In meiner Schulzeit [...]
Bei meinen Töchtern [...]
"Damals, in meiner Schulzeit, war noch alles anders und viel besser. Aber heute..."
Eine Aussage, die man sowohl von 60- als auch von 30-Jährigen hört.
Da kann irgendwas nicht stimmen.
In meiner Schulzeit [...]
Bei meinen Töchtern [...]
"Damals, in meiner Schulzeit, war noch alles anders und viel besser. Aber heute..."
Eine Aussage, die man sowohl von 60- als auch von 30-Jährigen hört.
Da kann irgendwas nicht stimmen.
Bei uns müssen immer noch viele die Schule wechseln, vor allem nach Klasse 6 und 8. Wer zweimal in zwei aufeinander folgenden Klassenstufen durchfällt, muss gehen. (Das sind in jeder Klasse mehrere.) "Aufstieg" ins "allgemeine" Gymnasium wird nach Klasse 5 schwierig, weil die 2. Fremdsprache fehlt (früher zu G9-Zeiten ging es noch nach Klasse 6). Aber es gibt noch das berufliche Gymnasium ab Klasse 8.
(In Klasse 5 und 6 sind es fast immer Kinder mit Werkrealschulempfehlung (früher Hauptschule), bei denen die Eltern es glaubten, besser zu wissen. "Mein Kind muss sich nur etwas mehr anstrengen ..." und wir sehen, wie das Kind sich bemüht, es aber doch nicht reicht. Die Grundschulempfehlung stimmt normalerweise. (Wir Lehrer wissen anfangs nicht, wer welche Empfehlung hat (nur die SL). Erst bei entsprechend schlechten Noten ist es in den pädagogischen Konferenzen Thema.)
Bei uns war eine zu hohe Abgabequote der Gymnasien seitens des Schulamts nicht gewünscht bzw. es wurde argumentiert, dass es keine Schulplätze gibt. Teilweise kamen konkrete Zahlen (bei Sechszügigkeit weniger als 10 Kinder, wenn ich mich richtig an mein erstes Jahr dort erinnere). Damals hatte ich zwei fünfte Klassen und hätte (bei gleicher Bewertung wie an der vorherigen Schule) eigentlich 15 5en setzen müssen. Habe ich dann nicht, man passt sich ja gerade in der Probezeit an. Nun ja.
Ich erinnere mich an den Fall eines komplett überforderten, definitiv nicht gymnasialgeeigneten Kindes, dessen Eltern ich wiederholt über 3 Jahre eindringlich einen Schulwechsel angeraten habe. Wollten sie nicht. Dieses Kind hat einmal wiederholt und ist von da an Jahr für Jahr ultrahaarscharf durchgeruscht.. man möchte ihm ja auch nicht die Zukunft verbauen, wer kann sich noch zu einer 4 oder einer Ausgleichs-3 durchringen... im Endeffekt hat es letztes Jahr (irgendwie, knapp) Abitur gemacht und bei den Eltern bin ich wahrscheinlich die dusselige Kuh, die damals sein Potential nicht erkannt hat und auf die man zum Glück nicht gehört hat.
Und letztlich gibt die Praxis des Durchwinkens ihnen Recht und man kann die Beharrlichkeit niemandem verübeln.
Ich verstehe die Frage nicht. Nee, die sind gleich alt, wir haben für die Männer einfach noch den verpflichtenden Wehrdienst. Die Einschreibefrist beginnt irgendwann im März, dann melden die Mädchen sich provisorisch an. Das Zeugnis reichen sie dann nach.
Na ich frag nur, weil du von Mädchen und Männern sprichst. Also entweder sind es noch Kinder, also Mädchen und Jungen oder sie sind erwachsen, also dann Frauen und Männer. Mag kleinlich klingen, aber Sprache hat eine starke Wirkung auf die Wahrnehmung.
Bei uns war eine zu hohe Abgabequote der Gymnasien seitens des Schulamts nicht gewünscht bzw. es wurde argumentiert, dass es keine Schulplätze gibt. Teilweise kamen konkrete Zahlen (bei Sechszügigkeit weniger als 10 Kinder, wenn ich mich richtig an mein erstes Jahr dort erinnere). Damals hatte ich zwei fünfte Klassen und hätte (bei gleicher Bewertung wie an der vorherigen Schule) eigentlich 15 5en setzen müssen. Habe ich dann nicht, man passt sich ja gerade in der Probezeit an. Nun ja.
Ich erinnere mich an den Fall eines komplett überforderten, definitiv nicht gymnasialgeeigneten Kindes, dessen Eltern ich wiederholt über 3 Jahre eindringlich einen Schulwechsel angeraten habe. Wollten sie nicht. Dieses Kind hat einmal wiederholt und ist von da an Jahr für Jahr ultrahaarscharf durchgeruscht.. man möchte ihm ja auch nicht die Zukunft verbauen, wer kann sich noch zu einer 4 oder einer Ausgleichs-3 durchringen... im Endeffekt hat es letztes Jahr (irgendwie, knapp) Abitur gemacht und bei den Eltern bin ich wahrscheinlich die dusselige Kuh, die damals sein Potential nicht erkannt hat und auf die man zum Glück nicht gehört hat.
Und letztlich gibt die Praxis des Durchwinkens ihnen Recht und man kann die Beharrlichkeit niemandem verübeln.
Ich finde deinen Beitrag sehr ehrlich und bezeichnend. Ich kenne Oberstudienräte mit 3er-Abi, man überlege, welche Möglichkeiten die betreffende Person nun durch die reine Beharrlichkeit hat.
"Damals, in meiner Schulzeit, war noch alles anders und viel besser. Aber heute..."
Das hat sie doch überhaupt nicht geschrieben. Sie hat nur beschrieben, wie es momentan an vielen Schulen faktisch ist und das deckt sich auch mit der Statistik. Ob das gut oder schlecht ist, wäre zu diskutieren. Aber der Preis für mehr Abiturienten ist logischerweise nun mal eine geringere Qualität...
Ich finde deinen Beitrag sehr ehrlich und bezeichnend. Ich kenne Oberstudienräte mit 3er-Abi, man überlege, welche Möglichkeiten die betreffende Person nun durch die reine Beharrlichkeit hat.
Wenn die Person den Job dann gut ausfüllt, will ich nichts gesagt haben und freue mich über die genutzte Chance.
Aber ja, ganz grundsätzlich kann das so nicht richtig sein.
Willkommen in Deutschland. Hier zählen nur formale Abschlüsse, Abschlüsse und nochmals Abschlüsse. Zumindest in fast allen Bereichen m.E.
Ich finde das auch schade.
Das stimmt so nicht mehr. Zumindest nicht mehr so universell wie früher. Ich bin sehr froh, dass es hier zu einem umdenken kommt
im Endeffekt hat es letztes Jahr (irgendwie, knapp) Abitur gemacht
Ja... Aber effektiv studiert ja dann die Hälfte eurer Abiturienten offenbar gar nicht. Insgesamt scheint mir das schon auch ein ziemlich fragwürdiges System geworden zu sein. Uns ist es als Schule letztes Jahr seit Anbeginn der Zeit zum ersten Mal passiert, dass jemand die Matura auch nach Repetition des 4. Jahres final nicht bestanden hat. Schulabschluss hat die formal nun gar keinen. Nach 14 Jahren Schule (wenn nicht Schlimmeres, kann gut sein, dass es da noch einen Stufenwechsel in der Sek I gab) macht die Person jetzt eine Berufslehre. Immerhin hat sie eine Lehrstelle aber das ist natürlich der Super-GAU. Die Konsequenz lautet für uns ganz klar: Wir waren zu nett, das darf nie wieder passieren. Lieber früh absägen als sowas zu verantworten.
Ich kenne Oberstudienräte mit 3er-Abi, man überlege, welche Möglichkeiten die betreffende Person nun durch die reine Beharrlichkeit hat.
Was hat denn die Abinote mit dem späteren Beruf zu tun?
Beispielsweise gilt der amerikanische High School Abschluss als deutlich einfacher, als das deutsche Abitur.
Ja, die sind aber auch nicht zu vergleichen. https://de.wikipedia.org/wiki/High_School_Diploma
Was hat denn die Abinote mit dem späteren Beruf zu tun?
Die Abiturnote bestimmt zu 100% das gesamte Leben. Zumindest wurde mir dieses Gefühl in der Schule vermittelt. Zum Glück habe ich keine Abitur, so konnte ich es noch selbst in die gewünschte Richtung lenken.
Einige Kollegen vermitteln leider immer noch ein problematisches Menschenbild, wenn's ums Abitur geht. Wenn man bedenkt, dass quasi jeder Zweite das Abitur erhält, ist es sowieso nichts "Besonderes". Die Bedeutung dieser Abschlussprüfung wird massiv überschätzt.
Die Unis sollten Aufnahmeprüfungen einführen und man sollte endlich den notwendigen und zumindest konsequenten Schritt gehen und diesen Bildungsabschluss vollständig entwerten.
Es wird wohl darauf hinauslaufen. Von einem Schuljahr zum nächsten erklären... Ätsch, wir halbieren jetzt die Quote!... wird vermutlich nicht funktionieren. Zu retten wäre das vermutlich nur noch, indem man das Gymnasium in Deutschland als eigenständige Schulform komplett abschafft und durch ein vernünftig differenzierendes Gesamtschulsystem ersetzt.
Was hat denn die Abinote mit dem späteren Beruf zu tun?
Was kannst du denn mit nem 3er Abi in Deutschland direkt studieren? Da war zu meiner Zeit die Auswahl schon eingeschränkt.
Was kannst du denn mit nem 3er Abi in Deutschland direkt studieren? Da war zu meiner Zeit die Auswahl schon eingeschränkt.
Physik
Einige Kollegen vermitteln leider immer noch ein problematisches Menschenbild, wenn's ums Abitur geht. Wenn man bedenkt, dass quasi jeder Zweite das Abitur erhält, ist es sowieso nichts "Besonderes". Die Bedeutung dieser Abschlussprüfung wird massiv überschätzt.
Zu bedenken ist auch, dass man heutzutage (danke der Bologna-Reform) auch mit dem Fachabitur fast alles studieren kann.
Was kannst du denn mit nem 3er Abi in Deutschland direkt studieren? Da war zu meiner Zeit die Auswahl schon eingeschränkt.
Eine ganze Menge. Unis verdienen Geld mit Studierenden. Es gibt unheimlich viele Studiengänge ohne oder mit niedrigem NC (den man zur Not mit wenigen Wartesemestern idR erreichen kann).
An meiner Uni gibt es außerdem sowohl für Sek1 als auch Sek1+2- Lehrämter keinen NC (mit Ausnahme von Bio, wohl wegen der Nachfrage in Relation zu den Laborplätzen). Ich weiß, dass ist in sehr großen Städten noch ne andere Nummer. Aber generell würdest du dich wundern, wie viele Sachen NC-frei sind.
MINT-Studiengänge sind übrigens auch idR NC-frei.
Das hat sich mit der Zeit aber auch sehr verändert. Ich wollte damals nach dem Abi z.B. einen Diplomstudiengang machen, welcher damals einen NC von 2,3 hatte. Da ich stets ein extrem fauler Schüler war, liegt mein Schnitt höher und ich wurde nicht zugelassen und hab folglich was anderes gemacht. Heutzutage liegt der NC für den äquivalenten Bachelor-Studiengang an derselben Uni um die 3,0. Wenn man dazu noch bedenkt, wie sich die Notendurchschnitte der Abiturienten wunderhaft verbessert haben mit der Zeit, ist die Zulassung also quasi geschenkt mittlerweile. Außerdem würde ja auch ein Fachabi mit diesem Schnitt schon ausreichen.
Was kannst du denn mit nem 3er Abi in Deutschland direkt studieren? Da war zu meiner Zeit die Auswahl schon eingeschränkt.
Mit 3er Abi kann man fast alles direkt studieren. Ausnahmen sind Psychologie, Medizin, Tiermedizin und Pharmazie. Alles andere gibt es an mindestens einer Uni in Deutschland zulassungsfrei. Wiwi ist in Kassel zulassungsfrei, Jura und Chemie in Marburg, die geisteswissenschaftlichen Studiengänge sind in Frankfurt in der Regel zulassungsfrei, Informatik und Physik gehen so oder so, L3 und L2 sind in Gießen zulassungafrei (mit Ausnahme von Biologie als Unterrichtsfach) usw.usf. Da muss man nicht mal aus Hessen raus, um eine riesige Auswahl an Studiengängen zu haben, die man sogar mit 4.0er Abi studieren kann.
Eine ganze Menge. Unis verdienen Geld mit Studierenden.
Uni bekommen Geld für Studenten. Verdient wird damit nichts. Der Betrieb eines Studienplatzes ist selbst in "Laberfächern" teuer.
ZitatEs gibt unheimlich viele Studiengänge ohne oder mit niedrigem NC (den man zur Not mit wenigen Wartesemestern idR erreichen kann).
Wie genau soll man einen NC mit Wartesemester erreichen? Wartesemester verbessern nicht den Abischnitt. Die Wartezeitquote ist eigenständig.
und die Wartesemesteranzahl ist seit "Kurzem" gedeckelt (7 Semester), so dass das Wartezeit-Spielchen bald nicht mehr so laufen wird wie vorher.
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