Ungerechte Bewertung §17 Gutachten Note

  • Hallo,

    ich wende mich heute an euch mit einer Angelegenheit, die mich sehr beschäftigt.
    Ich bin Lehramtsanwärterin in Berlin und unterrichte Englisch und Geschichte.


    Meine fünf Unterrichtsbesuche in Englisch sind immer gut gewesen (Planung, Aufbau, Durchführung) und ich habe nach allen UB-Auswertungen positives Feedback erhalten. Dies spiegelt sich auch in den Protokollen der Seminarleitung wider. Nun habe ich das §17 Gutachten mit der Note 3 erhalten, was absolut nicht mit meiner durchgehenden Leistung und meinen Kompetenzentwicklungen übereinstimmt.

    Es ist frustrierend, dass meine Leistungen und Kompetenzentwicklungen nicht in der Bewertung berücksichtigt wurden, insbesondere in den Bereichen, die in den Protokollen stets positiv angemerkt wurden, die wurden dann einfach im Gutachten mit 3 bewertet. Ich bin mir jedoch bewusst, dass eine Anfechtung der Bewertung möglicherweise unangenehme Konsequenzen haben könnte. Ich frage mich auch, ob es sinnvoll ist, die Bewertung anzufechten, da ich befürchte, dass die Seminarleitung dann möglicherweise gegen mich voreingenommen ist. Mein Examen ist schon in zwei Monaten.

    Ich habe versucht, das Gespräch mit der Seminarleitung zu suchen, um ihre Bewertung zu verstehen und gegebenenfalls Verbesserungen vorzunehmen. Leider hat sie keine Einsicht gezeigt und wollte nicht mit mir darüber diskutieren. Als ich meine Bedenken äußerte, sagte sie sogar, dass ich ihr damit unterstelle nicht kompetent zu arbeiten. Dabei geht es mir doch nur darum, fair und gerecht bewertet zu werden. Ich habe hart gearbeitet und möchte nicht, dass meine Leistungen plötzlich nicht mehr berücksichtigt werden.
    Auch auf den Gutachten, die ich zum Abschluss des Halbjahres erhalten habe und in denen keine Note vergeben wurde, wurden die positiven Aspekte, die im §17 Gutachten mit einer 3 bewertet wurden, als besondere Stärken hervorgehoben. Das letzte Gutachten wurde ende Januar ausgestellt, ich hab mich also in knapp einem Monat so plötzlich verschlechtert, ohne UB...?

    Ich möchte betonen, dass ich nicht behaupte, perfekt zu sein oder keine Kritik annehmen zu können. Natürlich bin ich mir meiner Entwicklungspunkte bewusst und arbeite daran, sie zu verbessern. Allerdings ist es frustrierend zu sehen, dass alle anderen im Seminar eine 2 oder 1 erhalten haben, selbst einige, denen ich bei ihren UBs geholfen habe, während ich mit einer 3 bewertet wurde.

    Ich möchte nun auch gerne die Erfahrungen anderer Lehramtsanwärter in diesem Forum hören.
    Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Wie seid ihr damit umgegangen?
    Habt ihr irgendwelche Tipps für mich, wie ich weiter vorgehen sollte?


    Ich würde mich sehr über eure Antworten und Unterstützung freuen.


    Vielen Dank im Voraus.

  • Als ich meine Bedenken äußerte, sagte sie sogar, dass ich ihr damit unterstelle nicht kompetent zu arbeiten.

    Typisch. Wahrscheinlich hast du damit ihre eigene Befürchtung getroffen, und sie fühlt sich ertappt.

    Ich würde trotzdem nichts weiter unternehmen. Du reibst dich nur auf.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Es ist verständlich, dass du dich über die Bewertung (und die Seminarleiter8n) ärgerst, und immer wieder ein Ärgernis, dass die Bewertungen im Ref so intransparent erscheinen bzw. sind, zumal von Referendar:innen und Lehrkräften anderes gefordert wird.


    Andererseits ist die Frage, wie viel dir die möglicherweise erwirkte Veränderung der Note letztendlich bringt, sie zählt nur einen Bruchteil deiner späteren Bewerbungsnote.

  • Nun habe ich das §17 Gutachten mit der Note 3 erhalten, was absolut nicht mit meiner durchgehenden Leistung und meinen Kompetenzentwicklungen übereinstimmt.

    Auch auf den Gutachten, die ich zum Abschluss des Halbjahres erhalten habe und in denen keine Note vergeben wurde, wurden die positiven Aspekte, die im §17 Gutachten mit einer 3 bewertet wurden, als besondere Stärken hervorgehoben. Das letzte Gutachten wurde ende Januar ausgestellt, ich hab mich also in knapp einem Monat so plötzlich verschlechtert, ohne UB...?

    Es muss gar keine Verschlechterung vorliegen und Aspekte, die damals als Stärken zu erkennen waren, sind es offenbar noch immer. Gleichzeitig kann es durchaus sein, dass andere Teilaspekte noch immer nicht "gut" und entwicklungsbedürftig sind und man daher trotz der Identifikation einiger Stärken damit zum Gesamturteil "befriedigend" kommen wird.

  • Ich denke ehrlich gesagt auch, dass die Notendefinition da einfach etwas wörtlicher ausgelegt wurde. Befriedigend heißt, dass die Leistung den Anforderungen im Allgemeinen entspricht.


    Gut heißt, dass die Leistung den Anforderungen voll entspricht. Durchaus möglich, dass nicht so gesehen wurde.

    • Offizieller Beitrag

    Befriedigend heißt, dass die Leistung den Anforderungen im Allgemeinen entspricht.

    Ferner gibt es in Berlin dienstliche Beurteilungen für fertige Lehrkräfte. In diesen heißt C (3), dass alles gut läuft. Jede bessere Benotung muss speziell begründet werden und ist nur bei besonderen Leistungen möglich. Möglich, dass sich die Seminarleitung an dieser Definition der Benotung orientiert.

    Du kannst dich an den Personalrat der Lehramtsanwärter wenden, wenn du weiteren Gesprächsbedarf hast. Die Chancen, eine Beurteilung zu verändern, sind aber gering. Ich kann ebenfalls verstehen, dass du frustriert bist und sich das ungerecht anfühlt, aber es wird relativ wenig bringen, dagegen etwas zu unternehmen.

    • Offizieller Beitrag

    das entspricht 1:1 meinen Erfahrungen im Ref.
    Monatelang keine Note erfahren nach den UBs, sondern nur beschreibendes Feedback. Das klang oft in meinen Ohren positiver als es dann irgendwann als Note erschien. Keine Transparenz, um eine konkrete Aussage wurde nur herumgeeiert, egal wie sehr ich versucht habe, etwas genaueres zu erfahren.


    Dann kamen die Vornoten, und die sahen dann "normal" aus, aber nicht wirklich gut.


    Entweder ich habe mir die Beschreibungen schöngeredet, oder man vermied tatsächlich eine konkrete Aussage.Wahrscheinlich bedingte das eine das andere.

  • Bei uns ist zumindest bekannt, welche Seminarleiter:innen generell schlechter bewerten als die anderen.

    Eine 3 wäre bei uns eher nicht „normal“, aber das ist je nach BL und Seminar und Seminarleitungen anders … was zum Eindruck der Intransparenz beiträgt.

  • Ein befriedigende Leistung entspricht nach §13 Abs. 1 APVO-Lehr eine den Anforderungen im Allgemeinen entsprechende Leistung und ist durchaus "normal". Dass Anwärter den Anforderungen voll entsprechen (Note "gut") ist mit Blick auf die gesamten geforderten Kompetenzen nicht unbedingt der Regelfall. Wo hier nun genau noch die Entwicklungspotenziale liegen können wir natürlich aus der Ferne nicht beurteilen. Es liegt aber - auch wenn das viele in der Rückschau so subjektiv erlebt haben mögen - i.d.R. nicht gerade an den bösen Fachseminarleitungen, wenn keine Bestnoten vergeben werden.

  • Wenn gar nicht klar ist, wo die Entwicklungspotentiale liegen, waren die bisherigen Aussagen wohl nicht hilfreich genug.


    Die Rückschau, die du, Seph , aus deiner SL/Seminarleitungs-Sicht einzelnen unterstellst, umgeht die Wahrnehmung von Mentor:innen unterschiedlicher Fächer und Referendar:innen bei den Besuchen und häufigeren Wechseln der Seminarleitungen.


    Nicht immer ist alles so nachvollziehbar und transparent, ich finde gerade gut, dass in NDS Mentor:innen bei den Gesprächen dabei sein können - so schwierig das mit Lehrkräftemangel auch ist. Da war es online unter Corona sogar leichter.


    Auch gibt es inzwischen Entwicklungsziele und zu den GuBs auch Protokolle, die bei uns von Refs kopiert werden, also vorliegen.

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