Es ist bezeichnend, dass du den besseren Notenschnitt als Qualitätskriterium nennst.
Ich überreiße erst nach und nach, wie sehr einen dieses bayerische System verbiegt. Früher hätte ich auch so argumentiert.
Es ist bezeichnend, dass du den besseren Notenschnitt als Qualitätskriterium nennst.
Ich überreiße erst nach und nach, wie sehr einen dieses bayerische System verbiegt. Früher hätte ich auch so argumentiert.
Die Schüler müssen doch den Stoff in der Schulaufgabe können oder du könntest angesagte Vokabeltests schreiben. Das motiviert die Schüler meiner Erfahrung nach viel viel mehr, wenn sie den Termin des Tests kennen und sich gezielt vorbereiten können.
Diese Möglichkeit gibt es bei uns auch seit einiger Zeit. In unserer Fachsitzung haben allerdings die Kolleg'innen, die das gemacht haben, festgestellt, dass es im Endeffekt keinen Unterschied macht; manche SuS haben sich sogar noch beschwert, dass jetzt noch mehr Termine auf der Liste der Schulaufgaben und Kurzarbeiten stehen, weil alles angesagt ist... Aber du hast wohl andere Erfahrungen gemacht bzw. möglicherweise hängt es auch von der jeweiligen Schülerschaft ab.
Selbstverständlich kenne ich die Schnitte der Parellelklassen, da wir auch parallel Schulaufgaben schreiben, korrigieren und am Ende natürlich auch vergleichen - das ist an meiner Schule so üblich. Ich posaune aber nicht Schnitte anderer Klassen der Schülerschaft gegenüber raus.
Kurzarbeiten kann man schon seit 2012 schreiben, wenn ich mich recht erinnere. Meine Schüler empfinden es als absolut positiv, dass ich alles ansage und nicht abfrage. Und das obwohl ich in meinen Kurzarbeiten den möglichen Testzeitraum von 10 Stunden ausreize. Aber es ist wohl so, wie Fossi74 schrieb: um dieses Angstsystem von kurzfristigem Lernen zu durchschauen, braucht es wohl Außenperspektive.
Ich sprach nicht von Kurzarbeiten.
Ich kenne alle Klassenschnitte in allen Fächern von wirklich allen Klassen weil die Notenblätter für den Klassenkonvent allen Lehrpersonen zugänglich gemacht werden. Ich weiss, dass ich von allen Chemielehrpersonen an unserer Schule immer den besten Klassenschnitt raushabe und ich weiss, wer immer den schlechtesten Schnitt raushat. Noten sind ein guter Prädiktor für den Studienerfolg, insbesondere in den Naturwissenschaften, das ist ein Faktum. Der Klassenschnitt ist aber nicht das erste, was mir als Argument einfällt, wenn mich jemand fragt, wie ich mir so sicher sein kann, dass mein "System" einigermassen funktioniert. Die Kausalitäten werden da verdreht.
Ich habe ehemalige Schüler, die sich 2 Jahre nach der Matura bei mir melden um mir mitzuteilen, dass sie an der ETH die Chemieprüfung fürs Nebenfach ohne zu lernen mit einer 6 bestanden haben. Der Schüler hatte bei mir noch nicht mal besonders gute Noten, er hat im Unterricht einfach immer sehr gut mitgemacht. Ich habe ehemalige Schüler, die mir 2 Jahre nach der Matura erzählen, sie hätten die Chemieprüfung im Medizinstudium in der 1. Runde verkackt und dann sei ihnen aufgefallen, man hätte einfach mal die alten Schulunterlagen anschauen müssen. Jupp, die hatten beide nur einen 2er in der schriftlichen Abschlussprüfung. Ich habe einen ehemaligen Schüler, der überhaupt nichts studiert für das man Chemie noch gebrauchen könnte, aber unterdessen im Baselland als Politiker im Landrat sitzt und findet, was wir im Unterricht immer so diskutiert hätten, das sei total nützlich für diese Art von Arbeit. Ich habe ehemalige Schüler, die mir 4 Jahre nach der Matura erzählen, sie würden jetzt selbst Chemie unterrichten, weil das bei mir immer so "lustig" war. Was ich davon halten soll ... nun ja. Und dann gibt es noch den Schüler, der in der mündlichen Abschlussprüfung mal eben spontan über die Paracetamol-Synthese referiert obwohl das gar nicht auf seinem Prüfungsblatt gestanden hat. Und die Schülerin, die mir vollkommen ungefragt die Titrationskurve einer schwachen Säure aufzeichnet und mir was über Puffersysteme erzählt, weil wir gerade noch 5 min übrig haben, sie die 6 sowieso schon eingetütet hat und sie findet, ach, das weiss sie jetzt aber auch noch. Die meisten meiner SuS, wenigstens im Schwerpunktfach Chemie, schaffen es am Ende der 4 Jahre sich mit einer gewissen Spontanität zum Fach zu äussern, ungefähr so, wie man in einer Fremdsprache halt irgendwann einfach mal spricht. Es ist nicht perfekt, aber man versteht's. Zwangsläufig haben die dann auch wenigstens eine genügende Note im Zeugnis stehen, die kommt ja nicht vom Baum gefallen.
Edit: Der Schüler, der letzte Woche mit dem Medienartikel zu synthetischen Kraftstoffen kam, hat in der Standortbestimmung zur mündlichen Abschlussprüfung eine 3.5 gemacht. Er hat einfach gar nicht dafür gelernt, null, er hatte keine Lust. Wär's tatsächlich die Abschlussprüfung gewesen, hätte ich ihm eine 4.0 gegeben. Der macht also aus dem Stand eine Genügende, einfach nur, weil er 4 Jahre lang da war und irgendwie zugehört hat. Der Kurs war in der 1. Klasse im Corona-Lockdown, die können sich bis heute dran erinnern, dass sie in Chemie fürs perspektivische Zeichnen von Molekülen daheim Modelle aus Zahnstochern und Styroporkugeln gebaut haben. Die wissen bis heute noch, dass Frau B. sie für Bio daheim hat mit Hefe experimentieren lassen und sie auf den Kompost geschickt hat um da Würmer rauszuziehen. NICHTS davon wurde benotet.
Natürlich müssen in einer Fremdsprachen Vokabeln aufgegeben und -so spiegeln es mir Klassen immer wieder- auch abgefragt werden.
Ich persönlich habe dafür ein bestimmtes System entwickelt, das für mich und meine Schüler gut passt.
Da ich die Vokabeln immer in ganzen Sätzen abfrage, handelt es sich hierbei um ein schriftliches System, denn im Prinzip läuft es auf eine kleine Übersetzung hinaus.
In Geschichte jedoch würde ich im Leben nie eine mündliche Abfrage zu Beginn einer Stunde machen. Wie soll differenziert werden, wenn mehr als AF I abgefragt wird?
Wir hatten Kollegen (aus BY ), die solche Abfragen zu Beginn einer jeden Unterrichtsstunde durchführten. Die Schüler, die noch nicht dran waren, hatten Angst, dranzukommen und vor der ganzen Klasse zu versagen. Sie fühlten sich vorgeführt.
Mehr als das, in den Stunden vor den Abfragestunden waren die Schüler dermaßen aufgeregt, dass sie dem aktuellen Unterricht kaum folgen konnten, schlimmer als vor einer KA.
Und in großen Klassen kam eh jede(r) nur einmal dran. Dann konnte man sich bequem zurücklehnen.
Ähnliches trat in BY auf, wenn ich zweimal in dichterer Folge jemanden mit Vokabeln abfragte; empörter Aufschrei: "Aber ich war schon dran!"
Nein, so möchte ich nicht arbeiten.
Als Schülerin im Saarland wurden wir damals auch zu Beginn jeder Stunde abgefragt. In den Sprachen Vokabeln, dann noch in Bio, Musik, Erdkunde, Geschichte, Religion, Politik, Erdkunde. Eigentlich überall. Das war echt stressig, Angst hatten wir auch. Es kamen immer ca. 3 Schülerinnen dran. Und das war ja oft mehrmals am Schultag der Fall.
Lehrerin2007: angesagte Vokabeltests sind ein rechtlich doch "Kurzarbeiten"? Von was hast du denn dann gesprochen?
Einzelabfrage vor der Klasse finde ich schwierig. Bei Ausfragesituationen vor der Klasse spielt bei vielen eine Menge Aufregung mit und man bekommt bei einigen keine richtige Leistungsnote. (Als ich noch in Ba-Wü zur Schule ging, war die mündliche Ausfrage von einzelnen an der Tafel gang und gäbe. Es war genauso wie Friesin schildert. Glücklich war der, der die Ausfrage schon früh hinter sich hatte. Viele waren unnötig aufgeregt. Die Coolen, die vielleicht weniger wussten, hatten bessere Karten, da sie sich besser verkauften.)
Aber eine gemeinsame Abfrage der Klasse finde ich bei gewissen Lernthemen wie eben Vokabeln in weiterführenden Schulen wichtig und man kann sie so gestalten, dass sie mit wenig bzw. vertretbarem Ausfragestress verbunden ist. Z.B. kommen wir an meiner Grundschule zu einer Kopfrechennote, indem wir die Aufgabe sagen und kurz einblenden und alle Schüler das Ergebnis auf ein nummeriertes Blatt schreiben.
Ansonsten kommt man neben den großen Arbeiten durch das Benoten anderer Kompetenzen in den verschiedenen Fächern zu weiteren Noten. Da gibt es - zumindest im Grundschulbereich - einige Ideen dazu.
Im Lauf der Zeit musste ich feststellen, dass Dinge erst dann richtig ernst genommen werden, wenn es darauf Noten gibt, z.B. Gedichte auswendig lernen, Lesehausaufgaben machen, 1x1 lernen usw.
In Englisch z.B. gibt es in der Grundschule keine Noten. Wir schreiben aber Tests. Die Vorbereitung dazu ist in der Folge bei den Schülern unterschiedlich: Wer Englisch gern lernt, ein Erfolgserlebnis will, die Eltern sich drum kümmern, es als Grundlage für die weiterführenden Schulen sieht oder wer Lernen als selbstverständlich ansieht, der bereitet sich vor, der Rest nicht.
Ich mache öfter zu Anfang der Stunde eine kurze Zusammenfassung, wo wir gerade bei dem Thema stehen, gemeinsam mit der Klasse. Das hat nichts mit abfragen zu tun, aber man sieht, wer schon etwas mitgenommen hat. Mache ich sogar in Reli oder in Sachkunde in Klasse 1 so.
angesagte Vokabeltests sind ein rechtlich doch "Kurzarbeiten"? Von was hast du denn dann gesprochen?
Nein. Ich meine angesagte kleine schriftliche Leistungsnachweise. Dafür haben wir einen best. Namen und haben darüber in der Lehrerkonferenz abgestimmt. Die heben sich eben von den Kurzarbeiten ab, die Stoff von über 10 Stunden beinhalten, weil sie deutlich weniger Stoff beinhalten und auch nicht nachgeschrieben werden. Sie sind quasi wie angesagte "Exen".
Friesin: Für Geschichte kann ich natürlich nicht sprechen, da ich das Fach nicht habe und keine Erfahrungen darin. Ich spreche natürlich immer für meine Fächer und insbesondere die Vokabeln.
Im Lauf der Zeit musste ich feststellen, dass Dinge erst dann richtig ernst genommen werden, wenn es darauf Noten gibt
Ja, das meine ich ja.
Ich schrieb aber auch, dass ich nicht "vor der Klasse" ausfrage, sondern immer alle an ihrem Platz mitschreiben und dadurch vorher auch genug Zeit hatten zum Überlegen. Eine Klasse wollte sogar mal, dass ich gar nicht vorher sage, wer dann vorlesen soll, dann "geben sie sich mehr Mühe". Das hab ich dann so gemacht und es hat wirklich gut geklappt.
Kurzarbeiten kann man schon seit 2012 schreiben, wenn ich mich recht erinnere.
Ne Frage aus Interesse: Wir haben Ende der 90er am Gymnasium in Bayern schon "Kurzarbeiten" geschrieben. Ich erinnere mich z. B. im GK Englisch daran, da wurde eine grosse Klausur auf zwei Kurzarbeiten verteilt. Meint das was anderes?
Kurzarbeiten sind angesagte kleine schriftliche Leistungsnachweise, die bis zu 10 Unterrichtsstunden umfassen können. Sie können auch deutlich weniger umfassen und müssen auch nicht nachgeschrieben werden. Davon steht in der GSO auf jeden Fall nichts.Genauso steht in der GSO auch nur, dass sie max. 30 Minuten dauern dürfen. Wenn du kürzere Tests schreibst, ist dir das doch jederzeit möglich. Dafür braucht es doch auch keinen Fachschaftsbeschluss, der eh nur Empfehlungscharakter hat.
Kurzarbeiten muss man nicht nachschreiben. Die GSO macht dazu auch keine Vorgaben. An meiner Schule lassen manche Kollegen nachschreiben, andere nicht. Hast du einen Beleg für deine Aussage?
Also ich denke mir ja nicht einfach was aus. Bei uns ist es so geregelt, dass Kurzarbeiten nachgeschrieben werden, definitiv. Mein "Beleg" wäre unsere 1. Konferenz dieses Schuljahr, wo wir das festgelegt haben bzw. unser Schulbrief, wo das den Eltern erklärt wird.
Okay, dann habt ihr dazu eine schulinterne Regelung. Ich verstehe aber nicht, warum ihr umständlich Dinge regelt, die eigentlich keiner Regelung bedürfen. Die GSO ist doch total offen. Kurzarbeiten sind höchstens 30 Minuten, können also auch kürzer sein. Sie umfassen höchstens 10 Stunden, können also auch kürzer sein. Man kann sie nachschreiben oder auch nicht, dazu steht in der GSO praktischerweise nichts. Verstehst du, warum ihr Dinge regelt, die keiner Regelung bedürfen?
Ich glaube bei dem Nachschreiben geht es um die Einheitlichkeit. Es ist bei uns auch leider so, dass viele SuS sehr gezielt fehlen (zunehmend...) und die KA deshalb grundsätzlich nachgeschrieben werden sollen. Ehrlich gesagt war es schon immer so, seit ich vor vielen Jahren da angefangen habe, deshalb hab ich da nicht weiter drüber nachgedacht. Nur eben diese angekündigten LN, die nicht nachgeschrieben werden müssen, kamen neu hinzu.
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