Promotion oder Referendariat?

  • Hallo,
    letzte Woche habe ich mein 1. Staatsexamen für Gymnasien (Deutsch, Politik) abgeschlossen. Nun hat mir mein Prof eine Promotion angeboten! Bislang war ich der festen Überzeugung, dass ich Anfang nächsten Jahres ins Ref gehen möchte; dieser Meinung bin ich zwar immer noch, denn ich möchte wirklich Lehrer werden und nicht an der Uni bleiben auf Dauer; aber ich würde dennoch gerne wissen, ob es irgendwelche Vorteile hat für den Lehrerberuf, wenn man promoviert hat. Hat jemand von euch Erfahrung? Über jegliche Tipps, Erfahrungsberichte o.ä. wäre ich dankbar. Bin übrigens 24 Jahre alt.
    Viele Grüße,
    Sonia 8)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Sonia!


    Da die Promotion bzw. der Doktorgrad allenfalls etwas über Deine wissenschaftliche Qualifikation aussagt, nutzt Dir das für das Referendariat und die spätere Anstellung an einer Schule wenig - es sei denn Du hast Schulleiter o.ä., die sich davon beeindrucken lassen.
    Als Lehrer musst Du sehr oft wissenschaftliche Themen drastisch didaktisch reduzieren, damit die Schüler sie verstehen und nicht überfordert werden.
    Es stellt sich die Frage, wieso man sich erst auf hohem wissenschaftlichen Niveau mit einer Sache auseinandersetzen sollte, um dann auf dem völlig entgegengesetzen Niveau weiterzumachen.


    Andererseits: Mit 24 bist Du noch extremst jung und wärest dann mit 25 gerade einmal 6 Jahre älter als die Abiturienten. Es empfiehlt sich vor dem Gang in die Schule sicherlich einmal einen Blick nach rechts und nach links zu riskieren - beispielsweise durch eine Promotion, einen Auslandsaufenthalt etc.


    Gruß
    Bolzbold

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Naja, ich bin auch mit 25 in's Referendariat gegangen und habe es nicht bereut. Aber die Zeit für eine Promotion hättest du auf alle Fälle. Im Hinblick auf deine Fächer könnte der Doc durchaus eine Überlegung wert sein, denn besonders in Deutsch ist die Stellenlage ziemlich schwierig und mit einer Promotion hälltst du dir einfach noch mehr Möglichkeiten offen.
    Ansonsten hast du durch die Promotion im Lehrerberuf keine Vorteile, auf jeden, der sich vom Titel beeindrucken lässt kommt ein anderer, der negaive Vorurteile dagegen hat.


    Beste Grüße,
    Moebius

  • Zitat

    Als Lehrer musst Du sehr oft wissenschaftliche Themen drastisch didaktisch reduzieren, damit die Schüler sie verstehen und nicht überfordert werden.
    Es stellt sich die Frage, wieso man sich erst auf hohem wissenschaftlichen Niveau mit einer Sache auseinandersetzen sollte, um dann auf dem völlig entgegengesetzen Niveau weiterzumachen.


    Da kann ich aus meinem Erfahrungsschatz berichten: Nach drei Jahren Arbeit als Wissenschaftlerin an einem Institut fällt es mir auch nicht schwerer als anderen Referendaren, Themen schülergerecht aufzubereiten. Wie gut man das schafft, hat einfach auch viel mit der Arbeit zu tun, die man in die Vorbereitung steckt. Und es hat zu tun mit der Bereitschaft, sich auf andere Menschen einzulassen, darauf, wie sie Dinge verstehen, von denen man selbst glaubt, sie seien einfach.


    Vorteile hat man durch den Titel tatsächlich keine, manche Kollegen finden die Verwendung eines solchen Titels eher überkandidelt und belächeln das ein wenig.


    Die Erfahrungen, die man in der Promotionszeit sind allerdings wertvoll, sie lehren einen doch viel über die Welt außerhalb der Schule, und es kann sehr anregend sein, sich intensiv mit einem Thema auseinander zu setzen.


    Auch habe mit 24 angefangen, an diesem Institut zu arbeiten und hätte mir da noch nicht vorstellen können, an einer Schule zu arbeiten, mir hätte die nötige Gelassenheit gefehlt. Als ich allerdings, die Entscheidung gefällt hatte, war mir die Promotion auf einmal ziemlich egal. Aber ich sehe auch viele jüngere Referendare, die keine größeren Probleme damit haben, daß sie noch recht jung sind, und man merkt an der Schule dann auch recht schnell, daß fünf Jahre Alterunterschied und Studium, genug Abstand zu den Schülern gewinnen lassen.


    Du hast mit 24 noch viel Zeit, die Promotion ist auf keinen Fall vergeudete Zeit und wenn es Dir Spaß machen würde, dann versuche es


    Liebe Grüße


    Füchsin

  • Ehrlich gesagt haben mich an der Uni die Dozenten gestört, die zukünftige Lehrer ausbildetet, aber selber keine waren. Zumindest wenn du über ein angewandtes, schulpraktisches Thema promovieren solltest, fände ich ein Referendariat sinnvoller. Oder hast du vor eine Promotion in deinem Fach zu schreiben?

  • Hallo,
    ich würde in einem meiner Fächer promovieren - und das Thema hätte überhaupt keinen schulischen Bezug!
    Ich denke, ich habe die letzten Jahre immer an die Schule gewollt und nie auch nur an eine Promotion gedacht - habe mir diese Option jetzt durch den Kopf gehen lassen und tendiere dann aber doch mehr zum Ref als zur Promotion... Aber eine Überlegung wars doch wert :)
    Vielen lieben Dank für eure Antworten!
    Liebe Grüße,
    Sonia


    :)

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