Abschaffung von Noten

  • Diese Erfahrung habe ich bei meinem Kind auch gemacht. Teilweise gab es sogar Fächer, in denen aus 1 Klausur und sonst nur mündlichen Noten (keine Ausfrage, keine Ex) die Zeugnisnote gebildet wurde. Für meinen im Schriftlichen guten, aber im Mündlichen ruhigen und zurückhaltenden Sohn war das teilweise ungünstig.

    Meine Kinder waren auch immer ruhiger und haben die Note mit den mündlichen Leistungen nach unten gezogen. Ich finde aber trotzdem, dass es gerechtfertigt ist, das Mündliche mit entsprechendem Anteil zu bewerten. Die Lehrer geben ja auch normalerweise am Anfang eine Übersicht heraus, wie viel die mündliche Leistung zählt. In den Sprachen, im Politikunterricht und eigentlich überall rechtfertigt es in meinen Augen doch einen hohen Stellenwert bei der Leistungsfeststellung. Gerade heutzutage ist es doch sehr wichtig, sich gut ausdrücken zu können und auch seine Meinung zu sagen. Was nutzt es mir in den Sprachen, wenn ich die Vokabeln und die Grammatik auswendig kann, aber kaum den Mund aufbekomme.

  • EINE mündliche Note - ja, aber aus meiner Erfahrung mit meinen beiden Kindern am Gymnasium in Q11/12 kann ich sagen, dass sie mehrere Lehrer hatten, die pro Halbjahr aus 1 großen Leistungsnachweis und 1 kleinen Leistungsnachweis die Halbjahrsnote gebildet haben. In den wenigsten Fächern waren es 2 oder mehr kleine Leistungsnachweise.

    Und diese Noten finde ich persönlich nicht unbedingt aussagekräftig.

    Das kann ich mir für Bayern nicht vorstellen. In der Schulordnung ist festgeschrieben, dass in Q11 und Q12 verbindlich eine echte mündliche Note gemacht werden muss. Insgesamt sind zwei kleine Leistungsnachweise zwingend vorgeschrieben.

  • Ich habe meine eigenen Noten durch SoMi in sämtlichen Fächern halbiert. Kann mich auch an keine einzige Meldung in meiner gesamten Schulzeit erinnern, also war das insgesamt schon okay. Eine getrennte Ausweisung von schriftlicher Note und SoMi (+ meinetwegen Gesamtnote) fände ich allerdings sinnvoll, da dann sofort auffällt, wer eigentlich nix kann oder umgekehrt zu den sehr stillen Wassern gehört. Was ein potentieller Arbeitgeber damit anfängt, ist ja dann sein Ding.

  • . Ich weiss aber tatsächlich auch in meinen vergangenen Rekordjahrgängen noch mit vollständigem Namen, wer da eine 6 bzw. eine Ungenügende hatte. Insbesondere die Ungenügenden weiss ich, das kommt bei mir als Maturnote nämlich ausgesprochen selten vor. Und ... Ich habe auch einfach ein vollkommen bescheuert gutes Gedächtnis für sowas :D

    Hahaha das wird es wohl sein, die 6 kommt bei dir wahrscheinlich nicht so häufig vor wie bei mir, deshalb hab ich die nicht auf dem Schirm ^^Pro Klasse hab ich schon immer ne Handvoll Leute mit 6 und noch eine große Menge Fünfer, das ist dann wohl nicht ungewöhnlich genug für mich, dass es im Hirn bleibt. Allerdings kann ich mich an die SuS mit 1 auf dem Zeugnis tatsächlich immer noch lange erinnern. Denen könnte ich auch statt Noten einen Beurteilungstext schreiben. Wenn ich für ne 6 irgendwelche wohlklingenden Worte finden müsste wie beim Arbeitszeugnis, käme ich definitiv an meine Kreativitätsgrenzen. Die 6 kommt ja häufig nicht dadurch zustande, dass jemand sich halt dolle bemüht hat und trotzdem nichts rumgekommen ist, sondern wegen Totalverweigerung/gezieltem Boykott/Abwesenheit.

    Da schreib ich doch lieber die Zahl 6 aufs Papier als „Horst zeigte stets kreative Verhaltensweisen um das Unterrichtsgeschehen produktiv zu beeinflussen und in Neue Bahnen zu lenken“ oder „Horst ließ stets guten Willen vermuten, den Unterricht gelegentlich zu besuchen, was ihm nicht immer gelang“ :pfeifen:

  • Eine getrennte Ausweisung von schriftlicher Note und SoMi (+ meinetwegen Gesamtnote) fände ich allerdings sinnvoll, da dann sofort auffällt, wer eigentlich nix kann oder umgekehrt zu den sehr stillen Wassern gehört.

    Liegt da nicht bereits der Fehler drin, die sonstige Mitarbeit vor allem anhand der Frequenz aktiver Beteiligung zu beurteilen anstatt an tatsächlich erbrachter Fachleistung?

    • Offizieller Beitrag

    Liegt da nicht bereits der Fehler drin, die sonstige Mitarbeit vor allem anhand der Frequenz aktiver Beteiligung zu beurteilen anstatt an tatsächlich erbrachter Fachleistung?

    Denkfehler.


    zur sogenannten mündlichen Mitarbeit gehört deutlich mehr als die reine Meldefrequenz-


    Ich bin immer wieder entsetzt zu lesen, wie sehr sich solche Gerüchte wie das oben erwähnte auch in Lehrerköpfen halten

  • Bekommt ihr denn jemals Feedback vob Aussen, ob die eurer Meinung nach erreichten Kompetenzen wirklich abrufbar sind?

    Meinst du von den Betrieben?

    Wir haben ab 8 in Absprache mit den Betrieben in unserem Ort Ziffernnoten und verbale Beurteilungen. In 10 dann nur noch Ziffern wegen Bewerbung und weiterführenden Schulen. Da ich da viele Lehrkräfte kenne, weiß ich , dass unsere Schule einen guten Ruf hat.

    Nur weil man kompetenzorientiert arbeitet, heißt das nicht, dass man seine guten Bewertungen geschenkt bekommt.

    Die Kids, die eine Ausbildung machen wollen, finden diese meistens mithilfe unserer Kooperationsfirmen.

    Am Ende haben unsere Kids einen Realschul/ Hauptschulabschluss wie jeder andere auch.

  • Liegt da nicht bereits der Fehler drin, die sonstige Mitarbeit vor allem anhand der Frequenz aktiver Beteiligung zu beurteilen anstatt an tatsächlich erbrachter Fachleistung?

    Im Prinzip spiegelt sich auch bereits in der schriftlichen Note, ob jemand "sonstig" mitgearbeitet hat. Hätte er geistig geschlafen, käme im Schriftlichen ja vermutlich nichts Vernünftiges aufs Papier.


    Ich denke aber, dass die SoMi Note schon auch noch andere Kompetenzen reflektiert und daher auch ihre Berechtigung hat. Dass es hierbei nicht nur um Quantität von Meldungen geht, muss aber auch klar sein. Wenn jemand nur Unterrichtsbeiträge im AFB I oder II liefert, gibt das bei mir keine 1. Und natürlich zählen auch nicht nur Unterrichtsbeiträge rein, sondern alles, was aktives Mitdenken sichtbar macht.

  • Das kann ich mir für Bayern nicht vorstellen. In der Schulordnung ist festgeschrieben, dass in Q11 und Q12 verbindlich eine echte mündliche Note gemacht werden muss. Insgesamt sind zwei kleine Leistungsnachweise zwingend vorgeschrieben.


    Beispiel Physik: eine Schulaufgabe, am letzten Tag vor der Notenkonferenz noch eine mündliche Note für 4 Schüler, die noch keinen KL hatten (weder Ex, noch Ausfragen, noch Kurztest, ...). Sie sind nacheinander ausgefragt worden. Mein Kind war eines davon. Es war immer anwesend, kann also nicht an mangelnden Möglichkeiten zur Notenerhebung gelegen haben.

    Wir können im Elternportal die Noten einsehen. Da war dieses Fach nur eines von mehreren mit so wenigen Leistungserhebungen.

    Beim anderen Kind war es übrigens ähnlich.

  • In den Abschlussprüfungen gab es dann doch plötzlich Noten.

    Eben, wenn die Staatsexamensnote aus zwei Unterrichtsstunden besteht, sagt das wenig aus. Wenn man schon Noten gibt, müssen es viele sein, um irgendwie abzubilden, was die Person geleistet hat.


    Aber wenn du mehrere Noten bekommst, weißt du vielleicht eher, woran du bist, verbessern kannst du dich dadurch jedoch erst mal nicht. Die Reflexion ist und bleibt das Wichtige, wir wollen flächendeckend doch möglichst gute Lehrkräfte, nicht welche mit guten Noten, die die begehrten Stellen kriegen und welche mit schlechten Noten, die sich die Brennpunktschulen aufteilen müssen.


    Genauso sollte das Ziel sein, SuS Leistung rückzumelden. Welchen Effekt Ziffernnoten haben, wissen wir doch als Lehrer wie als Eltern gleichermaßen: Die jüngeren SuS denken, die Lehrerin hat sie nicht lieb, wenn es keine 1 ist und die älteren gucken nur die Zahl an und beschäftigen sich null mit dem, was sie schon oder noch nicht können.

  • Was ist denn "Ausfrage", das klingt merkwürdig?

    Das ist in Bayern eine Art der Notengebung. Am Anfang einer Stunde werden einzele SuS über den Inhalt der letzten Stunden mündlich ausgefragt.

  • Ich unterrichte derzeit 81 SuS in zwei Fächern (ich glaube, so wenige waren es in 9 Schuljahren überhaupt noch nie ...) und habe spontan alle 6en und alle Ungenügenden im Kopf.

    Wie Hannelotti schon schrieb: 81 SuS sind auch für eine BBS-Lehrkraft sehr wenig. Ich hatte - aufs Schuljahr gerechnet - noch nie weniger als 120 SuS, zumal ich einige Klassen nur ein Halbjahr lang im Unterricht habe. Und diese besonders guten und schlechten Noten hätte ich evtl. auch im Kopf; nur kann ich die tatsächlich eher selten vergeben, denn so gute bzw. schlechte SuS habe ich meist weder im Englisch- noch im Wirtschaftsunterricht ;) .

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Nur weil man kompetenzorientiert arbeitet, heißt das nicht, dass man seine guten Bewertungen geschenkt bekommt

    Nein, sorry, das wollte ich auch nicht behaupten. Mein Punkt ist eben, dass weder das eine noch das andere für sich wahnsinnig aussagekräftig ist. Für euch ist doch das Feedback der Betriebe tausend mal mehr wert, dann wisst ihr, dass ihr euren Job gut macht. Wir haben eben auch regelmässig Kontakt mit der Uni und wissen, dass unsere SuS und noch die eines weiteren Gymnasiums im Kanton dort besser bestehen als der Rest. Ob wir jetzt Ziffernnoten geben oder Bewertungstexte schreiben halte ich für nebensächlich. Wie du schreibst, es gibt nichts geschenkt. Der Weg zur Bewertung ist entscheidend, die Form der Bewertung meiner Meinung nach nicht.

  • Das kann ich mir für Bayern nicht vorstellen. In der Schulordnung ist festgeschrieben, dass in Q11 und Q12 verbindlich eine echte mündliche Note gemacht werden muss. Insgesamt sind zwei kleine Leistungsnachweise zwingend vorgeschrieben.

    Ja, im Notenreglement steht so einiges drin. Und jetzt sind wir ehrlich, wir kennen alle die Tröten, die sich einen Scheiss dran halten. Natürlich gibt es das an jeder Schule, dass kurz vor knapp und völlig intransparent irgendwas hingepfuscht wird.

  • Das ist in Bayern eine Art der Notengebung. Am Anfang einer Stunde werden einzele SuS über den Inhalt der letzten Stunden mündlich ausgefragt.

    Ah, das kenne ich aus meiner Kindheit im Osten. Ich hatte damit zwar keine Probleme, aber für manche aus der Klasse, die die Inhalte nicht so gut verstanden haben/verstehen konnten, war das immer eine sehr unangenehme Situation. Ich bin froh, dass diese Methode in Hessen nicht angewandt wird.

  • Nein, sorry, das wollte ich auch nicht behaupten. Mein Punkt ist eben, dass weder das eine noch das andere für sich wahnsinnig aussagekräftig ist. Für euch ist doch das Feedback der Betriebe tausend mal mehr wert, dann wisst ihr, dass ihr euren Job gut macht. Wir haben eben auch regelmässig Kontakt mit der Uni und wissen, dass unsere SuS und noch die eines weiteren Gymnasiums im Kanton dort besser bestehen als der Rest. Ob wir jetzt Ziffernnoten geben oder Bewertungstexte schreiben halte ich für nebensächlich. Wie du schreibst, es gibt nichts geschenkt. Der Weg zur Bewertung ist entscheidend, die Form der Bewertung meiner Meinung nach nicht.

    Ja das stimmt. Die Rückmeldungen sind wirklich wichtig. Viele Menschen, haben diese Vorurteile gegenüber der GMS und denken, dass ohne Noten und Sitzenbleiben sowieso keiner lernt. Das stimmt aber einfach nicht.

    Viele Kinder, haben nach Klasse 4 wirklich eine Odyssee hinter sich und sind dann erstmal froh, dass sie eine Pause von den Noten haben. Die Eltern auch.:sterne:

  • Das ist in Bayern eine Art der Notengebung. Am Anfang einer Stunde werden einzele SuS über den Inhalt der letzten Stunden mündlich ausgefragt.

    Fachterminus ist "Rechenschaftsablage".


    aber für manche aus der Klasse, die die Inhalte nicht so gut verstanden haben/verstehen konnten, war das immer eine sehr unangenehme Situation. Ich bin froh, dass diese Methode in Hessen nicht angewandt wird.

    Im Idealfall fragen die Schüler, wenn sie etwas nicht verstanden haben, in der Stunde nach, weil sie wissen, dass es eben diese Art von LNW gibt und sie es ggf. in der nächsten Stunde erklären müssen.

  • Entspricht das den Noten 4 und 6 in Deutschland oder ist die Bewertungsskala da eine andere?

    Ungenügend ist alles unter 4. Im Zeugnis stehen halbe Noten.

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