Nutzt ihr im Unterricht gendergerechte Sprache?

  • Das ist interessant, die Erfahrung mache ich, was wirklich mich persönlich betrifft, gar nicht. Gelegentlich tun sich im Klassenlager z. B. kulturelle Eigenheiten auf, dergestalt, dass Jungs mit Migrationshintergrund vom Balkan befinden, sie müssten in der Küche nichts tun. Ja, das können sie schon meinen, dann bleibt die Küche eben kalt. Zwiebeln schneiden haben die noch alle bei uns gelernt. Die putzen auch alle die Tische nach der Laborarbeit, da traut sich explizit mit mir keiner zu diskutieren.


    Ich scheitere einfach manchmal an meiner Körpergrösse und dann muss ich halt um Hilfe bitten oder die bietet sich von selber an. Dass dann meist einer von den Jungs einspringt liegt nur daran, dass die im Durchschnitt grösser sind als die Damen. In der Physik hat es neue Regale gegeben als ich da als zweite Frau dazu gekommen bin. Dann wurde es den Herren nämlich zu mühsam mit "kannst du mal bitte". Solange es nur eine Frau war, war der Aufwand offenbar geringer als einfach das schwere Gerät eine Etage tiefer zu räumen. Lustigerweise finden die Herren jetzt, ihr Leben sei auch einfacher geworden. So gesehen finden die uns Frauen ziemlich nützlich ^^

  • Das ist interessant, die Erfahrung mache ich, was wirklich mich persönlich betrifft, gar nicht. Gelegentlich tun sich im Klassenlager z. B. kulturelle Eigenheiten auf, dergestalt, dass Jungs mit Migrationshintergrund vom Balkan befinden, sie müssten in der Küche nichts tun. Ja, das können sie schon meinen, dann bleibt die Küche eben kalt. Zwiebeln schneiden haben die noch alle bei uns gelernt. Die putzen auch alle die Tische nach der Laborarbeit, da traut sich explizit mit mir keiner zu diskutieren.

    Das ist auch der Ansatz, den ich verfolge: Rollenstereotype durchbrechen bzw. die Konsequenzen aufzeigen.


    Die Debatte um das generische Maskulin halte ich hingegen für eine Scheindebatte. Dessen Verteufelung und die ganzen Alternativwortschöpfungen schaden meiner Meinung nach Grundanliegen mehr als sie nützen, weil sie massive Reaktanz hervorrufen.


    Wichtig ist mir allerdings, dass auf der individueller Ebene alle mit dem Geschlecht ihrer Identität angesprochen werden. In den vergangenen Jahren haben bei uns die Fälle deutlich zugenommen, wo die Geschlechtsidentität vom gesetzlichen oder biologischen Geschlecht divergiert. Das zu respektieren und den Leidensdruck der Betroffenen dadurch zu lindern, sollte selbstverständlich sein.

  • icht genau so, aber sinngemäß. Beim Umzug eines guten Freundes, bei dem wir geholfen haben, meinte dessen Frau vollkommen selbstverständlich, nicht mithelfen zu müssen, weil Tragen Männerarbeit wäre. Meine Frau wurde sogar ganz irritiert gefragt, warum sie das denn mache, sie solle doch lieber in der Küche helfen. Und das ist kein Einzelfall. In der Regel werden "die Jungs" oder "die Männer" dazu aufgefordert, das Tragen zu übernehmen. Wenn Frauen sich zum Tragen anbieten wird das regelmäßig abgelehnt (meist durch andere Frauen), weil das doch lieber die Männer machen sollen.

    Du beschreibst durchaus zutreffend, wie tief diese Geschlechterrollenbilder in unserer Gesellschaft verankert sind. Insofern sehe ich auch noch nicht, dass man sagen kann, dass die Gleichberechtigung erledigt und geklärt sei, selbst wenn rechtlich alles sortiert ist.


    Ich erlebe aber durchaus häufig, wie die tradierten Geschlechterrollen ignoriert oder aufgebrochen werden. Das erreicht man nicht dadurch, dass man einfordert, Frauen haben sich die Gleichberechtigung durch bestimmtes Verhalten zu verdienen.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Mhmm... ein Gendergap ist zunächstmal genau das... ein Gap, eine Lücke. Wer will schon als Lücke wahrgenommen oder bezeichnet werden?

    Der Unterstrich ist einfach nur ein Zeichen, das sonst in der Sprache keine Verwendung findet. Wie der Stern, halt nur kein Stern.


    Man kann ihn als Gap bezeichnen. Besonders glücklich ist das nicht. Das ist ja keine Lücke, dort steht ein Zeichen.


    Zu behaupten, Menschen würden als Lücke bezeichnet, ist eine völlig unangemessene Überinterpretation dieser Bezeichnung.


    Es ging um die Benennung eines Datenbankfeldes.

    Welcher Glotti wird denn sonst noch so geschlagen im Deutschen?

    Wenn man die Falschverwendung der Begriffe in dieser Frage mal ignoriert, könnte man antworten, dass in diesem Thread Beispiele für die Verwendung des Glottisschlages genannt wurden. Weitere findet man bei Wikipedia unter den entsprechenden einträgen.


    Aber ich glaube gar nicht, dass diese Frage ernst gemeint war.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Stimmt, wer echte Gleichberechtigung will sollte als Frau auch darauf verzichten flirtend zu sagen "Kannst du mir mal beim Tragen helfen, du bist so stark". Dann sind männliche Eigentschaften wieder gut genug.

    Wer macht denn sowas?

    Also, ich scheitere natürlich auch mal an meiner Kraft, wenn es etwas zu tragen gibt. Dann schafft meine gute Freundin es, die ist nämlich viel stärker als ich. Und natürlich gibt es Menschen, die andere Dinge besser können als ich. Mir ist es dabei sehr egal, ob das ein Mann oder eine Frau ist. Dass viele Männer mehr Kraft haben als ich, ist eine Tatsache, daran kann ich nichts ändern. Ist es deswegen eine männliche Eigenschaft? Und was heißt "gut genug"? Muss ich mir nun meinen Rücken ruinieren oder mir einen Leistenbruch zuziehen, weil ich eine Frau bin und mir gleiche Rechte wünsche?


    EDIT: Mir sind jegliche Personen zuwider, die sich wegen ihres Geschlechts vor bestimmten Aufgaben verstecken. Dazu gehört das Beispiel hier der Frau, die Tragen als Männerarbeit empfindet oder die Schülerin, die sagt: Mathe kann ich nicht, bin ein Mädchen und der Mann, der nicht putzt, weil das Frauenarbeit ist.

    Jeder macht das, was er kann, schafft und/oder gern macht, egal, ob Mann oder Frau.

  • Ich helfe gerne beim Tragen. Es geht darum, wenn manche Frauen Männer als Packesel ausnutzen wollen, um sich keinen Fingernagel abzubrechen. Die gibt es nämlich leider.

  • Ich helfe gerne beim Tragen. Es geht darum, wenn manche Frauen Männer als Packesel ausnutzen wollen, um sich keinen Fingernagel abzubrechen. Die gibt es nämlich leider.

    Ja, die gibt es. Genauso wie es Männer gibt, die Frauen als Haushälterinnen benutzen wollen oder davon ausgehen, dass Kindererziehung vorrangig deren Metier wäre. Das sind genau dieselben Geschlechtsstereotype, nur in grün. Bedauerlicherweise kritisiert du immer nur die Frauen, aber sprichst quasi niemals den männlichen Anteil an diesen Stereotypen kritisch an.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Beruflich höre ich aber bei jeder Kiste, die ich trage und bei jeder/jedem Bierbank/Biertisch, die ich wegtrage vor oder nach Schulfesten von Kolleginnen, dass ich das doch nicht machen solle, sondern mir Schüler (nicht Schülerinnen) dafür einspannen solle.

    Echt? Wenn ich bei sowas Hilfe brauche, dann spreche ich halt die Person an, die gerade da ist. Mir doch egal welches Geschlecht. Es sei denn es ist jemand, der gesundheitlich nicht kann oder darf.

  • Genauso wie es Männer gibt, die Frauen als Haushälterinnen benutzen wollen oder davon ausgehen, dass Kindererziehung vorrangig deren Metier wäre.

    Dann gibt es aber genug Frauen, die diese Rolle dann auch dankend ausfüllen. Auch hier im Forum. Da kritisiere ich häufig die Männer, aber wenn frau sich dann einreden "aber mein Mann mit dem richtigen Job, der kann nicht in Teilzeit", dann wertet sie sich ja selbst ab. Und das ist dann wiederum Kritik an der Frau.

  • Das ist interessant, die Erfahrung mache ich, was wirklich mich persönlich betrifft, gar nicht. Gelegentlich tun sich im Klassenlager z. B. kulturelle Eigenheiten auf, dergestalt, dass Jungs mit Migrationshintergrund vom Balkan befinden, sie müssten in der Küche nichts tun.

    Die würden mich dann wohl nicht mögen :D Ich bin derjenige, der meistens daheim kocht. Meine Frau macht das nicht gerne, ich aber schon. :D


    Dann gibt es aber genug Frauen, die diese Rolle dann auch dankend ausfüllen. Auch hier im Forum. Da kritisiere ich häufig die Männer, aber wenn frau sich dann einreden "aber mein Mann mit dem richtigen Job, der kann nicht in Teilzeit", dann wertet sie sich ja selbst ab. Und das ist dann wiederum Kritik an der Frau.

    Ja und nein. Das mit dem Argument ist natürlich Banane. Aber in einer Partnerschaft, besonders mit Kindern muss man sich halt drauf verständigen wie man sich organisiert. Wenn meine Frau mehr als ich verdienen würde, bin ich der erste der in Teilzeit geht.

  • Dann gibt es aber genug Frauen, die diese Rolle dann auch dankend ausfüllen. Auch hier im Forum. Da kritisiere ich häufig die Männer, aber wenn frau sich dann einreden "aber mein Mann mit dem richtigen Job, der kann nicht in Teilzeit", dann wertet sie sich ja selbst ab.

    Ja, eben. Genau das. Es reproduzieren auch die Opfer die Geschlechterrollensozialisation. Das kommt einem zunächst komisch vor, ist aber so.

    Und das ist dann wiederum Kritik an der Frau.

    Kann man machen. Man sollte sich davor hüten jemandem die Schuld an den verhältnissen zu geben. Wir entkommen der Sozialisationsspirale auch nciht, indem wir einfordern, dass erst jene dieses machen müssten etc.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Aber das Gendersternchen löst diese Probleme dann?

    Das Gendersternchen hat zunächst mit der Rollensozialisation von Männern und Frauennur indirekt zu tun. Bei diesem geht es darum, auch nicht-binäre Personen zu erfassen. Für Männer und Frauen reichte die Binnenmajuskel.


    Muss man also im Zusammenhang mit der gegenderte Sprache auf die binären Geschlechterrollen zu sprechen kommen? Offensichtlich war es dir ja ein Bedürfnis, du hast ja dieses Subthema eingebracht. Dass es gegen sehr tief sitzende Sozialisation keine einfachen Lösungen gibt, dürfte eigentlich klar geworden sein.

  • Was mir spontan einfiel: Wurden nichtbinäre Menschen je gefragt, ob sie die Sternchenschreibweise gut finden oder haben das binäre Menschen entschieden, dass das in deren Interesse sei? Und was wäre, wenn ein nichtbinärer Mensch jetzt sagen würde, dass er den Genderstern ablehnt? Würden die Befürworter ihn dann auch tatsächlich weglassen?

  • Ja, die gibt es. Genauso wie es Männer gibt, die Frauen als Haushälterinnen benutzen wollen oder davon ausgehen, dass Kindererziehung vorrangig deren Metier wäre.

    Und es gibt Frauen, die der Ansicht sind, dass Erziehung und Haushalt Frauensache sind und die es gut finden, Ihrem Mann ein gemütliches Zuhause zu bereiten. Solange sich zwei finden, die zueinander passende Ansichten haben, ist das kein Grund zur Kritik.

    Und wenn es nicht passt, joa, dann muss man sich als Frau eben einen Partner suchen, mit dem die Vorstellungen besser zusammenpassen. Und das möglichst nicht erst nach zwei, drei Jahren Beziehung und definitiv bevor man sich mit jemandem fortpflanzt.

    Zitat

    Das sind genau dieselben Geschlechtsstereotype, nur in grün. Bedauerlicherweise kritisiert du immer nur die Frauen, aber sprichst quasi niemals den männlichen Anteil an diesen Stereotypen kritisch an.


    Die Kritik (meine jedenfalls) richtet sich nicht generell gegen aus meiner Sicht antiquierte Ansichten, sondern gegen die Scheinheiligkeit einiger Frauen, die auf der einen Seite in "sicheren" Umgebungen über mangelnde Gleichberechtigung klagen, aber selbst ständig Stereotype reproduzieren und nicht willens sind an ihrem eigenen Verhalten etwas zu verändern.


    Für Kritik an Männern gibt es in diesem Kontext wenig Anlass. Wenn Männer bestimmte Vorstellungen davon haben, wie die Familie und der Arbeitsplatz zu funktionieren haben und Frauen sich danach richten, warum sollten sie ihr Verhalten dann ändern? Männer können keine Gedanken lesen und brauchen manchmal sehr deutliche Ansagen, damit sie den Ernst einer Aussage verstehen.

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