Sprachlich inkompetent in Englisch

  • Hallo,


    ich bin seit Februar 06 Referendarin an einem Gymnasium (Englisch/Französisch). In Englisch habe ich nun Probleme wegen meines deutschen Akzents. Gestern hatte ich eine Lehrprobe, bei dermich die Fachleiterin total herunter gemacht hat: mein Englisch sei fehlerhaft (1 Wort falsch ausgesprochen) u. zudem völlig unauthentisch. Ich würde es auch in meinem BdU (geplant ist ein GK 11 in Englisch) sehr shwer haben, da die Schüler fachlich schwache Lehrer in der Regel nicht akzeptieren. Als sprachliches Vorbild könne ich so nicht dienen.


    Während meines Studiums und während meines Examens gab es nie irgendwelche Probleme mit meinem Akzent. Auch habe ich bereits einen Auslandsaufenthalt (6 Monate) absolviert. An meiner Schule gibt es auch Englischlehrer, die einen mehr oder weniger deutlichen deutschen Akzent haben. Mit welchem Maßstab wird da eigentlich gemessen? Was meinen die hier im Forum vertretenen Englischlehrer/Englischreferendare dazu?


    Eine ratlose Aurelia

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Aurelia,
    lass dich nicht fertig machen! In welchem Bundesland bist du denn?
    Bei mir war es auch so, dass mein Seminarlehrer behauptete, ich hätte in Französisch einen zu starken deutschen Akzent- weil ich nicht als fortbildungsunwillig gelten wollte, hab ich nochmal 3 Wochen Intensivsprachtraining in Frankreich- natürlich auf eigene Kosten!-gemacht.
    Die Franzosen allerdings wussten nicht so recht, was sie mit mir anfangen sollten- sie meinten der Akzent wäre nicht schlimm, man merke halt immer wenn ein Ausländer eine Fremdsprache spricht.
    Wieder zurück fragte ich betreffenden Lehrer, ob sich meine Aussprache verbessert hätte... Der wusste überhaupt nicht, worum es ging und bestritt, so etwas jemals gesagt zu haben!
    Nur so als Tipp, den ich auch meinen Schülern gebe: Hör halt viel Radio, schau DVDs auf Englisch etc.
    Liebe Grüße
    Hermine

  • Zitat

    Gestern hatte ich eine Lehrprobe, bei dermich die Fachleiterin total herunter gemacht hat: mein Englisch sei fehlerhaft (1 Wort falsch ausgesprochen) u. zudem völlig unauthentisch. Ich würde es auch in meinem BdU (geplant ist ein GK 11 in Englisch) sehr shwer haben, da die Schüler fachlich schwache Lehrer in der Regel nicht akzeptieren. Als sprachliches Vorbild könne ich so nicht dienen.


    - Waren dass die Hauptkritikpunkte? Wenn sie sonst nichts auszusetzen hatte ist es nicht auszuschließen, dass die einfach "meckern" wollte und dein Akzent die einzige Angriffsfläche geboten hat.
    - War es nur die Aussprache oder auch die Sprachbeherrschung allgemein? Wenn es nur die Aussprache war, dann hat sie m.E. total übertrieben mit "fachlich schwache Lehrerin". Wenn es auch um die allgem. Sprachbeherrschung geht, solltest du dringend was tun!
    - Wenn es nur um die Aussprache geht: es gibt einige gute Kassetten für fortgeschrittene Lerner - wenn du willlst, suche ich dir in den nächsten Tagen die Titel raus.
    - Überhaupt: allererste Regel im Ref: Seminarlehrer haben NICHT immer recht.


    Gruß
    Julie

  • Ich habe mal eine Frage dazu:
    Wir bekommen an der Uni auch immer vorgebetet, wie wichtig es ist, dass unser Englisch authentisch und akzentfrei sei.
    Ist es denn möglich, ein solches Englisch zu sprechen, nachdem man sein ganzes Leben lang in Deutschland lebt und mit Deutsch groß geworden ist? Ich kenn so viele Deutsche, die erst mit einem gewissen Alter nach Deutschland gekommen sind, und die haben alle noch einen Akzent!
    Mal abgesehen davon finde ich Akzente schön und würden mich im Unterricht überhaupt nicht stören (so lange sie nicht zu extrem sind), es ist doch nur natürlich, oder???

    • Offizieller Beitrag

    Ich schließe mich den bisherigen Vorrednern an.


    Bei mir war das so, dass ich 1991 (!) das erste und einzige Mal für längere Zeit im Ausland war und danach erst wieder 1997 während meines Studiums für drei Wochen.


    Während des Refs. (2003-2005) hat sich nie jemand über meine Sprachkompetenz beschwert - im Gegenteil. Stellt sich die Frage, ob ich jetzt ein Naturtalent bin (würde ich nicht behaupten) oder ob das in der Tat einfach Ansichtssache ist.


    Manchmal sagen Fachleiter so einen Unsinn, weil ihnen sonst nichts besseres einfällt und man die Aussprache schlecht konkret bewerten kann - somit auch Gegenargumente schwierig sind.


    In einem Punkt hat die FL aber Recht: In der Oberstufe akzeptieren Schüler eine Lehrkraft, die offensichtliche Defizite hat langfristig wirklich nicht. Methodische Defizite werden Dir mehr oder weniger verziehen, weil die ja wissen, dass Du Referendarin bist.


    Sprich doch mal mit ein paar Fachkollegen darüber und lass Dir ein Feedback geben.


    Wenn die nicht auch der Meinung sind, würde ich um das Geschwätz der FL nichts geben.


    Gruß
    Bolzbold

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    In einem Punkt hat die FL aber Recht: In der Oberstufe akzeptieren Schüler eine Lehrkraft, die offensichtliche Defizite hat langfristig wirklich nicht. Methodische Defizite werden Dir mehr oder weniger verziehen, weil die ja wissen, dass Du Referendarin bist.


    Dem muss ich, so leid es mir tut, zustimmen. Das habe ich bereits bei Referendaren erlebt, die in meinen Kursen unterrichtet haben - die Kommentare der Schüler hinterher waren eindeutig.


    Ich würde mir auch Feedback von Kollegen einholen - und gegebenenfalls ein intensives Sprachtraining beginnen.


    Gruß
    Meike

    • Offizieller Beitrag

    Dazu habe ich mal eine Frage am Rande: Ich hatte zu meiner Oberstufenzeit eine Englischlehrerin, die kein "th" aussprechen konnte, d.h. wir haben es als 'falsch' empfunden und dementsprechend wenig Respekt vor der guten Frau gehabt. Sie war aber mit einem englischen Muttersprachler verheiratet und nun frage ich mich, ob es vielleicht eine Region im englischsprechenden Ausland gibt, wo das "th" wie ein weiches "s" gesprochen wird und wir der wirklich lieben Lehrerin Unrecht getan haben?


    LG Talida

  • Es gibt Regionen / Länder, in denen wird ganz "eigenartiges" Englisch gesprochen.
    Die Australier sind am schwierigsten zu verstehen (Bsp: Good day ausgesprochen wie gud daai). Aber soweit ich weiß spricht man überall das th auch wie ein th aus. Es sei denn, man lispelt... ;)

    • Offizieller Beitrag

    Ja, th ist th und wird allerorts gleich gelispelt. Gegen regionale englische (!) Akzente hat ja auch keiner was - Englisch ist Englisch, gleich welcher Färbung. Ein DEUTSCHER Akzent ist allerdings weniger englisch und das als Englischlehrer - da muss ich schon schlucken, ehrlich.


    Einen Auslandsaufenthalt braucht es doch eben bei fast allen um dahin zu kommen, beim einen reichen ein paar Monate, beim anderen dauert's länger - und dann gibt es eben noch die, die sich dann vom Land nicht trennen konnten - wie mich - weswegen ich gleich über eineinhalb Jahre blieb und weswegen man mich akzenthalber auch nicht vom Durchschnittswaliser unterscheiden konnte, höchstens in der Begrenztheit idiomatischer Phrasen oder einzelner Worte. Meine Schüler finden das wichtig. Und ich finde es beim FS-Lehrer ehrlich gesagt auch wichtig, dass man doch ein sprachliches Vorbild sein kann. Daran sollte man arbeiten.

  • Hallo,


    erstmal zu euren Fragen:


    - Ich bin Referendarin in NRW.


    - Natürlich gab es in Bezug auf die Lehrprobe noch weitere Kritikpunkte:
    Die Stunde war angemessen phasiert u. auch schülerorientiert, aber ich noch flexibler mit Schülerbeiträgen umgehen. Meine Sprachbeherrschung ist ansonsten O.K. In einem Fachlehrergutachten steht sogar, daß ich über einen großen Wortschatz verfüge. Aber die Fachlehrer vergeben nicht die Noten! An meiner Sprachkompetenz arbeite ich in irgendeiner Form immer (hauptsächlich lese ich viel).


    Generell vertrete ich Brotkopfs Meinung. Bestes Beispiel ist "unser Papst". Joseph Ratzinger lebt seit mehr als 20 Jahren in Rom und spricht Italienisch mit deutlichem dt. Akzent.


    Meine Fachleiterin vertritt aber nun einmal die Meinung von Meike. Ich fürchte nun, dass ich bei ihr auf keinen grünen Zweig mehr komme, da ich meinen Akzent nicht auf die Schnelle wesentlich verbessern kann. Deshalb interessiert mich auch, ob der dt. Akzent ein Defizit ist, das zum Nichtbestehen des Examens führen kann.


    Gruß
    Aurelia

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Aurelia,
    hm, schwer zu sagen- ich denke aber nicht, dass der Akzent ein sehr ausschlaggebender Faktor ist. Um die Note zu drücken- ja- aber nicht, um jemanden durchs Examen fallen zu lassen.
    Lesen ist zwar sehr löblich, wird aber nichts an deinem Akzent ändern. Filme, Radio, Austausch mit englischsprachigen Leuten usw. wären da viel nützlicher.
    Und ganz wichtig: Hol dir mehrere Meinungen ein!
    Wenn nur die Fl der Meinung ist, so what?
    Das Beispiel mit dem Papst finde ich übrigens ziemlich unglücklich: Der muss es auch nicht Generationen von Schülern richtig beibringen und als sprachliches Vorbild dienen.
    Lg
    Hermine

  • Hallo Aurelia,


    dieses Problem hatte ich während meines Refs auch! Ich war ein Jahr in England und zu dieser Zeit war mein Englisch auch deutlich besser als jetzt. Es "rostete" hier in Deutschland wieder deutlich ein, leider, was sich auch bei meiner 1sten Staatsexamensprüfung bemerkbar machte :O


    Auch ich habe die Erfahrung gemacht, dass mir mein Akzent von Fachleitern, Mentoren und Oberstufenschülern angekreidet wurde. Viele kleine Fehler wurden verziehen, aber gröbere sprachliche und fachliche Fehler (die ich leider auch bisweilen machte) und mein Akzent waren ein ständiger Kritikpunkt.
    Ich befolgte die obengenannten Tipps auch mit Cassetten, Aussprachekursen udn Lesetraining im lauten Lesen. Man kann da schon einiges erreichen. Auch kann man Treffs mit Native speakers zum "Üben" vereinbaren, in den Unis hängen oft Angebote am schwarzen Brett. Ich war damals sogar beim englischen Stammtisch!


    Mein 2. Examen habe ich trotz meines Englisch bestanden. Ein wenig auf die Note gedrückt hat es leider schon, aber ich denke, wenn die Mängel nur klein sind, ist es nicht tragisch. Meine waren zum Teil nicht ganz so klein, muss ich bescheiden zugeben.


    Doch Bolzbold, im Nachahmen von Akzenten gibt es kleinere und größere Talente. manche schaffen es spielend, einen Akzent aus dem Stand nachzuahmen, andere üben lange und erzielen immerhin bescheidene Erfolge.


    LG Jenny

  • Wenn ich meine bescheidene Meinung noch dazu geben darf: bei manchen nachgeahmenten englischen Akzenten, die sich eben nicht durch jahrelangen Aufenthalt in einer Gegend ergeben, wo man so spricht, möchte ich mir augenblicklich was in die Ohren stopfen. Säße ich im Unterricht und die Lehrperson würde so sprechen, wäre ich so blockiert, dass ich nicht mehr zuhören könnte.

  • AK ich weiß 100%ig was du meinst!


    Nee, das geht gar nicht! ich finde die Ausspra he sollte korrekt sein (das geht auch mit Akzent) und der Akzent sollte nihct zu heftig sein. Davon geh ich bei nem studierten Englischlehrer aber aus! Lübke englisch wirst ja wohl nicht sprechen!


    Aber ich hab von dem Thema eigentlich mal so gar keine Ahnung!


    LA, Sunny!

    Tschacka!


    <img src="http://img113.imageshack.us/img113/6624/zwanzigklein7xb.jpg">

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Sunrise1408 schrieb am 15.06.2006 18:08:
    Aber ich hab von dem Thema eigentlich mal so gar keine Ahnung!


    LA, Sunny!


    Schön, dass Du dann trotzdem Deinen Senf abgibst, Sunny...


    Und was das Nachahmen von Akzenten angeht, ja, das mag sein, dass ich das möglicherweise kann - oder ich habe es seinerzeit einfach vernünftig gelernt und es ist sozusagen geblieben.
    Besonders lustig ist, dass ich mir mein amerikanisches Englisch zugunsten eines eher britischen Akzents abgewöhnt habe, weil die jüngeren Schüler das sonst nur schwer verstehen.
    In der Oberstufe schalte ich dann bisweilen wieder auf amerikanisches Englisch um - ein bisschen Spaß muss ja auch bei der Sache sein.


    Gruß
    Bolzbold

    • Offizieller Beitrag

    Wenn du gerne spazieren gehst oder joggst, Aurelia, kann ich nur Hörbücher empfehlen: auf den PC, dann in den mp3-player - und ab in den Wald damit. Ist gut für die Aussprache UND die Gesundheit. Für nicht-Sportler geht das auch als Begleitung beim Bügeln, Putzen, Kochen...

  • Ich kann - Meike wird es mit Grausen hören -- nur amerikanisches Englisch, benutze weder question tags (stattdessen "alright?" oder noch besser "M'kay?"), und mir ist das bisher nicht angelastet worden.


    Selbst meine süßen 5.Klässler rollen das R mittlerweile richtig Amerikanisch. Da kann ich leider nichts für. Ist halt so nach 4 Jahren Amerika-Aufenthalt. (Dafür hören sie das brit. Englisch auf der Begleit-CD -- sowas nenn ich multiperspektivisches interkulturelles Lernen!!)


    Der dt. Akzent macht bei meiner FL (bei den anderen Reffis) gottseidank nichts aus. Hauptsache ist, dass Grammatik, Redewendungen etc. richtig verwendet werden.


    In dem Sinne:


    Talk to ya'll later :D


    Tina

    • Offizieller Beitrag

    Ich hätte da mal eine Frage am Rande: wie wichtig ist das sprachliche Vorbild durch die Lehrerin für das Erlernen einer Fremdsprache? Kann man das vielleicht sogar prozentual ausdrücken?


    Ich unterrichte ja "nur" an der Grundschule, dort aber vollkommen fachfremd u.a. Englisch. Macht Spaß, aber mein Englisch ist alles andere als gut.
    Zwar arbeite ich auch viel mit CDs, Liedern, usw., aber manchmal sage ich dann ja auch was. ;)
    Kann ich meine Grundschüler durch falsche Aussprache "verderben"?


    Zu der Ausgangsfrage kann ich leider nichts raten.
    Nur sagen, dass es übertrieben wäre, deswegen das Handtuch zu schmeißen!


    LG,
    Melosine

  • Melosine, das würde mich auch sehr interessieren, denn ich kann das englische r nicht aussprechen, es hört sich an wie ein W! Und ich weiß nicht, wie ich das erlernen kann!

    • Offizieller Beitrag

    Ich denke, wenn auf der CD das englische "r" eben "englisch" ausgesprochen wird und die Kinder es von der Lehrerin anders hören, KANN das durchaus zu Irritationen führen, vor allem dann, wenn ein Kind nachfragt.
    Was merkt sich das Kind beim Hören? Merkt es sich die Stimme auf CD oder die Stimme der allgegenwärtigen Lehrerin?


    Natürlich muss das nicht zu Ausspracheproblemen führen - aber mit C1-Qualifikation sollte man doch eine halbwegs vernünftige Aussprache haben, oder?


    Gruß
    Bolzbold

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