Nutzt ihr im Unterricht gendergerechte Sprache?

  • Sätze wie "Die Ärzte kommen zur Visite. Frau Müller ergreift das Wort."

    Ich frage mich beim Lesen, wer Frau Müller ist. Die Patientin? Jedenfalls eine weitere Person im Raum, die nicht zur Gruppe der Ärzte gehört.


    Wieso ist das für dich bei der Frage nach Lieblingssängern anders? Ich meine auch gelesen zu haben, dass die Frage nach Lieblingsschauspielern anders beantwortet wird als nach Lieblingsschauspielern und Lieblingsschauspielerinnen. Im ersten Fall denken die meisten vor allem an Männer.


    'Gästin' finde ich auch sonderbar, scheint sich aber mehr und mehr einzubürgern. 'Vortragendinnen' ergibt noch weniger Sinn, das wird wahrscheinlich nicht im Sprachgebrauch vieler ankommen, aber wer weiß. Ändert doch aber nichts daran, dass es Busfahrer und Busfahrerinnen gibt?

  • Sucht man den Begriff "Vergewaltigerin" bei Google News, findet man bereits auf der ersten Seite teilweise Links zu jahrealten Artikeln. Der Begriff wird äußerst selten verwendet, auch weil, und da hat Antimon Recht, sexueller Missbrauch fast ausschließlich durch Männer begangen wird.

    Oder ist einfach nur die Dunkelziffer höher? Bei Männern steht halt immer der Verdacht im Raum, während dies bei Frauen nicht der Fall ist.


    --> https://www.bmfsfj.de/resource…nner-langfassung-data.pdf


    Zitat aus der oben verlinkten Studie zur Gewalt gegen männliche Kinder (Seite 87):
    "Kloiber (2002) ermittelt in seiner nichtklinischen Berliner Studie einen (Männer) Täter

    anteil von 53,4 % (n = 23) und einen (Frauen) Täterinnenanteil von 46,5 % (n = 20)."


    Zugegeben, die Stichprobe ist sehr klein, aber sie ist weit weg von den von Antimon postulierten 98% Männeranteil.

  • Selbst wenn Frauen häufiger sexuelle Gewalt ausüben sollten, ist das kein Argument gegen das Gendern sondern dafür. Offenbar fühlen sich einige Männer benachteiligt, wenn eine Gruppe von Tätern und Täterinnen in einer Berichterstattung nur mit dem Wort Täter zusammengefasst wird.

  • Gleichzeitig gibt es aber auch Leute, die unter dem Begriff "Täter" wieder eine reine Bezeichnung für eine Rolle sehen, die über Grammatik hinausgehend nicht näher geschlechtlich bestimmt ist, somit Männer wie Frauen und alles dazwischen einschließt.

    Die "Benachteiligung" ist momentan subjektiver Natur, weil derzeit fast jedes sich auf Menschen beziehende deutsche Substantiv unterschiedlich verstanden wird und somit die Ursprungsintention des Wortgebrauchs uneindeutig bleibt.

  • In dem Ursprungstread von "Was ein Wahnsinn" ging es nicht nur um Vergewaltiger, sondern auch um Einbrecher, Betrüger und Nazis.


    Meine zuerst verlinke Statistik bezieht sich auf alle Strafttaten.


    Ich bin zu Faul das für jede einzelne Strafttat aufzuschnlüsseln. Alleine bei den sexuellen Straftaten werden über 40 verschiende Katrgorien unterschieden. Gefühlt dürfte da der Männeranteil i.d.R. bei über 95% liegen.

    Das ist aber nicht immer so. In der Katrgorie "Schwerer sexueller Missbrauch von Kindern - Herstellung und Verbreitung pornographischer Inhalte § 176c Abs. 2 StGB" beträgt der Frauenanteil z.B. über 10%.


    Und bei "Förderung sexueller Handlungen Minderjähriger oder Ausbeuten von Prostituierten §§ 180, 180a StGB" sind es 20% Frauenanteil.


    Wer Lust hat, kann ja gerne selbst bei den anderen Kategorien gucken.:

    https://www.bka.de/DE/Aktuelle…lltabellen.html?nn=211742


  • Es gibt über 1100 Ketegoreien. Fast immer ist der Mann in mindestens 50% der Fälle der Täter.


    Es gibt nur 24 Kategorien, in denen Frauen in mehr als 50% der Fälle die Täter sind. (Die mit genau 50% lasse ich weg).


    Das sind:

    Schwangerschaftsabbruch ohne ärztliche Feststellung, unrichtige ärztliche Feststellung § 218b StGB

    Nachstellung (Stalking) § 238, Abs. 3 StGB

    Verletzung amtlicher Bekanntmachungen

    Verletzung des Steuergeheimnisses

    Ungenehmigte Einfuhr von Abfällen § 326 Abs. 2 StGB

    Ungenehmigte Einfuhr von Abfällen

    Ausübung der verbotenen Prostitution § 184f StGB

    Vortäuschen einer Straftat gegen die sexuelle Selbstbestimmung

    Jugendgefährdende Prostitution § 184g StGB

    Verletzung der Fürsorge- oder Erziehungspflicht § 171 StGB

    Handel zum Zweck der Ausbeutung bei der Ausübung der Bettelei § 232 Abs. 1 Nr. 1 c), Abs. 2 in Bezug auf Abs. 1 Nr. 1 c), Abs. 3 Nr. 1 bis 3 in Bezug auf Abs. 1 Nr. 1c), Abs. 4 in Bezug auf Abs. 1 Nr. 1c) StGB

    Sonstige Entziehung Minderjähriger § 235 StGB

    Entziehung Minderjähriger § 235 StGB

    Verleumdung auf sexueller Grundlage

    Menschenraub, Entziehung Minderjähriger, Kinderhandel §§ 234, 235, 236 StGB

    Einfacher Diebstahl von Betäubungsmitteln aus Arztpraxen

    Störung einer Bestattungsfeier

    Verstoß gegen das Heilpraktikergesetz

    Personenstandsfälschung

    Üble Nachrede auf sexueller Grundlage

    Ausstellen sonstiger unrichtiger Gesundheitszeugnisse gem. § 278 StGB

    Üble Nachrede ohne sexuelle Grundlage

    Entziehung Minderjähriger gegen Entgelt oder in Bereicherungsabsicht § 235 Abs. 4 Nr. 2 StGB

    Ausstellen unrichtiger Gesundheitszeugnisse § 278 StGB

  • Ja eben, weil fast nur von "Einbrechern" in der männlichen Form geschrieben und gesprochen wird, trauen sich Frauen das einfach nicht zu. Ist doch logisch. 8)

    • Offizieller Beitrag

    Laut Kriminalstatistik des Bundesinnenministeriums gehen mehr als 98 % der Verbrechen gegen die sexuelle Selbstbestimmung auf männliche Täter zurück. Wer das Wort "Vergewaltigerin" als "Argument" in diese Diskussion schmeisst hat sich selbst wirklich komplett diskreditiert.

    d`accord.
    Den Rest des Absatzes hätte ich ein wenig geschmeidiger formuliert, aber inhaltlich stimme ich zu.

  • Ich weigere mich, auf ein gewisses Ausmass an Widerwärtigkeit noch mit Freundlichkeit zu reagieren.

  • Eine Milchmädchenrechnung ergibt damit übrigens, dasss jeder Mann in seinem Leben für mindestens eine Strafttat verurteilt wird. :(

    Für die Schweizer: Ich habe gelesen ihr nennt es Milchbübleinrechnung. :)

  • Das mit der gleichen Schreibweise, aber unterschiedlicher Aussprache (und zum Teil verschiedenen Genus) gibt es öfters, sogar ohne Bindestrich.

    Rom (2 mal + ROM), Heroin, Konstanz, Hochzeit, Spielende, Staubecken, Versendung, Band, Bug, dies, Montage, Paris, Petra, modern, übersetzen, umfahren, umfahren, bewachst

  • Ja, Homophone hatten wir ja hier schon mehrere genannt (Am schönsten fand ich der,die,das Mars). Ich glaube, dannvon gibt es auch sehr viele. Homographen hatten wir bisher nur ein halbes Beispiel (E-Mail und Email; da ist zwar kein Buchstabe anders, aber zumindest der Strich zwischen. Daher hatte ich nach anderen Beispielen gesucht (Vor ein paar Stunden wusste ich noch nicht, dass man das Homographe nennt). Leider finde ich keine Angaben wie viele Homophone und wie viele Homographen es gibt.

  • Geht's noch?

    Naja, es war ja nicht meine Idee. Nicht wenige AutorINNEN hier im Forum möchten nicht ihr "IN" zeigen. Sie haben mir ja selbst erklärt, dass sie sich nicht als "AutorIN" darstellen möchten.

    Und falls es jemand noch nicht gemerkt haben sollte: Meine Meinung ist nicht, dass nur die Lösung "alle "IN" weg" richtig ist. Ich nehme für ALLE Seiten Extrempositionen ein, um die Vor- und Nachteile erkennen zu können, um am Ende der Diskussion (keine Ahnung wann das ist) für mich erkennen zu können, was ich möglichst widerstruchsfrei und konfliktfrei am Besten finde.

  • Das hat aber mir gendergerechter Sprache gar nichts zu tun.

    Wenn du in dieser langen Diskussion zurück gehst, dann war der Zusammenhang/Auslöser der, dass wir uns überlegt hatten, wann ein beliebiges Wort (nicht nur Berufe oder Menschengruppen) mal den männlichen oder weiblichen Genus bekommen (haben).


    Aber insofern hast du Recht.

    Für MICH steht (Ein Deutschlehrer sieht das (evtl.) anders) bei "der Lehrer" das "der" nicht für männlich, sondern für die Einzahl.

    Genau so wie bei "die Lehrer" das "die" nicht für weiblich steht, sondern für Mehrzahl.

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