Nutzt ihr im Unterricht gendergerechte Sprache?

  • So natürlich ist das nicht. Ich ahbe auch schon davon gehört, dass Menschen der Ansicht sind, dass man sichdas eigene Geschlecht nicht aussuchen dürfe u. ä.

    Solange es nicht irgendwas absurdes ist, wie das "clownself" was ich letztens auf Tiktok gesehen habe, ist das für mich kein Problem. Zumindest meine ich, dass ich damit kein Problem habe. Ich war noch nie in der Situation, jemand anders als mit Frau oder Herr anzusprechen.

  • Mag sein. Es macht aber auch keinen Sinn, die jungen Menschen nur in einer sterilen Schulsprache zu unterrichten. Sie werden in ihrem Alltag gegenderten Formen begegnen. Dann müssen sie wissen, was es damit auf sich hat, auch wenn es nicht im Duden steht.

    Das scheint mir ein wichtiger Punkt zu sein,

    in der GS sind weibliche Berufsbezeichnungen eigentlich eine Rechtschreibübung, dabei merkt man dann, wie wenig geläufig sie sind … wobei Berufsbezeichnungen insgesamt ein schwieriges Feld sind.


    Neulich habe ich gelernt, dass es Sprachen gibt, in denen es eher einer Beleidigung nachkommt, wenn man „Lehrerin“ sagt, es bedeute, man könne seinen Job nicht.

  • dabei merkt man dann, wie wenig geläufig sie sind

    Kannst du ein paar Beispiele nennen? Die einzige Berufsbezeichnung, die mir gerade nur in der weiblichen Form in den Sinn kommt, ist die Hebamme. Wir sagen hier wirklich kaum noch "Krankenschwester", es heisst "Pflegefachperson". Bei allen anderen "verdächtigen" Berufen denke ich gerade an beide Bezeichnungen und beides kommt mir gleichermassen geläufig vor.

  • Die Kinder tun sich schon mit „Ärztin“ schwer oder „Pilotin“, sie müssen wirklich die Bezeichnungen selbst lernen,

    aber sehr viele Kinder kennen auch gar keine Berufsbezeichnungen.

    Aus dem Satz: „Ich arbeite bei xy“ wird als Berufsbezeichnung dann „xy“ abgeleitet.


    Inzwischen leite ich den Satz ein mit „Wenn ich groß bin werde ich …“, damit die Kinder merken, dass Verkaufsketten und Automarken keine Berufsbezeichnung sind.

    „Meine Tante ist Arzt“ bedeutet meistens „Meine Tante arbeitet bei einer Ärztin in der Praxis als medizinische Fachangestellte“.

    Übrigens Thema in Klasse 4, als Rechtschreibübung oft in Klasse 2 oder 3 schon gesetzt, um -in und -innen zu üben.

  • Ich benutze sehr häufig geschlechtsneutrale Formen wie Lehrkräfte, wenn es tatsächlich um beide Geschlechter geht bzw. nutze eben genau die Form, die angemessen ist ansonsten. Regelmäßig verwende ich in der gesprochenen Sprache aber auch die männliche und weibliche Form zugleich, z.B. um von Schülerinnen und Schülern zu sprechen. Ein ehemaliger User hatte hier einige Male von „weiblichen Lehrern“ geschrieben, weil selbst das Wort „Lehrerin“ im zu viel gegendert war. Das halte ich für ebenso abstrus und konstruiert, wie unangemessen.

    Wenn ich über Angehörige bestimmter Berufe spreche, switche ich bewusst bei vor allem von Frauen besetzten Berufen in die männliche Form und bei mehrheitlich männlich besetzten Berufen in die weibliche Form, um Stereotype aufzubrechen, statt diese zu unterstützen durch meinen Sprachgebrauch. So spreche dann statt über Erzieherinnen und Elektriker über Erzieher und Elektrikerinnen beispielsweise.

    Bei Tafelaufschrieben verwende ich inzwischen konstant entweder geschlechtsneutrale Formen wie Lehrkräfte oder eben gegenderte Formen mit Doppelpunkt, wie Schüler:innen. Selbst in meinen Hauptschulzugklassen kennen sämtliche SuS diese Art der Schreibweise auch aus anderen Fächern und sind davon nicht irritiert, egal wie fremd ihnen teilweise Deutsch als Bildungssprache ist. Sichtbarmachung durch bewussten Sprachgebrauch ist mir ein Anliegen, insofern arbeite ich auch dementsprechend an mir, damit ich auch mit Phänomenen, die ich selbst (noch?) weniger gut verstehe -wie sich selbst unter dem Label „divers“ zu subsumieren oder andere Pronomen als Anrede zu wünschen- respektvoll umgehe ungeachtet meiner persönlichen Irritation, die vor allem die Pronomenfrage in mir noch immer auslöst.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Die Sprechpause bei Schüler*innen macht exakt eine meiner Kolleginnen und ich halte es für keinen Zufall, dass das eine Deutsche ist. Alle anderen sagen entweder Schülerinnen und Schüler oder Jugendliche. Die Begriffe Lehrperson und Lernende habe ich hier überhaupt erst gelernt und das schon vor 10 Jahren. Ansonsten fällt mir auf, dass sich auch die geschlechtsneutralen Berufsbezeichnungen hier völlig problemlos durchsetzen. Das fängt schon mit der Eigenbezeichnung unserer Fachmittelschülerinnen an, ich habe da noch nie gehört, dass eine Krankenschwester werden will. Ich möchte in die Pflege, ich möchte Pflegefachperson werden. Die Sprechpause irritiert mich massiv, die geschlechtsneutralen Begriffe erscheinen mir völlig gewöhnlich.

  • in der GS sind weibliche Berufsbezeichnungen eigentlich eine Rechtschreibübung, dabei merkt man dann, wie wenig geläufig sie sind … wobei Berufsbezeichnungen insgesamt ein schwieriges Feld sind.

    Als ich vor Jahrzehnten selber noch Grundschüler war, wurde uns bei dem Thema: „Wie schreibe ich einen Brief?“ beigebracht, daß man als männlicher Schreiber „Sehr geehrte Damen und Herren“ schreibt und als weibliche Schreiberin „Sehr geehrte Herren und Damen“, halt immer das andere Geschlecht zuerst. Bis auf Einzelfälle von Bundestagsabgeordneten und Ministerinnen, habe ich nie wieder „Sehr geehrte Herren und Damen“ gehört.

  • Häufig, ja. Insbesondere indem ich Worte wähle, die "geschlechtsneutral" sind ("Lehrkräfte" statt "Lehrerinnen und Lehrer"), ansonsten mit durch Pause gesprochenes * (Schüler*innen). Ich habe mich bei vielen Begriffen ziemlich an ihre jeweils gegenderte Form gewöhnt, und so, wie ich an andere sprachliche Phänomene nicht bewusst denken muss, nehme ich auch diese gegenderten Begriffe nicht mehr bewusst wahr. Bei anderen, weniger häufig verwendeten Begriffen mag ich es auch mal vergessen; aber das ist ja auch egal, ich finde der Gedanke zählt :)

    Ich sage immer Lehrerinnen, weil es bei uns keine Lehrer gibt. Mit Schüler spreche ich meine Klasse nie an, also erübrigt sich das. Wenn nötig, sage ich allerdings ganz neutral "Leute."

  • Als ich vor Jahrzehnten selber noch Grundschüler war, wurde uns bei dem Thema: „Wie schreibe ich einen Brief?“ beigebracht, daß man als männlicher Schreiber „Sehr geehrte Damen und Herren“ schreibt und als weibliche Schreiberin „Sehr geehrte Herren und Damen“, halt immer das andere Geschlecht zuerst. Bis auf Einzelfälle von Bundestagsabgeordneten und Ministerinnen, habe ich nie wieder „Sehr geehrte Herren und Damen“ gehört.

    Das habe ich allerdings noch gar nie nicht gehört.

  • Über die Aussprache dieser "Pause" muss man nicht sprechen, es gibt diese Pause nicht. Die ist erfunden. Ich bin da ganz bei platty, steht nicht im Duden, ist also sowieso kein anerkanntes Deutsch.

  • Habe ich die schon mal verlinkt? Finde ich ziemlich auf den Punkt gebracht. Die macht sich auch zu anderen Alltagsthemen recht gescheite Gedanken, finde ich.


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  • Ich habe dieses Video schon häufig gendernden Individu*innen geschickt. Es wird aber sofort mit dem "Argument" Schminktussi abgeschmettert. So viel zum neutralen Diskurs.

  • Schminktussi ... pff. Die würde ich sicher nicht von der Bettkante schubsen :teufel:

  • Das Weglassen der geschlechtsspezifsichen Anrede wäre doch dessen das Gegenteil, oder?

    M.E. nicht. Es belegt nur die Variable "geschlechtsspezifsichen Anrede" nicht mit einem bestimmten Wert. Sie ist somit frei und legt damit auch niemanden auf einen bestimmten Wert fest.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Schminktussi ... pff. Die würde ich sicher nicht von der Bettkante schubsen :teufel:

    Das ist übrigens auch ein gutes Beispiel für die Diskriminierung von Männern. Wehe, so einen Spruch würde mal ein Hetero Mann raushauen. Dafür wird man heutzutage schon gecancelt.

  • Was ... die Tussi oder die Bettkante oder beides?!

  • Das ist übrigens auch ein gutes Beispiel für die Diskriminierung von Männern. Wehe, so einen Spruch würde mal ein Hetero Mann raushauen.

    Das ist mir eigentlich gleich, wer diesen Spruch 'raushaut. Ich finde ihn unpassend. Dazu muss ich gar nicht erst Antimon Geschlecht recherchieren.

  • M.E. nicht. Es belegt nur die Variable "geschlechtsspezifsichen Anrede" nicht mit einem bestimmten Wert. Sie ist somit frei und legt damit auch niemanden auf einen bestimmten Wert fest.

    Das halte ich für eine, sagen wir, etwas unübliche Sichtweise auf Sprache. Iniwefern sollte man überhaupt „Variable“ verwenden? Insbesondere, wenn das Geschlecht bekannt ist, besteht daran kein Bedarf.


    Vielmehr ignoriert man das Geschlecht bei der Anrede. Den entsprechenden Begriff lässt man ja weg. Man ersetzt ihn eben nicht durch eine Variable. Ich befürchte, viele fühlten sich davon eben nicht angesprochen. Vielleicht empfänden sie es auch als unhöflich.


    Aber probiert's doch gerne aus. Womöglich ist es wirklich nur eine Frage der Gewohnheit.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

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