Ausgelagert: Klimakleber und Selbstjustiz

  • Edit: Weil jetzt schon 2 traurig auf #125 reagiert haben: macht euch traurig, dass Selbstjustiz strafbar ist oder dass diese durchaus strittige Protestform vermutlich nicht strafbar ist?

    Selbstjustiz sollte immer strafbar sein.


    Diese Protestform ist sehr wahrscheinlich Strafbar, denn hier geht es um Nötigung und gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr.

  • Ich lebe nicht in einer Großstadt und komme ohne Auto klar. Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe.


    Es geht ja nicht nur um klarkommen - wobei es für viele Leute aber auch beruflich gar nicht machbar wäre. Die Leute wollen irgendwann auch mal Ruhe haben und den Feierabend genießen, und nicht noch Ewig im Zug/Bus sitzen oder am Bahnsteig stehen, weil der Zug mal wieder eine lange Verspätung hat, oder morgens ne Stunde früher aufstehen, obwohl sie abends erst spät nach Hause gekommen sind, z.B. weil die Bahn mal wieder Verspätung hatte.


    Auch für viele junge Leute auf dem Land ist das Auto enorm wichtig, um mal raus zu kommen und den eigenen Horizont zu erweitern.



    Die Diskussion ist aber eigentlich ohnehin hinfällig, da wie ich bereits geschrieben hatte, auch ein kompletter Umstieg auf E-Autos einen Schiss ausmachen würde in Bezug auf CO2, für Deutschland und weltweit erst recht.


    Die einzige gute Lösung wäre mMn ein wirklich gut ausgebauter und hochfrequenter öffentlicher Nahverkehr - lustigerweise sah es damit in den 70ern bei uns noch besser aus als heute - da hatten wir noch ne Bahnverbindung.


    Meine Zuversicht, dass es soweit kommen wird, hält sich jedoch sehr in Grenzen - und offensichtlich hat man sich vielerseits schon auf der E-Auto als vermeintlichen Heilsbringer eingeschossen.

  • Die faulen Stadtbewohner stehen nicht im Stau, sie sind der Stau. In den allermeisten Fällen nicht von Klimaaktivisten verursacht, aber in jedem Fall mit ein Grund für die Klimakatastrophe.

    Dass deutsche Autofahrer maßgeblich mit für unsere Klimaprobleme verantwortlich sind, ist ein Gerücht.

  • Mich befremdet unabhängig vom Verhalten des Mannes das hier vorherrschende Verständnis für diese Art von Protest. Ich habe noch nie mit jemandem über dieses Thema gesprochen, der sich darüber verständnisvoll und berfürwortend geäußert hat - schönes Beispiel für die verschiedenen Bubbles, in denen man so unterwegs ist 😊

    Ich bin eigentlich bisher die einzige, die hier ganz ungeniert schreibt, dass sie die Kleberei voll OK findet. Pepe äussert sich auch eher pro, wenn ich es richtig interpretiere. Frei nach Loriot: Mit deinem Gefühl stimmt was nicht.

  • Rettungseinsätze werden sehr oft von ignoranten Falschparkern behindert und sehr häufig stellen sie sich hinterher sogar als überflüssig heraus, weil jemand völlig unnötig die Rettung gerufen hat. Das steht nur nicht jedesmal in der Zeitung, so dass die Wahrnehmung völlig verzerrt wird und hinterher immer gern die schuld sind, die man nicht leiden kann, weil sie einen in der eigenen Bequemlichkeit aufstören.

    Hast du hierfür eine Quelle? Ich würde den Sachverhalt gerne nachlesen wollen und sehen, worauf du deine Thesen stützt.

  • Ich bin eigentlich bisher die einzige, die hier ganz ungeniert schreibt, dass sie die Kleberei voll OK findet. Pepe äussert sich auch eher pro, wenn ich es richtig interpretiere. Frei nach Loriot: Mit deinem Gefühl stimmt was nicht.

    Nach nochmaligem Überfliegen des Fadens muss ich dir - und auch Seph - Recht geben. Ich hab hier tatsächlich sympathisierende Töne rausgelesen, die faktisch kaum jemand von sich gegeben hat (Laleona und du mal ausgenommen). Mea culpa - mich nerven unnötige Verkehrsbehinderungen dermaßen, dass mir innerlich schon die Hutschnur hochgeht, wenn jemand feststellt, das Verhalten sei keine Nötigung. Was zugegebenermaßen nicht sehr reflektiert ist.

    Ich gelobe sorgfältiger zu lesen 🙈

  • Die Kategorisierung von Personen, die eher Verständnis für einen gewaltfreien Protest von Klimaaktivisten als für die in Eigenregie durch Begehen von Straftaten vorgenommene Entfernung von Klimaaktivisten von der Straße äußern, als "weltfremde, linksversiffte Ökofuzzis" ist nicht nur nicht zu halten, sondern einfach einer sachlichen Diskussion nicht angemessen.

    Umso weniger, als die meisten, die sich gegen die gewaltsame Entfernung des Klimaaktivisten ausgesprochen haben zwar Sympathie in der Sache (Klimaprotest) geäußert haben, dabei aber die speziellen Aktivitäten der "Klimakleber" nicht unbedingt als hilfreich oder zielführend zu betrachten scheinen.

    Ich persönlich sympathisiere mit dieser speziellen Protestform ebenso wenig, wie mit dem Ausschütten von Flüssigkeiten über Kunstwerken als angeblichen Klimaprotest, auch wenn ich das Anliegen an sich für absolut relevant und unausweichlich halte.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Das mit dem Ausschütten von Flüssigkeiten über Kunstwerken wurde in den Medien halt auch falsch dargestellt. Grosse Empörung und dann findet man irgendwo im Kleingedruckten ach ... da war ja noch eine Scheibe dazwischen, eigentlich nichts passiert. Das finde ich schon eine ziemliche Sauerei.

  • Selbstjustiz sollte immer strafbar sein.


    Diese Protestform ist sehr wahrscheinlich Strafbar, denn hier geht es um Nötigung und gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr.

    Warum das gerade nicht so ist und mit hoher Sicherheit weder der Straftatbestand der Nötigung noch der des gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr durch ein Ankleben auf der Straße erfüllt ist, hatte ich bereits in #52 beschrieben.

  • ...

    Immer dieselbe Leier, man kommt keinen Schritt vom Fleck auf diese Weise...

    Genau das, der schlechte ÖPNV und die peinliche Deutsche Bahn sind schon seit mindestens 20 Jahren öffentliches Gesprächsthema. Erstens glaube ich nicht, dass sich das Fahrverhalten der Deutschen automatisch ändern würde, selbst wenn die Schwebebahn vor jedem Wohnzimmerfenster hielte. Und zweitens hat sich der Ausbau des öffentlichen Verkehrs schlicht nicht ausreichend bewegt, offenbar gab es andere Prioritäten der vergangenen (CSU-) Verkehrsminister.


    Ich fürchte, wer sich ernsthaft mehr Sorgen um die armen Menschen macht, die durch Stau unpünktlich bei der Arbeit erscheinen könnten, als um die Frage, was verflucht passieren muss, damit endlich Bewegung in die Klimadebatte kommt, der hat den Schuss nicht gehört.

  • Ich fürchte, wer sich ernsthaft mehr Sorgen um die armen Menschen macht, die durch Stau unpünktlich bei der Arbeit erscheinen könnten, als um die Frage, was verflucht passieren muss, damit endlich Bewegung in die Klimadebatte kommt, der hat den Schuss nicht gehört.

    Dann mach mal einen Vorschlag.

    Dass dieser realistisch unsetzbar wäre, ist nur Bonus.

  • Wer nicht hören will ... etc.

    Gilt das dann auch immer für die jeweils andere Seite?


    ...die vroher Vorteile aus der ungerechten Situation hatten, zB Frauenwahlrecht...

    Welche Vorteile als Kerl hätte ich denn, wenn ab morgen Frauen nicht mehr wählen dürften?

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Nee, du bist dran.

    Ich bin nicht der Meinung, dass es im Moment sinnvolle Protestoptionen gibt, die über Fridays for Future hinaus gehen.


    Leuten auf den Sack gehen, die nichts für die Klimaprobleme können und auch nichts dagegen tun können, führt offensichtlich nicht dazu, dass mehr passiert, als es bereits der Fall ist. Und nein, nicht mehr mit dem Auto zu fahren ist keine Lösung für irgendwas. Wenn von heute auf morgen kein Deutscher mehr irgendwo mit dem Auto hinfährt, macht das mit dem Klima genau gar nichts. Es verschlechtert lediglich die Lebenssituation der Betroffenen, ohne global irgendeinen Nutzen zu haben.


    Also nein, nicht ich bin dran, sondern diejenigen, die meinen, dass hier irgendjemand einen Einfluss auf das Weltklima hat. Wer fordert was genau, wie ist das umsetzbar und welchen konkreten Nutzen haben die Maßnahmen? Butter bei die Fische. Diffuses Buhu und Hauptsache irgendwem auf den Sack gehen, damit wir uns moralisch überlegen fühlen können, bringt niemanden weiter.


    Ich persönlich habe nichts gegen ein Tempolimit von 120 km/h auf Autobahnen und auch nichts dagegen, wenn keine Gelder mehr in neue Autobahnen/Autobahnabschnitte fließen, um stattdessen den Nahverkehr auszubauen. Inwiefern bringt es den Klima Klebern etwas, mir auf den Sack zu gehen? Abgesehen von kleinkindlicher Befriedigung natürlich.

  • und auch nichts dagegen tun können

    Doch, können sie. Du bist einfach der Meinung, sie könnten nicht, weil du das Problem zu klein denkst.

  • Es bringt das Thema in die Runde, wie man hier schön sieht...

    (Wie gesagt, ich finde das Mittel sinnvoll, fraglich freilich, ob es bessere Mittel gäbe)

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Doch, können sie. Du bist einfach der Meinung, sie könnten nicht, weil du das Problem zu klein denkst.

    Wenn ab morgen kein Deutscher mehr Auto fährt, macht das mit dem Klima genau gar nichts. Du überschätzt den Einfluss, den deutsche Autofahrer auf das Klima haben maßlos.

  • Es bringt das Thema in die Runde, wie man hier schön sieht...

    (Wie gesagt, ich finde das Mittel sinnvoll, fraglich freilich, ob es bessere Mittel gäbe)

    Weil das Thema ja nicht schon seit den 70ern immer und immer wieder überall diskutiert wird. 😂 Das Thema ist schon längst "in der Runde". Ich frage mich, unter welchem Stein man leben muss, um das nicht mitbekommen zu haben.

  • OK, wir sind offensichtlich zu dritt in Sachen pro Kleberei. Ich bin ehrlich, ich würde selber nicht mitmachen, dafür bin ich zu feige. Ich hätte Angst um meinen Job im Staatsdienst den ich dann doch zu sehr mag. Aber ich bin im Herzen bei allen, die sich auf die Strasse hocken. :victory:

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