Ist es z.B. mehr wert wenn jemand tolle Projekte organisiert und damit die Außenwirkung der Schule stärkt oder wenn jemand im Stillen einfach sehr guten Unterricht macht, bei dem die Kinder optimal lernen.
Die Frage finde ich eigentlich sehr eindeutig zu beantworten: Unterricht ist das Kerngeschäft, mein Arbeitsauftrag ist durch das Bildungsgesetz und die Fachlehrpläne schon sehr klar definiert.
Wir haben seit 2 Jahren so ein komisches Bewertungssystem, was bei uns noch wirklich besonders schräg daherkommt, weil wir bis anhin als "normale" Lehrpersonen innerhalb einer Schulform alle in der gleichen Lohnklasse einsortiert sind, nur die Schulleitung hat eine andere Lohnklasse. Ich bin z. B. Fachvorstand, dafür gibt's aber keine Beförderung oder sowas. Jahresarbeitszeit bei 100 % Pensum sind einfach 1881 Zeitstunden und die müssen mit verschiedenen Tätigkeiten gefüllt werden. So grob ist das zu 80 % Unterricht und zu 20 % anderes blabla, z. B. eben Fachvorstand. Für die Arbeit bei der Gewerkschaft bekomme ich Sitzungsgelder, auch die Arbeit im Maturressort (Evaluation der schriftlichen Abschlussprüfung) wird extra entlöhnt. Dann hat die Schule noch ein gewisses Kontingent an Entlastungsstunden, das verteilt werden kann. Davon hatte ich z. B. für die Arbeit im Konventsvorstand, das zählt irgendwie als "gemeinnützig", als Fachvorstand diene ich irgendwie nur der Chemie oder so ähnlich. Es ist nicht ganz durchschaubar, was ohnehin schon immer mal wieder für Diskussionen sorgt.
Dann hatte man in Liestal vor 2 Jahren eben die grossartige Idee, die Schulleitung muss jetzt ein "lohnrelevantes Mitarbeitergespräch" mit uns führen und eine Beurteilung vornehmen die entweder zum regulären Stufenanstieg führt, eine Erfahrungsstufe überspringt oder den Stufenanstieg einmalig aussetzt. Das gelingt bei über 100 Lehrpersonen und 4 Schulleitungsmitgliedern natürlich wahnsinnig gut. Würden die das ernst nehmen, hätten sie eigentlich nichts anderes mehr zu tun, als zu protokollieren, wie sie zu unserer Bewertung kommen. Eindeutige Kriterien gibt es auch nur für die B-Bewertung, das ist also die Verweigerung des Stufenanstiegs. Dafür muss man eine schriftliche Abmahnung einkassiert haben und dann gibt es erstmal eine Vereinbarung, was man alles bis zum nächsten Gespräch verbessert haben muss. Im Grunde finde ich das OK denn es ist schon recht gut nachvollziehbar, wen das allenfalls trifft oder treffen könnte. Noch hat an den 5 Gymnasien im Kanton niemand ein B kassiert, ich weiss aber durchaus von Leuten, die abgemahnt sind. Auch die Abmahnung kommt nicht vom Himmel gefallen, der muss schon ein klar nachweisbarer Verstoss gegen die LCH-Standesregeln zugrunde liegen und nun ja, das weiss man eben schon, wen das betrifft.
Das A+, also der beschleunigte Stufenanstieg, ist hingegen so eine Sache. Man weiss eigentlich nicht recht, was man tun muss, um das zu bekommen. Ich kenne Personen bei uns im Schulhaus, die das in der ersten Runde bekommen haben, das ist schon OK. "Besonders guter Unterricht" war da jedoch bestenfalls ein sekundäres Kriterium, es geht schon ganz klar um die besonders tollen Projekte und Verdienste jenseits des Unterrichts und da entscheidet eben die Schulleitung, was wie toll ist. Finde ich jetzt nicht so grossartig. Die Qualität des Unterrichts liesse sich sehr wohl evaluieren, wenngleich das natürlich einen längeren Beobachtungszeitraum erfordern würde und man müsste sich halt mal hinsetzen und ein paar objektiv überprüfbare Kriterien festlegen. Das ginge schon, wäre halt mühsam. Dann halt doch lieber der tolle Schulgarten, wer auch immer eigentlich was von dem hat, im Bildungsgesetz steht jedenfalls nichts davon drin.