Ja, ich leider auch.
Abschaffung von Noten
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Ist eigentlich einigen bekannt, dass es auch Bundesländer gibt, wo man trotz Noten nicht sitzenbleiben kann?
Also somit ist der Punkt doch völlig aus der Luft gegriffen.
Ja...in NRW z.B an der Gesamtschule..allerdings nur bis Klasse 8..Ab dann ist es möglich und dann ist der Aufschrei groß.
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Wir haben's überlebt...
Das ist kein Kriterium für guten Unterricht. Wir haben in der Grundschule noch in der Ecke gestanden und sind am Gymnasium an den Haaren gezogen worden, wenn wir beim Maschinenschreiben nen Fehler gemacht haben. "Überlebt" habe ich das alles. Und zum Glück sind solche Zeiten unwiederbringlich vorbei.
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Und zum Glück sind solche Zeiten unwiederbringlich vorbei.
Sag das nicht.
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Echt jetzt? Kennst du dich so wenig mit dem deutschen Schulsystem aus? Es gibt also nur Walddorfschulen oder Schulen mit Noten?
Echt! Ich kannte bisher nur notenfreie Grundschulen und da auch nicht mehr in spätestens Klasse 4. Für weiterführende Schulen war es mir, bis auf Waldorfschulen, nicht bekannt. Mea culpa.
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Die Jugendlichen müssen sich doch nicht mehr früh bewerben oder ellenlange Bewerbungsanschreiben formulieren! Es reicht, wenn sie ne Whatsapp schreiben, dass sie eventuell dort ne Ausbildung machen wollen. Dann werden sie vom Arbeitgeber persönlich abgeholt.
Es gibt weiterhin Arbeitgeber, die sich die Azubis aussuchen. Da muss man schon was mitbringen, sonst nehmen die dich einfach nicht. Wenn es dagegen egal ist (Beruf/Betrieb), ja, dann kann man das sicher sagen. Ansonsten eher nicht. Die beliebten Betriebe stellen dann einfach keinen ein. Ich sehe das am Einbruch der Schülerzahlen in der dualen Ausbildung. Die Betriebe sagen, dass sich kein passender Azubi beworben hat und daher keiner eingestellt wurde.
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Du siehst aber schon, dass es einen Unterschied macht, ob ein Akademiker beurteilt wird oder ein Kind?
Als Kind haben mich Noten auch nie gestört; teilweise eher motiviert - je nach Lebensphase.
Unser System ist halt so, dass es letztlich auf Noten, Abschlüsse und Zertifikate ankommt. Und wenn da Texte stehen - wie etwa im Arbeitszeugnis - kann man das letztlich auch als kodierte Noten betrachten.
Meine eigenen Kinder würde ich auch auf Regelschulen schicken. Sollten sie unter den Notengebungen leiden, dann würde ich halt nach einer alternativen Schulform schauen, gibt's ja auch.
Diese Ideen, keine Noten zu geben, gehen in der Regel auch nur bis zu einem bestimmten Jahrgang; danach geht's dann eben doch um Noten. Oder es sind als Text kodierte Noten. Oder man kann gar nichts damit anfangen, wie z.B. hier:
Ich hab 1x ein Zeugnis von einem Kind aus der Waldorfschule gelesen.
Seitenweise nur bla bla..nichts konkretes..Hauptsache es konnte schön sein Morgensprüchlein singen...
Ich konnte der Mutter nicht sagen was das Kind überhaupt kann....
Sie hatte am Ende die Schnauze voll. Das Kind ist mittlerweile an einer Regelschule in Bayern.
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Es reicht, wenn sie ne Whatsapp schreiben, dass sie eventuell dort ne Ausbildung machen wollen. Dann werden sie vom Arbeitgeber persönlich abgeholt.
Eine Bekannte arbeitet gerade für einen Betrieb, der Arbeitskräfte vermittelt. Sie meinte, dass Bewerbungen manchmal über TikTok laufen. Der Fachkräftemangel ist so eklatant, dass es kein Ausschlusskriterium sein sollte, selbst wenn da statt 'Deutsch, 3' 'kann altersentsprechend lesen, schreiben und erörtern' steht. Abgesehen davon kann man in Abschlusszeugnissen ja Noten ausweisen.
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Unser System ist halt so, dass es letztlich auf Noten, Abschlüsse und Zertifikate ankommt
So ist es, ja. Wenn ich mir jetzt aber überlege, was mich im Berufsalltag motiviert, ist es sicher nicht die Aussicht auf den ausserordentlichen Stufenanstieg, kodiert als A+ Bewertung. Tatsächlich haben wir im Baselland ein solches System seit 2 Jahren. Auch bei meinen Jugendlichen geht es nicht nur um Noten. Zum Glück. Aber wir sind ein Gymnasium und die Maturnote zählt nicht in der Schweiz, Hauptsache bestanden. Das macht schon was aus.
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Als Kind haben mich Noten auch nie gestört; teilweise eher motiviert - je nach Lebensphase.
Vielleicht gehörst du zu denen, die immer gute Noten hatten, auch weil sie wussten, wie man das System bedient? Es hat z.B. Gründe, dass Mädchen tendenziell besser benotet werden als Jungen.
Edit: Es ist erwiesen, dass individuelle und kriteriale Bezugsnorm mehr motiviert und somit Leistung hervorbringt als soziale Bezugsnorm. Deswegen funktioniert auch formatives Assessment besser als Notenspiegel unter der Klassenarbeit.
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Vielleicht gehörst du zu denen, die immer gute Noten hatten, auch weil sie wussten, wie man das System bedient?
Nein, es gab auch mal ne 5 auf dem Zeugnis (aber nie mehr als eine je Zeugnis).
Es gab Phasen, in denen ich kein besonderes Interesse an Schule generell hatte und mir Noten relativ egal waren.
Es leidet nicht jedes Kind unter schlechten Noten und insbesondere glaubt nicht jedes Kind, die Lehrerin habe sie:ihn nicht lieb, wenn's keine 1 gibt (wie's oben irgendwer behauptet hat). Viele strengen sich ja auch nur so an, dass es reicht.
Wenn man sich mega anstrengt und ne 4 oder 5 bekommt, ja, dann ist das auch mega frustrierend. Aber wenn man (fast) nix tut und nicht mal zuhört im Unterricht und da steht dann ne 4 oder 5 - ok, wieso nicht? Damit kommen schon viele zurecht, denke ich, zumindest ab der Unterstufe.
Und für die Kinder, die wirklich drunter leiden, gibt's ja schon auch Möglichkeiten, also Schulen wie lassels oder sonstige Alternativen.
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Das ist kein Kriterium für guten Unterricht. Wir haben in der Grundschule noch in der Ecke gestanden und sind am Gymnasium an den Haaren gezogen worden, wenn wir beim Maschinenschreiben nen Fehler gemacht haben. "Überlebt" habe ich das alles. Und zum Glück sind solche Zeiten unwiederbringlich vorbei.
Nein, ich habe ja auch nicht behauptet, dass ich diese "Abfragen" für richtig guten Unterricht gehalten habe. Ich wollte - das sagte ich ja nun schon einmal - lediglich darauf hinweisen, dass es solche "Abfragen" nicht nur in BY gibt oder gab. Nichtsdestotrotz - und das fand ich dann doch wieder gut - hat die Aussicht, für die Zusammenfassung der Vorstunde nach vorn geholt zu werden, aber halt damals dafür gesorgt, dass ich den Unterrichtsstoff in Bio vor den Klausuren schon besser "drauf" hatte als den in anderen Fächern, wo ich immer erst kurz vor knapp angefangen habe zu wiederholen bzw. den Klausurstoff nochmal genauer durchzuarbeiten.
Solche Methoden wie in-der-Ecke-stehen-müssen oder gar an den Haaren gezogen werden gab es an meinen damaligen Schulen in den Jahren, wo ich zur Schule ging (1978 bis 1991) zum Glück nicht (oder nicht mehr).
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Und das hat zumindest dafür gesorgt, dass so gut wie alle SuS aus der Klasse am Tag vor der nächsten Bio-Stunde nochmal die Unterlagen der Vorstunde durchgearbeitet haben .
naja, nur die, die nicht schon dran gewesen waren
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Ich hatte in den 70er Jahren in NRW in der Mittelstufe einen Physiklehrer, der jede Stunde mit einer Abfrage der letzten Stunde begann. Immer in alphabetischer Reihenfolge und immer von vorn. Mein Familienname ist sehr weit oben im Alphabet ...
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Mich regt es übrigens 100 x mehr auf wenn ich ungenügende Prüfungen zurückgebe als meine SuS. Mein Ziel ist grundsätzlich schon, dass die das verstehen, was ich ihnen erzähle. So Jugendliche haben aber gerne mal andere Prioritäten im Leben, die lachen mich hin und wieder sogar aus, wenn ich mich theatralisch auf den Boden schmeisse weil wieder irgendwas nicht so gegangen ist, wie ich mir das gedacht hatte.
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Ja...in NRW z.B an der Gesamtschule..allerdings nur bis Klasse 8..Ab dann ist es möglich und dann ist der Aufschrei groß.
Wenn ein Schüler, aus welchen Gründen auch immer, in den Hauptfächern vom Niveau her einfach auf Klasse 6 stehen bleibt, finde ich persönlich es vor allem dem Schüler gegenüber unfair, ihn weitere Jahre mitzunehmen, somit ihm auch in irgendeiner Weise die Botschaft zu vermitteln "Geht schon irgendwie. Hat ja keine weitreichende Folgen.", nur um ihn dann in Klasse 9 ins kalte Wasser zu schmeißen - zu einem Zeitpunkt, an dem es nach mehreren Jahren aufgebauter Defizite quasi unmöglich ist, diese noch aufzuholen.
Eine Bekannte arbeitet gerade für einen Betrieb, der Arbeitskräfte vermittelt. Sie meinte, dass Bewerbungen manchmal über TikTok laufen. Der Fachkräftemangel ist so eklatant, dass es kein Ausschlusskriterium sein sollte, selbst wenn da statt 'Deutsch, 3' 'kann altersentsprechend lesen, schreiben und erörtern' steht. Abgesehen davon kann man in Abschlusszeugnissen ja Noten ausweisen.
Da würde es mich insbesondere interessieren, in welchen Bereichen deine Bekannte insbesondere Bewerbungen über Tik Tok erhält. Der Fachkräftemangel ist ja nicht flächendeckend vorhanden, sondern auf bestimmte Branchen (oder Jobarten innerhalb dieser Branchen) beschränkt. Kommunalverwaltungen sind beispielsweise ganz beliebte Arbeitgeber. Die Fälle, die ich bisher so mitbekam (In anderen Teilen Deutschlands könnte es anders aussehen.), sahen immer so aus, dass die Ausbildungsplätze ein Jahr vorher veröffentlicht wurden und relativ schnell auch besetzt werden konnten.
Betreffend der Branchen, die wirklich Probleme haben, ihre Plätze zu besetzen: Ist die Möglichkeit der Bewerbung über Tik Tok wirklich der Game Changer? Würde man die Jugendlichen auf keinem anderen Weg erreichen? Erfüllen diese Jugendlichen die klassischen sozialen Kompetenzen, die sich ein Arbeitgeber wünscht (Die fachlichen Kompetenzen sind ja, entsprechendes Engagement der Auszubildenden vorausgesetzt, durchaus erlernbar.)?
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Gymshark Ich bin an einer Gesamtschule und sehe es ganz genauso. Vor allem, wenn man Schüler hat, die einfach faul sind, dann werden die Lücken so groß, dass die in Klasse 9 auch nicht mehr zu schließen sind.
Man kann natürlich schon darüber diskutieren, ob das Sitzenbleiben so sinnvoll ist. Die Erfahrung zeigt meistens, dass auch das Sitzenbleiben keine besseren Leistungen bringt, leider. Aber auch an einer Gesamtschule in NRW kann man die Eltern dahingehend beraten, ob das Wiederholen einer Klasse dann doch sinnvoll ist. Auf Elternwunsch geht das schließlich auch.
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Die Erfahrung zeigt meistens, dass auch das Sitzenbleiben keine besseren Leistungen bringt, leider
So ist es leider oft, ja. Die meisten sind aber zu träge sich was anderes zu überlegen. Ich hatte schon wirklich tragische Fälle. 2 x wiederholt, die Matura knapp bestanden und dann nach 2 Semestern auch am Studium gescheitert. So ganz daneben sind wir mit unseren bösen Ziffernnoten halt meistens schon nicht.
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naja, nur die, die nicht schon dran gewesen waren
Na ja, für die jeweilige Stunde vielleicht nicht unbedingt. Aber für die folgende Klausur musste man ja eh nochmal alles wiederholen (zumal dieser Lehrer dafür bekannt war, dass er manchmal in den Klausuren auch Inhalte, die schon am Anfang des Schuljahres durchgenommen wurden, abfragte). Ich habe mir zumindest in keinem Schuljahr soviel in Bio gemerkt wie bei diesem Lehrer.
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Mich regt es übrigens 100 x mehr auf wenn ich ungenügende Prüfungen zurückgebe als meine SuS.
Echt? Über sowas rege ich mich definitiv nicht auf. Liegt wahrscheinlich daran, dass so einige SuS in unseren BFS- und BES-Klassen eh nur sitzen, weil's warm und trocken ist - sprich: um ihre Schulpflicht zu erfüllen. Bei denen ist meist schon nach einigen Wochen klar, dass es ihnen ziemlich egal ist, wie ihre Zeugnisse am Ende des Schuljahres aussehen werden und dass sie nicht planen, großartig was für die Schule zu tun. Da mache ich mir keine Illusionen, dass solche SuS viel aus meinem Unterricht mitnehmen werden.
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