Nur digitaler Unterricht ist guter Unterricht?

  • Natürlich kann man Themen unterschiedlich bewerten bzw. gewichten.

    Das tun wir zwei doch gerade.

    Natürlich ist unser Lehrerzimmer nicht der Nabel der Welt, aber ich komme zusätzlich an vielen Schulen rum und da wird derzeit über Fußball, die Ukraine und den Klimawandel diskutiert.

  • Nein, ich glaube wir sprechen aneinander vorbei. In meinem Lehrerzimmer ist ChatGPT auch kein Thema. Es geht ja nicht nur um Schule, ich halte es aber für naiv die Tragweite einer solchen KI zu unterschätzen. Vielleicht sollten sowohl du als auch Gymshark sich mal anschauen, was man damit alles machen kann. Ich habe da bisher auch nur an der absoluten Oberfläche gekratzt.

    • Offizieller Beitrag

    wäre wie der Frosch im kochenden Wasser.

    Klar, wer würde sowas auch tun. Also: außer den Trollen, die ich und die anderen Mods aus dem Forum geworfen haben. ;)


    Kleiner brühender Frosch


    Nachtrag: und hier ist der passende Hoax zum "CEOs schicken ihre Kinder auf Schule ohne digitalen Unterricht"

    https://schulesocialmedia.com/…inder-in-waldorf-schulen/


    Kurz zusammengefasst:

    es wurde darauf hingewiesen, dass 75% der Kinder auf der Waldorf-schule im Silicon Valley Kinder von Eltern aus der Tech-Branche sind. Was dort im Silicon Valley nicht wirklich verwundert. Um die Aussage "CEOs schicken ihre Kinder auf Schulen ohne digitalen Unterricht" sinnvoll einordnen zu können, bräuchte es nun auch noch die Zahlen der anderen ansäßigen Schulen.

  • ChatGPT ist gar nicht so grossartig, wie es gerade gehyped wird aber natürlich wird es für die Schulen eine Rolle spielen. Es wird sehr schnell sehr viel besser werden und es werden weitere frei zugängliche Plattformen hinzukommen. Ein absolut ernstzunehmendes Tool für den Fremdsprachenunterricht ist schon seit geraumer Zeit DeepL, welches ebenfalls neuronale Netzwerke (also KI!) nutzt. DALL-E hat übrigens genauso wenig Ahnung von Chemie wie ChatGPT, habe ich gerade festgestellt ;) Wer sich als Lehrperson mit sowas nicht auseinandersetzt, ist wirklich dumm. Aber viel Spass dabei euch dann halt einfach über den Tisch ziehen zu lassen. Vielleicht hat man ja ein sorgenfreieres Leben, wenn man gar nicht so genau weiss, was gerade läuft. Ja doch, das hat doch was.

  • Soll sie explizit Realität abbilden und konkret auf das "Danach" vorbereiten?

    Wie Quittengelee bereits schrieb: Steht im Bildungsgesetz. Für mich relevant im Bildungsgesetz des Kantons Baselland:


    § 2
    Ziel

    1

    Die Bildung ist ein umfassender und lebenslanger Prozess, der die Menschen in ihren geistigen, körperlichen, seelischen, kulturellen und sozialen Fähigkeiten altersgemäss fördert und von ihnen Leistungsbereitschaft fordert. Das Bildungswesen weiss sich der christlichen, humanistischen und demokratischen Tradition verpflichtet.

    2

    Die angebotenen Bildungswege sind gleichwertig. Die Schulen, Lehrbetriebe und anderen Bildungsstätten vermitteln ihren Schülerinnen, Schülern oder Berufslernenden das für ihr Leben nötige Wissen und stärken ihr Selbstvertrauen. Sie achten dabei ihre geschlechtliche und kulturelle Identität und geben ihnen Werte weiter, die sie zu einem verantwortungsvollen Verhalten gegenüber den Menschen und der Umwelt befähigen. *

    3

    Schülerinnen, Schüler und Berufslernende tragen ihrem Alter entsprechend zum Erfolg ihrer Ausbildung bei. Sie respektieren die Regeln der Schule. *

    4

    Die Erziehungsberechtigten tragen die Verantwortung für die Erziehung ihrer Kinder. Sie fördern deren Leistungsbereitschaft und unterstützen die Arbeit der Schulen sowie der Lehrerinnen und Lehrer und anderen Ausbildenden.

    5

    Die Behörden fördern die interkommunale und interkantonale Zusammenarbeit im Bildungswesen und tragen zu einer kontinuierlichen Weiterentwicklung der in ihrer Obhut stehenden Schulen bei.

    6

    Die Schulen und ihre Behörden sowie die Dienststellen der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion beachten bei ihrer Tätigkeit die Grundsätze der geschlechterdifferenzierten Pädagogik.


    [...]


    § 37 *
    Ziel

    1

    Die Fachmittelschule vermittelt ihren Schülerinnen und Schülern eine vertiefte Allgemeinbildung und bereitet sie mit berufsfeldorientiertem Unterricht für Ausbildungen an Höheren Fachschulen und für Studien an Fachhochschulen vor. Sie fördert durch besonders geeignete Unterrichtsformen die Kreativität sowie die Sozial- und Methodenkompetenz ihrer Schülerinnen und Schüler.


    [...]


    § 40
    Ziel

    1

    Das Gymnasium führt die Schülerinnen und Schüler auf wissenschaftlicher Grundlage zur Hochschulreife. Es entwickelt ihre Fähigkeit zu selbständigem und vernetztem Denken und ihre Sozialkompetenz.


    --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------


    Ich bilde meine Schülerinnen und Schüler sehr konkret zur Fachhoschulreife und Allgemeinen Hochschulreife aus. Das ist mein Arbeitsauftrag, für den der Kanton Baselland mich bezahlt, und zwar nicht zu knapp. Ich erzähle denen nichts übers Chemische Gleichgewicht, damit sie zum Spass mal drüber gehört haben und weil's grade so lauschig ist an der Schule sondern für den ganz konkreten Fall, dass jemand eine Naturwissenschaft studieren möchte. Die Uni bzw. Fachhochschule darf dann wiederum erwarten, dass die Schülerinnen und Schüler mit entsprechenden Vorkenntnissen ins Studium einsteigen. Die Uni bzw. Fachhochschule erwartet übrigens auch ganz konkret, dass unsere Schülerinnen und Schüler mit anwendungsorientierten Digitalkompetenzen ins Studium einsteigen. Digitale Messwerterfassung und Datenauswertung sowie die Erschliessung elektronischer Informationsquellen stehen als explizite Lernziele in den Lehrplänen für meine Unterrichtsfächer an beiden Schulformen an denen ich unterrichte. Ich würde dir dringend empfehlen, mal einen Blick in das für dich relevante Bildungsgesetz und die relevanten Lehrpläne zu werfen, da steht drin, was deine Aufgaben sind.

  • Hm, diese Antwort ist meiner Ansicht nach ein gutes Beispiel, wie die digital affinen Kollegen auf die anderen herabschauen.

    "Der blickt gar nichts mehr, wir wissen, wie die Zukunft läuft."

    Das ist schade und führt genau zu dieser von mir schon beschriebenen Zweiklassengesellschaft in manchen Kollegien.

    Das hat nichts mit digitaler Affinität zu tun, sondern mit Arroganz.


    Nein, ich glaube wir sprechen aneinander vorbei. In meinem Lehrerzimmer ist ChatGPT auch kein Thema. Es geht ja nicht nur um Schule, ich halte es aber für naiv die Tragweite einer solchen KI zu unterschätzen. Vielleicht sollten sowohl du als auch Gymshark sich mal anschauen, was man damit alles machen kann. Ich habe da bisher auch nur an der absoluten Oberfläche gekratzt.

    Aber besser gewusst hast du es trotzdem. Verwirrend.

  • Ich bekomme seit einigen Wochen Werbung diverser Verlage, die Unterrichtsmaterialien zu "KI im Unterricht" anbieten. Das Thema wurde bereits auf den gemeinsamen Sitzungen der Oberstufenkoordinatoren thematisiert. Universitäten geben Handreichungen heraus. An unserer Schule gibt es interne Fortbildungen zu dem Thema.

    Da fällt es mir auch schwer, zu verstehen, wie man das Thema für ein kurzfristiges Alltagsphänomen à la Fidget Spinner halten kann.

  • Gehört hat davon bestimmt jeder schon.

    Die Bedeutung dieses Themas kann man aber unterschiedlich bewerten.

    Im Lehrerzimmer spielt es derzeit bei uns keine Rolle.

    Wer nicht mit der Zeit geht, der muss mit der Zeit gehen ;)

  • ...der muss mit der Zeit gehen ;)

    Das muss jeder. Die Frage ist die nach der Art und Weise.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Das muss jeder. Die Frage ist die nach der Art und Weise.

    Na im Lehrerberuf erst, wenn die Pensionierungswelle anrollt. Wir haben leider ein paar minderleistende Kollegen, die sind in ihren 50ern, da dauert das durchaus noch eine Weile.

  • Das hat nichts mit digitaler Affinität zu tun, sondern mit Arroganz.

    Ja, die Arroganz derer die finden, muss man alles nicht wissen, muss man nicht können. Die dann immer erwarten, man müsse ihnen alles zum x.ten mal erklären, weil sie nicht Willens sind und sich selbst lieber noch ne Runde bemitleiden gehen. Die überhaupt nicht mitbekommen, wie unsäglich viel Arbeit sie anderen Leuten mit ihrer Einstellung verursachen. Ja, wie arrogant muss man eigentlich sein, wofür hält man sich eigentlich dass man meint, das ginge so.

  • muss man alles nicht wissen, muss man nicht können.

    Ja, nein, vielleicht. Man muss sicher nicht alles wissen und können. Nichts wissen und können geht auch nicht. Man muss also irgendwie beurteilen können, was zu lernen wichtig und lohnend ist. Bei Dingen, mit denen man sich nicht auskennt, wird das schwierig. Man müsste sich auf das Urteil der besser Unterrichteten verlassen. Das fällt wohl vielen schwer.


    Ein weiteres Problem ist, dass die Zeit für die Aneignung der neuen Fähigkeiten irgendwo herkommen muss.


    Muss ich z. B. mit ChatGPT 'rumdaddeln, um die Auswirkung auf die Schule beurteilen zu können?

    Die überhaupt nicht mitbekommen, wie unsäglich viel Arbeit sie anderen Leuten mit ihrer Einstellung verursachen.

    Lass' dir keine Arbeit machen. Es kommen immer wieder Expertinnen an, die kurz vor Frist einen Text formatiert haben müssen. Da habe ich meist keine Zeit.


    Bei uns gibt es immer mal wieder Fortbildungsnachmittage zu Digitalem. Da bieten ein paar etwas an, und jede geht gin, wo sie Lust hat. Eigentlich bräuchte man ein Kurrikulum für Lehrerinnen, damit man einen Grundstock klar hätte. Müsste dann natürlich regelmäßig angepasst werden.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Die meisten hier dürften ChatGPT nutzen oder zumindest ausprobiert haben.

    Ich nicht. Das Anlagen eines Account scheiterte, als ich nach einer Mobiltelefonnummer gefragt wurde.


    Ein paar Kolleginnen saßen mal im Lehrerinnenzimmer und „spielten“ mit ChatGPT. Sie warfen ihr Texte hin, die für Deutsch-Klausuren in Fragen kämen. Ergebnis: inhaltliche Interpretationen knapp aber zutreffend, keine Analyse der sprachlicne Mittel. Wohl auch nicht auf Nachfrage.


    Ich mischte mich kurz ein und bat eine Mathematikaufgabe zu stellen. Das Ergebnis war tasächlich nicht von einer Schülerinnenantwort zu unterscheiden. Es wuden stur Verfahren für quadratische Funktionen auf eine Funktion dritten Grades angewandt. So war das meiste sauber formulierter Blödsinn.


    Das war mein einziger Kontakt zu dem System.

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  • DeepL, welches ebenfalls neuronale Netzwerke (also KI!) nutzt.

    Ich dachte immer DeepL basiert auf neuronalen Netzen. Na, gut. Ist das wirklich schon intelligent. Finde ich nicht.


    Deutlich bekannter als DeepL dürfte der Google-Übersetzer sein. Der soll abr nicht das gleiche Niveau erreichen.


    Anekdote: DeepL wurde von ehemligen Google-Mitarbeiterinnen entwickelt.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

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