Klassenfahrten nach UK unter den derzeitigen Rahmenbedingungen

  • Selbst wenn der Diabetes den Lehrerinnen bekannt gewesen wäre, was wird hier an Wissen über diese Krankheit und wie man damit umgeht erwartet? Viele kennen nicht einmal den Unterschied zwischen Typ 1 und Typ 2 (und es gibt ja noch mehr Typen). Beim Typ-1-Diabetes (Autoimmunerkrankung) herrscht ja absoluter Insulinmangel und ohne externe Insulinzufuhr geht, soweit ich weiß, gar nichts, während man einen nicht allzu stark ausgeprägten Typ-2-Diabetes auch mit entspr. Ernährung managen kann. Typ 2 gibt es auch bei Kindern und vielen ist vor allem dieser Typ geläufig. Und wenn sich das Kind übergibt (und ggf. andere auch), würde ich jetzt auch nicht sofort an eine Überzuckerung denken, obwohl ich mich zufällig ein wenig auskenne.


    Auch Allergie ist ja nicht gleich Allergie und heutzutage haben ja immer mehr Kinder Allergien. Eine Erdnussallergie kann bei dem einen schon bei Nuss-Spuren zum Tod führen, der andere hat nur Halskratzen oder muss sich schlimmstenfalls übergeben. Eine Lehrkraft soll dann immer einschätzen können, was zu tun ist? Obwohl ich hier immer super-vorsichtig wäre und im Zweifel lieber "zu viel" machen würde, finde ich das schon viel verlangt. Als ich das letzte Mal auf Klassenfahrt war (mit drei 6. Klassen und noch ca. fünf weiteren Kollegen), hatte der eine auch Bauchweh, die nächste bekam im Liegen plötzlich schlecht Luft ("Das habe ich zu Hause auch manchmal. Meist ist es die Aufregung."), wieder eine andere spuckte nachts... Es ist halt ständig irgendwas, dass man manchmal Angst hat, man verpasst dann, wenn wirklich was ist...

  • Auch Allergie ist ja nicht gleich Allergie und heutzutage haben ja immer mehr Kinder Allergien. Eine Erdnussallergie kann bei dem einen schon bei Nuss-Spuren zum Tod führen, der andere hat nur Halskratzen oder muss sich schlimmstenfalls übergeben. Eine Lehrkraft soll dann immer einschätzen können, was zu tun ist? Obwohl ich hier immer super-vorsichtig wäre und im Zweifel lieber "zu viel" machen würde, finde ich das schon viel verlangt. Als ich das letzte Mal auf Klassenfahrt war (mit drei 6. Klassen und noch ca. fünf weiteren Kollegen), hatte der eine auch Bauchweh, die nächste bekam im Liegen plötzlich schlecht Luft ("Das habe ich zu Hause auch manchmal. Meist ist es die Aufregung."), wieder eine andere spuckte nachts... Es ist halt ständig irgendwas, dass man manchmal Angst hat, man verpasst dann, wenn wirklich was ist...

    Ich habe eine Wespengiftallergie und muss immer ein Notfallset mit mir führen, das 3 Medikamente enthält. Stufe 3 ist eine Adrenalinspritze, die verabreiche ich mir erst, wenn die anderen beiden nicht wirken und ich kurz vor dem Kollabieren wäre. Im Sommer wurde ich bei einer Wanderung von einer Wespe gestochen, bzw. wurden alle aus meiner Gruppe von aufgescheuchten Wespen gestochen. Ein Kind, das uns entgegenkam, war in ein Nest getreten. Am Ende standen wir alle im kühlen Bach. Nachdem ich 5 Jahre lang eine Hyposensibilisierung gemacht hatte, wusste ich nicht, wie und ob ich überhaupt reagiere. Auf Druck meiner Familie habe ich ein Viertel der Fenistilflasche getrunken. Stufe 1 ist halbe Flasche trinken. Zuerst ging es mir gut, dann merkte ich, dass meine Füße kribbeln und die Lippen anschwellen, also noch mehr Fenistil und halbe Flasche von Stufe 2, das ist ein anderes Medikament. Wir gingen langsam zum Parkplatz zurück. Mitten im Wald wollte ich mir ungern so eine heftige Spritze verabreichen, nach der man unbedingt ein EKG braucht. Nach ca. 1 Stunde Rückweg und noch 15 Minuten Autofahrt waren wir zu hause und ich fühlte mich mulmig und unsicher. Wurde dann aber schon wieder. Die Hypo hat also etwas bewirkt. Oder die Medikamente, vermutlich alles zusammen. Ich finde es sogar bei mir selbst schwierig, richtig zu handeln. Diese Medikamente sind ja keine Kaubonbons. Wie soll man bei fremden Kindern richtig reagieren?

  • OT: Ich suche bei LBV nach einem Vordruck für die Abfrage von Vorerkrankungen, Medikamenteneinnahme, usw., aber ich werde nicht fündig. Weiß jemand, wo es so einen Vordruck gibt oder fragt ihr das in einem allgemeinen Schreiben mit ab?

  • Die Direktorenvereinigung hat vor kurzem Vordrucke rumgeschickt, da ging es hauptsächlich um die Klarstellung, wer Veranstalter ist und wer die Kosten tragen muss, da waren die Abfragen aber auch immer enthalten.

  • Die Direktorenvereinigung hat vor kurzem Vordrucke rumgeschickt, da ging es hauptsächlich um die Klarstellung, wer Veranstalter ist und wer die Kosten tragen muss, da waren die Abfragen aber auch immer enthalten.

    Ja, so etwas habe ich auch bekommen, aber da sehe ich nur was von frei sein von ansteckenden Krankheiten, Kosten, usw...

  • Dass daraus dann entsprechende Konsequenzen vor Ort zu ziehen sind (bei einer 13-Jährigen mit bekannter Diabetes z. B. die eigene aktive (!) Erkundigung, wie es ihr geht), liegt m. E. auf der Hand.

    Wo wir wieder beim Verhalten vor Ort wären, natürlich muss man etwas unternehmen, wenn es einem Kind schlecht geht.


    Nach Erlassen habe ich übrigens 3x gefragt, für Sachsen habe ich lediglich eine VwV gefunden, in der nichts dergleichen geregelt ist.

    Selbst wenn der Diabetes den Lehrerinnen bekannt gewesen wäre, was wird hier an Wissen über diese Krankheit und wie man damit umgeht erwartet?

    genau das.

  • Selbst wenn der Diabetes den Lehrerinnen bekannt gewesen wäre, was wird hier an Wissen über diese Krankheit und wie man damit umgeht erwartet?

    Genau das ist der Punkt. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass hier manche Kolleg*innen meinen, dass man das doch alles im Griff haben müsse.


    Leute, ich bin als Lehrer weder Superman noch Wonderwoman und wenn es dann z.B. bei den Essenswünschen auf einer Klassenfahrt heißt: „Halal, Koscher, vegetarisch, vegan, lactosefrei, glutenfrei und ohne Erdnüsse“, dann ist das praktisch das Todesurteil für diese Klassenfahrt, weil diese ganzen Sonderbehandlungen im Rahmen einer solchen Fahrt einfach nicht umsetzbar sind.

    Habe selber bei einer solchen Fahrt dann das Essen komplett abbestellt, den Schülern auf der Fahrt Verpflegungsgeld ausgezahlt und sie aufgefordert in der Küche der Unterkunft selber zu kochen.


    Bei den Lehrerfortbildungen das gleiche Spiel. Da wird erst groß getönt, dass alle Essenswünsche erfüllt werden, dann schreibt man da aber nicht „vegetarisch“ in die Liste sondern „Lebensmittelallergie gegen …“ und es wird eben nicht berücksichtigt. Alle Gerichte auf der Karte fallen aus, man fährt als Lehrkraft spontan zu McDoof, weil man sich auf die Zusage „wir machen alles möglich“ verlassen und eben nichts selber eingepackt hat und bekommt dann noch von dem Planer der Tour einen blöden Spruch reingedrückt von wegen: „Wir dachten, dass deine Angabe zu den Allergien ein Spaß war“, als ich vor seinen Augen das komplette Essen habe zurückgehen lassen und gegangen bin.


    Leute, ich weiß selber wie schwer es ist beim Italiener ein Gericht ohne Käse auf der Speisekarte zu finden und auf welches Unverständnis man stößt, wenn man sagt, dass nachträgliches Runterkratzen des Käsebelags nicht reicht. Daher versuche ich auf Klassenfahrten erst gar nicht etwaige Sonderwünsche zu erfüllen, weil ich weiß, dass ich diese Sonderwünsche in der Fülle gar nicht erfüllen kann. Den Schülern zu sagen, dass ich mich um alles kümmern werde, wäre da nur verlogen.

  • Er schreibt regelmäßig, dass es ihm und "normalen" (nicht meine Worte) Kindern nicht zuzumuten sei, Rücksicht auf Kinder mit Behinderungen zu nehmen. Jetzt geht es um koschere Essenswünsche, die man nicht erfüllen kann und seine eigenen Sonderwünsche. Vielleicht schaffen wir es ausnahmsweise beim Thema zu bleiben und das ist die Verantwortung, die wir auf Klassenfahrten tragen, offenbar geht es dabei auch um Leben und Tod. Und zwar nicht, weil man kranke Kinder auf einer Fahrt ignoriert hätte, sondern weil man sich persönlich im Vorhinein nicht erkundigt hat, welche Krankheit die Beteiligten haben.

  • Vielleicht schaffen wir es ausnahmsweise beim Thema zu bleiben und das ist die Verantwortung, die wir auf Klassenfahrten tragen, offenbar geht es dabei auch um Leben und Tod. Und zwar nicht, weil man kranke Kinder auf einer Fahrt ignoriert hätte, sondern weil man sich persönlich im Vorhinein nicht erkundigt hat, welche Krankheit die Beteiligten haben.

    Ok, dann ganz direkt: Haben die Eltern im Gerichtsverfahren nachweisen können, dass sie die beteiligten Lehrkräfte auf die Krankheit ihrer Tochter aufmerksam gemacht haben?


    Wenn nein, trifft sie wohl eine Mitschuld.

    • Offizieller Beitrag

    Ok, dann ganz direkt: Haben die Eltern im Gerichtsverfahren nachweisen können, dass sie die beteiligten Lehrkräfte auf die Krankheit ihrer Tochter aufmerksam gemacht haben?


    Wenn nein, trifft sie wohl eine Mitschuld.

    - Ich kann deine Aussage nachvollziehen.

    - Ich habe weiter oben ja auch schon geschrieben, dass das Ergebnis die Konsequenz aus vielen kleinen Fehlern war, die in der Regel für sich nicht kritisch waren ... u.a. auch dass die Eltern nichts von sich aus gesagt haben.


    Fakt ist jedoch, dass die Organisatoren der Fahrt die rechtliche Pflicht hatten, sich entsprechend zu informieren (siehe den Beitrag von Germanist). Die Eltern haben nicht die rechtliche Pflicht, die Lehrer zu informieren. Höchstens die moralische.


    Sprich: moralisch gesehen haben die Eltern definitiv eine Mitschuld.

    Rechtlich gesehen haben sie keine Mitschuld.

  • Möglicherweise, weil es sowas aus gutem Grund nicht gibt? Oder was sagen Der Germanist , Seph und CDL ?

    Wir fragen das in einem Elternbrief ab.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Er schreibt regelmäßig, dass es ihm und "normalen" (nicht meine Worte) Kindern nicht zuzumuten sei, Rücksicht auf Kinder mit Behinderungen zu nehmen. J

    Und vielleicht sollte man das Gepolter nicht überbewerten. Essenz ihrer Ausführungen ist doch, dass sich die ganze Welt verschworen hat, ihr das Leben schwer zu machen. Da das zutrifft, hat sie auch keine Chance, dagegen anzukommen. Also nützt auch das Gepolter nichts.

  • Sprich: moralisch gesehen haben die Eltern definitiv eine Mitschuld.

    Rechtlich gesehen haben sie keine Mitschuld.

    An dem „moralischen“ Teil werden sie noch lang genug zu knapsen haben.


    Strafrecht kommt immer hinterher. Man hat vorher etwas nicht verhindern können. Es ist immer traurig, wenn erst etwas passieren muss, damit man daraus etwas lernen kann. Aber so ist’s nunmal.


    Habt ihr euch mal eine Deko-Tabelle fürs Tauchen angeguckt? Geht mal davon aus, dass für jede Zahl darauf ein Mensch gestorben ist. Dass ist zwar nicht schön, aber trotzdem wäre es töricht, diese Tabellen nicht zu verwenden.


    Für uns Lehrerinnen dürfte nun klar sein, was zu tun ist. Also für die meisten. Ich hoffe, dass auch die Eltern kranker Kinder ihre Schlüsse ziehen und bar jeder rechtlicher Bindung lieber einmal mehr auf Umstände hinweisen. Das ist dann auch keine Helikopterei sondern ernstgemeinte, also ernstzunehmende, Sorge um einen Menschen.

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