Ist es wirklich bald schon soweit? Im Sommer 2041 würde ich regulär in Pension gehen, wenn die Pensionsgrenze nicht noch während der verbleibenden Zeit hochgesetzt wird. Ohne Referendariat (und mit dem halben Jahr als Vertretungslehrkraft) wären das von Februar 2005 bis Sommer 2041 knapp 36,5 Jahre. Knapp 18 davon habe ich jetzt (Stand Mitte Januar 2023) auf dem Buckel.
(Mit Referendariat wäre ich sogar schon über die Halbzeit hinaus und sozusagen in der „zweiten Spielhälfte“. Da ich das Ganze aber jetzt nicht auf den spezifischen Tag heruntergerechnet habe, befinde ich mich rechnerisch (aber nicht arbeitsmäßig) wohl gerade in der Halbzeitpause...)
Am 1. Februar 2003 trat ich mein Referendariat in einer Großstadt am Rhein an. Das wird in ein paar Tagen zwanzig Jahre her sein. Im Mai 2004 fand ich dann unser Lehrerforum, das gerade in den ersten zwei Jahren mit den UserInnen, die damals den „harten Kern“ ausmachten, ein recht wichtiger Teil meines Lebens war. Je mehr andere Dinge bzw. eher Personen dann in mein Leben kamen (meine jetzige Frau, die drei Jungs, volle Stelle), desto stärker verschob sich dann der Fokus auf das reale Leben.
2010 und 2021 kamen die beiden Beförderungen, im Herbst 2018 der Schritt in die Behörde und von dort im Sommer 2022 der Schritt wieder zurück in die Schule. Zwischendrin habe ich verschiedenste Phasen beruflichen Glücks (Chorarbeit, Lehrerband, Oberstufenarbeit) erfahren, aber auch Phasen erheblicher Frustration (EDEKA, weil ich es gewagt hatte zu sagen, dass ich auch noch Familie habe und nicht in die Schule einziehen wollte. Über das „K“ hatte ich ja in dem einschlägigen Thread ausführlich berichtet.)
Entsprechend erleichtert war ich dann im Herbst 2018, dass ich aus dieser Tretmühle, in die sich meine Schule für mich verwandelt hatte, herauskam. Es folgte eine sehr lehrreiche und spannende Zeit in der Behörde.
Mit der Versetzung an meine jetzige Schule zum vergangenen Sommer wurde nun das jüngste Kapitel meines Lehrerdaseins und mit damit, wenngleich zeitlich eher zufällig, die zweite Hälfte meiner Dienstzeit eingeläutet. Ich gehe allmählich auf die 50 zu, fühle mich damit numerisch (aber nicht mental!) irgendwo alt und beginne darüber nachzudenken, was ich beruflich noch machen möchte. Meine Schulleitung hat es mir mittelbar schon gespiegelt, dass sie sich sicher ist, dass das nicht meine letzte Station sei und sie es verstehen könne, wenn ich nach ein paar Jahren wieder etwas anderes machen wollte. Ihr pragmatischer und gleichzeitig empathischer Umgang hat mich sehr beeindruckt.
Ich würde gerne sehr viel (!) mehr Musik im schulischen Kontext machen. Das ist aber aufgrund des Settings der Schule und aufgrund meines Aufgabenbereichs nicht möglich, da ich den zentralen Schwerpunkt der Schule koordiniere. Privat mehr Musik zu machen ist energetisch aktuell nicht möglich, das schaffe ich im Moment nicht. Ich wäre auch ursprünglich sehr gerne Oberstufenkoordinator geworden – einige Gespräche mit Kollegen, die das aktuell machen, haben mich aber dahingehend überzeugt, dass das vom Arbeitsaufwand her ziemlich extrem gewesen wäre. Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass die Funktion, die ich jetzt habe, gesundheitlich ganz sicher die bessere Wahl war.
Dann wiederum erinnere ich mich, dass ich im ersten Jahr meines Daseins als Junglehrer musikalisch auch nicht viel machen konnte/durfte, da ich primär für Englisch benötigt wurde. Das änderte sich dann schnell, so dass ich ein paar Jahre später meinen Chor hatte und wieder ein paar Jahre später sogar Gesangsklassen. (Und dennoch hat das nicht gereicht, mich an meiner ersten Schule zu halten…)
Es liegen nun noch ca. 18,5 Jahre vor mir, die ich hoffentlich gesund bis zur Pensionierung arbeiten kann. Im Sport können Spiele bereits nach der ersten Halbzeit entschieden sein – und dennoch gibt es ebenso eine Vielzahl an Spielen, in denen auch in der zweiten Halbzeit noch viel passiert.
Wie ich im Karrierethread schrieb, hat sich letztlich alles irgendwie gefügt. Zum Guten. Auch wenn das in der jeweiligen Situation nicht immer sofort erkennbar war. Das wird auch in der zweiten Halbzeit so sein. Ich weiß (!) es. Das ist Karma. Und ich weiß, dass ich selbst (wieder) aktiv werden muss, wenn ich eine berufliche Veränderung haben möchte.
Also auf in die zweite Halbzeit. Ich bin gespannt, was diese für mich bereithält. Wen es hier interessiert, der/die wird es irgendwann erfahren.