Leistungsnachweise am Gymnasium in Bayern

  • Gar nichts? Sorry aber am Gymnasium, insbesondere in der Oberstufe, ist das dein Problem als Teenager dann auch eben mit den entsprechend schlechten Noten klar zu kommen.

    Solang die Lehrer dann nicht als nächsten Schritt die dringliche Anweisung von oben kriegen, die Schüler doch unbedingt alle zu motivieren, sprich: Verantwortungsverlagerung weg von den Schülern hin zu den Lehrern ("Wenn Jordan-Pascal in Ihrem Fach schlecht ist und nicht lernt, dann liegt das nur daran, dass Ihr Unterricht nicht motivierend genug ist!!!!1111einself"). Den Schritt könnte ich mir bei uns tatsächlich gut vorstellen, würde die Lernmotivation durch Notendruck abgeschafft.

  • Ach herrje, nein. Bei uns weist niemand irgendwas an. Es gibt hin und wieder Eltern, die sich was einbilden, die blitzen sehr zuverlässig bei der Schulleitung ab. Wir nehmen das mit der Studierfähigkeit schon noch halbwegs ernst.

  • Blöde, wahrscheinlich naive Antwort: Wie armselig ist es denn, Schüler nur über die Notenangst zur Mitarbeit motivieren zu wollen?


    Sorry, das war jetzt nicht persönlich gemeint, aber dein Beitrag zeigt schon sehr schön, wie das bayerische System die Menschen verbiegt.

    Interessant, dass dieser Aussage in kurzer Zeit so viele Kollegen zustimmen, die vor wenigen Tagen im anderen Thread sich schier nicht VORSTELLEN! konnten, dass eine Schule ohne Ziffernnoten überhaupt denkbar wäre. :danke:

  • Wenn du uns jetzt noch den Zusammenhang erklärst?

  • Bei einer bundesweiten Abiquote von um die 40 % habe ich so meine Zweifel. Aber es kommt wohl drauf an, was man unter "Studierfähigkeit" versteht oder wofür die allgemeine Hochschulreife eigentlich qualifizieren soll, das können wir gerne diskutieren :)

  • fossi74 Ich habe mir deinen Eintrag zur Respizienz grad noch mal durchgelesen, der ist echt grossartig. Ich könnte nächstens mal versuchen meinen SuS eine bereits ausgehändigte Prüfung wieder abzuknöpfen, alleine daran würde ich schon scheitern. Die behalten die natürlich.

  • Solang die Lehrer dann nicht als nächsten Schritt die dringliche Anweisung von oben kriegen, die Schüler doch unbedingt alle zu motivieren, sprich: Verantwortungsverlagerung weg von den Schülern hin zu den Lehrern ("Wenn Jordan-Pascal in Ihrem Fach schlecht ist und nicht lernt, dann liegt das nur daran, dass Ihr Unterricht nicht motivierend genug ist!!!!1111einself").

    Alleine diese Angst ist schon ein Bayern-Gedanke, geformt aus Respizienz und Regelbeurteilung.

  • Bist du der Meinung, dass das in Deutschland nicht so ist?

    Vllt. ist das in Bayern noch so. Für NRW kann ich das klar verneinen. Jemand mit Abitur muss noch längst nicht studierfähig sein. Ich glaube, wir sind vllt. sogar das einzige Bundesland in ganz Deutschland, in dem man in einer Abiturprüfung ein ungenügend haben darf und trotzdem besteht (man muss es mit den anderen 3 Abiturprüfungen nur ausgleichen können).

  • Solang die Lehrer dann nicht als nächsten Schritt die dringliche Anweisung von oben kriegen, die Schüler doch unbedingt alle zu motivieren, sprich: Verantwortungsverlagerung weg von den Schülern hin zu den Lehrern ("Wenn Jordan-Pascal in Ihrem Fach schlecht ist und nicht lernt, dann liegt das nur daran, dass Ihr Unterricht nicht motivierend genug ist!!!!1111einself"). Den Schritt könnte ich mir bei uns tatsächlich gut vorstellen, würde die Lernmotivation durch Notendruck abgeschafft.

    Ganz ehrlich? Sollen sie doch... dadurch verdiene ich keinen Deut weniger.


    Stressig ist das Ganze sicherlich, aber hier in NRW (eine der Vorzüge) kann die SL nicht einfach Noten abändern, wie das in manch anderen Bundesländern geht.

  • Naja. Das sagt jetzt nichts über die Qualität des Abschlusses aus, wenn man den Weg dahin nicht kennt. Ich setze bei der schriftlichen Abschlussprüfung immer 2er (das sind deutsche 5er), die SuS sind trotzdem studierfähig.

  • Bei einer bundesweiten Abiquote von um die 40 % habe ich so meine Zweifel. Aber es kommt wohl drauf an, was man unter "Studierfähigkeit" versteht oder wofür die allgemeine Hochschulreife eigentlich qualifizieren soll, das können wir gerne diskutieren :)

    Naaaa, besser nicht. Ich fürchte nämlich insgeheim, dass du schon durchaus recht hast :pfeifen:

  • Ich habe so viele Schüler, bis hin zur Oberstufe, die sich der Konsequenzen ihrer Handlungen nicht über die nächsten 10 Minuten hinaus bewusst sind.

    Die sollten ja gar nicht in der Oberstufe sein. Freilich lässt es sich in keinem System verhindern, dass sich ein paar faule Äpfel bis zum Ende durchschlawinern, ich bin mit unserer Ausbeute an guten Pflänzchen aber schon recht zufrieden. Ich glaube aber, das geht nur, wenn man ehrlich zu den jungen Leuten ist und ihnen auch einfach mal aufs Brot schmiert, dass sie selber den Allerwertesten vom Stuhl hochbekommen müssen. Unser System ist so ausgelegt, dass alle Fächer gleich viel zählen, d. h. man kann es sich erlauben, sich für Physik z. B. pi-haupts nicht zu interessieren und dann eben die Ungenügende zu kassieren. Eine 3 in Physik kann mit einer 6 im Zeichnen kompensiert werden. Das ist OK, ein bisschen kalkuliertes Risiko gehört zum Überlebenstraining ja dazu. Wer sich aber z. B. dem kompletten MINT-Bereich verweigert, fliegt eben raus. Das ist völlig berechtigt denn die "Allgemeine Hochschulreife" setzt ja per Definition ein Mindestmass an Allgemeinbildung über alle Fachbereiche hinweg voraus. Alternativ gibt es deswegen ja den Bildungsgang der Fachmaturität oder eben der Berufslehre, in dieser Abstufung zunehmend spezialisiert. Es steht jedem frei sich das auszusuchen, was am besten zu seinen Interessen und Fähigkeiten passt.


    Es tut mir immer sehr leid, wenn Jugendliche am Gymnasium landen, die sich eigentlich für nichts so wirklich interessieren. Da kann man als Lehrperson nur zusehen, dass die möglichst schnell wieder gehen müssen, auch wenn das noch so "böse" klingt und oft auch wahrgenommen wird. Es liegt gar nicht in meinem Interesse die mit unangekündigtem Abfragen zu "motivieren", die sollen ruhig bis zur nächsten schriftlichen Prüfung in 5 Wochen den Unterricht verschlafen und dann richtig auf die Fresse fliegen. Entweder der Knopf geht dann auf oder eben Ende Gelände.

  • Hier auch Bayern. Ich frage nicht ab, schreibe keine unangekündigten Arbeiten. Alle Tests sind von mir angesagt. Ich habe noch nie begriffen, warum Lehrer unangekündigte Exen schreiben und wertvolle Unterrichtszeit damit verschwenden, einen einzigen abzufragen, während sich der Rest langweilt.

    • Offizieller Beitrag

    Antimons Ausdrucksweise würde ich nicht wirklich unterstützen, aber im Prinzip stimmt es schon:


    In der Oberstufe sitzen die Schüler freiwillig.


    Wenn ihnen in der Zeit alles wurschtegal ist, ist das ihr Problem. Genau daraus resultierende schlechte Noten. Sie sind für ihren Lernprozess selbst vernatwortlich.
    Natürlich unterstütze ich als Lehrer, biete verschiedene Möglichkeiten an.


    Aber irgendwo sind unsere Möglichkeiten auch begrenzt. Das gilt übrigens genauso für Pubertierende:

    wenn sie partout sich nicht anstrengen wollen, dann eben nicht.


    Letztendlich kann ich nichts in sie hineintrichtern.
    Und für einen gescheiten Schulabschluss muss man evt auch etwas tun.


    Das führt allerdings von der Frage weg,ob Notenangst zum Lernen beflügelt. Vordergründig vielleicht.

    An "meiner" Schule wurde lange dafür gekämpft, unangekündigte Tests abzuschaffen.
    Undenkbar für die Kollegen, die aus BY kamen. Das Argument war: Dann lernen die Schüler nicht mehr.


    Hat sich nicht bewahrheitet. Anekdotische Evidenz hin oder her

  • wertvolle Unterrichtszeit damit verschwenden, einen einzigen abzufragen, während sich der Rest langweilt.

    Wer sagt denn, dass das so ist? In einer Abfrage wird der Stoff der letzten Stunde wiederholt, was allen SuS zugute kommt (wenn sie sich allerdings überhaupt nicht für das Fach interessieren und ihnen alles total egal ist, nicht, aber das ist dann ihr Problem).

    Ich für meinen Fall frage Vokabeln ab und beziehe grundsätzlich alle mit ein. Da werfe ich z.B. einen kleinen Lückentext oder Bilder als Redeanlass an die Wand und alle SuS sollen die neuen Wörter, die dort fehlen, ins Heft schreiben. Alle üben gleichzeitig, das neue Vokabular auch anzuwenden und einer liest sein Ergebnis dann vor.

    Nachdem ich in der Coronazeit eine Zeitlang keine Noten geben durfte, hab ich gesehen, was passiert: Vokabeln werden einfach nicht mehr gelernt, es wurde eigentlich überhaupt nichts mehr gemacht. Und weil ich meinen Unterricht aber auf den Wortschatz aufbaue, wurde dann der Unterricht selbst halt total langweilig und zog sich wie Kaugummi, weil kaum einer die Vokabeln richtig gelernt hatte (sie wussten ja, dass keine Leistungserhebung, egal welcher Art, mehr kommen würde).


    Wertvolle Unterrichtszeit geht bei mir verloren, weil wir immer mehr SuS am Gymnasium haben, die schon damit überfordert sind, ihren Ranzen richtig zu packen und ihr Material dabei haben oder regelmäßig ihre Hausaufgaben zu machen. Das alles zu Beginn jeder Stunde zu klären, kostet auch viel wertvolle Unterrichtszeit.


    Angst müsste man nicht haben, wenn man einfach seine Aufgaben erledigen würde und die Dinge, die zu lernen auf sind, auch lernen würde. Wenn du meine "Ausfragen" (wie sie hier heißen) sehen würdest und den Unterrichtszusammenhang dazu kennen würdest, würdest du merken, dass es lediglich notwendig ist, die Hausaufgaben zu machen / Vok. zu lernen, um locker eine gute Note zu schaffen. Dieses "Ausfrage"-Training (für alle) führte in meinen Klassen nicht selten dazu, dass ich im Vergleich zu den Parallelklassen die besseren Schulaufgabenschnitte hatte, weil meine SuS mit den sog. "mixed bags" (kontextualisiertes und kompetenzorientiertes Verwenden des Vokabulars und der grammatischen Strukturen), wie wir sie in den Fremdsprachen in den Schulaufgaben schreiben müssen, besser zurecht kamen und die Vokabeln und die Grammatik bei vielen einfach besser saßen.

  • Yap, es ist so oder so ein Drucksystem.

  • Ich unterrichte kein Fach, in dem man Vokabeln lernen muss. Eine Wiederholung am Anfang der Stunde mache ich auch dann und wann, aber ohne dass ich eine Note mache. Die Schüler müssen doch den Stoff in der Schulaufgabe können oder du könntest angesagte Vokabeltests schreiben. Das motiviert die Schüler meiner Erfahrung nach viel viel mehr, wenn sie den Termin des Tests kennen und sich gezielt vorbereiten können.

    Ich habe schon vor fast 30 Jahren in BW Abitur gemacht, ohne dass ich auch nur einmal am Anfang der Stunde abgefragt worden wäre. Stattdessen gab es mehr angesagte Tests. Die Vokabeln lernt man so viel besser als über das bayerische Bulimielernen abends im Bett oder im Zug. Zumal sich die Schüler, die schon dran waren, erfahrungsgemäß zurücklehnen.

  • Dieses "Ausfrage"-Training (für alle) führte in meinen Klassen nicht selten dazu, dass ich im Vergleich zu den Parallelklassen die besseren Schulaufgabenschnitte hatte

    Es ist bezeichnend, dass du den besseren Notenschnitt als Qualitätskriterium nennst. Bei einer Fremdsprache würde mich interessieren, ob die SuS die denn dann auch sprechen können.


    Ich kann mir auch auf die Schultern klopfen, ich habe bei uns an der Schule in der Chemie immer den besten Klassenschnitt raus. Die Frage ist, was bleibt hängen. Ich habe Maturanden, die von sich aus fragen kommen, wss es denn mit diesen synthetischen Kraftstoffen auf sich hätte, wir haben da doch mal was Ähnliches in Chemie angeschaut (stimmt, die Methanisierung nach Sabathier) und das mit der Wasserelektrolyse war doch auch schon dran und da sei doch der Wirkungsgrad gar nicht mal so geil gewesen und in Physik beim Herrn S. sei doch auch mal irgendwas in die Richtung Thema gewesen (haben sie seit diesem Schuljahr gar nicht mehr aber der hat ihnen was über Photovoltaik erzählt...)... Äh ja, die haben offensichtlich irgendwas gelernt was nicht nur gute Noten produziert.

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