Nur digitaler Unterricht ist guter Unterricht?

  • Kleines Update aus Schweden. Dort will man anscheinend zurück rudern:


    Schwedens Bildungspolitik "Wir haben zu viel digital gemacht"

    Zitat

    Lange war Schweden stolz auf seine digitalen Klassenzimmer. Doch daran gibt es inzwischen viel Kritik. Die Lernkompetenz gehe stark zurück, warnt Schwedens Regierung und will wieder mehr Bücher in den Schulen sehen.

    ...

    "Digitale Lehrmittel sind etwas für ältere Kinder. Wir wissen, dass kleine Kinder nach den Erkenntnissen der Hirnforschung überhaupt nicht mit Bildschirmen in Berührung kommen sollten."

    Geht es nach Schwedens Regierung, sollen Lehrer bald neue Leitlinien bekommen. Schwedens Schulministerin will zudem insbesondere verhindern, dass kleine Kinder zu früh an einem Bildschirm hängen.

    Soso...

  • Kleines Update aus Schweden: Dort will man anscheinend zurück rudern:


    Schwedens Bildungspolitik "Wir haben zu viel digital gemacht"

    Soso...

    Nach meinem Dafürhalten ist die Digitalisierung die zentrale Wurzel des Übels, wenn es um das aktuelle PISA-Debakel geht. Auffällig ist ja, dass in allen getesteten Ländern die Leistungen rückläufig sind. Die Kurven begannen nach 2012/13 zu fallen. In diesem Zeitraum wurde das Smartphone zum alltäglichen Begleiter der SuS. Für mich nicht nur eine Korrelation, sondern eine Kausalität.


    Wie heißt ein Werk Manfred Spitzers: „Digitale Demenz“.


    Anfangs hielt ich den Titel für eine Hyperbel. Ich habe meine Meinung geändert.

  • Vielleicht müsste die PISA-Erhebung und auch das Bildungssystem auch mal dahingehend ändern, was heute für wichtig ist. Eventuell müssen sich nicht die Schülerschaften zurück zu alten Wurzeln machen, sondern die Bildung und der PISA-Test modernisiert werden.

    Wenn ich sehe, wie in den Metallberufen noch am guten alten wochenlangem Feilen von Metall festgehalten wird, frage ich mich manchmal: Wer failt hier? Azubis oder Ausbilder? Wie hart Metall ist, weiß ich schon nach 8 Stunden Feilen, dafür benötige ich keine 8 Wochen.

  • Nach meinem Dafürhalten ist die Digitalisierung die zentrale Wurzel des Übels, wenn es um das aktuelle PISA-Debakel geht. Auffällig ist ja, dass in allen getesteten Ländern die Leistungen rückläufig sind. Die Kurven begannen nach 2012/13 zu fallen. In diesem Zeitraum wurde das Smartphone zum alltäglichen Begleiter der SuS. Für mich nicht nur eine Korrelation, sondern eine Kausalität.

    Digitalisierung und digitales Lernen in der Schule sind aber nicht das gleiche wie das Daddeln am Handy. Das eine schadet, das andere (kann helfen) hilft.

  • Digitalisierung und digitales Lernen in der Schule sind aber nicht das gleiche wie das Daddeln am Handy. Das eine schadet, das andere (kann helfen) hilft.

    Hauptsache digital ist scheiße.


    Btw Tom, erstaunlicherweise sind wir uns, wenn es nicht um Corona geht, doch bei der ein oder anderen Sache recht einig. :O

  • Digitalisierung und digitales Lernen in der Schule sind aber nicht das gleiche wie das Daddeln am Handy. Das eine schadet, das andere (kann helfen) hilft.

    Vor allem muss man das digitale Lernen auch nicht derart extrem ausgestalten, wie das offenbar in Schweden bereits ab der Grundschule der Fall war. Digitalität sollte ein weiterer, sprich zusätzlicher Lernkanal sein, der dort greift, wo das tatsächlich sinnvoll und lernförderlich ist, was eben gerade nicht prinzipiell der Fall ist. Ich finde es auf jeden Fall spannend zu lesen, dass Schweden in diesem extremen Kurs jetzt zurückrudert. Das bestätigt für mich den Weg, den wir an der Schule gehen einerseits und wirft andererseits manches Fragezeichen auf im Hinblick auf bestimmte private Grundschulen, die als Verkaufsargument damit werben komplett und ausschließlich digital zu arbeiten.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Steht das U-Eisen immer noch auf dem Programm?

    Damals im Praktikumsbetrieb für das Vorpraktikum hatten die Azubis einen Metallwürfel bekommen. "1cm oben weg" war der erste Auftrag. Als sie dann nach sehr sehr langem Feilen damit fertig waren und dachten, dass der Mist endet: "Nächster Zentimeter weg"... Wen das glücklich und kompetent macht? Erschreckend, dass das heute teils immer noch so läuft.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Damals im Praktikumsbetrieb für das Vorpraktikum hatten die Azubis einen Metallwürfel bekommen. "1cm oben weg" war der erste Auftrag. Als sie dann nach sehr sehr langem Feilen damit fertig waren und dachten, dass der Mist endet: "Nächster Zentimeter weg"... Wen das glücklich und kompetent macht? Erschreckend, dass das heute teils immer noch so läuft.

    Die Ausbilder, die sowas verlangen sind die gleichen, die auf die ganzen "Studierten" schimpfen, die angeblich nicht wissen, wie der Laden "eigentlich läuft". :D


    (Mein Vater ist gelernter Schlosser, ich kenne solche Sprüche wirklich zu genüge).

  • Digitalisierung und digitales Lernen in der Schule sind aber nicht das gleiche wie das Daddeln am Handy. Das eine schadet, das andere (kann helfen) hilft.

    Ich denke nicht, dass die Digitalisierung in den Schulen gemeint ist, sondern das private Vergnügen bringende Daddeln der Schülern. Zumindest meine Vierer prahlen damit, was sie so alles spielen den ganzen Tag, manche können aber kaum lesen. Sie geben sich sogar gefährlicherweise älter aus als sie sind, um mit irgendwem zu Chatten.

    M.E. geht da viel Zeit kapuut, in der man Sinnvolleres tun könnte, bzw. sind unsere Grundschüler mit den ganzen youtubefilmchen, die man sich ohne Altersbeschränkung reinziehen kann, heillos überfordert. Zumindest wäre ich nicht gerne dabei, wenn sie das erste Mal Sex haben und denken, so macht man das also.

  • Ich denke nicht, dass die Digitalisierung in den Schulen gemeint ist, sondern das private Vergnügen bringende Daddeln der Schülern. Zumindest meine Vierer prahlen damit, was sie so alles spielen den ganzen Tag, manche können aber kaum lesen. Sie geben sich sogar gefährlicherweise älter aus als sie sind, um mit irgendwem zu Chatten.

    Und? Ich habe in den 90er auch den ganzen Tag gezockt, weißt du was, ich mache es sogar heute noch.

  • Die Ausbilder, die sowas verlangen sind die gleichen, die auf die ganzen "Studierten" schimpfen, die angeblich nicht wissen, wie der Laden "eigentlich läuft". :D


    (Mein Vater ist gelernter Schlosser, ich kenne solche Sprüche wirklich zu genüge).

    Da schien es dem Ausbilder auch mehr darum zu gehen, den Azubis mal zu zeigen, wo der Hammer hängt. Und dumme Sprüche durfte ich mir als angehender Student auch ein paar anhören ;) Interessant war die Haltung mancher Praktiker, alles, was sie konnten, als trivial und selbstverständlich anzusehen und dann jeden, der es noch nicht kannte, als Idiot hinzustellen. Zumindest hatte ich in den Praktika in der Metallwerkstatt gelernt, dass das nicht mein Ding ist.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Interessant war die Haltung mancher Praktiker, alles, was sie konnten, als trivial und selbstverständlich anzusehen und dann jeden, der es noch nicht kannte, als Idiot hinzustellen.

    Ich habe verschiedene "einfache" Berufe als Nebenjob ausgeübt. Eins hatten sie alle gemeinsam: Der Umgangston war unter aller Kanone und man wurde für angebliche Selbstverständlichkeiten, die einem aber nie jemand vernünftig erklärt hat, regelmäßig angemeckert. Nein danke.

  • Steht das U-Eisen immer noch auf dem Programm?

    Absolut. Ich hatte neulich ein langes Gespräch mit Ausbildern aus den Betrieben. Alle waren der Meinung, dass die Azubis noch dieses und jenes und welches lernen sollen. ich hab dann gefragt, was denn dann an Kenntnissen, Inhalten und Fertigkeiten wegfällt? Daraufhin gab eine ellenlange Diskussion untereinander und ich hab dann gefragt, wie lange zB noch gefeilt wird? Die Ausbilder der regional namhaften Betriebe sagten mir: 6-8 Wochen.


    Ich konnte es kaum glauben. Mein Entsetzen darüber wurde aber abgebügelt mit: Die müssen lernen, wie hart Stahl ist.


    Auch als ich gefragt hab, warum diese Fertigkeit denn heute noch wichtig wäre, wurde mir praxisferne vorgeworfen und und und.

    Ernsthaft: Keiner feilt da im Betrieb irgendwas ab. Da wird natürlich eine Maschine bemüht, die das wesentlich schneller und vor allem genauer macht.


    Und die wundern sich, warum sie keine Azubis finden.

  • Wie heißt ein Werk Manfred Spitzers: „Digitale Demenz“.

    Nun - Spitzer ist ein Lautsprecher und Selbstvermarkter. Da darf man nicht alles als wissenschaftlich fundiert unterstellen. Er ist Hirnforscher und hat von Pädagogik und Schule nur den Hauch einer Ahnung.

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
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  • Damals im Praktikumsbetrieb für das Vorpraktikum hatten die Azubis einen Metallwürfel bekommen. "1cm oben weg" war der erste Auftrag. Als sie dann nach sehr sehr langem Feilen damit fertig waren und dachten, dass der Mist endet: "Nächster Zentimeter weg"... Wen das glücklich und kompetent macht? Erschreckend, dass das heute teils immer noch so läuft.

    Das ist eine Anekdote, die nicht für die berufliche Ausbildung symptomatisch ist. Sag' ich mal als jemand der an der Schnittstelle steht und immer mal wieder mit KuK der Beruflichen Schulen Kontakt hat.

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
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