Klassenfahrten nach UK unter den derzeitigen Rahmenbedingungen

    • Offizieller Beitrag

    Wenn man ein bisschen (trotz Tracking) querliest, kann man lesen, dass es dem Schüler während des Aufenthalts in Italien signifikant und sichtbar (!) schlechter ging, der Vater darum bat, einen Arzt aufzusuchen, dies aber unterblieb. Der Junge soll trotz erheblich verschlechterten Krankheitsbildes im Bungalow verblieben sein und über Nacht verstorben sein.

    FALLS das so gewesen sein sollte, hätten die Lehrkräfte definitiv falsch reagiert. Dabei ist der Grad der Behinderung oder die Vorerkrankung meines Erachtens unerheblich.

    Da endet es dann für mich aber dann auch - ich bin gespannt, was in der Aufarbeitung dieser Tragödie dann am Ende stehen wird.


    (Es war, ist und wird für mich immer selbstverständlich sein, im Zweifelsfall mit einem kranken Schüler oder einer kranken Schülerin zum Arzt (oder Ärztin) zu gehen. Dabei geht es mir weniger um mögliche Konsequenzen des Nichthandelns sondern darum, dass ich ein ureigenes Interesse daran habe, dass es meinen SchülerInnen gut geht und sie gesund sind bzw. werden. Das ist m.E. nichts Besonderes und dürfte doch (hoffentlich) auf alle KollegInnen gleichermaßen zutreffen.)

  • Man darf auch nicht alles vermischen.

    Bei dem zunächst diskutieren Fall habe ich deutliche Fehler bei den begleitenden KuK gesehen. Die kann ich hier bisher nicht erkennen (und hoffentlich bleibt es dabei). Hier sehe ich nach dem, was bisher bekannt ist eher ein Versäumnis bei der Schulleitung, die einen offensichtlich stark betreuungspflichtigen Schüler mit auch eine Fahrt fahren lässt, bei dem die Betreuung offensichtlich nicht sicher gestellt ist (bei einem Schüler mit 80% gdB muss jemand mitfahren, der sich im Bedarfsfall ausschließlich um diesen Schüler kümmern kann, wenn das nicht möglich ist, kann er nicht mitfahren) und den Eltern, die diesen Schüler mit einer zusätzlich noch akuten Erkrankung mit auf eine Fahrt schicken, weil "er so gerne mitwollte", obwohl sie wohl wussten, wie die Betreuungssituation auf der Fahrt ist.

    Die Lehrer, die sich mit auf der Fahrt befinden, müssen allerdings auch die SL darauf hinweisen, dass die Situation so nicht tragbar ist und ggf. Remonstrieren und das Mitfahren bei der Klassenfahrt verweigern. Auch, wenn während der Fahrt Probleme erkennbar werden (ausreichende Betreuung kann nicht gewährleistet werden), müssen die Lehrer aktiv werden und nach Absprache ggf. dafür sorgen, dass der Schüler wieder nach Hause kommt.


    Am Ende haftet jeder selbst für sein Verhalten. Die SL trägt Verantwortung, ja. Die Lehrer aber ebenfalls. Außer vllt, wenn sie keinen blassen Schimmer über das Krankheitsbild des Schüles hatten und davon überrascht wurden. Das ist aber eher unwahrscheinlich. Lehrer müssen sich mehr ihrer Remonstrationspflicht bewusst werden und nicht zu sehr Konflikte scheuen. Das gehört nunmal dazu.

  • Es war, ist und wird für mich immer selbstverständlich sein, im Zweifelsfall mit einem kranken Schüler oder einer kranken Schülerin zum Arzt (oder Ärztin) zu gehen. Dabei geht es mir weniger um mögliche Konsequenzen des Nichthandelns sondern darum, dass ich ein ureigenes Interesse daran habe, dass es meinen SchülerInnen gut geht und sie gesund sind bzw. werden. Das ist m.E. nichts Besonderes und dürfte doch (hoffentlich) auf alle KollegInnen gleichermaßen zutreffen.)

    Ziehst Du das dann auch gegen den ausdrücklichen Willen des Schülers durch? Ich habe es immer wieder im Schulalltag, dass die Schüler sich zwar krankmelden, aber wenn es dann um das Thema Arzt bzw. Notarzt/Krankenwagrn geht, jegliche Hilfe auf ganzer Linie verweigert wird.


    Wer übernimmt die Einsatzkosten, wenn ein Schüler vorab schon geäußert hat, dass er den Einsatz ablehnt, ich als Lehrer trotzdem den Rettungsdienst rufe und am Ende dabei raus kommt, dass der Schüler eigentlich gesund ist?

  • Ziehst Du das dann auch gegen den ausdrücklichen Willen des Schülers durch? Ich habe es immer wieder im Schulalltag, dass die Schüler sich zwar krankmelden, aber wenn es dann um das Thema Arzt bzw. Notarzt/Krankenwagrn geht, jegliche Hilfe auf ganzer Linie verweigert wird.


    Wer übernimmt die Einsatzkosten, wenn ein Schüler vorab schon geäußert hat, dass er den Einsatz ablehnt, ich als Lehrer trotzdem den Rettungsdienst rufe und am Ende dabei raus kommt, dass der Schüler eigentlich gesund ist?

    Das ist mir zu theoretisch und zu spekulativ. Für den tragischen Fall liefert das keinen Erkenntnisgewinn.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Ziehst Du das dann auch gegen den ausdrücklichen Willen des Schülers durch? Ich habe es immer wieder im Schulalltag, dass die Schüler sich zwar krankmelden, aber wenn es dann um das Thema Arzt bzw. Notarzt/Krankenwagrn geht, jegliche Hilfe auf ganzer Linie verweigert wird.


    Wer übernimmt die Einsatzkosten, wenn ein Schüler vorab schon geäußert hat, dass er den Einsatz ablehnt, ich als Lehrer trotzdem den Rettungsdienst rufe und am Ende dabei raus kommt, dass der Schüler eigentlich gesund ist?

    Es gab hier explizit vorab Gespräche mit den Eltern, die sogar auf den Gang zum Arzt bestanden haben!


    Und genau das wäre auch das grundsätzlich empfehlenswerte Vorgehen: Kontakt mit den Eltern aufnehmen, die einer ärztlichen Behandlung abseits von Notfällen ohnehin zustimmen müssen und mit ihnen das Vorgehen abklären. Natürlich wird das Gespräch unmittelbar dokumentiert.

  • Also, dass eine Schülerin oder ein Schüler die Hilfe des Notdienstes (Krankenwagen, Notarzt/ärztin), die wir bei gesundheitlichen Notfällen n die Schule gerufen haben, verweigert hat, ist mir in all den Jahren noch nie untergekommen. Und auch auf Klassenfahrten hat sich bei uns noch nie ein/e SoS, der/die wirklich krank war, geweigert ins Krankenhaus oder zumindest zur Ärztin/zum Arzt zu gehen.

    Dass SuS meinen, krank zu sein und sich vom Unterricht krank abmelden wollen, aber nicht zur Arztpraxis gehen möchten, passiert allerdings öfter. Da kann man ja vermutlich auch wenig machen. Ich selbst habe mich auch schon mit Migräne oder heftigen Magen-Darm-Problemen beim Abteilungsleiter für den Rest des Tages abmelden müssen, bin aber trotzdem erstmal nach Haus gefahren und nicht direkt zu Hausarztpraxis.

    Wer übernimmt die Einsatzkosten, wenn ein Schüler vorab schon geäußert hat, dass er den Einsatz ablehnt, ich als Lehrer trotzdem den Rettungsdienst rufe und am Ende dabei raus kommt, dass der Schüler eigentlich gesund ist?

    Das wird sich schon irgendwie klären. Da rufe ich lieber einmal zuviel den Notdienst, als dass sowas richtig schlimm endet.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Wer übernimmt die Einsatzkosten, wenn ein Schüler vorab schon geäußert hat, dass er den Einsatz ablehnt, ich als Lehrer trotzdem den Rettungsdienst rufe und am Ende dabei raus kommt, dass der Schüler eigentlich gesund ist?

    Mal abgesehen von dem Whataboutism in deinem Beitrag, auf den ich weiter oben schon einging, noch ein kurzer Lifehack: Man rufe im Zweifelsfall dennoch die 112 an, schildere dort möglichst genau die beobachteten Symptome und bitte die Mitarbeiter dort um Einschätzung der Lage. Wenn nicht gerade offensichtlich ist, dass ein RTW unnötig ist, werden diese vermutlich dennoch einen schicken, die Kosten übernimmt dafür dann ganz normal die Krankenversicherung des Betroffenenen.

  • Dass SuS meinen, krank zu sein und sich vom Unterricht krank abmelden wollen, aber nicht zur Arztpraxis gehen möchten, passiert allerdings öfter. Da kann man ja vermutlich auch wenig machen.

    Das passiert wirklich öfter mal. Du hast vollkommen Recht, dass man ad hoc und alleine da erst einmal wenig dagegen machen kann. In der Praxis bitte ich Schüler, die sich abmelden wollen und bei denen das schon wiederholt vorkam, direkt zum Arzt zu gehen und mir unmittelbar die Bescheinigung zukommen zu lassen. Andernfalls sind da auch schnell Gespräche mit den Eltern wegen ungeklärter Fehlzeiten angezeigt und in hartnäckigen Fällen sicher auch die Verhängung einer Attestpflicht durch die SL. Gibt ja Leute, die pünktlich Dienstags gegen Mittag Bauchschmerzen bekommen, wenn nachmittags noch Sportunterricht o.ä. ist ;)

  • Genauso machen wir es auch! Wobei bei uns Elterngespräche ja aufgrund des Alters der SuS oftmals nicht mehr stattfinden. Stattdessen rufen aber zumindest bei den Berufsschüler*innen die Klassenlehrkräfte gerne mal bei den Ausbildungsbetrieben an und berichten über Fehlzeiten der Azubis (das erwarten die Betriebe auch von uns).

    Bei sehr gehäuften Fehlzeiten - also nicht nur kompletten Fehltagen -, die nicht mit ärztlicher Bescheinigung entschuldigt werden, bekommen unsere SuS übrigens ein Mahnschreiben mit dem Hinweis, dass evtl. eine AU-/Attestpflicht droht.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Es bleibt trotzdem unbegreiflich, wie ein Vater sein behindertes Kind, das sich krank fühlt mit Fremden nach Italien schickt, während 23 Busstunden mit ihm telefoniert, um zu gucken, ob es ihm noch halbwegs gut geht und dann die Lehrkräfte verantwortlich macht, dass sie nicht als erstes in Pisa zum Arzt fahren. Die Lehrkräfte, wie wir alle wissen, dürften nach 23 Busstunden selbst k.o. sein und sich nach Diskussionen mit dem Busfahrer, der das Bordklo abschließt aber nur alle 6 Stunden auf eine Ratsstätte fährt, um 90 Oberschüler kümmern, die sich um Zimmerbelegung streiten, Liebeskummer haben und Wodka unterm Bett lagern. Ich bin mir immer nicht so sicher, wie ich da reagieren würde, wenn ein 16-Järiger über Halsweh klagt, auch wenn ich selbstredend

    ... ein ureigenes Interesse daran habe, dass es meinen SchülerInnen gut geht und sie gesund sind bzw. werden.

    Dass mancher immer zu wissen meint, wie souverän er reagiert hätte, wundert mich manches Mal.

    • Offizieller Beitrag

    Wer übernimmt die Einsatzkosten, wenn ein Schüler vorab schon geäußert hat, dass er den Einsatz ablehnt, ich als Lehrer trotzdem den Rettungsdienst rufe und am Ende dabei raus kommt, dass der Schüler eigentlich gesund ist?


    Es ist natürlich nur eine provokante Frage deinerseits, aber: das übernimmt trotzdem die Person bzw. seine Krankenversicherung. (Mir passiert, bzw. mir als Unfallopfer.)
    So ist das Leben. Keine Angst, dass du auf Kosten sitzen bleibst, weil du einen Schüler retten wolltest)
    Was du in deinem Alltag alles erlebst, unglaublich.

  • Die Eltern wollten ihrem Kind die Abschlussfahrt ermöglichen und hofften bestimmt, dass sich die Halsschmerzen bessern (was ja bei Halsschmerzen tatsächlich auch oft der Fall ist).

    Warum kein Integrationshelfer mitfuhr, wird zu klären sein, ebenso, warum die Lehrer keinen Arzt riefen. Wir hören die Geschichte hier aus Elternsicht und kennen nur die eine Seite.

    Dass der Vorfall absolut tragisch ist, bleibt unbestritten. Die Familie, die mit ihrer offensichtlichen Fehlentscheidung wird leben müssen, tut mir unglaublich leid, ebenso wie die Lehrkräfte.

  • Quittengelee: der Vater hatte die Lehrer aber doch gerade darum gebeten, dass sie mit dem Kind einen Arzt aufsuchen.

    Letztlich ist der Artikel zu undifferenziert, um das wirklich zu beurteilen. Arzt heißt nicht zwingend Notarzt.

    Es kann ja durchaus sein, dass der Arztbesuch für den nächsten Morgen geplant war, weil die Rückkehr von der Tagestour ggf. nach den Öffnungszeiten von Ärzten lag. Halte ich jetzt auch bei einem abgebrochenen Tagesausflug für nicht so unwahrscheinlich. Kann man aus dem Artikel aber letztlich nicht beurteilen. Zumindest scheint der Fall anders gelagert zu sein als der eindeutigere London-Fall.

  • Wenn man ein bisschen (trotz Tracking) querliest, kann man lesen, dass es dem Schüler während des Aufenthalts in Italien signifikant und sichtbar (!) schlechter ging, der Vater darum bat, einen Arzt aufzusuchen, dies aber unterblieb. Der Junge soll trotz erheblich verschlechterten Krankheitsbildes im Bungalow verblieben sein und über Nacht verstorben sein.

    FALLS das so gewesen sein sollte, hätten die Lehrkräfte definitiv falsch reagiert. Dabei ist der Grad der Behinderung oder die Vorerkrankung meines Erachtens unerheblich.

    Da endet es dann für mich aber dann auch - ich bin gespannt, was in der Aufarbeitung dieser Tragödie dann am Ende stehen wird.


    (Es war, ist und wird für mich immer selbstverständlich sein, im Zweifelsfall mit einem kranken Schüler oder einer kranken Schülerin zum Arzt (oder Ärztin) zu gehen. Dabei geht es mir weniger um mögliche Konsequenzen des Nichthandelns sondern darum, dass ich ein ureigenes Interesse daran habe, dass es meinen SchülerInnen gut geht und sie gesund sind bzw. werden. Das ist m.E. nichts Besonderes und dürfte doch (hoffentlich) auf alle KollegInnen gleichermaßen zutreffen.)

    Da stimme ich voll zu - ich gehe lieber einmal zu oft als zu wenig. Genauso wie ich in Zweifelsfällen lieber den Krankenwagen rufe, auch wenn Eltern oder Kind sagen es ist nicht so wild.
    Trotzdem hätte ich mein eigenes Kind nicht krank wegfahren lassen, auch ohne Einschränkungen.
    Ich habe noch nicht so viel querlesen können, der Stand den ich hatte, waren die Halzschmerzen und Kind will fahren.

  • Trotzdem hätte ich mein eigenes Kind nicht krank wegfahren lassen, auch ohne Einschränkungen.

    Du würdest direkt bei Halsschmerzen die Klassenfahrt absagen?

    Das würd ich zB nicht tun. Wie oft sind die auch ganz schnell wieder weg.

  • plattyplus

    Ich habe noch nie einen RTW bestellt.

    Ich setze nur einen Notruf ab

    Wo?

    Was ?

    Wieviel?

    Welche?

    Warten auf Rückfragen. Die Rettungsleitstelle entscheidet dann nach eigenem pflichtgemäßen Ermessen, welches Rettungsmittel sie rausschickt.

    Wenn der Verletzte dann denn Transport verweigert, ist das nicht mein Problem. Meist wird das dann als Fehlfahrt gebucht. Und glaube mir, davon haben die täglich mehrere aus ganz banaleren Gründen.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Mal abgesehen von dem Whataboutism

    Ok, dann mache ich es bzgl. des Themas Klassenfahrt mal konkret. Ich habe im nächsten Schuljahr in meiner Klasse einen Schüler, der unter einer attestierte Schizophrenie leidet und der in diesem Schuljahr einen Suizidversuch begangen hat, weil ihm die Stimmen dies befohlen hätten.


    Ich habe keine Ahnung, wie ich dem Schüler auf einer Fahrt gerecht werden soll. Wäre es zulässig eine ärztlich begleitete „Seniorenreise“ zu buchen, auch wenn die für die komplette Klasse dann (unerschwinglich) teuer wird?

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