Erstklässler heute... tja.

  • Von wem der Beitrag geschrieben wurde, wusstest du natürlich. Im Kontext ist das unmissverständlich. Da geht es noch weiter mit irgendeinem Müll um kulturelle Teilhabe und so. Der Staat geht davon aus, dass du mit Deutschkenntnissen auf B1-Niveau wählen gehen kannst.


    Okay, dazu mal zwei Sachen:


    1. Dass man mit B1-Sprachkenntnissen einen Pass erhält und dann wählen darf, hat mit nationaler Identität erst einmal gar nichts zu tun. Wenn man sich mit der Verfassung bzw. Grundrechten des Landes identifiziert, das ja. Aber nicht das bloße Recht zu wählen.


    2. Ich finde es sehr befremdlich, dass du scheinbar eine Person, wegen einzelnen Äußerungen, die dir nicht passen, generell vom Diskurs aussperren willst. Wenn die Person dann einmal auf der Liste ist, hat sie generell und in allem unrecht, egal, was sie sagt, oder welche Evidenz dahinter steckt. Was für eine unwissenschaftliche, totalitäre Einstellung ist das denn bitteschön?


    Richtiges wird dann auf einmal falsch, weil es vom vermeintlich Falschen gesagt wird, oder wie? Das sind ja Vorstellungen hier...

  • Man darf natürlich auch für die AfD klatschen ohne sie zu wählen, das ist klar. Dass ich das Zeug weiter oben für widerwärtiges, borniertes und rechtspopulistisches Gewäsch halte, damit musst du leben.

  • Ich finde es ganz schlimm, die Beherrschung der deutschen Sprache als in der Schule zu erwerbende Kernkompetenz zu entwerten. Mag sein, dass das für Naturwissenschaftler keine Rolle spielt. Für jeden stinknormalen Bürojob aber schon. Dass es möglich ist, in Deutschland bei gruseliger Schriftsprache ein Abitur zu erhalten, finde ich extrem fragwürdig. Und ja, neben ihrem funktionalen Wert, ist Sprache immer auch ein Kulturgut, das es zu erhalten gilt.

  • Ich finde es ganz schlimm, die Beherrschung der deutschen Sprache als in der Schule zu erwerbende Kernkompetenz zu entwerten. Mag sein, dass das für Naturwissenschaftler keine Rolle spielt.

    Ist schon auch schön, wenn sich Naturwissenschaftler gut ausdrücken können ;)

    Hat was.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Ist der Ausgangsbericht des Threads nicht eher ein Beweis dafür, dass "Sprachbad" Kindergarten und Schule in sehr migrantisch geprägten Vierteln nicht genügt, um Kinder fit in der deutschen Sprache zu machen? Die Theorie, dass migrantische Kinder die Muttersprache(n) der Eltern zuhause sprechen sollen, um Sprachgefühl zu entwickeln und fehlerhaftes Deutsch zu vermeiden, ist mir bekannt, aber gibt es Empirie, die das belegt? Kommt eine Muttersprache zudem besonders häufig in einem Umfeld vor, kann es durchaus sein, dass Kinder verstärkt den Kontakt mit Kindern mit gleicher Muttersprache suchen - und dann ist bei Kindern, die sich eh mit der deutschen Sprache schwer tun, die Wahrscheinlichkeit groß, dass untereinander eher in der gemeinsamen Sprache statt in Deutsch kommuniziert wird.

    Natürlich würden Kinder mehr davon profitieren, wenn sie mit deutschsprachig aufwachsenden Kindern mehr in Kommunikation treten würden. Allerdings ist es ganz natürlich und normal, dass man das sucht, was man am besten kennt. Man schaue sich nur die Auswanderer Shows an. Überall bilden sich deutsche Communities. Warum? Weil es einfacher ist, in der eigenen Sprache zu kommunizierenund man ähnlich tickt, man ähnliche Hprden zu bewältigen hat. Das ist etwas ganz Normales und darf mMn nicht bewertet werden.

    Dass Eltern mit ihren Kindern in der eigenen/starken Sprache sprechen ist ebenfalls aus den o.g. Gründen verständlich. Mein Englisch ist nicht schlecht. Dennoch kann ich mir unter keinen Umständen vorstellen, mit meinen Kindern Englisch zu kommunizieren. Zu dieser Sprache habe ich keine emotionale Bindung und Sprache transportiert mehr, als bloße Inhalte. Darüber hinaus ist mein Englisch zwar gut, aber keineswegs perfekt und mein Wortschatz sehr begrenzt im Vergleich zu einer muttersprachlichen Person. Was hätte das für Folgen für dem Spracherwerb der Kinder, wenn ich sie von Beginn an englischsprachig erzogen hätte? Das kann man sich sicher denken... Aus der Position ist es immer zu begrüßen, dass Eltern in der für sie natürlichen/starken Sprache kommunizieren. Darüber hinaus ist den Eltern mit Migrationsshintergrund auch wichtig, dass das Kind die Muttersprache lernt, damit es auch mit der Oma im Ausland kommunizieren kann. Ich denke, dass das ein sehr menschliches Bedürfnis ist. Zuletzt lernen Kinder, die eine erste Sprache sicher beherrschen, jede weitere Sprache einfacher. Also hat es auch Vorteile für den Erwerb der deutschen Sprache. Für normal begabte Kinder ist es also kein Problem. Es muss jedoch die Ungebung genügend Anreize und Anlässe schaffen auch in der deutschen Sprache zu kommunizieren.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Es muss jedoch die Ungebung genügend Anreize und Anlässe schaffen auch in der deutschen Sprache zu kommunizieren.


    Exakt. Und genau das hier:


    Natürlich würden Kinder mehr davon profitieren, wenn sie mit deutschsprachig aufwachsenden Kindern mehr in Kommunikation treten würden.


    ist eben ab einem gewissen Anteil an Schülern mit der gleichen nicht-deutschen Muttersprache in einem Verbund welcher Art auch immer kaum noch gegeben bzw. wird stark erschwert. Gerade weil, wie du schreibst, sich die Personen oft den vermeintlich einfachsten Weg suchen.

  • ISD: Die deutschen Communitys kenne ich natürlich und sehe ich durchaus auch kritisch. Momentan ist die Schweiz wieder als Auswandererland beliebt, während Corona waren es vor allem die Arabischen Emirate. Die Beweggründe sind da teilweise sehr unterschiedlich. Ich habe für mich die eigene Latte zum Migrieren sehr weit hoch gesetzt, weil ich für mich selbst dann auch die Assimilation, auch sprachlich, als Ziel hätte. Generell haben wir als Gesellschaft noch nicht abschließend geklärt, was wir genau im Kontext der Migration wollen, Assimilation, Integration oder Segregation? Momentan ist es eine bunte Mischung aus allem. Hinzu kommen dann noch Asyl, reguläre sowie illegale Migration, die jeweils eigene Rechtslagen haben, aber auch oft nicht sauber getrennt werden.

  • Es wäre ja schon mal was, einfach das Dublin-Abkommen einzuhalten. Aber schon daran scheitert es.

    Wem genau wäre damit in welcher Weise geholfen? Ich sehe die finanziellen Vorteile für Deutschland, kenne konservative oder auch rechte Argumente für einen solchen Schritt, sehe aber nicht, wie das auf humanitärer Ebene irgendeinem Flüchtling helfen sollte bei der Integration in einem fremden Land.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Es würde höchstwahrscheinlich dazu führen, dass sich Personen, die kein recht auf Asyl (oder subsidiären Schutz) haben, davon abgehalten werden, die Reise auf sich zu nehmen, wenn sie wissen, dass in Italien oder Griechenland über ihren Antrag entschieden wird. Wenn man das Dublin-Abkommen streng einhalten würde (überhaupt wäre auch schon mal was), müssten sich diese Personen auch bis zur Entscheidung über ihren Antrag in dem jeweiligen Land aufhalten und bekämen nur Sozialleistungen in der dort üblichen Höhe (welche deutlich unter der in Deutschland liegt). Dass Deutschland Migranten aus diesen Ländern aufnimmt, wird durch eine Änderung (in Dublin 3) nur ermöglicht, aber nicht vorgeschrieben.


    Würde man das Abkommen (bzw. die Revisionen) umsetzen, würden die stärker betroffenen Länder natürlich hohe finanzielle Zuwendungen aus den anderen benötigen für Unterkunft und Beschleunigung der Antragsbearbeitung. Das dürfte aber insgesamt trotzdem noch deutlich günstiger sein als das aktuelle System und außerdem die Integration derer, die wirklich Anrecht auf Aufnahme haben, in den Aufnahmeländern erleichtern.

  • Gerade weil, wie du schreibst, sich die Personen oft den vermeintlich einfachsten Weg suchen.

    Alle Menschen, nicht die Personen.


    Und, dass eine Segregation aufgrund des Wohnungsmarktes stattfindet, ist ja mittlerweile bekannt. Ebenso auch, dass Menschen, die sich für etwas Besseres halten, ihre Kinder tunlichst in Schulen anderer Stadtteile senden auch. Ist also ein strukturelles Problem und nicht ein individuelles.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • ISD: Die deutschen Communitys kenne ich natürlich und sehe ich durchaus auch kritisch. Momentan ist die Schweiz wieder als Auswandererland beliebt, während Corona waren es vor allem die Arabischen Emirate. Die Beweggründe sind da teilweise sehr unterschiedlich. Ich habe für mich die eigene Latte zum Migrieren sehr weit hoch gesetzt, weil ich für mich selbst dann auch die Assimilation, auch sprachlich, als Ziel hätte. Generell haben wir als Gesellschaft noch nicht abschließend geklärt, was wir genau im Kontext der Migration wollen, Assimilation, Integration oder Segregation? Momentan ist es eine bunte Mischung aus allem. Hinzu kommen dann noch Asyl, reguläre sowie illegale Migration, die jeweils eigene Rechtslagen haben, aber auch oft nicht sauber getrennt werden.

    Hier werden Kinder, Menschen, politisiert. Lernenden Kindern ist es egal, ob sie legal, illegal, was auch immer sind und ob man sich politisch geeinigt hat, was man möchte. Hier wird so getan, als gäbe es "die eine deutsche Kultur" (Leitkultur??) und dabei stellen wir hier in Diskussionen fest, wie unterschiedlich wir sind. An was genau sollen sich denn Migranten anpassen? Klimakleber, AfD-Wähler, Wutbürger...?

    Sprache lernen, ja, absolut. Nur jeder, der schon mal als Erwachsener versucht hat eine Sprache zu lernen wird wissen, wie schwer das ist. Und es ist ja auch nicht so, dass Nachbarn mit (nicht westlichem) Migrationshintergrund mit offenen Armen empfangen werden. Selbst von denjenigen nicht, die sich selbst als völlig weltoffen und tolerant bezeichnen. Integration ist nie ein einseitiger Prozess.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Es wäre ja schon mal was, einfach das Dublin-Abkommen einzuhalten. Aber schon daran scheitert es.

    Wenn jemand vom Thema Mehrsprachigkeit und Lernen gedanklich so schnell beim Dublin Abkommen ist... Da frage ich mich, wie man seinen Schüler*innen neutral wohlwollen gegenüberstehen kann.

  • Politik definiert den Rahmen, in dem wir uns privat wie beruflich bewegen - und das vom Moment der Geburt an. Von daher lässt sich hier eine Politisierung nicht gänzlich vermeiden. Das Ausgangsthema ist einerseits ein pädagogisches, aber die (Bildungs-)politik spielt hier auf jeden Fall auch mit rein.

    Ob es die deutsche Kultur gibt, das müsste man an anderer Stelle diskutieren. Verbringt man mal eine Zeit in einem anderen Land, stellt man einige Unterschiede fest im Bezug auf das gesellschaftliche Miteinander, Werte und Moralvorstellung, Freizeit und Berufsvorstellung, Kunst, Musik und Schauspiel, Essen, Umgang mit Mensch, Tier und Pflanze. All das lässt sich mit Kultur zusammenfassen. Die Unterschiede zwischen Deutschland und Japan sind jetzt größer als zwischen Deutschland und Österreich, weswegen man vielleicht eher von mitteleuropäischer Kultur sprechen könnte, die auf nationaler Ebene (aber natürlich noch einmal auf regionaler Ebene, z.B. Stadt vs. Land, Brennpunkt vs. Einfamilienhaussiedlung, Berlin vs. München) noch einmal hier und da eigene Akzente setzt.

  • Würde man das Abkommen (bzw. die Revisionen) umsetzen, würden die stärker betroffenen Länder natürlich hohe finanzielle Zuwendungen aus den anderen benötigen für Unterkunft und Beschleunigung der Antragsbearbeitung. Das dürfte aber insgesamt trotzdem noch deutlich günstiger sein als das aktuelle System und außerdem die Integration derer, die wirklich Anrecht auf Aufnahme haben, in den Aufnahmeländern erleichtern.

    Inwiefern würde die Integration der Menschen, die unserem aktuellen Asylrecht gemäß ein Recht auf Aufenthalt/ subsidiären Schutz/ Asyl haben/ hätten hierzulande dadurch erleichtert, dass andere Menschen zumindest unserem aktuellen Asylrecht nach kein Recht auf diesen Schutz haben? Ich bezweifle, dass diejenigen, die sich prinzipiell gegen das Asylrecht aussprechen sich deshalb plötzlich öffnen würden für diejenigen, die aus dem Ausland zu uns flüchten, sehe insofern auch nicht, inwieweit in der Folge tatsächlich die Integration durch diejenigen, die bereits hier leben in irgendeiner Weise besser gefördert oder auch einfach nur ermöglicht werden würde durch Änderung der eigenen Haltung, auch wenn gewisse knappe Ressourcen wie Sprachkurse oder Wohnraum zumindest theoretisch leichter verfügbar wären für die wenigen, die dann noch bei uns wären.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Inwiefern würde die Integration der Menschen, die unserem aktuellen Asylrecht gemäß ein Recht auf Aufenthalt/ subsidiären Schutz/ Asyl haben/ hätten hierzulande dadurch erleichtert, dass andere Menschen zumindest unserem aktuellen Asylrecht nach kein Recht auf diesen Schutz haben?

    Ich habe beruflich mit Flüchtlingen gearbeitet, hatte dabei viel mit Medienvertretern zu tun, war auch mal in Ministerien und Rathäusern in oberen Etagen und wurde natürlich, wenn ich zum Beispiel mit beschrifteten Fahrzeugen unterwegs war, viel angesprochen.


    Es gibt eine große Anzahl an Menschen, die nicht prinzipiell gegen das Recht auf Asyl sind oder gegen den Aufenthalt von Asylberechtigten in Deutschland, auch nicht gegen deren Aufenthalt in ihrer Stadt oder Nachbarschaft. Die sich aber überfordert fühlen oder Ängste haben angesichts einzelner Einrichtungen mit bis zu 1500 Bewohnern und ganzer Straßenzüge, in denen ihnen nur Menschen begegnen, die in ihren Augen in die Kategorie „Flüchtling“ fallen. Dass diese Ängste nicht immer rational sind und dass viele der vermeintlichen Flüchtlinge vielleicht in dritter Generation hier leben, steht natürlich nochmal auf einem anderen Blatt. Die Vorbehalte sind aber erstmal da und ich denke: Ja, wenn nicht so viele, die in Deutschland keine Perspektive haben, sich dennoch vor einer Rückkehr vier, fünf, sechs Jahre lang hier aufhalten würden, würden diese Menschen vielleicht den Arbeitsmigranten, den Asylberechtigten und den Menschen aus zweiter, dritter, vierter Generation eingewanderter Familien anders begegnen.


    Andere, praktischere Themen sind z. B. der Mangel an Wohnraum, gerade an großen, günstigen Wohnungen oder 18 Monate Wartezeit auf Termine bei der Ausländerbehörde. Ich sehe gerade, dass du das ja selbst geschrieben hast: Das sind knappe Ressourcen und: Klar, wenn es ein Drittel weniger Interessenten für eine Wohnung gibt und ein Drittel weniger Terminanfragen bei der Ausländerbehörde, dann wird die Suche natürlich leichter bzw. die Wartezeit kürzer.

  • Verbringt man mal eine Zeit in einem anderen Land, stellt man einige Unterschiede fest im Bezug auf das gesellschaftliche Miteinander, Werte und Moralvorstellung, Freizeit und Berufsvorstellung, Kunst, Musik und Schauspiel, Essen, Umgang mit Mensch, Tier und Pflanze. All das lässt sich mit Kultur zusammenfassen.

    Da hast du vollkommen recht. Nur ist Kultur eben keine Konstante und hat sich im Laufe der Zeit auch in Deutschland stetig verändert. Weil immer schon neue Bevölkerungsgruppen zuwandern und andere abwandern. Neues kommt, Altes geht, das ist der Lauf der Dinge. Deswegen ist die Idee mit der "Assimilation" auch ziemlich absurd.

  • Nur jeder, der schon mal als Erwachsener versucht hat eine Sprache zu lernen wird wissen, wie schwer das ist

    Sicherlich ist das nicht das Einfachste der Welt. Wer allerdings will, der kann (und sollte auch mMn). Gerade, wer schon in einem Land mit der Zielsprache lebt, sollte da - Lernwille vorausgesetzt - wirklich wenig Probleme haben.

    Bei meiner Partnerin ging das innerhalb weniger Monate. Trotz Vollzeitjob mit Kommunikationssprache Englisch und trotz unserer alltäglichen Kommunikation auf Englisch. Lediglich bei schwierigen Amts-Angelegenheiten braucht sie noch Hilfe.

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