Jogginghose oder Schule?

  • Doch, am Handy spielen und nicht mitschreiben sind Störungen. Der Schüler stört damit seinen eigenen Lernprozess. Und das ist für mich entscheidend genug.


    Ich glaube im Übrigen, dass du lügst. Der Schirm der Kappe stört dich nicht, denn du wirst ja bei Mützen oder Kappen ohne Schirm genauso reagieren und für dich ist es doch auch keine Alternative, die Kappe nach hinten zu tragen.


    Es geht auch nicht um Spaß. Es geht um die Entfaltung der Persönlichkeit. Die einzuschränken kann angebracht sein, dein Gefühl missachtet zu werden ist aber eben keine tragfähige Grundlage um Schüler einzuschränken.


    Ich bin – wie dir hier sicher einige andere bestätigen können – kein Linker.

  • Warum ist Handy eine Störung wenn er es lautlos macht und niemanden belästigt?

    Nicht mitschreiben ist auch keine Störung sofern der Schüler lautlos ist und aus dem Fenster schaut.

    Weil es den Schüler selbst ablenkt und er sich selbst damit ein Bein stellt. Das macht eine Kopfbedeckung in der Regel nicht.

  • Es ist auch ein Lernprozess für die Schüler dass es Situationen gibt, in denen man sich nicht kleidet als ob man in den Club geht oder auf den Sportplatz.


    Da unterscheiden wir uns nun einmal fundamental. Bei dir dürfen sie essen, trinken und herumlaufen wie sie möchten, bei mir in der Berufsschule kommt der Erziehungsfunktion auch im Hinblick auf Vorstellungsgesprächen und den Anforderungen in der Arbeitswelt eine besondere Bedeutung zu.


    Schüler müssen akzeptieren, dass mit dem Lehrer eine Autoritätsperson ihnen gegenübersteht. Man kann ein angenehmes Klassenklima haben, aber die relevanten Spielregeln sind gesetzt.

  • Da unterscheiden wir uns nun einmal fundamental. Bei dir dürfen sie essen, trinken und herumlaufen wie sie möchten, bei mir in der Berufsschule kommt der Erziehungsfunktion auch im Hinblick auf Vorstellungsgesprächen und den Anforderungen in der Arbeitswelt eine besondere Bedeutung zu.

    Ich unterrichte von ein paar Stunden Spanisch und einem Kurs Psychologie im beruflichen Gymnasium abgesehen ausschließlich in den Bildungsgängen der Berufsvorbereitung. Da geht es auch um Vorstellungsgespräche und die Arbeitswelt. Mein Unterricht ist aber kein Vorstellungsgespräch. Im Bewerbungstraining und in Simulationen mag das dann anders sein, grundsätzlich aber ist Unterricht Unterricht.

    Wenn ich die Schüler im Praktikum besuche, dann tragen die in den Fabrikhallen ihre Kopfbedeckung oder nicht. So, wie es da eben Usus ist.

  • Im Vorstellungsgespräch für einen Ausbildungsplatz weiß man nicht, wen man gegenüber hat, der erste Eindruck muss stimmen. Deshalb geht man da geschniegelt hin.

    Also ist dir zumindest nicht ganz schleierhaft, dass Kopfbedeckungen eben durchaus eine Bedeutung haben, die über "Accessoire" hinausgeht. Wäre dem nicht so, würdest du auch im Vorstellungsgespräch und auf dem Foto völlig normal finden, Basecaps aufzusetzen. Damit kann man die Diskussion eigentlich endgültig beenden ;)

  • Ich bin in der 3. Klasse zwei Monate lang nur mit Badekappe in die Schule gegangen. Meine Klassenlehrerin war da mit meiner Mutter einer Meinung: wenn es der Persönlichkeitsfindung dient, warum nicht?

    Weißt du noch wieso? Interessiert mich nur, weil es ja doch ausgefallener ist :D

    Dem Schulsystem schreibe ich einen hohen Wert/Bedeutung in der Gesellschaft zu. Darin gelten klare Regelungen zum gegenseitigen Miteinander der beteiligten Personen. Dies ist z.B. das Verhalten aber aus meiner Sicht auch die Art und Weise der Kleidung.

    Schule ist eine Gemeinschaft und nicht dein persönlicher Zirkus.

    Deshalb ist eine Sportcap auf dem Kopf des Lehrers im Unterricht (mit z.B. Ausnahme des Sportlehrer im Sommer beim Unterricht im Stadion (gilt dann auch für Schüler) ein NoGo für mich.

    Oder bestimmte Kleidungsstile der Schüler.

    Ich habe das Satz vervollständigt.

    Keine Ahnung warum der Kollege denkt er kann eine Basecap tragen. Denkt wohl er wäre damit cool :autsch: . Dann soll er halt wieder zurück in dienWirtschaftvwenn er das dort darf und es ihm wichtig ist.

    Keine Ahnung was du denkst, dass jemand sich nicht eine Kopfbedeckung nach seinem Geschmack aussuchen könne.


    Verstehe mich nicht falsch, jeder darf natürlich seine Meinung und Geschmack haben. Auch darf man diese ausprechen, alles gut. Ich finde oftmals den Kleidungsstil von Lehrkräften unpassend oder hässlich. Sandalen mit Socken, zu große oder kleine Kleidung, furchtbare Farben, schriller Schmuck oder Brillen, ungekämmte Haare... etc diese Liste lässt sich unendlich fortführen. Gerade Lehrkräfte sind davon deutlich häufiger betroffen. Mir fällt das auf, mir gefällt es persönlich nicht. Damit hat sich die Sache aber auch schon erledigt.


    Manchmal denke ich mir, dass es wirklich mutig ist sich in einem solchen Aufzug vor Teenager oder junge Erwachsene zu stellen. So viel Mut habe ich ehrlich gesagt nicht.


    Das ist relativ einfach:

    Wahrnehmungsphysiologisch nehmen Menschen m.W.n. den größten Teil der Informationen aus der Umwelt mit den Augen auf.

    Und schon bist du bei der Optik.

    Außerdem bilded unser Hirn aus gelernten Eigenschaften Kategorien. Und schon sind die Schubladen da.

    Ja das ist richtig. Aber sollten nicht genau wir uns dessen bewusst sein und dagegen vor gehen?

    Oder akzeptierst du essen im Unterricht? Oder mit dem Handy spielen? Oder einfach nicht mitschreiben? Oder zu spät im Unterricht erscheinen ohne kurz mit dir zu sprechen und eine Entschuldigung zu äußern?

    Ja von mir aus, ist nicht mein Verlust. Mit einer Einschränkung: Ein Brot oder ähnliches ist ok, aber nen halben Hähnchen oder andere Dinge, die viel Geruch verursachen will ich nicht. Das stört den Unterricht.

  • In einer Gemeinschaft herrscht keine Anarchie, sondern Spielregeln des gemeinsamen Zusammenlebens.

    Schule als essentieller Bestandteil hat auch Spielregeln denen sie zu folgen. Ob dir tradierte Vorstellungen gleichgültig sind, weiß ich nicht. Aber Erziehungsfunktion gehört dazu.

    Wir mögen unterschiedlicher Ansicht bezüglich der Klamottenwahl sein, aber Jogginghose / Hot Pants sind an der Schule ein NoGo für mich.


    Meine Kids sieht man zumindest nicht damit herumrennen, genauso wenig wie mit 1kg Schminke im Gesicht :gruss: .

  • Kinder müssen in die Schule kommen und verbringen dort einen Großteil ihrer Zeit. Lehrer*innen haben sich den Beruf freiwillig ausgesucht. Bewerber*innen in Vorstellungsgesprächen suchen sich dies ebenfalls freiwillig aus. Entsprechend unterschiedlich sind die Situationen und damit auch die Kleidungsnormen und rechtlich möglichen -vorschriften. Schüler*innen haben das Recht auf freie Persönlichkeitsentwicklung. Schule ist nicht ihre Arbeit, sondern ihr Leben- und Entwicklungsraum, deswegen sind verbindliche Kleiderordnungen dort auch aus gutem Grund verboten. Alles andere ist Machterhaltung und der Versuch von Deutungshoheit.


    Manche Lehrkräfte ziehen sich eben den Schuh an, sich von der Kleidungswahl von Kindern in ihrem Machtgefühl eingeschränkt und ihrer bürgerlichen Normvorstellung angegriffen zu fühlen, und manche ziehen sich eine Cappie im Unterricht an. Ich weiß, welche Lehrkräfte mir als Lehrer und Schüler lieber sind und waren.

  • In einer Gemeinschaft herrscht keine Anarchie, sondern Spielregeln des gemeinsamen Zusammenlebens.

    Schule als essentieller Bestandteil hat auch Spielregeln denen sie zu folgen. Ob dir tradierte Vorstellungen gleichgültig sind, weiß ich nicht. Aber Erziehungsfunktion gehört dazu.

    Wir mögen unterschiedlicher Ansicht bezüglich der Klamottenwahl sein, aber Jogginghose / Hot Pants sind an der Schule ein NoGo für mich.

    Ja Spielregeln und was für dich ein NoGo ist sind zwei paar Schuhe. Genau das verstehst du nicht oder willst es nicht. Du stellst diese auf, weil du das so willst. Was haben die Schüler davon gelernt? Naja die Lehrkraft stellt Regeln auf, weil die Lehrkraft die Regeln aufstellt. Paar Scheinargumente dazu und gut ist.


    Das tut ja auch keinem Weh und keiner wird davon einen seelischen Schaden nehmen. Du untergräbst damit aber evtl. unterschwellig deine Kernaufgabe.

  • Kinder müssen in die Schule kommen und verbringen dort einen Großteil ihrer Zeit. Lehrer*innen haben sich den Beruf freiwillig ausgesucht. Bewerber*innen in Vorstellungsgesprächen suchen sich dies ebenfalls freiwillig aus. Entsprechend unterschiedlich sind die Situationen und damit auch die Kleidungsnormen und rechtlich möglichen -vorschriften. Schüler*innen haben das Recht auf freie Persönlichkeitsentwicklung. Schule ist nicht ihre Arbeit, sondern ihr Leben- und Entwicklungsraum, deswegen sind verbindliche Kleiderordnungen dort auch aus gutem Grund verboten. Alles andere ist Machterhaltung und der Versuch von Deutungshoheit.

    DANKE, tibo. Etwas, das ich seit längerem hier versuche zu beschreiben und nicht so hinkriege, hast du in fünf Sätzen perfekt ausgedrückt.

    Blowing out someone else's candle doesn't make yours shine any brighter.

  • Warum ist Handy eine Störung wenn er es lautlos macht und niemanden belästigt?

    Nicht mitschreiben ist auch keine Störung sofern der Schüler lautlos ist und aus dem Fenster schaut.

    Wer aus dem Fenstet schaut, schaut raus. Wer aufs Ipad schaut, tut eben das. Wer ein Cap trägt, macht auch das. Essen und trinken: von mir aus. Wie gesagt, mein Leben ist leichter, wenn ich mich nicht ständig aufrege.

    Aber sag mal, woher kommt dieser "Linken-Komplex"?

  • Was meinst du damit?

    Mir fällt zunehmend auf, das Yummi sehr unreflektiert "die Linke(n)" - wer immer das sein mag- für alles mögliche verantwortlich macht. Schau mal in ihre Beiträge. Das scheint irgendwie schon reflexhaft und ich frage mich (sie), woher das kommt.

  • Wer von euch wird eigentlich morgen den Dienst in Jogginghose antreten?

    Ich, weil ich von 6 bis 10 Uhr im Homeoffice arbeite. Danach ziehe ich eine Jeans an für die Schule und auch ausnahmsweise ein Hemd, weil ich noch an Vorstellungsgesprächen teilnehme.

  • herrscht keine Anarchie

    Anarchie bedeutet die Abwesenheit von Herrschaft. Anarchie kann definitionsgemäß nicht herrschen.


    Die Abwesenheit von Herrschaft bedeutet übrigens nicht die Abwesenheit von Regeln.

  • Dem Schulsystem schreibe ich einen hohen Wert/Bedeutung in der Gesellschaft zu. Darin gelten klare Regelungen

    Eben. Ich meine das vor gefühlt vier Millionen Seiten schon gesagt wurde, dass die Rechtslage es nicht zulässt, z. B. Menschen in Jogginghose vom Unterricht auszuschließen oder man sie zum Abnehmen der Kopfbedeckung verpflichten kann.


    Wenn wir uns denn schon auf die Regelen berufen, sollten wir uns auch daran halten.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

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