Keine Notengebung in Kunst, Musik und Sport?

  • Zum Thema: Dass BG mehr ist als "e chli mölele" empört unsere Jugendlichen zu Beginn am Gymnasium auch gerne mal. "E chli mölele" kann man gerne daheim als Hobby, an der Schule darf man ruhig auch die professionelle Seite des Fachs kennenlernen. Ich bin nun selber überhaupt nicht im künstlerischen Bereich unterwegs, schaue in der Chemie aber sehr gerne das Thema Farbstoffe an und habe letztens mit einer Kollegin aus dem BG abgemacht, dass wir dringend mal zusammen mindestens eine Wahlfachwoche schmeissen müssen. BG und Chemie kann echt richtig cool werden, glaube ich. Was ist das Problem damit, dass meine Jugendlichen im Praktikum eine riesen Freude dran haben, T-Shirts und Taschen mit Indigo zu batiken und wir hinterher über die Theorie der Farbstoffe ne schriftliche Prüfung schreiben? Meine Künstler-Klasse hatte in Physik zuletzt auch recht viel Vergnügen beim Thema Akustik. Unabhängig vom Ergebnis der schriftlichen Prüfung, die nach der Fasnacht jetzt noch kommt, bin ich mir doch recht sicher, dass die sich auch in ein paar Jahren noch an die Folter mit der Chladnischen Platte erinnern werden. "Unkreativ" sind hier wohl eher diejenigen, die sich nicht vorstellen können, dass man in einem Leistungssystem auch Spass haben kann.

  • "Ein bisschen malen". Aber ich finde auf Schweizerdeutsch klingt es abschätziger, drum habe ich hier Mundart gewählt um mein Missfallen dieser Haltung gegenüber zu betonen :)

  • Mein Statement steht dennoch: Wer Arbeitsverweigerung betreibt, bekommt eine 6. Wer teilnimmt, hat allein schon durch die Teilnahme in 99% der Fälle eine 5, wer sich dann noch etwas bemüht hat, auch wenn die Rolle vorwärts noch immer auf dem Rücken landet, schon eine 4.

    Das finde ich gut.

    War bisher bei meinem Sohn bisher nicht der Fall.

    Er betreibt keine Arbeitsverweigerung, er kämpft um eine bessere Note, weil Turnen immer die 2 im Zeugnis verhindert.

    Es gibt ja noch andere Sportarten im Schuljahr, in denen er 2en und 3en hat.

    Trotzdem sind die Lernerfolge im Sport

    nach meinem Eindruck geringer als in anderen Fächern.

    In Geschichte und Ethik, aber auch in Deutsch ist mein Ziel, allen Schülern die Möglichkeit zu geben, eine möglichst gute Note zu geben, ein Sportlehrer kann ja gar nicht schaffen, einen Nichtschwimmer zu einer guten Schwimmnote zu bringen, wenn irgendwelche Zeiten, die zu erreichen sind, vorgegeben sind.

    Es sei denn, man darf individuell und pädagogisch bewerten. Da sind in der Oberstufe aber Grenzen gesetzt.

  • Die Art von Schülern, die einfach keinen Zugang zum Fach zu finden scheinen, gibt es nicht nur in Sport, sondern auch in den Sprachen und vielen MINT-Fächern. Ein kleiner Trost ist da vielleicht, dass eine neue Sportart im Unterricht auch immer eine neue Chance darstellt und wer nicht gut im Schwimmen ist, ist es womöglich in Leichtathletik oder Fußball.

  • Die Lernerfolge im Sport werden, so der Sportlehrer es richtig macht, nicht nur anhand der erreichten Noten in der jeweiligen Sportart berechnet. Selbstverständlich werden auch Dinge wie aktive Teilnahme, theoretisches Wissen, Teamfähigkeit usw. usw. bewertet.


    Dass dein Sohn keine 2 auf dem Zeugnis hat bedeutet schlichtweg, dass er über das Schul(halb)jahr hinweg ganz einfach insgesamt befriedigende Leistungen (oder eben schlechter) erbracht hat. In einer einzelnen Sportart gut zu sein reicht halt nicht und beweist auch, dass es eben keinen MEGA Vorteil bringt, in einem Sportverein zu sein und dort einen Sport vereinzelt als Hobby zu haben. Gerade die Jungs, die z.B. im Fußballverein sind, leiden sehr oft an maßloser Selbstüberschätzung und sind dann immer völlig entgeistert, wenns beim Turnen oder Volleyball nur für ne 3 reicht. Wo ist das Problem?


    Ist in Deutsch doch genauso: Der eine Schüler punktet super bei der Kurzgeschichtenanalyse und verhaut die Sachtextarbeit, der andere umgekehrt. Das heißt doch nicht, dass jeweils nur die bessere Leistung gewertet wird und es bedeutet auch nicht, dass die sonstige Mitarbeit nicht in die Note mit einfließt und den Patzer ausgleichen könnte.


    Auch in Deutsch gibt es einen Erwartungshorizont, und wird dieser nicht erfüllt, so gibt es eine schlechte(re) Note, gleiches Prinzip wie beim Sport. Und natürlich gibt es auch im Sport einen gewissen Spielraum. Entweder der Lehrer erfüllt seine Aufgabe nicht oder dein Sohn ist schlicht und einfach nicht gut genaug für eine 2.

  • Was mich an Sport - als Schüler - besonders gestört hat: Im Vergleich zu anderen Unterrichten war die Zeit, in der ich aktiv etwas tun konnte, extrem gering. Aufbau und Warten und Zuschauen und Abbau waren besonders bei so schwierigen Sachen wie Turnen extrem (80% der Stunde) und Potential zur Aktivität vielleicht 20%. In anderen Fächern habe ich das als Schüler nie so extrem wahrgenommen (klar, ich habe auch schon mal ganze U-Stunden gedöst oder Skat gespielt, das Potential zur Aktivität wäre aber umfangreicher gewesen als in Sport). Wenn man in den 90 Minuten Sport dann gerade mal 5 Versuche hat, Übung XY hinzubekommen, dann lässt sich halt schwierig ein echter Trainingseffekt erreichen.

    Aber egal, auch Turnen ging an mir vorüber, dafür waren Leichtathletik und Schwimmen ok und die gewählten Sportarten in der Oberstufe klasse (Badminton, Volleyball). Und die Lehrer (sic) waren in der Regel so fair, für basale Leistungen gepaart mit Bemühen ausreichend zu geben.

    In Sport klatscht man halt beim Üben öffentlich mit einem walähnlichen Bauchplatscher ins Wasser statt mit dem eleganten Kopfsprung, was anders in der Klasse wahrgenommen wird, als wenn man in Mathe fünf mal die pq-Formel falsch auf dem Papier rechnet. Das kann für manche durchaus traumatisch sein.

  • In Geschichte und Ethik, aber auch in Deutsch ist mein Ziel, allen Schülern die Möglichkeit zu geben, eine möglichst gute Note zu geben, ein Sportlehrer kann ja gar nicht schaffen, einen Nichtschwimmer zu einer guten Schwimmnote zu bringen, wenn irgendwelche Zeiten, die zu erreichen sind, vorgegeben sind.

    Es sei denn, man darf individuell und pädagogisch bewerten. Da sind in der Oberstufe aber Grenzen gesetzt.

    Das ist auch das Ziel in Sport. Und die nicht selten beobachtbare Haltung von Schülern, man sei ohnehin unsportlich und würde daher ungerechtfertigt schlechte Bewertungen erhalten, ist nicht soviel anders als "Mathe kann ich eh nicht". Man muss sich einfach mal klar machen, dass die in Schule notwendigen sportlichen Leistungen durchaus durch ein Technik-Training und entsprechendes Üben erreichbar sind. Nichts anderes fordern wir in den anderen Fächern doch auch, nur wird es im Fall von Sport eher selten umgesetzt.

  • . Man muss sich einfach mal klar machen, dass die in Schule notwendigen sportlichen Leistungen durchaus durch ein Technik-Training und entsprechendes Üben erreichbar sind. Nichts anderes fordern wir in den anderen Fächern doch auch, nur wird es im Fall von Sport eher selten umgesetzt.

    Das ist leider das, was ich in Sport häufig wahrgenommen habe. Das mit dem entsprechenden Üben ist teils so eine Sache. Manches lässt sich - besonders beim Turnen - eben nicht außerhalb des Unterrichts so unkompliziert üben.

  • Was mich an Sport - als Schüler - besonders gestört hat: Im Vergleich zu anderen Unterrichten war die Zeit, in der ich aktiv etwas tun konnte, extrem gering. Aufbau und Warten und Zuschauen und Abbau waren besonders bei so schwierigen Sachen wie Turnen extrem (80% der Stunde) und Potential zur Aktivität vielleicht 20%. In anderen Fächern habe ich das als Schüler nie so extrem wahrgenommen (klar, ich habe auch schon mal ganze U-Stunden gedöst oder Skat gespielt, das Potential zur Aktivität wäre aber umfangreicher gewesen als in Sport). Wenn man in den 90 Minuten Sport dann gerade mal 5 Versuche hat, Übung XY hinzubekommen, dann lässt sich halt schwierig ein echter Trainingseffekt erreichen.

    Aber egal, auch Turnen ging an mir vorüber, dafür waren Leichtathletik und Schwimmen ok und die gewählten Sportarten in der Oberstufe klasse (Badminton, Volleyball). Und die Lehrer (sic) waren in der Regel so fair, für basale Leistungen gepaart mit Bemühen ausreichend zu geben.

    In Sport klatscht man halt beim Üben öffentlich mit einem walähnlichen Bauchplatscher ins Wasser statt mit dem eleganten Kopfsprung, was anders in der Klasse wahrgenommen wird, als wenn man in Mathe fünf mal die pq-Formel falsch auf dem Papier rechnet. Das kann für manche durchaus traumatisch sein.

    Das lag aber am Sportlehrer, im Ref. ist das Nr. 1 Kriterium neben Sicherheit die Bewegungszeit.

  • Das lag aber am Sportlehrer, im Ref. ist das Nr. 1 Kriterium neben Sicherheit die Bewegungszeit.

    Wenn man zur Generation X gehört, dann hat man andere Kriterien von Sportunterricht kennengelernt ;) :D Bewegungszeit war offensichtlich kein großes Ziel.

    Mein Abi lag vor dem Jahr 2000 ;)

  • Also Bewegungszeit war sicher nicht das Problem meines Sportunterrichts und ich habe Abi 1999 gemacht. Wir haben einfach immer den gleichen Scheiss gemacht, den ich nicht leiden konnte. Völkerball und sowas. Sport in der Oberstufe war OK, da konnte man ja wählen.

  • Ach Gottchen... zur Hülf!

    Achso, ich dachte, wenn du anderen sagst, sie schrieben Unsinn, wüsstest du selbst etwas darüber. Naja.


    hier

    Was sagst du zu den momentanen Lehrplanzielen im Kunstunterricht und Leistungsbewertung durch Noten? Würdest du deinen Unterricht anders gestalten, wenn du nicht bewerten (benoten) müsstest?

  • Gymshark

    Hmm, das erinnert mich jetzt sehr stark an meine eigene "Sportkarriere" auf dem Gymnasium. Ich bin das Grauen der Sportlehrer in Person. Dennoch war ich, auch auf Grund meines Freundeskreises sportlich aktiv. Ich war jede Woche mit Bekannten beim Jiu Jitsu und war auch ständig bemüht besser zu werden. Dennoch habe ich es in zwei Jahren nicht über den weissen Gürtel hinaus geschafft. War aber jede Woche dabei. Für die Kondition war es gut, der Anzug war zumindest nach jedem Training klatschnass.

    Dennoch bei den Bundesjugendspielen hat's nicht gereicht. Die erbrachten Leistungen fanden sich in der Notentabelle nicht wieder. Und dann kam schwimmen. Trotz schwimmen bis zur Erschöpfung hat's nicht gereicht. Da habe ich dann wirklich die Reißleine gezogen. Da ich damals in der realistischen Unfalldarstellung tätig war, habe ich mich schön mit dem RTW wegfahren lassen. Danach war Ruhe im Karton, man hat mir die vier versprochen und ich habe in Ruhe meine Bahnen geschwommen. 🤣🤷

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Die Art von Schülern, die einfach keinen Zugang zum Fach zu finden scheinen, gibt es nicht nur in Sport, sondern auch in den Sprachen und vielen MINT-Fächern. Ein kleiner Trost ist da vielleicht, dass eine neue Sportart im Unterricht auch immer eine neue Chance darstellt und wer nicht gut im Schwimmen ist, ist es womöglich in Leichtathletik oder Fußball.

    Das ist doch klar. Aber warum spricht das für Leistungsbewertung in Sport? Was hat der Sohn des Kollegen von der Bodenturnen-6, der Basketball-1 oder Sport-3? Ja, er ist kein Zweierschüler in Sport, aber die Note hat doch keinen Selbstzweck.


    Ich habe den Eindruck, dass die Befürworter von Bewertung (insbesondere in Form von Ziffernnoten) vor allem die Gewohnheit ins Feld führen. War schon immer so/ das wollen doch alle/geht ja gar nicht anders. Ich sehe darin eher ein Relikt aus Zeiten, in denen man noch mit dem Medizinball Leibesübungen in Turnhallen mit Dielenböden vollführte.

  • Zifferbeurteilungen haben wie alle anderen Beurteilungsformen ihre Vor- und Nachteile. Vorteile sind, dass sie mit geringem Aufwand erstellt werden können, gesellschaftlich etabliert sind und gute Vergleichbarkeit ermöglichen. Wenn ein Schüler im 1. Halbjahr eine 3 im Fach Deutsch hat und im 2. Halbjahr eine 2, weiß er, dass sich seine fachlichen Leistungen verbesserten. Natürlich kann das daran liegen, dass im 1. Halbjahr Grammatik und Rechtschreibung das dominante Thema war und im 2. Halbjahr eine Lektüre behandelt wurde, was womöglich dem Schüler eher liegt. Wenn es um einen ersten Überblick der Leistungen eines Schülers geht, ist in vielen (aber selbstverständlich nicht in allen) Fällen gar nicht so wichtig aus welchen Bestandteilen sich die Note zusammensetzt, eine zusammengefasste Grundtendenz reicht oftmals aus.


    Bei einem Punkt muss ich dir aber Recht geben: Freilich machen wir sehr viel gesamtgesellschaftlich, aber auch innerhalb des Bildungssystems aus einer Gewohnheit heraus und nicht einmal unbedingt, weil wir von deren Vorteilen so überzeugt sind. Hätte es nie Ziffernoten in Deutschland gegeben, ich weiß nicht, ob es genug Gründe gäbe, sie im Jahr 2023 doch einzuführen.

  • Hätte es nie Ziffernoten in Deutschland gegeben, ich weiß nicht, ob es genug Gründe gäbe, sie im Jahr 2023 doch einzuführen.

    Na dann haben wir ja Glück, dass es sie bereits gibt. Gekuschelt wird 2023 sowieso schon genug.

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