Warum Hausaufgaben?

  • Ich dachte, du findest es gut. Zum Beispiel, dass niemand von Unterrichtsthemen ausgeschlossen wird aufgrund seines Elternhauses...

    Ich finde den Einklang von Schule und Eltern bei der Erziehung von Heranwachsenden gut. Den Zusammenhang zum Ganztag verstehe ich gerade nicht. Vielleicht magst du das an der Stelle mal erklären...


    state_of_Trance : Das habe ich so nicht gesagt.

  • Was ist denn daran nicht zu verstehen?
    Der Ganztag "entzieht" den Familien ein Stück weit die Kinder, zumindest einige Stunden am Nachmittag. Dadurch können Ungleichheiten bei der Herkunftsfamilie nivelliert werden, der Erziehungsauftrag verschiebt sich stärker in Richtung der Schule, einfach dadurch, dass die Schüler dort mehr Zeit verbringen.

  • Massiver Ausbau des Ganztags bedeutet irgendwo auch, den Einfluss des Elternhauses zu begrenzen, was ich, siehe mein letzter Beitrag hier im Thread, zum Teil auch kritisch sehe.

    Es ist doch keine Pflicht am Ganztagsangebot teilzunehmen oder?

  • Das hängt von der Schule ab. In der Modellschule, die Frosch angesprochen hat, ist es das seiner Einschätzung nach.

    Solange das Angebot freiwillig ist, spricht auch aus meiner Sicht nichts dagegen.

  • Ich finde den Einklang von Schule und Eltern bei der Erziehung von Heranwachsenden gut

    Das wäre schön, wenn das gegeben wäre, aber es ist utopisch den vorauszusetzen. Er funktioniert in großen Teilen der Gesellschaft aus den verschiedensten Gründen nicht. Das sich benachteiligte Kinder dann durchkämpfen sollen ist ein bisschen zynisch. Unser Schulsystem ist in dieser Hinsicht sozial sehr ungerecht. Dies wird durch Hausaufgaben und fehlenden Ganztagsschulen noch verstärkt. Es bräuchte viel mehr Ganztagsschulen und das nicht auf freiwilliger Basis. Hausaugaben nur mit adäquater Hausaufgabenbetreuung.

  • Das wäre schön, wenn das gegeben wäre, aber es ist utopisch den vorauszusetzen. Er funktioniert in großen Teilen der Gesellschaft aus den verschiedensten Gründen nicht. Das sich benachteiligte Kinder dann durchkämpfen sollen ist ein bisschen zynisch. Unser Schulsystem ist in dieser Hinsicht sozial sehr ungerecht. Dies wird durch Hausaufgaben und fehlenden Ganztagsschulen noch verstärkt. Es bräuchte viel mehr Ganztagsschulen und das nicht auf freiwilliger Basis. Hausaugaben nur mit adäquater Hausaufgabenbetreuung.

    Diese Einstellung setzt aber auch voraus, dass die Eltern der bildungsnäheren Schichten bei den Hausaufgaben helfen (sollen). Das soll für bildungsfernere Schichten durch Hausaufgabenbetreuung ausgeglichen werden.

    Ich persönlich hoffe immer, dass meine Schüler die Hausaufgaben alleine machen, merken, wenn sie irgendwo nicht weiterkommen und auf dieser Basis am nächsten Tag den Lehrer fragen, ob er das vielleicht nochmal erklären könnte. Etwas optimistisch gedacht, ich weiß.

  • Diese Einstellung setzt aber auch voraus, dass die Eltern der bildungsnäheren Schichten bei den Hausaufgaben helfen (sollen). Das soll für bildungsfernere Schichten durch Hausaufgabenbetreuung ausgeglichen werden.

    Ich persönlich hoffe immer, dass meine Schüler die Hausaufgaben alleine machen, merken, wenn sie irgendwo nicht weiterkommen und auf dieser Basis am nächsten Tag den Lehrer fragen, ob er das vielleicht nochmal erklären könnte. Etwas optimistisch gedacht, ich weiß.

    👍 Gehört für mich auch zur Erziehung zur Selbständigkeit dazu.

  • Diese Einstellung setzt aber auch voraus, dass die Eltern der bildungsnäheren Schichten bei den Hausaufgaben helfen (sollen)

    Nein, ich setze das nicht voraus. Diese Hausaufgabenbetreuung könnte man für alle öffnen. Bei bildungsnahen Schichten ist die Hilfe zu Hause oder in Form von Nachhilfe-Unterricht tatsächlich oft vorhanden. Das Problem ist vielleicht auch an Nicht-Gymnasien höher?

  • Das mag sein und in der Realität ist es mit Sicherheit so, dass Mama und Papa häufig mithelfen; ich bemühe mich aber immer, dass die Hausaufgaben auch allein erledigt und verstanden werden können, zumindest, wenn man in der Stunde ein bisschen aufgepasst hat oder den entsprechenden Grammatikparagraphen im Buch nochmal nachliest.

  • Solange es uns gelingt, diese zwei Grundprinzipien auch tatsächlich umzusetzen, ist unser Auftrag erfüllt und wir spielen den Ball zu den Schülern, die bereits ab der 1. Klasse in die Lage versetzt werden, zu entscheiden, ob sie die Angebote nutzen wollen oder nicht. Das gilt auch für Hausaufgaben.

    Nein, 6-Jährige sind noch nicht in der Lage, Entscheidungen zu treffen, die über die Auswahl zwischen Vanille-oder Schokoeis hinausgehen.


    Und dass das 'uns' leider nicht gelingt, zeigt auch immer wieder die negative Abhängigkeit von sozioökonomischer Herkunft und Bildungserfolg in Deutschland.

  • Ich würde sogar soweit gehen, dass ein 6-jähriger im ersten Schuljahr jeden Tag mehrfach, quasi dauerhaft, Entscheidungen trifft. Für so einen kleinen Knirps gibt es ganz viele Versuchungen im Klassenraum und viele Dinge, die vermeintlich jetzt sofort gemacht werden müssen. Quatsche ich mit meinem Sitznachbarn, der bestimmt etwas total Tolles zu erzählen hat? Melde ich mich und beantworte die Frag meiner Lehrerin? Kipple ich mit meinem Stuhl, weil das so viel Spaß macht? Oder muss ich ungefragt direkt mal alle wissen lassen, dass mir langweilig ist und ich lieber jetzt schon Pause hätte? Natürlich passiert auch viel unterbewusst und spontan, aber in dieser kurzen beschriebenen Unterrichtssequenz passiert aus Sicht des Erstklässlers extrem viel und je nachdem, wie er sich entscheidet, ist das durchaus ein Abbild seiner bisherigen Sozialisierung und auch seiner eigenen Position hierzu.

  • ür einigermaßen begabten aber sehr faulen Schüler (*hust* ich). hat das natürlich die "Gefahr" dass ich mir das leichteste raussuche und damit am schnellsten fertig bin. Aber für faule Menschen sind Hausaufgaben eh nur Folterinstrument.

    Ja, die Gefahr besteht immer. Jedoch ist Lernen am Ende des Tages immer freiwillig, kein(e) Lehrer/in kann Kids zum Lernen zwingen. Wenn jemand die Angebote so gar nicht wahrnimmt und weit unter seinen Möglichkeiten bleibt, muss man eben persönlich ins Gespräch gehen.

    Aber klar, es ist auch eine Strategie mit wenig Energieaufwand durch die Schule zu kommen und am Ende hoffentlich dennoch einen Abschluss zu machen. Im Grunde habe ich es nicht anders gemacht. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich besonders in höheren Klassen zu Hause Energie und Zeit aufgewendet habe Hausaufgaben zu machen. Da waren mir meine Hobbys und Freunde wichtiger. Entweder hatte ich dann eben keine Hausaufgaben und das hat auch keinen wirklich interessiert, oder man hat das schnell noch in der Bahn oder kurz vor Unterricht irgendwie erledigt, manchmal hat es uns dann eben auch gereicht, wenn einer aus dem Freundkreis die Hausaufgaben hatte ;). Die Fleißigen gab es immer, dazu habe ich nicht gehört. Ich habe eher ausgewählt wozu ich Lust hatte und an was wirklich Interesse, da habe ich mich auch reingehängt, beim Rest eher nicht.

  • Ich würde sogar soweit gehen, dass ein 6-jähriger im ersten Schuljahr jeden Tag mehrfach, quasi dauerhaft, Entscheidungen trifft. Für so einen kleinen Knirps gibt es ganz viele Versuchungen im Klassenraum und viele Dinge, die vermeintlich jetzt sofort gemacht werden müssen. Quatsche ich mit meinem Sitznachbarn, der bestimmt etwas total Tolles zu erzählen hat? Melde ich mich und beantworte die Frag meiner Lehrerin? Kipple ich mit meinem Stuhl, weil das so viel Spaß macht? Oder muss ich ungefragt direkt mal alle wissen lassen, dass mir langweilig ist und ich lieber jetzt schon Pause hätte? Natürlich passiert auch viel unterbewusst und spontan, aber in dieser kurzen beschriebenen Unterrichtssequenz passiert aus Sicht des Erstklässlers extrem viel und je nachdem, wie er sich entscheidet, ist das durchaus ein Abbild seiner bisherigen Sozialisierung und auch seiner eigenen Position hierzu.

    Du schriebst, dass ein Sechsjähriger entscheiden könne, ob er Hausaufgaben machen wolle, unabhängig von der häuslichen Umgebung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du das so gemeint hast. Viele Kinder haben weder ein eigenes Zimmer, noch einen aufgeräumten Tisch, noch Mittagessen wenn sie heimkommen, noch jemanden der fragt, 'wie war's in der Schule?' noch jemanden, der fragt "Was hast du auf?" Ganz abgesehen davon, ob jemand bei Problemen helfen kann, die tatsächlich in Klasse 3 für lernschwache Eltern schon auftauchen können.

  • Das hat er aber schön gemacht!
    Und er präsentiert es auch noch souverän!
    Da können seine Eltern stolz drauf sein.

    1!

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • @ Threadersteller: Hast du jetzt genug Material für deine Arbeit? Da du dich mit keiner Silbe an der Diskussion beteiligst, ist ein weiteres mal klar, dass du hier nur zum Abgreifen bist.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

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