Lehrermangel und Teilzeit

  • Moin, meinst du mit 28Std , 28Std Unterrichtsstd. a 45min oder 28 Zeitstd Unterricht. Ich frage nur, weil bei uns eine Vollzeitstelle 23 Zeitstd. Unterricht sind. (bis Jg 6) .

    Mein vollstes Verständnis für das "Dinge liegen lassen hast du". Wobei du ja jetzt schon mehr als die vorschriebenen Std. für eine Vollzeit arbeitest, aber noch nicht mal Vollzeit bezahlt wirst.


    Bei uns ist eine Vollzeitstelle 28 Unterrichtsstunden, also 45 min Stunden. Als Beamte in SH entspricht das umgerechnet 42 Wochenstunden… soviel zumindest der Theorie nach 😅

  • Es kann doch keine Lösung sein, zu reduzieren, um den Job "gut" zu machen, dann ja im Prinzip trotzdem Vollzeit zu arbeiten und weniger Geld zu bekommen.

    Uns wurde das zum Ende vom Ref sogar von einem Seminarleiter geraten. Ich habe das aber nicht gemacht, sondern bin mit direkt mit voller Stelle eingestiegen. Es geht ja nicht nur um das aktuelle Gehalt, sondern auch um Pensionsansprüche.

  • um den Job "gut" zu machen

    Man muss sich an vielen Stellen vom Anspruch lösen, den Job gut machen zu können. Die Umstände und Strukturen geben das oft nicht her. Lasst uns zusehen, dass wir den Job dauerhaft ausreichend machen. Da haben alle mehr von, als sich beim Versuch, es besser zu machen, zu verheben.


    Wenn die Vorgaben „ausreichend“ nicht mehr zulassen, dann ist’s halt nur noch … hm … was kommt dann?

  • fossi74

    Irgendwie kann ich Deiner Argumentation nur wenig abgewinnen (Es geht immer noch um den engen Rock).

    Da ist als wesentliches Gegenargument zu nennen, das wir als Tarifbeschäftigte in gleicher Weise von den Maßnahmenpaketen betroffen sind. In wie weit die Betroffenen dann den Mut haben arbeitsgerichtlich vorzugehen wird sich zeigen. Zu mindest im Bereich der voraussetzungslose Teilzeit würde ich Chancen sehen. Zum anderen sind auch Beamte keine beliebige Verfügungsmasse. Aber glücklicherweise gibt es auch hier genügend Möglichkeiten zur Gegenwehr. Dem Dienstherrn ist bei solchen Äusserungen offenbar nicht bewusst, dass ein Grossteil derjenigen, die voraussetzungslose Teilzeit haben, dies machen, weil die Grenze der Leistungsfähigkeit erreicht ist. Die eigene Eitelkeit hatte bislang nur verhindert, dass man das Gesundheitsfass aufgemacht hat. Die Amtsärzte werden sich demnächst bedanken, wenn eine Flut von Anträgen zur Teildienstfähigkeit über sie hereinbricht.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Die Amtsärzte werden sich demnächst bedanken, wenn eine Flut von Anträgen zur Teildienstfähigkeit über sie hereinbricht.

    Das ist der Plan. :teufel:

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Eine Mehr-Stunde in RLP hatten wir schon mal, die wurde dann später zurückgegeben.

    In NDS gab's auch schon ein verpflichtendes Arbeitszeitkonto mit ein bis zwei Mehrstunden (ab dem Schuljahr 1998/99 bis zum Schuljahr 2012/13; spätestens ab Schuljahr 2013/14 konnte es wieder "abgebaut" werden): http://www.schure.de/comment/2041101/28/azk,ausgleich.htm

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Wenn von oben Mehrarbeit durch Unterrichtstundenaufstockung oder größere Klassen aufgedrückt wird, müssen andere Arbeiten bei gleichbleibender Gesamtarbeitszeit reduziert werden. Einfachste Mathematik.


    Dann eben nur noch eine Klassenarbeit je Halbjahr, keine Ausflüge oder Sonderaufgaben mit Organisationsaufwand außerhalb der Arbeitszeit, weniger Sprechzeiten usw..


    Eigentlich ganz einfach, oder?

  • Es mag ja sein, dass der Rock eng sitzt. Bei der einen oder anderen kneift er womöglich sogar etwas.


    Das ist aber kein Grund, ihn noch enger zu nähen.


    Die z. B. Teilzeitmöglichkeiten wurden ja nicht ohne Grund eingeführt. Wenn die Gründe weiter bestehen, kann man die Möglichkeiten nicht einfach streichen.


    Wenn die Dienstherrin die Röcke so eng macht, dass sie nicht mehr passen, springen die Leute da ’raus und machen in der Unterwäsche etwas anderes. Dann machen die leeren Röcke die Arbeit?

  • Wenn von oben Mehrarbeit durch Unterrichtstundenaufstockung oder größere Klassen aufgedrückt wird, müssen andere Arbeiten bei gleichbleibender Gesamtarbeitszeit reduziert werden. Einfachste Mathematik.

    So wird ein Teil der Kolleginnen reagieren. Ein anderer Teil wird trotzdem versuchen, den Pudding an die Wand zu nageln.


    So oder so, „verlieren“ wir dann auch nicht weniger Schüler.

  • Ich finde die Vorstellung, dass Teilzeitverträge erschwert werden sollen, sehr gruselig und geht für mich komplett gegen die Selbstbestimmung wie viel ich arbeiten möchte. Im Leben gibt es eben nicht nur Arbeit. Mit welchem Recht sollte jemand bestimmen, wie viel Zeit ich für Lohnarbeit aufwende. Es gibt genug Menschen, die von 50% ihres Gehalts leben können und das auch möchten, sowie dementsprechend die andere Zeit mit anderen Dingen des Lebens füllen. Ich arbeite zur Zeit Vollzeit, mich betrifft es noch nicht akut. Allerdings habe ich gar nicht vor, dass ich das mit zum Rentenalter so durchziehe. Ich bin allerdings auch keine Beamtin und auch nicht beim Staat angestellt. Die Staatsstellen werden für mich mit diesen Überlegungen also auf keinen Fall attraktiver.

    Größere Klassen, ah ja, prima, es ist doch jetzt schon so, dass viele Lehrer:innen den unterschiedlich Vorraussetzungen der Schüler:innen nicht mehr gerecht werden können. Da sitzen dann eben Kinder auch mal 1-2 Std. ohne wirkliche individuelle Hilfe da und kommen eben nicht weiter, weil die Zeit fehlt ihnen zu helfen.

  • Also ich arbeite auch nur 50 %.


    Wenn man mich zwingen würde aufzustocken, würde ich mir einen anderen Job suchen.


    Früher hat der Beruf noch Spass gemacht. Aber heute ist fast kein einziges deutsches Kind mehr auf der Schule. So macht der Beruf keinen Spass mehr.

    Es kommt wohl darauf an, warum genau der Beruf mit so wenigen deutschen Kinder keinen Spaß mehr macht, und was mit "deutsch" gemeint ist. Mir selbst macht der Beruf tatsächlich weniger Spaß dadurch, dass das Vermögen der Grundschüler, die deutsche Sprache zu verstehen und sich in ihr auszudrücken, in den letzten 25 Jahren im Durchschnitt abgenommen hat (ja: Gefühlt und ohne Studie).


    Das betrifft natürlich am meisten den Deutschunterricht. Schüleraufsätze zu lesen und zu korrigieren bereitet mir nur noch bei wenigen Kindern Freude. Früher war mehr Lametta. Es geht aber durch alle Fächer. Wenn ein großer Teil der Kinder einer zweiten Klasse das Wort "Wellensittich" nicht kennt (oder sich bisher nicht gemerkt hat), und dann kommen nach dem Zeigen eines Bildes Ausrufe wie: "Das hat meine Oma!", dann macht das nachdenklich, aber keinen Spaß.


    Außerhalb der Schule, was dann in der Schule fehlt: Eine Mutter, die ihrem Kleinkind mit deutlichem Akzent und in etwas überlauter Sprache "Da ist ein Vogel!" offenbar das deutsche Wort "Vogel" beigebracht oder es gefestigt hat. Von mir reingehörter Subtext: "Ich bringe meinem Kind die deutsche Sprache bei." Mir wäre wichtig: "Da ist eine Amsel!" oder "Da ist ein Buchfink!", je nachdem. Eine soziale Komponente kommt sicher hinzu, wenn Kinder Märzenbecher, Veilchen oder Flieder nicht namentlich kennen.


    Religiös: Im Ethikunterricht sitzen, wenn überhaupt, nur ein oder zwei nicht religiöse Kinder. Die allermeisten Kinder meiner Ethikgruppen haben einen festeren religiösen Glauben und tiefer verankerte Wertvorstellungen als die katholischen Kinder nebenan. Nach der für sie wichtigsten Lebensregel gefragt, antworteten kürzlich knapp zwei Drittel, Jahrgangsstufe 4: "Nicht rauchen!", "Kein Alkohol!", "Keine Tattoos!" oder an "An Allah glauben!" Nach der Sequenz. Alles wichtiger als "Nicht töten!", "Die Wahrheit sagen!" oder "Toleranz zeigen!" Das macht vielleicht betroffen, aber sicher keinen Spaß.

  • In NDS gab's auch schon ein verpflichtendes Arbeitszeitkonto mit ein bis zwei Mehrstunden (ab dem Schuljahr 1998/99 bis zum Schuljahr 2012/13; spätestens ab Schuljahr 2013/14 konnte es wieder "abgebaut" werden): http://www.schure.de/comment/2041101/28/azk,ausgleich.htm

    Das bayerische Arbeitszeitkonto für Grundschullehrkräfte bedeutet für mich (Familienteilzeit), dass ich meine Teilzeit immer noch so gut wie frei wählen kann, aber eine Stunde nicht bezahlt werde. Faktisch also eine Kürzung meiner Bezüge. Das ist ein schönes Gefühl der Wertschätzung meiner Arbeit und ungemein motivierend.


    Oder aber: Das bayerische Arbeitszeitkonto für Grundschullehrkräfte bedeutet für mich, dass ich eine Stunde nicht sofort bezahlt bekomme, sondern acht Jahre später. Wegen dann höherer Erfahrungsstufe – oder gar A13? – sogar höher bezahlt bekomme. Sozusagen eine Geldanlage des Freistaats Bayern exklusiv für Grundschullehrkräfte. Das ist ein schönes Gefühl der Wertschätzung meiner Arbeit und ungemein motivierend.


    Ich kann mich noch nicht entscheiden.

  • Das bayerische Arbeitszeitkonto für Grundschullehrkräfte bedeutet für mich (Familienteilzeit), dass ich meine Teilzeit immer noch so gut wie frei wählen kann, aber eine Stunde nicht bezahlt werde. Faktisch also eine Kürzung meiner Bezüge. Das ist ein schönes Gefühl der Wertschätzung meiner Arbeit und ungemein motivierend.


    Oder aber: Das bayerische Arbeitszeitkonto für Grundschullehrkräfte bedeutet für mich, dass ich eine Stunde nicht sofort bezahlt bekomme, sondern acht Jahre später. Wegen dann höherer Erfahrungsstufe – oder gar A13? – sogar höher bezahlt bekomme. Sozusagen eine Geldanlage des Freistaats Bayern exklusiv für Grundschullehrkräfte. Das ist ein schönes Gefühl der Wertschätzung meiner Arbeit und ungemein motivierend.


    Ich kann mich noch nicht entscheiden.

    Ja, grundsätzlich ist es so, man bekommt ja die Stunde zurück. Was ist aber, wenn ich z. B. in der Zwischenzeit krank und arbeitsunfähig werde oder sterbe oder kündige? Dann habe ich fünf Jahre lang jede Woche eine Stunde zusätzlich ohne Vergütung gearbeitet. Ist zwar recht unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich...

  • Ja, grundsätzlich ist es so, man bekommt ja die Stunde zurück. Was ist aber, wenn ich z. B. in der Zwischenzeit krank und arbeitsunfähig werde oder sterbe oder kündige? Dann habe ich fünf Jahre lang jede Woche eine Stunde zusätzlich ohne Vergütung gearbeitet. Ist zwar recht unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich...

    Das passiert gar nicht so selten. Ich weiß es von einer Kollegin und mir. Uns "schuldet" NRW noch 4 bzw. 5 Deputatsstunden.


    Um die Jahrtausendwende mussten wir 5 Jahre pro Schuljahr eine Stunde mehr unterrichten, nach weiteren 5 Jahren Pause sollten sie 5 Jahre lang pro Schuljahr eine Stunde zurück gegeben werden. Alle, die in dieser Zeit irgendwann das Bundesland wie meine Kollegin und ich wechselten, hatten Pech.


    Für den einzelnen mag es unwahrscheinlich sein, für ein Bundesland lohnt es sich sicher.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Das passiert gar nicht so selten. Ich weiß es von einer Kollegin und mir. Uns "schuldet" NRW noch 4 bzw. 5 Deputatsstunden.


    Um die Jahrtausendwende mussten wir 5 Jahre pro Schuljahr eine Stunde mehr unterrichten, nach weiteren 5 Jahren Pause sollten sie 5 Jahre lang pro Schuljahr eine Stunde zurück gegeben werden. Alle, die in dieser Zeit irgendwann das Bundesland wie meine Kollegin und ich wechselten, hatten Pech.


    Für den einzelnen mag es unwahrscheinlich sein, für ein Bundesland lohnt es sich sicher.

    Ja, genau, so ähnlich ist es jetzt in Bayern auch. Fünf Jahre jede Woche eine Stunden "umsonst" arbeiten, dann 2 oder 3 Jahre normal und danach fünf Jahre lang bekommt man die Stunden der ersten fünf Jahre zurück.

  • Ja, grundsätzlich ist es so, man bekommt ja die Stunde zurück. Was ist aber, wenn ich z. B. in der Zwischenzeit krank und arbeitsunfähig werde oder sterbe oder kündige? Dann habe ich fünf Jahre lang jede Woche eine Stunde zusätzlich ohne Vergütung gearbeitet. Ist zwar recht unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich...

    In den von dir genannten Fällen wird es wohl so sein, wie es bei uns in NDS - siehe mein Link in Beitrag 88 oben - war: Man (oder im Todesfall: die Hinterbliebenen) erhält eine Ausgleichszahlung.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

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