Nur digitaler Unterricht ist guter Unterricht?

  • Also, zwingen kann man niemanden. Das ist dienstrechtlich nicht drin. Verpflichten schon eher.


    Allerdings zeigt die Frage, wo wir stehen. Wenn doch digital so gut ist und so viele Möglichkeiten bietet und man keinen Kreidestaub einatmen muss, müsste man die Frage nicht stellen. Dann benutzten die Leute es einfach.


    Ich sach’ immer, gebt mir etwas, mit dem ich arbeiten kann, und ich arbeite damit.

    Jetzt interpretier da mal bitte nicht zu viel rein.

  • Ein Problem bei Neuerungen in der Lehrerschaft ist auch der Anspruch einzelner, dass nichts geändert werden darf, so lange er persönlich nicht überzeugt wurde. In anderen Berufsfeldern ist klar, dass der Arbeitgeber die Werkzeuge vorgibt und die Beschäftigten mit dem Arbeiten, was an anderer Stelle entschieden wird. Da werden dann keine endlosen Dienstbesprechungen darüber geführt, ob man auf das elektronische Klassenbuch umsteigt oder doch noch ein weiteres Jahr die Papierdinger durch die Gegend schleppt.


    Fairerweise muss man aber auch dazu sagen, dass es in diesen Berufsfeldern dem Arbeitgeber auf die Füße fällt, wenn die Arbeit dann aufgrund fehlender Schulung oder falscher Entscheidungen nicht erledigt werde kann. Ein Teil der Grundskepsis der Lehrerschaft ist mit Sicherheit in der Erfahrung begründet, dass man nach vielen Änderungen in Eigenarbeit, investierter Freizeit und selbst organisierter Schulung dafür sorgen muss, dass die Dinge dann auch funktionieren oder man doppelte Arbeit hat, weil sie eben nicht funktionieren.

  • Ein Teil der Grundskepsis der Lehrerschaft ist mit Sicherheit in der Erfahrung begründet

    Da's bei uns ja überwiegend funktioniert mit der Digitalisierung würde ich sagen: nein. Es gibt Leute, die sind einfach aus Prinzip dagegen und machen sich mit ihrer ablehnenden Haltung selbst das Leben unnötig schwer. Wie ich oben z. B. schrieb, unser komplettes Filmmaterial in der Chemie ist digitalisiert auf einem Medienserver abgelegt, auf den alle jederzeit Zugriff haben. Ich bin Archivverwalterin, die Sammlung ist vollständig und sie funktioniert. Es gibt immer noch Personen, die das DVD-Laufwerk mit sich rumtragen und nicht wissen, wie man einen link auf den jeweiligen Film mit den SuS teilt. Was soll man dazu noch sagen.

  • Ein Teil der Grundskepsis der Lehrerschaft ist mit Sicherheit in der Erfahrung begründet, dass man nach vielen Änderungen in Eigenarbeit, investierter Freizeit und selbst organisierter Schulung dafür sorgen muss, dass die Dinge dann auch funktionieren oder man doppelte Arbeit hat, weil sie eben nicht funktionieren.

    Richtig, so ist es leider auch wirklich. Glaubt mir, auch ich würde gern etwas digitaler arbeiten - es fehlen aber die Rahmenbedingungen. Genau weil bei uns nicht in allen Räumen Internet vorhanden ist oder es ständig ausfällt, die neueren Boards nicht alle Formate etc abspielen, verlasse ich mich in vielen Fällen lieber auf Altbewährtes. Ca alle drei Wochen kann man die Boards in den ersten 20min wegen Updates nicht nutzen, unser Schulportal schmiert ständig ab. Gerade erst letzte Woche waren mehrere Stunden unsere Accounts nicht erreichbar. Tw rennen die Kollegen im Flur mit ihren IPads herum, um Internetempfang herzustellen.

  • Glaubt mir, auch ich würde gern etwas digitaler arbeiten

    Glaube ich dir absolut, aber dann bist du ja nicht "skeptisch". Mir ist im Grunde klar, wie das gemeint ist, ich finde aber die Wortwahl nicht so ganz treffend. Ich würde ja auch nicht mit irgendwas rumkrampfen, was nicht funktioniert. Anders rum mache ich einfach nur das, was für mich wirklich und erheblich einfacher ist. Ich kenne tatsächlich noch Klassenbücher und Notenlisten auf Papier. Furchtbar, insbesondere aus der Perspektive der Klassenlehrperson.

  • Ich kenne tatsächlich noch Klassenbücher und Notenlisten auf Papier. Furchtbar, insbesondere aus der Perspektive der Klassenlehrperson.

    Bzgl. Notenlisten bin ich deiner Meinung. Aber ob ich als Klassenlehrkraft nun ein Papier-Klassenbuch oder ein elektronisches habe, macht nach meiner nun einjährigen Erfahrung mit letzterem wenig Unterschied. Ich muss sogar sagen, dass mir das aus Papier aufgrund der Übersichtlichkeit besser gefiel (Ich habe dann einen schnelleren und genaueren Überblick, was an dem jeweiligen Tag und der jeweiligen Woche so in der Klasse "los" war).

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Also gell ... Ich war damals 15 oder so, der Anspruch war nicht "arbeiten können" ^^ Nee, im Ernst, es hatte wohl einen Grund, warum ich später mein sauer erspartes Geld in diesen Mac investiert habe. Ich habe tatsächlich meine Facharbeit auf diesem Ding geschrieben.

    Auf dem 286er mit 12 MHz war ein Arbeiten mit Windows 3.1 definitiv nicht sinnvoll möglich. Auf dem Nachfolger (386er mit 20 MHz) ging es recht gut.

    Meine erste Diplomarbeit habe ich dann auf einem 486er mit 50 MHz unter Windows 95 geschrieben.

  • Ich muss sogar sagen, dass mir das aus Papier aufgrund der Übersichtlichkeit besser gefiel (Ich habe dann einen schnelleren und genaueren Überblick, was an dem jeweiligen Tag und der jeweiligen Woche so in der Klasse "los" war).


    Hm. Dann habt ihr vielleicht eine schlechte digitale Lösung, kann sein. Ich kann für alle meine Klassen digital den Terminkalender für die ganze Woche sehen, da stehen auch gleich alle Prüfungen drin.

  • Nein, richtig schlecht finde ich das "Untis"-Klassenbuch nun auch wieder nicht. Wenn für die Klasse irgendwelche Klassenarbeiten von den KuK eingetragen werden, sehe ich das als Klassenlehrkraft auch in "WebUntis". Aber mir geht es gerade in meiner BFS-Klasse mit eher schwierigerer SuS-Klientel eher darum, dass ich sehe, ob es irgendwelche Vorfälle im Unterricht gab, wer zu spät kam usw., welche Themen die KuK in ihrem Unterricht durchgenommen haben,... Das hatte ich beim Papier-Klassenbuch ja immer sofort alles auf einen Blick, im elektronischen bedarf es da einiger Klicks.

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  • Das ist auf jeden Fall ausbaufähig, bräuchte mal einen UI-Designer, der nicht aus den 2000ern kommt und eine App, die alle Funktionen unterstützt.

    Trotzdem ist es allerdings eine große Verbesserung. Schon alleine weil man nicht mehr an das physikalische Exemplar gebunden ist.

  • Aber mir geht es gerade in meiner BFS-Klasse mit eher schwierigerer SuS-Klientel eher darum, dass ich sehe, ob es irgendwelche Vorfälle im Unterricht gab, wer zu spät kam usw., welche Themen die KuK in ihrem Unterricht durchgenommen haben,

    OK, verstehe. Was ich dir fett markiert habe, dokumentieren wir bei uns an der Schule gar nicht. Ich kann mich aber noch einigermassen dran erinnern, was das von einigen KuK für ein Laberrhababer gab als es hiess, Absenzen werden jetzt nur noch digital eingetragen. WANN SOLL ICH DAS DENN MACHEN?! DAFÜR MUSS ICH JA EIN LAPTOP MIT IM UNTERRICHT HABEN!!! Um Gottes willen, ja, tatsächlich - es kostet dich 30 Sekunden deiner wertvollen Unterrichtszeit ein paar Klicks im Schulnetz zu setzen und die Klassenlehrperson sieht dann sofort, wer gefehlt hat und muss dem ollen Klassenbuch nicht mehr ewig hinterherrennen, sofern es denn überhaupt im Unterricht abgegeben wurde und irgendjemand was eingetragen hat, was die meiste Zeit nämlich gar nicht passiert ist. Prüfungstermine werden ja auch digital eingetragen, also man weiss dann als Fachlehrperson tatsächlich auch, wie viele Prüfungstermine eine Klasse in einer Woche schon hat und muss dem ollen Klassenbuch nicht mehr hinterherrennen, sofern es denn überhaupt im Unterricht abgegeben wurde, etc. pp. Woah, mich gruselt's gerade bei dem Gedanken daran, ein Glück habe ich das alles nur noch ein Schuljahr lang erlebt.

  • Hm. Auf unserem 286er mit 1MB RAM und 20MB Festplatte hatten wir irgendein Win 3 drauf.

    Win 3.1 gab es in 2 Versionen - WfW 3.1 wurde oft fälschlicherweise so bezeichnet
    Und das lief auch noch auf 286ern
    https://www.winhistory.de/more/win311.htm

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  • OK, verstehe. Was ich dir fett markiert habe, dokumentieren wir bei uns an der Schule gar nicht. Ich kann mich aber noch einigermassen dran erinnern, was das von einigen KuK für ein Laberrhababer gab als es hiess, Absenzen werden jetzt nur noch digital eingetragen. WANN SOLL ICH DAS DENN MACHEN?! DAFÜR MUSS ICH JA EIN LAPTOP MIT IM UNTERRICHT HABEN!!! Um Gottes willen, ja, tatsächlich - es kostet dich 30 Sekunden deiner wertvollen Unterrichtszeit ein paar Klicks im Schulnetz zu setzen

    Da habt ihr natürlich auch gute Bedingungen. Bei uns muss man das erst selbst notieren, ich beispielsweise in meinen papiernen Schuljahresplaner und nach dem Unterricht per PC im Lehrerzimmer ins webuntis eintragen(4 PCs für das Kollegium).

    Viele nutzen ihre privaten Geräte, aber das ist offiziell nicht erlaubt.

    Ich vermute, diese Unterschiede erklären auch unsere Unterschiede mit der Bewertung der Nützlichkeit digitaler Medien.

    Die Doppelseite im Tagebuch habe ich auch immer schneller überblickt, da auch bei uns Störungen eingetragen werden, die man jetzt nicht über die ganze Woche hinweg sieht, sondern sich umständlich durchklicken muss.

  • Nein, richtig schlecht finde ich das "Untis"-Klassenbuch nun auch wieder nicht. Wenn für die Klasse irgendwelche Klassenarbeiten von den KuK eingetragen werden, sehe ich das als Klassenlehrkraft auch in "WebUntis". Aber mir geht es gerade in meiner BFS-Klasse mit eher schwierigerer SuS-Klientel eher darum, dass ich sehe, ob es irgendwelche Vorfälle im Unterricht gab, wer zu spät kam usw., welche Themen die KuK in ihrem Unterricht durchgenommen haben,... Das hatte ich beim Papier-Klassenbuch ja immer sofort alles auf einen Blick, im elektronischen bedarf es da einiger Klicks.

    Mit einigen Klicks hat man eine komplette Übersicht über die Klassenbucheinträge eines Schülers und mit einem weiteren seine Verspätungen und unentschuldigten Fehlzeiten. Also ein ziemlich gutes Bild. Und zwar jederzeit und überall. Das möchte ich nicht missen.

  • Das hatte ich beim Papier-Klassenbuch ja immer sofort alles auf einen Blick, im elektronischen bedarf es da einiger Klicks.

    Also ich finde Untis besser als das Papierklassenbuch. So kann man sich bei Untis z.B. sehr schnell die Fehlzeiten je Fach ausgeben lassen, um so festzustellen, ob ein Schüler immer bei einem ganz speziellen Kollegen bläut. Im Papierklassenbuch ist das eine größere Sucherei.


    Auch gibt einem Untis sehr schnell die Fehlzeitenabrechnung für die Zeugnisse aus. Das war sonst auch immer eine ordentliche Rechnerei, zumal wir in NRW ja nach Fehlstunden und nicht nach Fehltagen abrechnen müssen. Bei meinen Schülern kommen die unentschuldigten Fehlstunden überwiegend durch vorzeitiges Gehen, der Schüler ist nach der zweiten Stunde weg, oder verspätetes Kommen, der Schüler kommt erst zur 5. Stunde, zustande.

  • Wir haben auch das WebUntis-Klassenbuch. Das Kollegium ist damit sehr zufrieden. Lediglich unser Stundenplaner meint, dass Prüfungen, die man als Fachlehrer in Webuntis anlegt und später wieder löscht, dazu führen, dass der ursprünglich in diesen Stunden geplante Unterricht gelöscht würde. Er möchte am liebsten das Papierklassenbuch zurückhaben.

  • Bzgl. Notenlisten bin ich deiner Meinung. Aber ob ich als Klassenlehrkraft nun ein Papier-Klassenbuch oder ein elektronisches habe, macht nach meiner nun einjährigen Erfahrung mit letzterem wenig Unterschied. Ich muss sogar sagen, dass mir das aus Papier aufgrund der Übersichtlichkeit besser gefiel (Ich habe dann einen schnelleren und genaueren Überblick, was an dem jeweiligen Tag und der jeweiligen Woche so in der Klasse "los" war).

    Doch das macht einen riesen Unterschied. Ich musste früher immer die Fehlzeiten händisch bilanzieren. Das macht heute das Klassenbuch selbst.

  • Bei uns muss man das erst selbst notieren, ich beispielsweise in meinen papiernen Schuljahresplaner und nach dem Unterricht per PC im Lehrerzimmer ins webuntis eintragen(4 PCs für das Kollegium).

    Das ist natürlich maximaler Unsinn. Damit hat man die Nachteile von beidem.

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