Fettnäpfchen im Kollegium

  • Hallo Ihr,


    ich habe den Eindruck als Anfängerin im Kollegium immer mal wieder in Fettnäpfchen zu tappen, von denen ich aber nicht genau weiß, wo sie eigentlich stehen.


    Z. B. ist es offenkundig so, dass ehrliche Meinungen über den Umgang von Kollegen mit Klassen, das Sozialverhalten der Kinder in diesen Klassen besser beschönigt werden sollten. Und das obwohl ausdrücklich nach einer Einschätzung gefragt wird! Vielleicht ist es noch besser einfach nur mit den Schultern zu zucken...?


    Bin gespannt, was ihr meint
    ninale

    Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

  • Klingt so, als wärst du jetzt am Anfang noch unsicher, wie ehrlich du vor den Kollegen sein kannst. Du wirst mit der Zeit schon herausfinden, wie die drauf sind und kannst ja deine Kommentare usw. in Gesprächen diplomatisch verpacken. Ansonsten wüsste ich jetzt eigentlich keinen Rat...
    puppy

    Verzeih Deinen Feinden, aber vergiss nie ihre Namen!

  • Das ist leider an manchen Schulen so. Du musst noch herausfinden, mit welchen Kollegen du ehrlich und offen reden kannst. An meiner jetzigen Schule (80 Kollegen) ist es eher so, dass man auch gut über derzeit anstehende Probleme z. B. mit Schüler X reden kann, ohne dass jeder gleich äußert, dass er gerade in letzter Zeit und überhaupt mit X besonders gut kann....
    Deine Erfahrung kommt mit der Zeit, da stehst du dann auch drüber
    An meiner ersten Schule war es leider überhaupt nicht so, da fand alles wie eben beschrieben statt. (War leider auch in der sogenannten "Wendezeit", da war sowieso jeder der Beste!?!?!)
    Ich wünsch dir alles gute
    martinasabine

  • Na, dann war ich wohl zu unklar. Klar, bekommt man im Laufe der Zeit eine größere Sicherheit und hat dann raus, was man los lassen kann und was nicht.


    Dennoch ist meine Sicherheit im Moment noch nicht so groß. Also mal konkreter gefragt: Es scheint, eine gewisse Gradwanderung zu geben zwischen berechtigter Kritik - oder meinetwegen einfach nur einer Einschätzung einerseits - andererseits etwas anderem, was als Kollegenschelte empfunden wird (Fettnäpfchen).


    Wo liegt da die Grenze?


    Ninale

    Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

  • Hallo ninale,
    sag am besten nichts! Zuck mit den Schultern!


    An unserer Berufsschule ist es sogar so, dass man am besten ein ganz altes Auto fährt und jeden Tag (mit)stöhnt und (mit)jammert - widerlich.


    Ich hatte mal, als ich in einer Konferenz gefragt wurde, wie es mir geht, etwas zu freudig gesagt, dass mir das alles riesige Freude macht und dass ich sogar 48 Stunden unterrichten würde (ich bin das als Selbständiger gewöhnt).


    Oh je! Ab diesem Tage hatte ich ca. 100 (versteckte) Feinde; das sind ca. zwei Drittel aller Kollegen. Na ja, was stört's, wenn man's weiß...
    Andererseits hatte ich dann auch die wirklich freundlich Gesinnten erkannt - schön.

  • In der "freien" Wirtschaft wechseln viele junge Akademiker nach spätestens zwei Jahren den Arbeitgeber. Weil beim alten Arbeitgeber praktisch alles falsch gemacht wurde, was man falsch machen kann. Egal welcher Arbeitgeber es war.


    Und wenn die erfahrenen Kollegen sie mal nach ihrer Meinung fragen, dann interessieren sie sich nur selten für das anstudierte Fachwissen. Sie wollen sich einfach nur mal über die Arbeit unterhalten. Und sie lassen sich partout nicht davon überzeugen, dass man so keinesfalls Arbeiten kann. ;)



    - Martin

    Acht Semester mitlesen ersetzt das Lehramtsstudium. ;)

  • liebe ninale,
    Es sind wohl keine wirklichen Fettnäpfchen, es ist eher das Ego und die althergebrachte Hackordnung der Kollegen...du wirst sicher bemerken, das man mit einzelnen kann, mit anderen nicht...das gibts wahrscheinlich überall, hängt damit zusammen, dass "alte Hasen" Angst haben, junge Grünschnäbel könnten ihnen die Butter vom Brot nehmen oder etwas zu vorlaut sein, weil denen ja numal nicht alles zusteht, das Recht muss mann sich ja schließlich erst erarbeiten...Wenns mit niemanden geht, bleibt nur entweder die Klappe zuhalten oder denen zu zeigen, das sie auch nur mit Wasser kochen(letzteres ist aber mit vorsicht zu genießen, das geht leicht nach hinten loß)
    Lass dich nicht unterkriegen und nimms dir nicht so zu Herzen.

    ...nur an Blumen fehlts im Revier, ich putze mein Motorrad dafür...

  • Zitat

    hängt damit zusammen, dass "alte Hasen" Angst haben, junge Grünschnäbel könnten ihnen die Butter vom Brot nehmen oder etwas zu vorlaut sein, weil denen ja numal nicht alles zusteht, das Recht muss mann sich ja schließlich erst erarbeiten...


    Und du bist Lehrer? Junglehrer vielleicht? Au Backe...

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

  • Zitat

    row-k schrieb am 27.03.2006 22:22:


    Ich hatte mal, als ich in einer Konferenz gefragt wurde, wie es mir geht, etwas zu freudig gesagt, dass mir das alles riesige Freude macht und dass ich sogar 48 Stunden unterrichten würde (ich bin das als Selbständiger gewöhnt).


    Du bist in einer Konferenz gefragt worden, wie es dir geht???


    Was war denn das Thema der Konferenz?


    Übrigens würde es in unserem Kollegium auch nicht unbedingt freundliche Reaktionen auslösen, wenn jemand derartig auf die Welle hauen würde.


    Gruß


    Animagus

  • Ein paar Höflichkeitsregeln, die das Leben leichter machen:


    FÜR LEICHTE FÄLLE
    - Ungefragt nur Positives - das es ja auch gibt ("Nächstes Halbjahr habt ihr in Geschichte Frau XY." - "Hurraaa!"). Sowas sollte man auf jeden Fall weitertragen, auch alte Hasen brauchen Streicheleinheiten für's Ego.


    - Bei Nachfrage abwartend verhalten, evt. erst mal neutral antworten ("Ach, wie sie halt so sind in dem Alter...") und rückfragen, was die Frage eigentlich ausgelöst hat ("Ist dir was aufgefallen?" "Was haben sie sich denn bei dir geleistet?"). Erst, wenn du merkst, dass ehrliche Selbstzweifel da sind ("Ich steck fest" "Ich weiß im Moment nicht, wie ich an sie rankommen soll."), kannst du vorsichtig Lösungsvorschläge machen ("Eine Kollegin von mir hat mal...") Über das Verpacken in die Geschichte eines anderen lässt sich das "Ich bin schlauer als du" ein wenig zurücknehmen.


    - Fischt jemand nach der Hospitation nach Komplimenten, die du nicht zu geben bereit bist: Erst was Nettes (schön dekorierter Klassenraum), dann anmutige Verwirrung: "Was ich nicht ganz verstanden habe, ist, warum Sie das so und so gemacht haben... könnten Sie das nochmal erklären?" Ist eleganter als "Das fand ich doof." und eröffnet eine Diskussionsmöglichkeit auf Augenhöhe.


    - Niemals etwas Negatives zu Dritten bzw wenn Dritte es hören können. Du würdest auch nicht wollen, dass sich jemand öffentlich über den grottenschlechten Unterricht der Referendarin aufregt - egal, ob's stimmt oder nicht.


    - Bei Kollegen, die zu grantig/ streng/ nervös sind aus Unsicherheit, lohnt sich sowohl für einen selbst als auch unauffällig der Klasse vermittelt die Kompliment-Taktik: Öfter mal was Nettes sagen, zur Jacke, zur Frisur, zum Tafelbild. Entspannt den Kollegen und den UNterricht.


    FÜR SCHWERE FÄLLE
    - Wenn du den Eindruck hast, dass hier rechtlich an die Grenze gestoßen wird (Lehrer kommt ständig besoffen in den Unterricht, tatscht kleine Mädchen an), wird's ernst. Ein Gespräch mit dem Kollegen ist dann meistens sinnlos - hier sollte man sich an den Lehrerrat oder - wenn das Verhältnis stimmt - erst mal die AKO wenden, inwieweit die Schule informiert ist und was getan wird. Wenn nichts getan wird und dir die Schüler mit Beschwerden die Bude einrennen, verweise die Schüler aufmunternd an den Direx weiter und merke allgemein an, dass Elternbeschwerden durchaus effektiv sind; kein Direx kommt damit klar, wenn die Eltern hordenweise anrücken. Wenn's polizeirelevant wird, solltest du es auch genau dort hintragen bzw. die SuS dazu ermuntern. Vorher solltest du dir allerdings Rückendeckung bei der GEW holen, denn sowas wird gern unerfreulich.


    ALS HINWEIS
    Wenn's nicht hochakut "brennt", schau dir die Dinge erst einmal einen Monat lang an. Gewisse Dinge, wegen derer ich am Anfang Zeter und Mordio geschrieen hätte, sehe ich mittlerweile etwas anders - nicht nur Kollegen können Drachen sein (das auch), sondern Klassen können auch geschlossen mächtig übertreiben. Abwarten und Tee trinken, aber wenn die Tasse leer und die Katastrophe immer noch da ist, gezielt und konsequent vorgehen.


    w.


    PS: Bevor sich einer beschwert, was Lehrer für Mimosen sind: In der freien WIrtschaft bin ich genauso verfahren und damit gut klargekommen. Drum.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

    Einmal editiert, zuletzt von wolkenstein ()

  • Zitat

    Remus Lupin schrieb am 27.03.2006 23:28:


    Und du bist Lehrer? Junglehrer vielleicht? Au Backe...


    das war Ironie...werde es demnächst kennzeichnen. Solches mobbingähnliches Verhalten gibts übrigens überall...

    ...nur an Blumen fehlts im Revier, ich putze mein Motorrad dafür...


  • zu 1. Ja.
    zu 2. Unter anderem: "Wie geht es unseren neuen Kollegen?" Ich war damals gerade ein Jahr dabei (mit 24 Stunden per Honorar).
    zu 3. Was habt Ihr denn für ein seltsames bzw. typisches Kollegium?!?
    EDIT: (..)

  • Zitat

    row-k schrieb am 28.03.2006 13:56:


    Was habt Ihr denn für ein seltsames bzw. typisches Kollegium?!?
    EDIT: (..)


    Das "Edit" war nicht nötig. Ich vertrage schon was! ;)


    Ob unser Kollegium seltsam ist oder typisch, kann ich gar nicht so richtig beurteilen. Aber deine Äußerung (du würdest am liebsten 48 Stunden unterrichten) käme halt nicht so gut an, weil sie sich ein bißchen nach "Pluspunkte sammeln" anhört.


    Im übrigen ist bei uns das Verhältnis zwischen Alten und Jungen (bzw. Refis) im Moment sehr gut. Es gibt keine Unterschiede bezüglich des Rechtes auf Meinungsäußerung. Nur auf die Art und Weise kommt es halt an - auf beiden Seiten.


    Gruß


    Animagus

  • Die grundregel ist ganz einfach:


    Jeder, der über andere Kollegen herzieht, schwimmt bis zum Hals im Fettnapf.


    Hinter dem Rücken über Kollegen zu reden ist - sobald es Kritik beinhaltet - Mobbing.
    Wenn man unbedingt etwas über den Unterricht eines Kollegen zu sagen hat, dann im 4-Augen-Gespräch mit dem betreffenden Kollegen.


    Zum Begriff "Kollege" gehört der Begriff "Kollegialität".

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

Werbung