Ausgelagert: Klimakleber und Selbstjustiz

  • Ohne Frage - die Schweiz macht es sehr viel besser als Deutschland, nicht zuletzt auch was die Finanzierung des ÖPV angeht.

    Aber man vergleiche auch mal die Einwohnerzahlen und die Länge des Streckennetzes der Schweiz mit der von Deutschland:


    D: 84,3 Mio Einwohner/38.000 km/40.000 Züge pro Tag/5.700 Bahnstationen

    CH: 8,7 Mio Einwohner/ 3.200 km/11.000 Züge pro Tag/600 Bahnstationen

    NRW als bevölkerungsreichstes Bundesland hat 18 Mio Einwohner/6000 km


    Mit größeren Zahlen steigt auch die Komplexität und die Fehleranfälligkeit.

  • Öffentlicher (Nah)-Verkehr ist Deutschland ist, äh, nicht wirklich gut.


    Die Schweiz zeigt, dass es auch anders gehen kann. Das wird aber nicht zur Kenntnis genommen, sondern argumnetiert, man müsse nr genug Zeit verschwenden (also überlange Umsteigezeiten einplanen), damit es trotzdem klappt.

    Hm? Natürlich wird das zur Kenntnis genommen? Wie kommst du darauf, dass dem nicht so sei? Hier gibt es aber nun mal mehrere Perspektiven:


    1. Die Perspektive, in der man eben in der Situation, wie sie jetzt ist, von A nach B kommen muss. Dann ist der Hinweis darauf, dass man Umsteigezeiten einplanen und vielleicht einen Tag vorher fahren kann, vollkommen in Ordnung. Dass das nicht immer geht bleibt savon unberührt.


    2. Die Perspektive, in der man generell über den Schienenverkehr spricht. Um die ging es gerade an der Stelle aber nicht (hier im Thread natürlich schon).


    Meinetwegen kann der Bau neuer Autobahnen und die Subventionierung bereits bestehender Autobahnen sofort eingestellt werden. Die 11 - 13 Cent pro Kilometer zahle ich meinetwegen selbst. Wenn das Geld dann 100% in den Ausbau des ÖPNV / des Schienenverkehrs geht, dort endlich mal reformiert wird und am Ende tatsächlich ein brauchbarer Massenverkehr herauskommt, wäre allen geholfen.

    Mich fragt nur keiner. Ich gehe wählen, bin Parteimitglied und mache kommunal ein bisschen was. Das wars dann aber auch schon.

    Zitat

    Ich fasse zusammen: es ginge, in Deutschland wurde es verkackt und die Nutzerinnen lassen es mit sich machen.

    Die männlichen Nutzer nehmen das Auto, während die weiblichen Nutzer (= Nutzerinnen) "es mit sich machen lassen"? Das ist schon etwas sexistisch von dir, meinst du nicht?

  • Die Verfehlungen der Deutschen Bahn sind Spottthema, seit ich denken kann. Das Problem mit dem Güterverkehr, der von den Niederlanden bis in die Schweiz gehen sollte und regelmäßig in Deutschland nicht weiterkommt, ebenfalls. Die Schweiz hat außerdem die Alpen, durch die sie durchbohren muss. Ich sehe keine einzige glaubhafte Entschuldigung für die Unfähigkeit oder den Unwillen, das für Deutschland nicht organisieren zu können. Und wenn man sich die Rankings anschaut, die im Netz zum ÖPNV zu finden sind funktioniert es nicht nur in Seoul und Hongkong besser, sondern auch in Paris und Moskau.

  • Die männlichen Nutzer nehmen das Auto,

    Meint wer. Ich schrieb davon nichts.

    während die weiblichen Nutzer (= Nutzerinnen) "es mit sich machen lassen"?

    Von weiblich schrieb ich nichts. Mag sein, dass du generische Formen generel ablehnst. Vielleicht erkennst du sie auch nur nicht. Ich lasse mir da aber keine Vorschriften machen.

    Das ist schon etwas sexistisch von dir, meinst du nicht?

    Neulich schrieb mal jemand, dass de Sexismus im Kopf der Betrachterin stattfände. Das hielt ich damals für Quatsch. Ich muss da noch mal neu drüber nachdenken.

  • Mal abgesehen davon, dass eine solche generische Form nicht gerade verbreitet und daher missverständlich ist, ergibt es auch aus sprachwissenschaftlicher Sicht keinen Sinn, eine abgeleitete und damit spezifierte Form (Lehrer -> Lehrerin) als generische Form zu verwenden. Das sieht bei "die Lehrkräfte" schon anders aus.

  • dass eine solche generische Form nicht gerade verbreitet

    Naja, sie kann sich ja auch nur verbreiten, wenn man sie nutzt.


    Ansonsten sind wir hier ziemlich off-topic. Gehört so etwas nicht in den Grammatik-Thread.

  • Lach-Emoticons und ähnliches pflege ich zu ignorieren. Die sind nur selten ein Beitrag in der Sache, wie du auch hier ausführlich erläuterst.


    War in der Sache noch etwas?

  • Aber man vergleiche auch mal die Einwohnerzahlen und die Länge des Streckennetzes der Schweiz mit der von Deutschland

    Vergleich mal Japan mit Deutschland ;) Oder wahlweise irgendein anderes kleines Land mit der Schweiz. Nee, nee, das sind faule Ausreden. Der ÖV ist in Japan und der Schweiz einzigartig gut. Ich kenne beides übrigens.

  • D: 84,3 Mio Einwohner/38.000 km/40.000 Züge pro Tag/5.700 Bahnstationen

    CH: 8,7 Mio Einwohner/ 3.200 km/11.000 Züge pro Tag/600 Bahnstationen

    Also grob 10mal soviele Einwohner, 10fach längeres Streckennetz, 10mal mehr Bahnstationen.

    Und nicht zu vergessen: Aus der größeren Bevölkerungszahl sollten auch mehr Leute mit entsprechendem Knowhow resultieren.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Vergleich mal Japan mit Deutschland ;) Oder wahlweise irgendein anderes kleines Land mit der Schweiz. Nee, nee, das sind faule Ausreden. Der ÖV ist in Japan und der Schweiz einzigartig gut. Ich kenne beides übrigens.

    Das bestreite ich nicht, ich kenne auch beides, deshalb ja auch der Anfang meines Posts.

    Es könnte alles so einfach sein - ist es aber nicht.

  • Dir ist aber schon auch aufgefallen, dass hier relativ gesehen erheblich mehr Züge fahren, also die Taktung sehr viel dichter ist? Und dass nirgendwo sonst auf der Welt pro Kopf mehr Bahnkilometer gefahren werden? Ich verstehe nicht, warum die Deutsche Bahn nicht z. B. einfach mal die Mammut-Strecken von Hamburg nach Interlaken z. B. einstampft. Funktioniert offenbar nicht. Es gäbe schon einiges an Verbesserungspotential.

  • Du rennst hier bei mir eine offene Tür ein. Bin gerade in einem Überlandbus im Sauerland, da macht Tippen auf einer Smartphonetastatur keine Freude. Später gerne mehr.

    Es könnte alles so einfach sein - ist es aber nicht.

  • Im Urlaub am Nordufer und im Westen des Bodensees: Wir haben einen wirklich tollen ÖPNV genossen. Preisgünstig, pünktlich, sauber, schnell - so etwas kannte ich weder vom Sauer- noch vom Rheinland. Zufall? Scheint auch in Deutschland möglich zu sein.

  • dass 'modular' die Devise sei und es richtiger ist, zusätzlich zum Auto noch ein E-Bike und mehrere Fahrräder zu besitzen.

    Der erste Teil ist korrekt, beim zweiten habe ich mich vielleicht nicht verständlich ausgedrückt: Dieser ist nicht die Definition von "modular". Wie ich es handhabe, ist nur eine Möglichkeit.

    Selbstverständlich ist es ökologisch noch besser, gar kein privates Auto zu besitzen, wenn man das möchte und es geht. Eine modulare Nutzung ist dennoch nicht nur meiner Meinung nach das Ding, wenn man Bequemlichkeit, Schnelligkeit und Nachhaltigkeit unter einen Hut bringen möchte. Sie meint eher die intelligente Nutzung von Verkehrsketten, nicht, alles Mögliche an Fahrzeugen zu besitzen. Viele meiner Fahrzeuge (Roller, Faltrad usw) ermöglichen aber eine bequeme, günstige und ökologische Nutzung dieser "Ketten".


    Ein Beispiel:

    Ich fahre Sonntag mit SuS ins Theater, ca 18 km. ÖPNV-Anbindung von meiner Haustür ist mies, also fahre ich ins Fahrradparkhaus (5 km) direkt neben der U-Bahn-Anbindung nach Hamburg. Dort geht es in die City, U-Bahn-Haltestelle direkt beim Schauspielhaus, keine Parkplatzsuche. Theatertickets gelten zudem gleichzeitig als Fahrkarte, müssen also nicht extra erworben werden. Wenn man möchte, ist man dann in Hamburg noch weiter unterwegs (Pizza nach dem Theaterbesuch z. B.), etwa mit Leihrädern (wie alles andere per App buchbar und auffindbar), Rollern, Bus oder Bahn, zu Fuß. Auf Rücktour geht es wieder zum Fahrradparkhaus, von da nach Hause. Ich könnte aber auch hier ein Leihrad nutzen oder hätte gleich mein Faltrad mitnehmen können, das ich kostenlos unabhängig von irgendwelchen Sperrzeiten in der U-Bahn mitführen kann.

    An anderen Tagen fahre ich nur mit dem Rad oder vielleicht mit Auto und Bahn (Park and Ride) oder selten nur mit dem Auto mit viel Gepäck und Mann und Maus.


    ... usw. usf.


    Edit: Im Gegensatz zur Deutschen Bahn, zu der hier in HH ja auch die S-Bahnen gehören, ist der HVV (Hamburger Verkehrsverbund) recht zuverlässig.

  • Es ist nämlich schon ein mitteleuropäisch-gutbürgerliches Ding zu denken, dass Autobesitz selbstverständlich und regelmäßige Flugreisen nötig seien. Weil der ÖPNV ist ja so schlecht etc.pp. Die Rechtfertigung ist also per se immer die pro Auto und pro Flugzeug und warum es, Hand aufs Herz, leider nicht anders ginge. (Hervorhebungen von mir)

    Davon habe ich ja nun so gar nicht geschrieben - im Gegenteil! Aber vielleicht meinst du das ja allgemein. Nein, ich muss mich sicher nicht rechtfertigen, da mein Fußabdruck deutlich besser als der durchschnittliche bundesdeutsche ist. Dass das längst nicht ausreicht, erst recht nicht global betrachtet, ist mir freilich bewusst.

    Hast du meine anderen Beiträge hier nicht gelesen? Ich bin das personifizierte Gegenteil eines Auto- und Flugreisenbefürworters -- allerdings nicht fundamentalistisch.


    Und was du dann schreibst, beschreibt auch meine Haltung präzise, Kolleg*innen kennen mich fast gar nicht mit Auto und fragen meist nach, wenn ich ein utzend Mal pro Jahr mit diesem zur Schule komme, und nicht mit einem Fahrrad:

    Im Gegenteil soll soundsooft der, der sein Auto abschafft, nie fliegt (oder vegan lebt), sich erklären oder ist immer noch Sonderling. Die Sicht also umzukehren und darauf zu beharren, dass man tatsächlich auch bei Regen kein Auto braucht, finde ich per se wichtig und wer es durchzieht, ganz klar das richtige Vorbild.

  • Das Argument halte ich nicht für stichhaltig. Es fehlt schlichtweg der politische und gesamtgesellschaftliche Wille, den es in der Schweiz schon immer gab, in Auto-Deutschland aber nicht.

    Japan: 27311 km, 27 verschiedene Eisenbahnunternehmen, 125,7 Mio EInwohner: "Trotz ihrer intensiven Nutzung und der hohen Verkehrsdichte gelten die japanischen Bahnen als ausgesprochen pünktlich." (https://de.wikipedia.org/wiki/Schienenverkehr_in_Japan)

  • Geht's mal ohne Angriffe?

    Meinst du jetzt die mit offenem Visier oder die subtilen passiv-aggressiven?

    Erstere fallen nach meiner Erfahrung in der Regel nämlich mehr auf (genau wie in der Schule) und sind darum auch eher Gegenstand von Sanktionen und Kritik, letztere werden zwar seltener bemerkt und bleiben häufiger unsanktioniert, dabei sind sie m. E. viel toxischer in ihrer Wirkung -- um einmal ein Modewort zu verwenden.

  • Vergleich mal Japan mit Deutschland ;) Oder wahlweise irgendein anderes kleines Land mit der Schweiz. Nee, nee, das sind faule Ausreden. Der ÖV ist in Japan und der Schweiz einzigartig gut. Ich kenne beides übrigens.

    Tut mir leid: Ich habe weiter unten sinngemäß das Gleiche geschrieben und lese deinen Beitrag erst jetzt.

Werbung