sich natürlich der damals bekannten Methoden der analytischen Chemie bedient, zu deren Weiterentwicklung hat sie mit ihrer Arbeit aber eben nichts beigetragen. Dass Marie Curie überhaupt als "Chemikerin" genannt wird, liegt daran, dass viele Personen schon gar nicht wirklich benennen können, was Chemie eigentlich sein soll. Selbst meine Chefin (studierte Biologin) findet ja, dass "Plastik im Meer" in die Biologie gehört. Danach gefragt, ob sie denn überhaupt Ahnung von "Plastik" hätte, wusste sie dann auch keine Antwort mehr ^^

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