Arbeitsalltag einer Grundschullehrkraft

  • Das mag in anderen Schulen anders sein.

    Bei uns bewegt sich gefühlt kaum eine Lehrkraft aus ihrem Klassenraum.

    Die einzigen Fächer die ich nicht in meiner Klasse unterrichte sind Englisch und Sport.

    Ich wage zu behaupten, dass ich bei fast jedem Kind immer weiß wo größere Probleme vorliegen.

    Und an Arbeit mangelt es mir, trotz fehlender Hausaufgabenkontrolle, nicht.

  • Ja, aber sag mal, worin siehst du den Sinn von Hausaufgaben, wenn es nicht kontrolliert wird, ob die Aufgaben richtig sind?

    Ich vermute, die müssen in jedem Bundesland besprochen werden. Dass sie einzeln von der Lehrkraft kontrolliert werden müssen, kann ich mir nicht vorstellen.


    Interessant finde ich das Bayernbashing. Ich bin zwar auch froh, als Lehrerin nicht so kontrolliert zu werden, aber da Bayern immer die besten Schulleistungsergebnisse hat und immer gefragt wird, wie das denn sein kann: vielleicht liegt es ja daran, dass ihr solche Sachen Ernst nehmt.

  • Antimon

    Einige hatten ihren Tag ja schon beschrieben.


    Bei uns kommen die Lehrkräfte zwischen 6.30 und 7.30 Uhr, und nutzen die Zeit für Vorbereitungen und Absprachen.

    Dann beginnt die Vorviertelstunde, wo man schon in der Klasse ist, aber auch noch mal etwas organisieren/kopieren gehen kann. In dieser Zeit kommen die Kinder in die Klasse, in einigen Schulen beginnt damit eine offenere Lernzeit.


    Den Schulbeginn legt jede Schule selbst fest, 7.45 oder 7.55 oder 8.00 Uhr sind üblich. Mit den ersten 5 Stunden + Pausen muss man 5 Zeitstunden abdecken, in denen die Schule die verlässliche Betreuung der SuS gewährleisten muss.


    Zumeist hat man seine 5-6 Unterrichtsstunden am Stück, dazwischen immer die Frühstückspause und je nach Größe des Kollegiums noch 1-x Aufsichten in der Pause und je nach Lage der Schule Busaufsichten.

    Springstunden sind eher selten, 3 davon sind schon eine Ausnahme.


    Um 13.30 Uhr ist die 6.Stunde beendet, Kolleg:innen mit Kindern oder Hunden sind schneller verschwunden als andere, viele erledigen einen Großteil von Planung und Vorbereitung und Korrekturen zu Hause.

  • Ich vermute, die müssen in jedem Bundesland besprochen werden. Dass sie einzeln von der Lehrkraft kontrolliert werden müssen, kann ich mir nicht vorstellen.

    Interessant finde ich das Bayernbashing. Ich bin zwar auch froh, als Lehrerin nicht so kontrolliert zu werden, aber da Bayern immer die besten Schulleistungsergebnisse hat und immer gefragt wird, wie das denn sein kann: vielleicht liegt es ja daran, dass ihr solche Sachen Ernst nehmt.

    Darüber habe ich noch nie gedacht, aber das wird wohl auch einer der Gründe sein. Ich denke, die Masse macht es: viele Korrekturabgben, unangekündigte Tests, hohe Pflichtanzahl an Klassenarbeiten in der Grundschule, Lehrplan mit konkreten Inhaltsvorgaben statt Kompetenzen, verpflichtende Notenschnitte für den Übergang an die weiterführende Schule, vergleichsweise hoher Stellenwert der Mittelschule und Bekenntnis zur Förderschule.

  • Wird diese Vorviertelstunde denn übers Stundendeputat abgerechnet? Wenn ich um 7:55 Uhr beginne, bin ich natürlich spätestens um 7:30 Uhr im Schulhaus um meinen Kram parat zu machen.

  • Wird diese Vorviertelstunde denn übers Stundendeputat abgerechnet?

    Nein, die ist gratis. Für den Dienstherren. Also zählt zur Aufsichtspflicht.

    Tatsächlich kann man in dieser Viertelstunde viel mit den Kindern klären, was sonst während des U wäre, Zettel, Geld, Hefte einsammeln (um letztere dann zu korrigieren ;) ), Sorgen und Nöte anhören, nebenher was kleben/ausschneiden/erklären/austeilen....

    Wenn 5mal Vorviertelstunde hat, dann sind das 75min Mehrarbeit als zB am Gym, wo es diese Vorviertelstunde nicht gibt (korrigiert mich, wenn falsch).

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • "Gratis" ist die natürlich genauso wenig wie meine Vorbereitungszeit. Das Geld bekommst du für 41 h die Woche und nicht für 28 Unterrichtslektionen. Ich bin an 3 von 5 Arbeitstagen ganz regulär 9.5 h im Schulhaus. Der Punkt, auf den ich rauswill: Ich glaube, ihr wollt die Ergebnisse einer Arbeitszeiterhebung selber nicht sehen. Wir hatten eine solche vor ein paar Jahren mal landesweit und bei weitem am meisten arbeiten die Lehrpersonen der berufsbildenden Schulen. Die geringste Belastung zeigt sich an den Primarschulen.

  • . Die geringste Belastung zeigt sich an den Primarschulen.

    Das ist großartig, bitte an den Unis teilen, dann gibt es keinen Mangel mehr!!

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • @ Antimon: Der Aufenthalt im Schulhaus, ist der vom Stundenplan vorgegeben?

    Wenn man Nachmittagsunterricht hat oder der Stundenplan viele Hohlstunden hat, ist man zwangsläufig länger im Schulhaus. Dazwischen kann man dann seine Korrekturen machen.

    Da ich reduziert hatte, habe ich Hohlstunden für Korrekturen, Kopien und Elterngespräche genutzt. Da ich ungern Hefte mit nach Hause geschleppt habe und nicht nach Hause hetzen musste, habe ich alle Arbeiten, die ich konnte, im Anschluss an den Unterricht erledigt. Wenn mal keine Besprechung, Fortbildung oder Konferenz am Nachmittag war, dann war ich oft bis 16 Uhr in der Schule, mit ca. 45 min Mittagspause, d.h. ich habe nach dem Unterricht so 2-3 Stunden Arbeit gehabt, wenn ich nichts zwischendurch erledigen konnte. Oft habe ich für organisatorische Dinge 30 min bis 1 Stunde gebraucht: aufräumen, herrichten, kopieren usw. Elterntelefonate verlängerten das Ganze.

    Zuhause habe ich dann noch die gründlichen Vorbereitungen gemacht, die ich für den nächsten Tag brauchte und Korrekturen irgendeiner Leistungsüberprüfung. Oft war es wichtig, die Vorbereitungen anzupassen, weil man das ja abhängig von dem gemacht hat, wie die Stunde vorher gelaufen ist. Da ich fast alle Schulfächer in meiner Klasse hatte, musste ich ständig etwas anschauen. Ich habe z.B., wenn ich es geschafft habe, auch die Sachkundehefteinträge auf Rechtschreibung korrigiert (schließlich lernen die Schüler aus Heften), die niedergeschriebenen Gedanken in den Lerntagebüchern durchgelesen und ggfs benotet - ständig gab es in dieser Richtung etwas zu tun.

    Oft war ich, als ich nach Hause kam, so kaputt, dass ich erst einmal Erholung brauchte. Ab und zu erstellte ich auch noch Schülerdokumentationen (normalerweise sollen wir das regelmäßig tun, aber das schafft kaum einer), aber da nur die wichtigen, weil ich dafür keine Zeit und kein Nerv mehr hatte und meine Schüler ziemlich gut kannte.

    Seit Corona erhielt ich verstärkt Elternmails, die auch mal beantwortet werden mussten. Außerdem musste auch mal mit Schulpsychologen, Therapeuten usw. geredet werden, die gerade irgendwelche Kinder der Klasse betreuten. Zuhause waren das meistens auch noch 2-3 Stunden, je nachdem, was anstand. Im 4. Schuljahr war es besonders heftig.

    Es hat schon einmal jemand erwähnt: Wenn man in den vielen Materialien keine Ordnung hält, dann bricht das Chaos aus. Auch diese Zeit muss man mit einplanen. Wir haben in der Schule einen großen Materialraum - da habe ich öfter mal passende Sachen gesucht, das kostet auch Zeit. Da wir in Sachkunde auch Experimente machen, muss man da ebenso die Materialen zusammensuchen und herrichten und evtl. Sachen vorher selbst ausprobieren. Ich finde, dass es in der Grundschule eine riesen Bandbreite von Arbeit gibt.

  • Die Vorviertelstunde ist keine Vorbereitungszeit.

    Ja, die 2 h, die ich mir letztens am Freitagnachmittag nach Unterrichtssschluss noch familiäre Probleme einer Schülerin angehört habe, sind auch keine Vorbereitungszeit. Deine Vorviertelstunde ist finanziell genauso abgegolten wie die Zeit, die ich ins Aufbauen von Experimenten investiere, was du natürlich nicht machen musst.


    Ich bin mir absolut sicher, es käme in Deutschland ganz genauso heraus mit der Verteilung der realen Arbeitszeit. An den Berufsschulen sitzt alles vom kleinkriminellen Sozialschmarotzer bis zum verhinderten Abiturenten. Dazu kommen Integrationsklassen und eine Korrekturbelastung gegen die deine Vorviertelstunde einfach lächerlich ist. Nur sind die KuK an den Berufsschulen diejenigen, die am wenigsten klagen.

  • Caro07 Nicht falsch verstehen, ich klage überhaupt nicht. Es ist völlig in Ordnung, dass ich so lange an der Schule bin, ich werde eben für 41.5 h die Woche bezahlt. Wie weiter oben jemand schrieb, muss es dann so sein, dass ich real etwa 48 h pro Woche arbeite, 14 Wochen pro Schuljahr sind ja unterrichtsfrei. Ich hatte im letzten Semester einzelne Donnerstage, die ich von 7:55 Uhr bis 18 Uhr lediglich mit 45 min Mittagspause im Einsatz war. Auch das ist kein Grund für angeblich "komatöse" Zustände. Wenn man so wenig Resilienz mitbringt, ist es vielleicht der falsche Beruf.

  • Ja, deine Arbeit ist die herausfordernste und du klagst nie, meine Arbeit ist lächerlich in Vergleich zu deiner.

    Wie konnte ich das vergessen.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Als Nichtgrundschullehrer finde ich die Unterschiede bezüglich Hausaufgabenkorrekur ja interessant. Mich würde interessieren, wie die Rechtschreibleistungen von Grundschülern aus Bayern im Vergleich zu z.B. NRW aussehen. Angesichts dessen, wie die Fünftklässler an Gymnasien schreiben, scheint mir, dass man hier bei uns in diesem Punkt bereits vollumfänglich kapituliert hat und es letztlich auch egal ist - wäre spannend, ob Bayern (bei regelmäßiger Korrektur) andere Ergebnisse erzielt.


    Davon abgesehen hört sich das nach einem Arbeitsaufwand an, den ich bei freier Entscheidung auch nicht betreiben wollen würde.

  • Q. e. d.


    Laleona gibt mal wieder die beleidigte Wurst. Das Gequengel ist schon phänomenal.

  • Bei meinen eigenen Kindern, muss ich sagen, habe ich in der Grundschulzeit (in Bayern; allerdings ist das jetzt nur eine Schule und eine kleine Auswahl an Lehrerinnen, auf die ich mich beziehe) nicht feststellen können, dass v. a. Texte großartig korrigiert wurden. Fehler wurden häufig stehen gelassen, was ich nicht gut fand. Wenn ich wollte, dass die Kinder sie korrigieren, sagten sie: Ach, ist doch nicht so wichtig, ist doch egal usw. - die Lehrerin achte da nicht so drauf. Als Kind 1 ans Gymnasium kam, hatte es mal einen Übungsaufsatz mit 25 Rechtschreibfehlern (obwohl vorher immer nur 1er in Deutsch), das fand ich erschreckend. Wir haben dann ein paar Übungsdiktate gemacht und Kind 1 war davon so genervt, dass es mehr drauf geachtet hat, schwupp --> kaum noch Fehler. Aber es war vorher einfach nicht wichtig genug, darauf zu achten (hat Nomen klein geschrieben usw.). Wenn ich mal was auf deutsch Geschriebenes bei mir am Gymnasium sehe, bekomme ich manchmal auch das kalte Grausen. Ich habe zwar keinen direkten Vergleich, bezweifle aber (nach dem, was ich so gesehen habe), dass es hier so viel besser ist mit der Rechtschreibung... Bei Kind 2 (4. Klasse) achte ich jetzt schon aus Prinzip sehr drauf, dass die Rechtschreibung stimmt.

Werbung