Lehrer aus anderen Bundesländern bekommen es wohl gar nicht mit, aber: In Bayern werden gerade wieder Dienstliche Beurteilungen ausgeteilt, nämlich für das Beurteilungsjahr 2022. Zuletzt war das vor vier Jahren, also im Januar 2019 für das Beurteilungsjahr 2018. Ich kann wie oft nur über den Grundschulbereich sprechen, aus Erfahrung und aus dem, was ich so mitbekommen habe. Die Dienstlichen Beurteilungen sind ein gutes Instrument, um bei der LehrerInnenschaft eine stete Grundanspannung aufrecht zu erhalten, und um innerhalb der LehrerInnenschaft Kohorten zu bilden. Es gibt sieben Notenstufen von IU bis HQ, zwei Bereiche, sieben bis zehn Unterbereiche und eine Gesamtnote. Für die allermeisten Lehrkräfte hat die Dienstliche Beurteilung keine direkte berufliche oder finanzielle Auswirkung, doch lässt sie das Ego in aller Regel nicht kalt.
Wie alles kann man auch die Dienstliche Beurteilung mit Fußball vergleichen. Da ist sie wie eine Art Kreisliga - die CSU würde Champions League sagen. Eine Saison dauert vier Jahre, jede Lehrkraft ist eine eigene Mannschaft, und die Mannschaften spielen auch nicht gegeneinander, sondern jede alleine vor sich hin, den allergrößten Teil der Zeit ohne Zuschauer. Es gibt (das liegt in der Sache) nur Eigentore und keine vergleichbaren Spielstände oder Ergebnisse einzelner Spiele. Nach vier Jahren wird eine Tabelle erstellt, die aber nicht einsehbar ist, und da es keine Spielergebnisse gibt, werden zur Beurteilung und Einordnung in der Tabelle Kategorien wie Technik, Einsatz und Schönheit des Spiels herangenommen, oder zumindest als Kategorien angeführt. Faktisch beurteilt die Schulleitung, offiziell das Schulamt, manchmal auch faktisch das Schulamt, mit viel eigenem Spielraum in sieben Notenstufen. Wie oft jede Gesamtnote ungefähr vergeben werden soll oder darf, ist wohl vorgegeben, und man kann statistisch sehen, wo man in der Tabelle ungefähr steht, je weiter im Mittelfeld, desto ungenauer. Es gibt auch noch eine kurze Beurteilung in Worten, die aber nicht mit der Bewertung korrelieren muss.
Wenn die Dienstliche Beurteilung VE oder UB (also eine 4 oder 3) ist, hat man so gut wie keine Möglichkeiten, daran etwas zu ändern. Im Laufe der Jahre wird man meist etwas besser beurteilt, bekommt also in einzelnen Unterbereichen statt einem VE auch mal ein UB, oder statt einem HM (5) ein VE, auch wenn man nichts anders macht. Bei einer 6 oder 7 sollte man sich einen Rechtsanwalt oder eine Rechtsanwältin nehmen.
Die Dienstlichen Beurteilungen in Bayern für das Beurteilungsjahr 2022 sind, wie ich finde, einen eigenen Thread wert.