Gewalt durch Kinder (vor allem Mädchen)

  • Den gewaltsamen Tod der kleinen Luise hat ja sicher inzwischen jeder hier mitbekommen. Bevor das Thema überhaupt richtig verdaut werden konnte, kommt jetzt der nächste Mal. Ein 13-jähriges Mädchen aus Schleswig-Holstein wurde stundenlang von einer Gruppe Gleichaltriger aufs Schlimmste gequält. Ich erspare euch die Details, aber hier steht mehr dazu.

    Aus Statistiken wissen wir, dass die Anzahl an Gewaltdelikten, begangen durch Kinder und Jugendliche, in den letzten Jahren zurückging und auch weiterhin ist Jugendgewalt ein Jungenphänomen. Das ändert jedoch nichts an der Brutalität der beiden Fälle. Es gab sicherlich "schon immer" Gewalt zwischen Kindern und Jugendlichen, obgleich diese, so zumindest mein subjektives Empfinden, deutlich heftiger geworden ist. Ich habe mir den Bericht der Tat aus Schleswig-Holstein von einer anderen Seite durchgelesen und hierbei merkt man richtig, dass es bei den jugendlichen Tätern um mehr als nur "einen auf die Mütze geben" geht. Das wäre schon schlimm genug, aber scheinbar besteht bei diesen jungen Geschöpfen eine regelrechte Lust am Verletzen, Demütigen und Zerstören. Habt ihr eine Idee, was in einem Leben eines jungen Menschen passieren muss, dass er einem gleichaltrigen Menschen so viel physische und psychische Gewalt antun kann? Kann Gesellschaft (hier vor allem Eltern und Schule) dem präventiv entgegen wirken oder sind wir machtlos gegenüber diesen tragischen Einzelfällen?

  • Die soziale Umgebung kann immer entgegenwirken, m. E. hauptsächlich durch Vorleben von Mitgefühl, Achtung vor anderen, Hilfsbereitschaft u. ä.


    Dennoch werden sich solche Fälle nicht verhindern lassen. Auch unter Kindern gibt es Soziopathen.


    Die genauen Ursachen wird man auch nicht in jedem Fall bei den einzelnen Täterinnen finden, da gibt es so unterschiedliche Dinge, wie mir ein befreundeter Kinder- und Jugendpsychiater letztens noch erklärt hat.

    Trotz aller aktuellen Taten kann man aber in der Kriminalstatistik finden, dass die Anzahle der Tatverdächtigen unter 14 seit Ende der 90er zurückgegangen ist (die absoluten Zahlen sind recht gering und das sind nur die „Verdächtigen“). Allerdings gab es in 2021-22 eine prozentual starke Zunahme.

    Aufgrund der sehr geringen absoluten Zahlen (vor allem bei Taten gegen die körperliche Unversehrtheit) sind solche Schwankungen aber leicht durch ein, zwei Fälle schon gegeben.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • scheinbar besteht bei diesen jungen Geschöpfen eine regelrechte Lust am Verletzen, Demütigen und Zerstören.

    Ich habe zuletzt eine ziemlich problematische 6. Klasse gehabt, wo auch v. a. die Mädchen miteinander so umgegangen sind (auf Details möchte ich hier aber nicht eingehen), wo ich mir das immer gedacht habe.


    Ich finde es immer sehr einfach, zu sagen, man soll "mehr hinhören", die Lehrer müssen so etwas "ernster nehmen" und nicht "unter den Teppich kehren". Mobbing findet in aller Regel ja nicht im Unterricht statt, und was die in den Pausen irgendwo in einer Ecke oder nach der Schule auf dem Heimweg miteinander machen, wie soll man das mitbekommen? Ich habe als Klassenleitung immer erst etwas erfahren, wenn es eskaliert ist oder die Eltern sich an mich gewandt haben, wenn etwas bei einer der Schülerinnen zu Hause rauskam. Dann habe ich mich umgehend mit dem Klassenteam besprochen, mit der Schulleitung, die Schulpsychologin befragt usw. und es wurden verschiedene Aktionen ins Rollen gebracht. Auch eine Klassenfahrt nach Corona fand statt, die zur Verbesserung des Klassenklimas beitragen sollte. Mittlerweile bin ich nicht mehr Klassenleitung dieser Klasse und habe auch keinen Unterricht mehr dort, bekomme aber mit, dass es da immer noch ziemlich brodelt, erneut einige Maßnahmen stattfinden, und ein paar auch die Schule verlassen haben (wobei da wohl auch andere Gründe wie schwache Leistungen eine Rolle gespielt haben).


    Ich habe immer den Eindruck, dass an den meisten Schulen schon viel getan wird und das Bewusstsein auf jeden Fall da ist, aber gleichzeitig, dass man so wenig tun kann, wie man an dem von mir geschilderten Fall sieht, wenn die Situation einmal so festgefahren ist und sich eine Gruppe auf eine/n bestimmten Schüler/in eingeschossen hat. Auch haben die Eltern z.T. wenig mitgemacht, immer nur gefordert, die Schule soll... die Lehrer sollen... aber selbst waren sie nicht bereit, sich mit ihren Kindern diesbezüglich mal auseinanderzusetzen. Ich fühle mich da ingesamt immer recht hilflos, insbesondere da viel in den sozialen Netzwerken stattfindet, worauf man einfach wenig Einfluss hat. Da kann man Projekte zur Medienkompetenz machen, Polizeibeamte und Anwälte für Vorträge einladen (haben wir alles schon gehabt) - ich habe immer das Gefühl, das ist ein Tropfen auf den heißen Stein.


    Ich selbst habe auch eine 13-jährige Tochter, die mit so etwas gar nichts am Hut hat. Sie sagt immer zu mir: Was bei dir an der Schule alles los ist - Wahnsinn! Sie hat ein Smartphone, mit dem sie mit ihren Freunden kommunizieren kann und auch ins www kann, aber ist noch nicht viel in sozialen Netzwerken unterwegs (von uns Eltern aus nicht erlaubt, aber es besteht auch wenig Interesse von ihr aus - zum Glück!) und ich finde das unheimlich beruhigend.

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