Klassenfahrten nach UK unter den derzeitigen Rahmenbedingungen

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    Wo in meinem Beitrag liest du etwas von unterlassener Hilfeleistung im Notfall? Darum geht es ja nun gar nicht

    es tut mir leid, offensichtlich habe ich die Frage komplett falsch eingeordnet. Schließlich ging es jetzt seitenlang auch um eine Fahrt.

  • Wie gesagt, die Mutter verfolgt die Werte ständig und was mit dem Insulin ist, weiß ich jetzt gar nicht. Muss ich mal die Klassenleitung fragen.

    Bei meiner Schülerin war er mal bei irgendwas 300, ich bemerkte nichts, ihre Mitschüler sagten mir, dass sie zittere - das Kind saß direkt vor mir!

    Edit: Aufgrund des Zitterns überprüfte sie auf meine Anweisung hin ihren Zuckerwert. Der war dann eben über 300.

    Ich habe sofort die Eltern angerufen die sehr entspannt meinten, einfach bissl spazieren gehen... tja.

  • Bei meiner Schülerin war er mal bei irgendwas 300, ich bemerkte nichts, ihre Mitschüler sagten mir, dass sie zittere - das Kind saß direkt vor mir!

    Edit: Aufgrund des Zitterns überprüfte sie auf meine Anweisung hin ihren Zuckerwert. Der war dann eben über 300.

    Ich habe sofort die Eltern angerufen die sehr entspannt meinten, einfach bissl spazieren gehen... tja.

    Das Problem ist ja bei Diabetikern, dass die Bauchspeicheldrüse kein Insulin produziert, das den Blutzucker wieder runterbringt. Spazierengehen ist da doch ein bißchen wenig. Merkwürdige Art mit der Krankheit umzugehen.

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    Ja schon, aber wieviel soll sie rennen, damit der in adäquater Zeit runter geht?

    Ich war in der Schwangerschaft insulinpflichtig. Kenne mich daher ein bißchen aus.

    Hm, bei dem letzten Kind mit Diabetis an unserer Schule reichte das aus.

  • Eine meiner früheren Nachhilfeschülerinnen hat Diabetes Typ 1. Sie war damals erst 9 Jahre alt, hatte aber schon ein sehr gutes (kindgerechtes) Wissen über ihre Erkrankung und darüber, was im Notfall zu tun ist.

    Als ich die Information damals von den Bürokollegen bekam, dass das Mädel Diabetes hat, war mir erst etwas mulmig zu Mute ehrlich gesagt, da ich keine Erfahrung mit dieser Erkrankung bei Kindern hatte und nur Diabetes Typ 2 von meinem Vater kannte. Also fragte ich die Schülerin, was im Notfall zu tun sei und las später auch noch zuhause dazu nach. Letzteres wäre aber ehrlich gesagt gar nicht nötig gewesen, weil das Mädchen mir alles selbst super erklären konnte. Sie kontrollierte während des Nachhilfeunterrichts regelmäßig ihre Werte, gab mir direkt bescheid, wenn sie sich mal nicht so gut fühlte und leitete dann auch direkt eigenständig Gegenmaßnahmen ein bzw. gab mir Instruktionen, was ich tun sollte (einmal z.B. ging es darum, ihr auf die Schnelle ein zuckerhaltiges Getränk zu organisieren). Ich war und bin immer noch beeindruckt, wie souverän dieses Kind mit seiner Krankheit umgehen konnte. Ihre Mutter traute ihr viel zu und zum Glück schien das auch alles sehr gut zu klappen 👍🏻 Auch in der Grundschule kam sie meines Wissens ohne Integrationskraft alleine klar; die Klassenlehrerin und alle anderen ihrer Lehrer waren im Vorfeld informiert worden von der Familie.

  • Das Problem sind nicht die Fälle, wo alles gut geht oder das Kind damit super umgeht.


    Das Problem sind die Fälle, wo das nicht so ist, der Lehrer ggf. noch Fehler macht und dann hinterher verklagt wird, durch die Presse geschleift wird und alle sagen "hätte der doch... wie kann man nur... ist doch klar, dass dies und jenes zu tun gewesen wäre..." etc.


    Ich bin Profi im Bereich Lehren, Lernen, Wissensvermittlung und Erziehung im schulischen Kontext.

    Ich bin kein Arzt, kein medizinischer Fachangestellter etc. Ich kann erste Hilfe im Rahmen eines medizinischen Laiens leisten und im Notfall den Rettungsdienst rufen.

    Alle anderen medizinischen Erwartungen darüber hinaus sind rücksichtslos, verantwortungslos und übergriffig.

  • Ja, fand ich auch. Ich habe mehrfach gefragt, ob ich den Notarzt rufen soll, die Eltern verneinten.

    Und aus der Klassenfahrt ins UK lernen wir, dass dieses Verhalten genau falsch war. Wir haben in dem Moment die Garantenstellung, wir halten den Kopf dafür hin, wenn dem Kind etwas passiert. Folglich rufen wir (als Lehrer) dann auch den Krankenwagen, auch gegen den Willen der Eltern, da diese in dem Moment nicht vor Ort sind. Es interessiert auch nicht, dass sie in 10 Minuten da sein könnten. Sie sind JETZT nicht da, um im Rahmen ihres Sorgerechts Entscheidungen treffen zu können.

  • Folglich rufen wir (als Lehrer) dann auch den Krankenwagen, auch gegen den Willen der Eltern, da diese in dem Moment nicht vor Ort sind.

    Und dann kann die Leitstelle noch immer entscheiden, was sie rausschickt, aber so würde ich mich auch immer absichern.

  • Dem Kind ging es gut, das Zittern war nach 5 min Bewegung weg. Ob sie nochmal gemessen hat, weiß ich nicht mehr. Ich habe jedenfalls daraufhin sehr bald ein ausführliches Gespräch mit einer Fachkraft bzgl Diabetes gehabt, die meinte auch, dass Werte um 300 erstmal nix aussagen und man auf den Zustand des Kindes schauen soll. Insofern hatte ich richtig gehandelt, es aber erst danach so verifiziert bekommen.

    Ich sehe vollkommen ein, dass ich diese Info vorher hätte haben müssen. Kein Elternteil hat mich auf den Diabetes hingewiesen und in den Schülerakten war er nur nebensächlich erwähnt.

    Das Gesprächsprotokoll (mit der Diabetesexpertin) habe ich dann ganz vorne in/auf die Akten gelegt. 4 Tage nach dem Gespräch war der 13. März 2020, wo die Schulen geschlossen wurden und das Kind zog im April auch noch um.

  • Ja, fand ich auch. Ich habe mehrfach gefragt, ob ich den Notarzt rufen soll, die Eltern verneinten.

    Wir lassen das Kind auch erst einmal rennen. Die Familie und das Kind sind auch viel entspannter als wir, aber wer das seit Jahren kennt, holt vmtl. nicht so schnell den Notarzt. Die Werte regulieren sich auch recht schnell.

  • Und was willst du tun? Dem Kind die Schule verweigern?

  • Hm, bei dem letzten Kind mit Diabetis an unserer Schule reichte das aus.

    Ja, und bei 30 anderen Kindern reicht es nicht aus. Du bist kein Arzt, die Eltern sind in der Regel keine Ärzte. Da war die Sache mit der anekdotischen Evidenz.

  • Ich hatte selbst auf einer Abschlussfahrt schon den Fall, dass sich bei einer Schülerin nach einem Insektenstich fast eine Sepsis entwickelt hätte. War eine heikle Sache und ich würde ein nächstes Mal auf jeden Fall früher zum Arzt gehen. Tatsächlich war aber sogar *ich* es, die nach 24 h insistiert hat mit der erwachsenen Schülerin in den Notfall zu gehen. Die Kollegin, mit der ich unterwegs war, ist 10 Jahre älter als ich und hat selber zwei Kinder. Den Nachmittag zuvor war ich mit der Schülerin bereits in der Apotheke und hatte mit der Apothekerin auch ein längeres Gespräch. Worauf ich hinaus will... Beim Arzt waren wir eben erst als die Schülerin einen Kreislaufkollaps hatte, das ging mit einmal ziemlich schnell. Versucht dann übrigens mal eine Horde 18/19jähriger in der Innenstadt in Amsterdam irgendwo "einzufangen", wenn die nicht einsehen wollen, dass sie jetzt bitte den Standort durchgeben und exakt dort stehen bleiben, wo sie gerade sind. Nachdem die betroffene Schülerin ein weiteres Mal versichert, "es ginge schon", weil die natürlich die Reise nicht abbrechen will.


    Ich will überhaupt nicht bestreiten, dass die beiden Kolleginnen auf dieser Fahrt nach UK Fehler gemacht haben. Wenn ich aber so an diesen Tag in Amsterdam zurück denke, erscheint mir das Urteil nicht angemessen. Ich plane sehr sorgfältig und ich bin auf solchen Fahrten sehr aufmerksam. Was ich aber gelernt habe, man verschätzt sich eben doch schnell mal und schlägt hinterher drei Kreuze, dass nichts Schlimmeres passiert ist.

    Was ich ergänzend hierzu noch erwähnen will: Die Schülerin hatte mit ihrer Mutter telefoniert, die Mutter ist Pflegefachperson von Beruf. Die Mutter fand, das sei alles nicht so schlimm, das ginge schon wieder weg. Ich bin immer noch froh, dass ich am Ende drauf geschissen habe, was die Mutter so fand.

  • Und was willst du tun? Dem Kind die Schule verweigern?

    In letzter Konsequenz wäre das ohne entsprechend medizinisch geschulten Lernbegleiter angesagt, wie uns das Urteil nach der UK-Klassenfahrt lehrt.


    Wenn es nämlich schiefgeht, wird uns der Staatsanwalt immer unterstellen, dass wir nicht ausreichend medizinisch geschult sind, um die Lage beurteilen zu können und die grobe Fahrlässigkeit unsererseits bereits darin bestand der Annahme erlegen zu sein ein solches Kind ohne entsprechende medizinische Begleitung überhaupt unterrichten zu können.

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