Nur digitaler Unterricht ist guter Unterricht?

    • Offizieller Beitrag

    You've got Mail ..... ich habe immer noch irgendwo dutzende Glasuntersetzer mit AOL-Aufdruck hier liegen.


    Bzgl. "Man muss doch digital ....


    Ich will da unterscheiden.

    a) inhaltlich:

    Es gibt den Medienkompetenzrahmen in NRW. Die Inhalte müssen natürlich irgendwie in der Schule umgesetzt werden. Wie das läuft ist Sache der schulischen Organisation. So wie man mich niemals für Englisch einsetzen würde und ich auch dem Sportunterricht verweigern könnte / bzw. Ich damit nicht betraut werden dürfte, sollten auch die "hochdigitalen" Bereiche aus dem Medienkompetenzrahmen nur von denen umgesetzt werden, die sich das zutrauen.


    b) Organistorisch / Unterricht:

    Wie jemand für den Unterricht bzw. die Organisation auf digitale Möglichkeiten zurückgreift, ist jedem selbst überlassen. Da braucht man nicht die Nase rümpfen.

  • Ich mache das selektiv. Bei kleinen Läden aus Prinzip bar, weil die Gebühren für die durchaus schmerzhaft sind. Bei Ketten (auch Bäcker) zahl ich dann bargeldlos (das habe ich mir erst durch Corona angewöhnt). Das hat positive Auswirkungen auf Gewicht und Größe des Portemonnaies ;)

    Mein Portemonnaie ist in den letzten Jahren durch verschiedene "Unterlagen", die ich darin transportiere (Debitkarte, Kreditkarte, Führerschein, Fahrzeugschein, mehrere Rabattkarten usw.) eher größer und dicker geworden ;) . Aber durch weniger Kleingeld wird es natürlich leichter.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Die Verweigerung, sich digitale Kompetenzen draufzuschaffen, verursacht an allen Eckn und Enden Arbeit für die Kollegen.

    Ich frage jetzt noch mal nach, welche Ecken das wären. Welche Arbeit verursacht jemand anderen, durch die Entscheidung etwas nicht „digital“ machen zu wollen?


    Ich erlebe insbesondere folgende Momente, die Arbeit erzeugen:


    a. Dinge, die nicht zu Ende gedacht sind. Da hat jemand 'ne Idee für ein „Projekt“ und überblickt nicht, was da alles erledigt werden muss. Da kommt man nicht hin und die Schulleiterin verhaftet Unschuldige zur Mitarbeit. Da geht es dann meistens irgendwie um Außenwirkung. Also nichts, von dem unsere Schülerinnen etwas hätten.


    2. Zeuch, das nicht funktioniert. Das sind halt häufig die elektrischen Geräte. Analoges seltener. Da ist einfach nicht so viel dran, was kaputt gehen kann.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Ich frage jetzt noch mal nach, welche Ecken das wären. Welche Arbeit verursacht jemand anderen, durch die Entscheidung etwas nicht „digital“ machen zu wollen?

    Darf ich antworten?

    Wir hatten in der Schule z.B. ein Jahr lang das digitale Untis-Klassenbuch neben dem papierbasierten Klassenbuch im Einsatz, um den Fachlehrern den Übergang zu "erleichtern". Im Ergebnis waren 85% der Kollegen nach 3 Wochen ausschließlich bei Untis. Die restlichen 15% wollten sich damit nicht befassen, weil es ja nicht verpflichtend war und es ja noch die Papierklassenbücher gab. Am Ende durfte ich mich dann als Klassenlehrer jede Woche hinsetzen und sämtliche Unterrichtsinhalte und Fehlzeiten aus dem Papierbuch ins Untis hämmern.


    Als Dank von den analogen Kollegen gab es dann noch Mecker, daß sie jetzt ja im Papierbuch gar nicht sehen könnten, ob die Schüler in ihrem Unterricht entschuldigt oder unentschuldigt gefehlt hätten. Ich solle gefälligst auch noch sämtliche Einträge aus dem digitalen Klassenbuch manuell ins Papierbuch kopieren.


    Ich hab mir in dem Jahr echt gewünscht, daß die Schulleitung auf den Tisch haut, daß digitale Klassenbuch verbindlich vorschreibt und das dann auch notfalls mit disziplinarrechtlichen Mitteln durchdrückt.


    Aufgrund der Problematik der doppelten Buchführung hatte unser Nachbarberufskolleg die Übergangsphase zwei Jahre vorher absichtlich extrem kurz gehalten. Da war diese Mehrarbeit nach drei Wochen vorbei.

  • Bei uns gab es keinen Tag beides. Mitten im Schuljahr wurde es mit Beginn der neuen Woche geändert. Es gab zuvor eine kurze Fortbildung und einige Kollegen erklärten sich zusätzlich bereit, bei Fragen zu helfen. Außerdem gab es ein Lehrerchat (auch digital ;) ) für Fragen.


    Es klappte sofort (und es gab nur wenige Nachfragen soviel ich weiß).

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • ...Am Ende durfte ich mich dann als Klassenlehrer jede Woche hinsetzen und sämtliche Unterrichtsinhalte und Fehlzeiten aus dem Papierbuch ins Untis hämmern.

    Was ein Problem der Kommunikation sein dürfte. Was hat die Schulleitung zu dem Chaos gesagt, als du ihr davon berichtet hast? Und was, als du gesagt hast, dass du die Arbeit nicht doppelt erledigen wirst?

  • Es klappte sofort (und es gab nur wenige Nachfragen soviel ich weiß).

    Bei uns klappte es auch verdammt schnell. Aber es gab dann doch einige Kollegen, die ganz offen sagten: "So, wir haben es jetzt probiert, es funktioniert, aber so lange es nicht verbindlich vorgeschrieben ist, machen wir mit dem Papierklassenbuch weiter."

  • "Es ist gemäß ADO §18, Absatz 4 ihre Aufgabe als Klassenlehrer das Klassenbuch ordnungsgemäß zu führen."

    Ja, ich führe das Klassenbuch korrekt, jedoch haben sich die Fachlehrer x und y nicht ordnungsgemäß eingetragen.


    Ist doch ein Witz, 2 parallel führen zu lassen, das hat doch nichts mit der Digitalkompetenz der Kollegen zu tun, sondern mit der analogen des Chefs.

  • "So, wir haben es jetzt probiert, es funktioniert, aber so lange es nicht verbindlich vorgeschrieben ist, machen wir mit dem Papierklassenbuch weiter."

    Dann ist ja wohl auch klar, welches die Fehlentscheidung war.



    digitale Untis-Klassenbuch

    Es handelt sich also auch hierbei nicht um ein Beispiel für digitalen Unterricht. Im diesem Verwaltungsbereich kann man nicht individuell entscheiden, wie man es macht. Man kann sich auch nicht entscheiden, kein Klassenbuch zu führen. Genau so wenig kann man entscheiden, statt des gebundenen Buches eine Lose-Blatt-Sammlung zu führen. Insofern spielt die Entscheidung der Einzelnen keine Rolle für den Arbeitsaufwand.



    Ich hab mir in dem Jahr echt gewünscht, daß die Schulleitung auf den Tisch haut, daß digitale Klassenbuch verbindlich vorschreibt und das dann auch notfalls mit disziplinarrechtlichen Mitteln durchdrückt.

    Polter, polter. Geht's auch ohne kaputte Tische und Disziplinarrecht?


    Wie wäre es statt dessen damit, so etwas geplant und organisiert einzuführen. Dazu gehört dann zunächst eine funktionierende Software auzuwählen, dafür zu sorgen, dass die nötige Hardware/Infrastruktur (Netz) zur Verfügung steht und funktioniert. Und dann sollte man die Kolleginnen, die das benutzen sollen, auch entsprechend schulen. Wenn dann alles läuft, hat keine ein Problem.


    Bietet den Leuten einfach mal etwas an, das funktioniert.


    Insofern fällt das hier für mich in die Kategorie „nicht zu Ende gedachter Schei*“.


    Dass ein Verwaltungsverfahren mit disziplinarrechtlichen Mitteln durchgesetzt werden muss, habe ich noch nie erlebt. Die Idee deutet doch auf eine ganz komische Vorstellung von Zusammenarbeit hin.


    Am Ende durfte ich mich dann als Klassenlehrer jede Woche hinsetzen und sämtliche Unterrichtsinhalte und Fehlzeiten aus dem Papierbuch ins Untis hämmern.

    Und wenn du das nicht getan hättest?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Bei uns gab es keinen Tag beides. Mitten im Schuljahr wurde es mit Beginn der neuen Woche geändert. Es gab zuvor eine kurze Fortbildung und einige Kollegen erklärten sich zusätzlich bereit, bei Fragen zu helfen. Außerdem gab es ein Lehrerchat (auch digital ;) ) für Fragen.

    Was? Das geht auch in sinnvoll?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Wie wäre es statt dessen damit, so etwas geplant und organisiert einzuführen. Dazu gehört dann zunächst eine funktionierende Software auzuwählen, dafür zu sorgen, dass die nötige Hardware/Infrastruktur (Netz) zur Verfügung steht und funktioniert. Und dann sollte man die Kolleginnen, die das benutzen sollen, auch entsprechend schulen. Wenn dann alles läuft, hat keine ein Problem.

    Und was würdest Du sagen, wenn die Kollegen extra fürs Klassenbuch Dienst-Notebooks bekommen haben, das WLAN auch zuverlässig steht und es eine Schulung gab?


    Wie gesagt, es gab halt einfach einige Kollegen, die es selber erfolgreich getestet haben, dann aber doch zum Papier zurück sind, weil die digitale Version keine Pflicht war. Aber man kann langgedienten A15ern ja nicht zumuten das jetzt einfach mal digital zu machen.

  • "Dann begehen sie als Klassenlehrer ein Dienstvergehen."

    Ja, stimmt. Ich nehme alles zurück. Man sollte so etwas doch disziplinarrechtlich durchsetzen. Wolltest du doch, hast du bekommen. Schön, oder?


    Ernst bei Seite. „Das Klassenbuch“, Singular. Das parallele Führen zweier Medien ist schon nicht vorgesehen, das macht überhaupt keinen Sinn.


    Außerdem steht im referenzierten Absatz, dass die Klassenlehrerin dafür Sorge trage, dass die Unterlagen ordnungsgemäß geführt werden, nicht, dass sie selbst alles einzutragen hat.


    Keine Ahnung, was da bei euch gelaufen ist, aber das ist völlig absurd. Man muss nicht ins digitale Klassenbuch eintragen, aber die Klassenlehrerin soll dafür sorgen, dass alles im digitalen Klassenbuch steht. So'n Quatsch.


    Falls das nciht nur ein Ammenmärchen ist, so hat ist das doch ein Beispiel dafür, wie man es besser nicht macht. Daraus zu schließen, dass die Nutzung digitaler Medien, Mehrarbeit für andere bedeute, finde ich etwas zu steil.


    Gibt es sonst noch Beispiele?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Falls das nciht nur ein Ammenmärchen ist, so hat ist das doch ein Beispiel dafür, wie man es besser nicht macht.

    Ja, daraus habe ich gelernt, daß man bei der Umstellung auf "digital", egal um was es geht, am Besten immer einen harten Schnitt macht und dann dem Nutzer sagt: "Vogel friß oder stirb!"

  • Ja, daraus habe ich gelernt, daß man bei der Umstellung auf "digital", egal um was es geht, am Besten immer einen harten Schnitt macht und dann dem Nutzer sagt: "Vogel friß oder stirb!"

    Wie du schon weiter oben schriebst, das steht und fällt mit der Schulleitung.


    Bei uns gab es eine Erprobungsphase in sinnvoll ausgewählten Klassen und dann wurde es für alle verbindlich.

  • am Besten immer einen harten Schnitt macht und dann dem Nutzer sagt: "Vogel friß oder stirb!"

    Ja, das meine ich auch. So muss man's den Leuten vermitteln. Das ist genau der Spruch, mit dem man sie mitnimmt.


    Umstellung heißt Umstellung. Das ist klar. Rumgeier bringt nichts. Dazu muss man dann auch den Mut haben, eine Entscheidung treffen. Aber die darf man dann auch in angemesser Form mitteilen.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Und was würdest Du sagen, wenn die Kollegen extra fürs Klassenbuch Dienst-Notebooks bekommen haben, das WLAN auch zuverlässig steht und es eine Schulung gab?

    Dann verstehe ich trotzdem nicht, was das Rumgeeier soll.


    Ein Notebook mit in den Klassenraum zu schleppen hätte, um die Anwesenheit festzustellen, hätte ich übrigens auch keine Lust. Habt ihr keine Rechner in den Klassenräumen, die man hernehmen kann?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Mir geht es hauptsächlich um die Bereiche, in denen Kollegen digital arbeiten wollen, es aber mangels Übung/bisherigem Interesse/etc. nicht hinkriegen. Das bezieht sich wohlgemerkt nicht auf den Unterricht. Dass da Digitalität verweigert wird, hat andere Auswirkungen, weniger auf die Kollegen.

    Auch geht es mir um Bereiche des täglichen Arbeitslebens, in denen Kollegen basale digitale Techniken verweigern


    Organisation wandertag beispielsweise. "GoogleMaps? Komm ich nicht klar mit. Müsst ihr machen. Tickets online buchen? Same."


    Abstimmung über neue Pausenregeln auf Mebis. "Nutze ich nicht, versteh ich nicht, die Struktur. Ich sag dir dann einfach meine Meinung und du ergänzt das dann in deiner digitalen Auswertung, ja?"


    Kollege führt alle ihre Notenlisten auf Papier. Digitalisiert und ins Schulportal eingetragen werden müssen die Noten aber natürlich trotzdem. "Übernimm doch bitte du das für meine Noten in deiner Klasse. Die müssen bis morgen eingetragen sein und so langsam wie ich mit dem System bin, klappt das nicht rechtzeitig."


    "Klar schreibe ich da einen Artikel für den Jahresbericht. War ja eine schöne Veranstaltung, Chef will den Bericht ja auch im Jahresbericht sehen. Ich leg dir das Blockblatt dann morgen ins Fach."


    usw. usw.

  • Das klingt echt schräg. Habe ich noch nicht erlebt. Und wenn wirklich jemand lieber einen Stadtplan nutzen sollte als Google maps, dann fragt er nicht mich, ob ich ihm die Fahrt plane :mad:

Werbung