Jogginghose oder Schule?

  • Du bist aber objektiv eingeschränkt. Ich kenne das als Lesbe übrigens auch, es gibt Gegenden, da würden meine Frau und ich uns sehr diskret verhalten. Das schränkt auch ein, wir tun's aber trotzdem.

    Ja, meine Partnerin und ich würden dies genauso tun, haben aber das Glück, in Gegenden zu wohnen, in denen zB ein Handhalten möglich ist, ohne dass es eine Gefahr für uns darstellt. Aber es GIBT die Ecken, die gefährlich sind.


    Da wir uns leider einfach immer noch nicht in einer absolut idealen Gesellschaft befinden, in der sich jeder bewegen kann, wie er das für sich in seinem Freiheits-Rahmen gerne möchte, ist eine Sensibilisierung für gewisse Möglichkeiten durchaus sinnvoll, auch wenn es in einer idealen Welt nicht nötig sein sollte.

    Blowing out someone else's candle doesn't make yours shine any brighter.

  • Ich denke, sa sind alle bei dir. Nur, das geht nicht von jetzt auf nachher.

    Wenn ich also jetzt auf die Straße muß/möchte wie schütze ich mich am besten?

    Kommt darauf an, wovor du dich schützen willst/ musst. Vor Vergewaltigung oder anderen Formen sexueller Gewalt schützt jedenfalls keine spezielle Art von Bekleidung. Es wäre also wirklich schön, wenn diese Mär endlich einmal enden könnte, um eben stattdessen Aspekte wie Erziehung von Jungen in den Blick zu nehmen, damit diese (genau natürlich wie Mädchen und Frauen) Grenzen akzeptieren lernen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Die Frage ist, muss man sich überhaupt schützen? Oder ist das ein Mythos? Passiert Mädchen in kurzen Röcken (Grundschülerinnen, um bei Zauberwalds und Susanneas Schülerinnen zu bleiben) auf dem Schulweg tatsächlich mehr als Mädchen in Jeans?

    Einige User hier schrieben bereits, dass sexualisierte Gewalt nicht mit einer bestimmten Kleidung korreliert.

    Sagen wir es so: Ich habe 2 Töchter und es hätte mich früher mehr beunruhigt, wenn sie nur halb angezogen unterwegs gewesen wären, als normal angezogen. Dass die Kleidung kein Schutz vor Vergewaltigung ist und dass wenig Kleidung keine impliziert ist doch völlig klar. Das Hinterhergepfeife finde ich übrigens übergriffig genug. (Meine Schwester hat früher übrigens gepfiffen, wenn sich jemannd am Straßenrand seines Urins entledigt hat).


    Allerdings hätte es mich in meiner mütterlichen Dummheit schon besorgt, wenn die Mädels allein zu knapp angezogen unterwegs gewesen wären. Wer trotzdem Recht behalten will, der kann das gerne.


    Bei uns ist es so, dass manche Schülerinnen an den Tagen, an denen Sport ist gleich morgens im Sportdress kommen. Jogginghose oder Leggings und oben das T-shirt, das zu Sport nicht gewechselt wird. Oben drüber je nach Wetter noch Pulli, Jacke oder nix. Beim Umziehen für Sport sind sie sehr schnell. Wie findet ihr das?

    Haben die Sportlehrkräfte dazu keine Meinung?

  • Bei uns ist es so, dass manche Schülerinnen an den Tagen, an denen Sport ist gleich morgens im Sportdress kommen. Jogginghose oder Leggings und oben das T-shirt, das zu Sport nicht gewechselt wird. Oben drüber je nach Wetter noch Pulli, Jacke oder nix. Beim Umziehen für Sport sind sie sehr schnell. Wie findet ihr das?

    Der unangenehme Teil für alle Beteiligten kommt dann halt nach dem Sportunterricht, wenn sie in ihrem Stinkeshirt weiter im Klassenraum sitzen müssen. Nachdem du noch keine pubertierenden 8er hast, die auch vorher schon mächtig müffeln können, dürfte das zumindest bis zum Sportunterricht bei euch unproblematisch sein.


    Was genau sollten deines Erachtens spezifisch Sportlehrkräfte denn davon halten?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Was genau sollten deines Erachtens spezifisch Sportlehrkräfte denn davon halten?

    Unsere legen Wert darauf, dass sich zum Sport umgezogen wird und finden das ganztägige Tragen der Sportkleidung nicht gut, zu unhygienisch. Wenn meine Kollegin zu den Schülern sagt, sie sollen sich umziehen, heißt es bei den Betreffenden: "Das sind meine Sportklamotten. " Daher hat sie schon die Eltern kontaktiert. Unsere müffeln in Klasse 4 auch schon.

  • Und da greift das Beispiel von Susannea mit dem Helm eigentlich ganz gut.

    Also auf der Baustelle trage ich einen Helm. Der verhindert zwar nicht, dass ein Stein herunterfällt, schützt aber meinen Kopf, indem er den Energieeintrag auf den Kopf unter die Verletzungsgrenze reduziert.


    Sittsame Kleidung — das ist die Datenlage — verhindert keine Vergewaltigung. Was aber macht sie, wenn es zu einer kommt? Welche hilfreiche Eigenschaft bietet sie im Falle eines sexuellen Übergriffs.


    Ich bin da dich eher für einen Selbstverteidigungskurs als Analogon zum Helm.

    • Offizieller Beitrag

    Also auf der Baustelle trage ich einen Helm. Der verhindert zwar nicht, dass ein Stein herunterfällt, schützt aber meinen Kopf, indem er den Energieeintrag auf den Kopf unter die Verletzungsgrenze reduziert.


    Sittsame Kleidung — das ist die Datenlage — verhindert keine Vergewaltigung. Was aber macht sie, wenn es zu einer kommt? Welche hilfreiche Eigenschaft bietet sie im Falle eines sexuellen Übergriffs.


    Ich bin da dich eher für einen Selbstverteidigungskurs als Analogon zum Helm.

    Wie sieht es den rein interessehalber mit den Orten bzw. Gegenden, an denen Vergewaltigungen o.ä. stattfinden?

  • Ich verstehe Susanneas Punkt. Vielleicht kann man es mit Frauenparkplätzrn vergleichen. Bräuchte es in einer idealen Welt auch nicht, aber bis eind Verbesserung in Sicht ist, können spezielle Schutzbereiche Sicherheit bieten und in Einzelfällen Straftaten verhindern.

    In Ländern, wo die Frauenrechte im Gegensatz zu Deutschland noch ganz am Anfang sind, ist eine Frau in knapper Kleidung einer höheren Gefahr ausgesetzt, Opfer eines sexuellen Übergriffs zu werden. Gerade in solchen Fällen bräucht es zuerst eine Übergangslösung bis irgendwann in der Gesellschaft ankommt, dass knappe Kleidung keine Einladung zum Sex ist.

    Ich meine, wir, im fortschrittlichen Deutschland, sind immer noch am Debattieren, ob Frauen oben ohne ins Schwimmbad dürfen, was für Männer normal ist. Wie soll es dann erst in Ländern wie Nigeria oder Iran aussehen?

  • Wie sieht es den rein interessehalber mit den Orten bzw. Gegenden, an denen Vergewaltigungen o.ä. stattfinden?

    Ich verstehe deine Frage nicht. Worauf zielt diese ab?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich verstehe Susanneas Punkt. Vielleicht kann man es mit Frauenparkplätzrn vergleichen. Bräuchte es in einer idealen Welt auch nicht, aber bis eind Verbesserung in Sicht ist, können spezielle Schutzbereiche Sicherheit bieten und in Einzelfällen Straftaten verhindern.

    In Ländern, wo die Frauenrechte im Gegensatz zu Deutschland noch ganz am Anfang sind, ist eine Frau in knapper Kleidung einer höheren Gefahr ausgesetzt, Opfer eines sexuellen Übergriffs zu werden. Gerade in solchen Fällen bräucht es zuerst eine Übergangslösung bis irgendwann in der Gesellschaft ankommt, dass knappe Kleidung keine Einladung zum Sex ist.

    Ich meine, wir, im fortschrittlichen Deutschland, sind immer noch am Debattieren, ob Frauen oben ohne ins Schwimmbad dürfen, was für Männer normal ist. Wie soll es dann erst in Ländern wie Nigeria oder Iran aussehen?

    Klasse Argument. Endlich mal können wir verpflichtenden Ganzkörperverschleierungen à la Saudi- Arabien oder der in Afghanistan präferierten Burka auch hierzulande etwas ganz im Sinne des Schutzes der Frau abgewinnen. Wäre ja auch wirklich doof, wenn die ganzen lieben Kerle, die einfach nur nicht wissen wohin mit ihren Blicken, zotigen Witzchen, sexistischen Sprüchen und natürlich ihren Händen und Genitalien am Ende lernen müssten, wie Selbstbeherrschung und Respekt tatsächlich funktionieren. :uebel:

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Wie sieht es den rein interessehalber mit den Orten bzw. Gegenden, an denen Vergewaltigungen o.ä. stattfinden?

    Keine Ahnung, wie es da aussieht. Was für Orte sollen das sein? Oder umgekehrt, an welchen Orten können keine Vergewaltigungen stattfinden?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

    • Offizieller Beitrag

    Ich verstehe deine Frage nicht. Worauf zielt diese ab?

    Sie zielt darauf ab, ob es Orte gibt, an denen man mit höherer Wahrscheinlichkeit Opfer einer Sexualstraftat wird - analog dazu, dass man als Mensch mit Migrationshintergrund auch je nach Ort mal mehr, mal weniger, mal gar keine Probleme bekommen kann.

  • Klasse Argument. Endlich mal können wir verpflichtenden Ganzkörperverschleierungen à la Saudi- Arabien oder der in Afghanistan präferierten Burka auch hierzulande etwas ganz im Sinne des Schutzes der Frau abgewinnen. Wäre ja auch wirklich doof, wenn die ganzen lieben Kerle, die einfach nur nicht wissen wohin mit ihren Blicken, zotigen Witzchen, sexistischen Sprüchen und natürlich ihren Händen und Genitalien am Ende lernen müssten, wie Selbstbeherrschung und Respekt tatsächlich funktionieren. :uebel:

    Rein interessehalber: Hast du dich noch nie als Frau unsicher gefühlt? In dunklen Parkhäusern? Allein in der Dunkelheit zu Fuß auf dem Heimweg? In abgelegenen Waldstücken beim einsamen Spaziergang? Ich schon. Ich bin so erzogen, aufzupassen. Schade, dass es nötig ist, aber worauf soll man oder eher frau, sich sonst verlassen?

    Das was die homosexuellen Lehrkräfte oder die mit Migrationshintergrund hier schildern, dieses Unbehagen, ob begründet oder nicht, habe ich als Frau und Mädchen auch ganz oft / gehabt.

  • Sie zielt darauf ab, ob es Orte gibt, an denen man mit höherer Wahrscheinlichkeit Opfer einer Sexualstraftat wird - analog dazu, dass man als Mensch mit Migrationshintergrund auch je nach Ort mal mehr, mal weniger, mal gar keine Probleme bekommen kann.

    Nachdem die meisten sexuellen Übergriffe durch vertraute Personen erfolgen ist der wahrscheinlichste Ort für einen Übergriff wohl traurigerweise das eigene Zuhause. Bekleidung irrelevant, Verfügbarkeit und Täterpräferenz sind entscheidende Faktoren.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Rein interessehalber: Hast du dich noch nie als Frau unsicher gefühlt? In dunklen Parkhäusern? Allein in der Dunkelheit zu Fuß auf dem Heimweg? In abgelegenen Waldstücken beim einsamen Spaziergang? Ich schon. Ich bin so erzogen, aufzupassen. Schade, dass es nötig ist, aber worauf soll man oder eher frau, sich sonst verlassen?

    Das was die homosexuellen Lehrkräfte oder die mit Migrationshintergrund hier schildern, dieses Unbehagen, ob begründet oder nicht, habe ich als Frau und Mädchen auch ganz oft / gehabt.

    Ich bin als Folge von Gewaltverbrechen (Plural!) schwerbehindert. Die Frage, ob ich mich schon einmal unsicher gefühlt habe empfinde ich insofern als grotesk. Das hat aber alles nichts mit Fragen der Bekleidung zu tun, sondern mit der Erfahrung, das man leider als Mädchen und Frau von Männern schnell zum Opfer gemacht wird, wenn man sich nicht ausreichend wehren kann, weil man beispielsweise physisch unterlegen ist. Dieselbe Erfahrung machen zahlreiche Menschen mit Migrationshintergrund, queere Menschen, behinderte Menschen tagtäglich in unserer Gesellschaft. Das Grundproblem sind Einstellungen, Haltungen und Erziehung. Daran gilt es zu arbeiten.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Klasse Argument. Endlich mal können wir verpflichtenden Ganzkörperverschleierungen à la Saudi- Arabien oder der in Afghanistan präferierten Burka auch hierzulande etwas ganz im Sinne des Schutzes der Frau abgewinnen. Wäre ja auch wirklich doof, wenn die ganzen lieben Kerle, die einfach nur nicht wissen wohin mit ihren Blicken, zotigen Witzchen, sexistischen Sprüchen und natürlich ihren Händen und Genitalien am Ende lernen müssten, wie Selbstbeherrschung und Respekt tatsächlich funktionieren. :uebel:

    Genau das, wie soll denn die Kleidung aussehen, dass jemand geschützt wird? Ein abschließbarer Keuschheitsgürtel? Den Vergleich mit dem Helm finde ich völlig unpassend. Den Helm setze ich auf, um mich vor einem Aufprall zu schützen. Den Schleier oder Schlabberpulli ziehe ich an, um mich vor potentiellen Gewalttaten zu schützen? Und hilft das dann eigentlich auch? Die Statistik fehlt noch.


    Sie zielt darauf ab, ob es Orte gibt, an denen man mit höherer Wahrscheinlichkeit Opfer einer Sexualstraftat wird - analog dazu, dass man als Mensch mit Migrationshintergrund auch je nach Ort mal mehr, mal weniger, mal gar keine Probleme bekommen kann.

    Nein, die Analogie wäre, ob du deine Haut chemisch aufhellen lassen solltest, eine blonde Perücke tragen oder besser nur noch mit Burka rausgehen solltest, damit niemand deine Hautfarbe sieht.


    Mir wurde auch von klein auf eingeimpft, dass Mädchen und Frauen nicht trampen sollen und nicht nachts alleine durch die Gegend radeln sollten und überhaupt am besten immer Angst haben müssen. Das ist doch eine ganz miese Erziehung, ich bezweifle, dass sie mich vor irgendwas beschützt hat. Ein Selbstverteidigungskurs wäre m.E. sinnvoller gewesen.


    Und noch was: Ich bin bekennende Topmodel-Schauerin und in den letzten Jahren wurden die gesuchten Models immer "diverser". Ich weiß nicht, ob es daran liegt, aber die gestiegene Anzahl von Berichten der jungen Erwachsenen, was sie in der Vergangenheit an Mobbing erfahren haben machen mich wirklich fassungslos. Man sollte sich nicht nur in einer idealen Welt nicht verstellen müssen, um nicht psychischer Gewalt ausgesetzt zu werden, sondern man KANN es auch gar nicht. Die Gründe, warum andere sich wie Arschlöcher verhalten sind vielfältig, aber sie liegen nicht in der Verantwortung der Bedrohten und Verletzten, die "was Falsches" anhaben, das falsche Geschlecht lieben oder falsch gucken, die Opfer werden nach Gutdünken ausgesucht.

  • Ich habe mich schon unzählige Male nachts/ im Wald/ in der Straßenbahn unwohl gefühlt. Und ich will das nicht. Es beschränkt meine Freiheit und Lebensqualität, das möchte ich nicht. Ich möchte rumlaufen, wann und wo ich will und dabei tragen, was ich möchte. Deshalb:

    Das Grundproblem sind Einstellungen, Haltungen und Erziehung. Daran gilt es zu arbeiten.

    Und um nochmal den Bogen zur Jogginghose zu schlagen: Toleranz und Freiheit bedeutet, andere zu akzeptieren und sie zB. weder als Freiwild (=Minirock) noch als Asi (= Jogginghose) zu sehen. Der Vergleich hinkt natürlich, weil die Konsequenzen in ihrer Intensität doch sehr auseinandergehen. Das ist mir klar. Aber es wäre ja schon mal ein Schritt, nicht alle immer und ständig wegen ihres Aussehens einzusortieren oder zu verurteilen.

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