Abschaffung von Noten

  • Nein, tut sie nicht. Wenn, wie ich bereits mehrfach schrieb, es Lehrer gibt, die nur 1 Note im Halbjahr erstellen, dann sagt sie nichts aus.

    Ich frage nochmal: Wo ist das möglich und in welchen Fächern? Bei uns definitiv nicht! Allein zwei Schulaufgaben müssen es in den Kernfächern sein und mind. eine mündliche Note pro Halbjahr macht einfach jeder.

  • EINE mündliche Note - ja, aber aus meiner Erfahrung mit meinen beiden Kindern am Gymnasium in Q11/12 kann ich sagen, dass sie mehrere Lehrer hatten, die pro Halbjahr aus 1 großen Leistungsnachweis und 1 kleinen Leistungsnachweis die Halbjahrsnote gebildet haben. In den wenigsten Fächern waren es 2 oder mehr kleine Leistungsnachweise.

    Und diese Noten finde ich persönlich nicht unbedingt aussagekräftig.

  • EINE mündliche Note - ja, aber aus meiner Erfahrung mit meinen beiden Kindern am Gymnasium in Q11/12 kann ich sagen, dass sie mehrere Lehrer hatten, die pro Halbjahr aus 1 großen Leistungsnachweis und 1 kleinen Leistungsnachweis die Halbjahrsnote gebildet haben. In den wenigsten Fächern waren es 2 oder mehr kleine Leistungsnachweise.

    Und diese Noten finde ich persönlich nicht unbedingt aussagekräftig.

    Diese Erfahrung habe ich bei meinem Kind auch gemacht. Teilweise gab es sogar Fächer, in denen aus 1 Klausur und sonst nur mündlichen Noten (keine Ausfrage, keine Ex) die Zeugnisnote gebildet wurde. Für meinen im Schriftlichen guten, aber im Mündlichen ruhigen und zurückhaltenden Sohn war das teilweise ungünstig.

  • „Diese Erfahrung habe ich bei meinem Kind auch gemacht. Teilweise gab es sogar Fächer, in denen aus 1 Klausur und sonst nur mündlichen Noten (keine Ausfrage, keine Ex) die Zeugnisnote gebildet wurde. Für meinen im Schriftlichen guten, aber im Mündlichen ruhigen und zurückhaltenden Sohn war das teilweise ungünstig.“

    Genau dieses Beispiel zeigt doch, wie ungenau und wenig aussagekräftig Noten sind. Kommt dabei eine 4 raus, soll das bedeuten, dass Aufgaben auf dem einfachen Niveau gelöst werden können?

  • Diese Erfahrung habe ich bei meinem Kind auch gemacht. Teilweise gab es sogar Fächer, in denen aus 1 Klausur und sonst nur mündlichen Noten (keine Ausfrage, keine Ex) die Zeugnisnote gebildet wurde. Für meinen im Schriftlichen guten, aber im Mündlichen ruhigen und zurückhaltenden Sohn war das teilweise ungünstig.

    Was ist denn "Ausfrage", das klingt merkwürdig?

  • Es ist doch im Grunde egal, ob man Noten zur Bewertung setzt oder irgendwelche standardisierten Beurteilungstexte dafür benutzt. Das ist eine kleingeistige Diskussion um Formalitäten. Die viel spannendere Frage ist doch, wie kommt man zu egal welcher Art von Leistungsbeurteilung. Wir haben im Einzugsgebiet unserer Schule zwei Steiner-Schulen, von denen Jugendliche aus der Sek I zu uns kommen. Die bringen immer sehr wortreich gestaltete Übertrittszeugnisse mit, da meint man, wunder was die nicht alles können müssten, so toll, was da alles steht. Manche können dann tatsächlich auch was und bei anderen fragt man sich allen Ernstes, ob das nicht in Richtung geistige Behinderung geht. Das ist kein Witz, ich hatte schon eine ehemalige Steiner-Schülerin im Unterricht, die nicht in der Lage war 2 + 5 zu rechnen.


    Die Ziffernnoten an den staatlichen Schulen sind gleichermassen nur mässig aussagekräftig. Verlassen kann man sich da eigentlich so halbwegs nur auf "genügend" vs. "ungenügend" in Mathe, da verheisst "ungenügend" in jedem Fall nichts Gutes. Wenn ich eine neue Klasse übernehme, schaue ich mir als erstes an, wer da aus welchem Schulhaus kommt. Ich bin unterdessen lange genug dabei, dass ich weiss, was ich dann erwarten kann und das relativ unabhängig von der letzten Zeugnisnote in meinen Fächern. Und ich bin auch lange genug dabei dass ich weiss, dass es in der Sek I halt um den Übertritt ans Gymnasium geht und die Noten dementsprechend auch einfach mal "hingepfuscht" werden. Sehr erhellend sind hingegen die Evaluationen der Universitäten, die zeigen dann wiederum sehr schön, wie viel so ein Maturzeugnis am Ende eigentlich wert ist.

  • bei den vielen SuS, die ich im Unterricht habe, weiß ich keine einzige Note aus dem Kopf

    Ich unterrichte derzeit 81 SuS in zwei Fächern (ich glaube, so wenige waren es in 9 Schuljahren überhaupt noch nie ...) und habe spontan alle 6en und alle Ungenügenden im Kopf. In allen Fällen kann ich auch aus dem Stegreif und im Detail begründen, warum die 6 bzw. die ungenügende Note absolut gerechtfertigt ist. Die 6er sind alle auf ihre Art genial, das steht ausser Zweifel. Die haben alle auch nicht nur bei mir die 6 stehen. Bei den Ungenügenden sind die Gründe vielfältiger und bei weitem nicht alle davon sind akut versetzungsgefährdet.

  • Ich unterrichte derzeit 81 SuS in zwei Fächern (ich glaube, so wenige waren es in 9 Schuljahren überhaupt noch nie ...)

    Ui, als BBS Lehrkraft kann man davon idR nur träumen :grimmig: Ich habe dieses Jahr auch ein Jahr mit besonders wenig SuS, d.h. so ca. 200. So wenige hatte ich auch noch nie. Ich habe Kollegen, da liegt das normale Maß bei 350 SuS pro Jahr. Und zwar jedes Schuljahr neue 350, nicht über mehrere Jahre die selben Personen. Da stelle ich mir Notengebung in Zahlenform schon sportlich vor, meine 200 kann ich noch ganz gut überschauen, aber wenn ich Textzeugnisse schreiben müsste, dann müsste ich leider kündigen :sterne:

  • Das ist mir absolut bewusst, ich unterrichte ja selbst am Gymnasium zwei Fächer, die für die Mehrheit unserer SuS nur zweistündig sind. Auf die 81 komme ich gerade nur, weil ich eine Klasse in beiden Fächern habe und zwei FMS-Kurse mit nur 5 bzw. 8 Schülerinnen. Ich weiss aber tatsächlich auch in meinen vergangenen Rekordjahrgängen noch mit vollständigem Namen, wer da eine 6 bzw. eine Ungenügende hatte. Insbesondere die Ungenügenden weiss ich, das kommt bei mir als Maturnote nämlich ausgesprochen selten vor. Und ... Ich habe auch einfach ein vollkommen bescheuert gutes Gedächtnis für sowas :D

  • Genau dieses Beispiel zeigt doch, wie ungenau und wenig aussagekräftig Noten sind. Kommt dabei eine 4 raus, soll das bedeuten, dass Aufgaben auf dem einfachen Niveau gelöst werden können?

    Und um wieviel wäre jetzt 'ne A4-Seite Text aussagekräftiger bei gleicher Ausgangsinformation?

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Nicht aussagekräftig in deinem Statement ist das Wort „Aussageinformation“ - übersetzt in einer schriftlichen Leistungsbeurteilung: „Es gelang dir in schriftlichen Aufträgen Darstellungen Informationen gut zusammenzustellen, arbeite aber mehr an deinem Wortgebrauch. Nicht jeder, der deine Texte liest, versteht dasselbe darunter wie du. Versuche vorab zu klären, was mit bestimmten Begriffen gemeint ist.“

  • An meiner Schule, GMS, BW, gibt es keine ausgewiesenen Noten von5-7.

    Die SuS sehen ihre erreichte Punktzahl und welche Kompetenzen sie erreicht haben. Da gibt es bei uns Begriffe dafür.


    Ein Kind kann dabei zb sehen, dass es im Grammatikteil in Englisch eine gute Punktzahl erreicht hat, im Writingteil aber wenige Punkte.


    Bei einem normalen Test hätte das Kind vielleicht eine 4.

    Da finde ich, dass Tests, welche sich an Kompetenzen orientieren, sehr viel aussagekräftiger sind als Ziffernnoten.

    GMS wird allerdings auch im Kollegium gelebt, denn wir haben alle Tests und Materialien im Austausch, da muss man nicht mehr viel erstellen.


    Unsere Eltern verstehen die „Zeugnisse“, weil es jedes Jahr Elterngespräche dazu gibt.

    Dafür bekommt jede Klassenlehrkraft eine Stunde Ermäßigung für das Schuljahr.

    Ja, es ist mühsam und ein Zeitaufwand, aber es lohnt sich, die Eltern im Boot zu haben.

    Und ja, unsere Schüler*innen lernen auch ohne Noten. Natürlich gibt es wenige Ausnahmen, aber die gibt es überall.

  • Bei einem normalen Test hätte das Kind vielleicht eine 4.

    Da finde ich, dass Tests, welche sich an Kompetenzen orientieren, sehr viel aussagekräftiger sind als Ziffernnoten

    Bekommt ihr denn jemals Feedback vob Aussen, ob die eurer Meinung nach erreichten Kompetenzen wirklich abrufbar sind?

  • Genau dieses Beispiel zeigt doch, wie ungenau und wenig aussagekräftig Noten sind.

    Das Beispiel zeigt, dass die Art der Leistungserhebung nicht durchdacht ist. Wenn du aus einer zu kleinen Stichprobe ein Wortgutachten machst, wird ja die Stichprobe davon nicht grösser, ergo auch die Bewertung nicht aussagekräftiger.


    Ich würde mir wünschen, dass eine vollständige Positivkorrekrur bei schriftliche än Prüfungen verpflichtend wäre. Machen bei uns im Schulhaus aber nur wenige KuK, ist halt aufwändig. Nur so kann der Schüler aber wissen, wofür ich Punkte gegeben habe und wofür nicht. Meine SuS lesen das sogar. Ich sehe da für mich keinen Mehrwert in einer reinen Textbewertung, meine Noten widerspiegeln schon das, was ich meine. Ich bin mir aber bewusst, dass absolut nicht jede Lehrperson an der Stelle transparent arbeitet. Ich kann mir nur nicht vorstellen, dass sich das Problem löst, wenn alle nur noch Texte schreiben. Die kann man halt auch so und anders schreiben.

  • Außerdem, wenn ich an die Diskussion hier sonst ums Ref denke, und das sind Erwachsene, die bereits studiert haben! Und die zudem SuS benoten wollen. Was da oft als ungerecht erlebt wird. Wäre denen nicht auch mehr mit Reflexion geholfen als mit einer Lehrprobe und ner 3,wenn die Stunde nur so mittel war?

    Ich fand es sehr ungünstig, im Ref in Nds. zwei Jahre lang keine Noten bekommen zu haben. Ich wusste nie richtig, woran ich war, da an jedem und jeder recht viel herumkritisiert wurde. Natürlich konnte man Unterschiede in den (schriftlichen oder mündlichen) Reflexionen und Bewertungen erkennen, aber ob das z.B. für eine 1 oder 2 bzw. 3 oder 4 stand, war mir meistens nicht klar.

    In den Abschlussprüfungen gab es dann doch plötzlich Noten. Ich habe dann auch erst hinterher gemerkt, welcher Prüfer bei ähnlicher Reflexion eher eine Note besser oder schlechter gibt. Insgesamt fand ich diesen notenfreien Ausbildungsabschnitt sehr intransparent.

  • Und um wieviel wäre jetzt 'ne A4-Seite Text aussagekräftiger bei gleicher Ausgangsinformation?

    Die Aussagekraft liegt doch auf der Hand. Dass du als Lehrkraft Ausgangsinformationen hast, bedeutet doch nicht gleichzeitig, dass der Schüler und schon gar nicht seine Eltern diese haben. '4' sagt 'war irgendwie nicht so doll'. Hat das Kind keinen Bock gehabt? Hat es aus dem Fenster geschaut? Hat es bei dem einzigen geschriebenen Test übersehen, dass die Rückseite noch beschrieben war? Oder war wirklich die Leistung kontinuierlich über ein halbes Jahr in allen Lernbereichen 'ausreichend' und wenn ja, wo sollte es beim Lernen ansetzen? Wenn die Lehrkraft das wirklich weiß, soll sie es bitte zurückmelden müssen. Zum Beispiel wie oben dargestellt durch Ankreuzen von Kompetenzbereichen.


    Außerdem bezweifle ich, dass jede Lehrkraft für jede Schülerin oder jeden Schüler eine Seite schreiben könnte:


    Ich habe Kollegen, da liegt das normale Maß bei 350 SuS pro Jahr. Und zwar jedes Schuljahr neue 350,...

    Das ist ja Wahnsinn...

  • Bei uns an der GMS gibt es jenseits der Abschlussklassen keine Zeugnisse sondern Lernentwicklungsberichte. Noten müssen und können von den Eltern beantragt werden, falls gewünscht.


    In Elterngesprächen, die wir dann obligatorisch nach den Faschingsferien führen, wird uns dann von nicht wenigen Eltern rückgemeldet, dass sie die Lernentwicklungsberichte überhaupt nicht verstehen. Im Ergebnis hat das mittlerweile dazu geführt, dass bei nahezu allen Schülern ergänzend doch wieder Noten gegeben werden. Ganz wichtig ist es dennoch, ganz lange an mehreren Nachmittagen alles in Konferenzen kleinlich auszudiskutieren. So wie es läuft also eine deutliche und von vielen auch als überflüssig erachtete Mehrarbeit. Entlastungsstunden? Fehlanzeige!

    Es geht ja im Eingangsbeitrag um die Grundschule in Baden Württemberg. In Klasse 1 und 2 gibt es ja sowieso keine Noten, nur in Deutsch und Mathe im Jahreszeugnis von Klasse 2. Dafür haben wir in Klasse 1 zwei und in Klasse 2 ein langes Elterngespräch (in Klasse 2 mit den Kindern, da kannste auch nicht so dramatisch Tacheles reden) und am Ende von Klasse 1 und 2 lange Zeugnisberichte (in KLasse 2 zusätzlich die beiden Noten).


    Die Eltern sind normalerweise froh, wenn ihnen das Ganze ab Klasse 3 in Noten übersetzt wird, muss man die Berichte ja auch immer positiv formulieren. So verstehen manche Eltern nicht richtig, dass das Kind zum Beispiel eigentlich nur im Viererbereich liegt.

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