Nach Ref-Abbruch als Angestellte arbeiten?

  • Nein, das nicht. Aber wenn du bei der Abi-Korrektur Mist baust, z.B. dann kann es sein, dass es eine Schelte gibt. Und zwar von einer übergeordneten Stelle. Was ich an meiner alten Schule auch schon hatte, war, dass durch das Abitur rauskam, dass ein Kollege sich überhaupt gar nicht an den Bildungsplan hält. Die Schüler hatten die Aufgabenformate wie sie im Abitur drankommen, noch nie gesehen und entsprechend schlecht abgeschnitten. Was da los war. Inklusive Fachberater-Besuch, etc... Also der Kollege hatte auf jeden Fall nix zu lachen... Da hab ich ehrlich gesagt, den Kollegen lieber, der das direkt anspricht. Wenn auch "ungeschickt"... Und dann kann ich mich drum bemühen auf eine entsprechende Fortbildung zu gehen.

    Das muss man aber auch erstmal schaffen...

    Sich an Vorgaben zu halten und mit Kollegen abzusprechen, sehe ich nun nicht als Belastung an. Und wenn wir mal ehrlich sind: Selbst dann "droht" dem Kollegen nicht viel. Er behält seinen Job. Es ist nur verdammt unangenehm. Wie schon zuvor von fossi74 erwähnt: Was droht dann erst einem Referendar, der ganz unten in der Nahrungskette steht?

  • Ist das jetzt ein Plädoyer für den Abbruch des Referendariats oder dagegen? Oder passt das hier gar nicht?

    Es war eine Reaktion auf die Aussage, dass nach dem Ref ja der Druck weg sei. Und das ist eben nicht unbedingt der Fall. (Kommt ja auch drauf an, wodurch in diesem Fall genau der Druck entsteht. Ich finde es z.B. den größeren Druck, Generationen von Schüler*innen zu einem Abschluss zu führen. Generell kann es im Lehrer*innen-Leben immer mal wieder Phasen geben, wo der Druck hoch ist, je nachdem was man eben als Druck empfindet.)

  • Im Gegensatz zu anderen User*innen hier empfand ich (und auch viele BBS-Lehrkräfte in meinem Bekanntenkreis) das Ref nicht als "Hölle", habe mich dort nicht ständig beobachtet und kontrolliert gefühlt, obwohl es natürlich auch immer mal stressig war, und stimme daher MrsPace zu, dass es auch jetzt - fast 20 Jahre nach Beendigung meines Ref - noch zu Situationen im Unterrichtsalltag kommt, die teilweise mit mehr Druck verbunden sind als das Ref. Ich persönlich fand die ersten zwei bis drei Jahre mit voller Stelle auf jeden Fall stressiger als das Ref selbst (abgesehen von der Zeit der zweiten Staatsprüfung) und höre das immer wieder von "Junglehrer*innen". Das solltest du m. E. auch im Hinterkopf haben Flame_90 .

    Ich würde den obigen User*innen zustimmen und das Referendariat jetzt nicht mehr abbrechen. Wie ich deinen älteren Beiträgen entnehme, müsstest du dich bereits in der Endphase deines Ref befinden, oder? Denn du schriebst ja in deinem ersten Post hier im Forum, dass du im Januar 2021 starten würdest. Wie gesagt: Ich würde die paar Monate jetzt noch "durchziehen" und dann weiterschauen.Vielleicht trittst du dann erstmal eine Planstelle an und wartest ab, wie du damit zurecht kommst. Das ist doch ein anderer Alltag mit anderen Stresssituationen als im Ref.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Es geht ja nicht darum, ob man das Ref als "Hölle" oder nur als "normal schlimm" empfindet. Die möglichen Konsequenzen sind aber doch fundamental anders, ob man sich als Referendar einen Fehler erlaubt (oder auch: irgendeine Lappalie als Fehler angekreidet bekommt) oder als Lehrkraft.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Die möglichen Konsequenzen sind aber doch fundamental anders, ob man sich als Referendar einen Fehler erlaubt (oder auch: irgendeine Lappalie als Fehler angekreidet bekommt) oder als Lehrkraft.

    Klar, darum ging es mir in meinem Beitrag aber überhaupt nicht.

    (EDIT: Nochmal zur Klarstellung: Ich hatte meinen Beitrag schon heute Vormittag direkt nach MrsPaces Beitrag Nr. 11 formuliert, aber vergessen, ihn "abzuschicken". Erst danach kam diese Diskussion um Fehler von Refis vs Fehler von "festen" Lehrkräften auf.)

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Es gibt die Möglichkeit der Verlängerung, das würde ja auch schon einiges an (Zeit)Druck von dir nehmen.

    Wenn man als Lehrer arbeitet, gibt es keine Verlängerungen, nur weil man mit Zeitdruck nicht umgehen kann.


    Das ist ein Grundeinstellung, was ich in Deutschland bemängele.

    Das Ziel der universitären Bildung ist nicht nur das wissenschaftspropädeutische Arbeiten sondern auch die Fähigkeit, Deadlines zeitgerecht zu erfüllen.

    In anderen Ländern muss man seinen Uniabschluss innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums (in Deutschland: der Regelstudienzeit) schaffen, sonst kostet es ordentlich Asche. Die Unis schreiben auch eine Mindestanzahl an LP pro Semester.


    Hier kann man ein Studium so unnötig in die Länge ziehen ... vollkommener Unsinn und für die Gesellschaft unnötig teuer.

  • Ich verstehe deinen Post nicht.

    Der Zeitdruck kann nicht verlängert werden?

    Du bemängelst diese Grundeinstellung, dass man Zeitdruck nicht verlängern kann?

  • Entschuldigung.

    Meine Aussage habe ich korrigiert.


    Ich wollte darauf hinaus, dass Zeugniskonferenzen, Korrekturen, Abituren, Projekten, Termine etc. pp. eingehalten werden müssen und Verlängerungen dafür nicht ausgesprochen werden können.


    Ein Teil des Lehrerjobs ist eben Zeitdruck.

  • Ok, verstanden.

    Ich stimme dir übrigens zu, dass es so ist. Dass es dadurch zwangsläufig systembedingten Zeitdruck geben muss, sehe ich allerdings nicht.


    Man könnte Prüfungen z.B. auch eine Woche früher schreiben und dadurch Korrekturzeiten gewinnen.

    • Offizieller Beitrag

    Es gibt Korrekturfristen (zumindest in einigen Bundesländern in einigen Stufen) und auch wenn es kein Weltuntergang ist, wenn man drüber ist, ist es durchaus problematisch, das Doppelte der Zeit zu brauchen.
    Ich verstehe übrigens den kulturellen Blick von Calmac. Ich hatte in meinem ersten Studienjahr in Deutschland dank Anrechnung von 2 Seminaren meine Zwischenprüfung, war brav in meinem französischen Tempo und hätte quasi nach 6 Semestern locker fertig sein können. Und dann habe ich das deutsche Studium entdeckt, mir Zeit für links und rechts genommen und genossen (bis dahin finde ich es super, ich habe BILDUNG inhaliert und nicht mehr UNTERRICHT "konsumiert"...), bis ich dank dem deutschen System mein Hochstaplersyndrom sowas von befeuern konnte, die Prüfung schob und schob, um nur noch mehr links und rechts zu lesen und noch mehr Themen zu kennen, die nie im Leben in die Prüfung kämen, und kombiniert mit Prüfungsangst doch lange zum Abschluss brauchte.
    Im Ref war genau das für mich auch ein Problem. Kein Problem, weil ich das nicht konnte, nein. Ich hatte zwar die "üblichen" Probleme und viele Heulkrämpfe aber objektiv und rückwirkend gesehen stand nie in Durchfallgefahr. Nein, ich BRAUCHTE mehr Zeit, weil ich das Gefühl hatte, durch mehr Zeit könnte ich mich sicherer fühlen. Und dieses Gefühl habe ich noch nie vor dem Studium gehabt. Ob es am Studium oder am Landwechsel gibt, gute Frage. Aber es spielt sicher auch eine Rolle, dass ich zwar meinen Eltern sagen konnte "ja, ein Staatsexamen ist ca. 5 Jahre in Deutschland" (da ich mich 100% selbst finanziert habe, ging es nur darum, dass meine Nicht-Akademiker-Eltern gar keine Ahnung hatten, "wie lange ich denn noch lernen möchte"), aber auch wusste "6 Jahre würden keinen interessen".

    Edit: Im Beruf hatte ich noch nie Probleme, abgesehen von den Staus, die jede Doppelkorrekturfachlehrkraft regelmäßig hat. Ich funktioniere mit Druck, Fristen und Deadlines jeder Art hervorragend, ich tue mich eher mit schwammigen Regeln schwer.

  • Das ist ein Grundeinstellung, was ich in Deutschland bemängele.

    Das Ziel der universitären Bildung ist nicht nur das wissenschaftspropädeutische Arbeiten sondern auch die Fähigkeit, Deadlines zeitgerecht zu erfüllen.

    In anderen Ländern muss man seinen Uniabschluss innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums (in Deutschland: der Regelstudienzeit) schaffen, sonst kostet es ordentlich Asche. Die Unis schreiben auch eine Mindestanzahl an LP pro Semester.

    EIn Studium sollte also möglichst schnell vorbei sein und man sollte bloß nicht zuviel lernen dabei.


    Ein Glück hast du an Hochschulen nix zu sagen. Was ist Bildung eigentlich für dich?

  • Was ist Bildung eigentlich für dich?

    Wie oben: Das Ziel der universitären Bildung ist nicht nur das wissenschaftspropädeutische Arbeiten sondern auch die Fähigkeit, Deadlines zeitgerecht zu erfüllen.


    möglichst schnell vorbei sein und man sollte bloß nicht zuviel lernen dabei.

    Ähm? Ob ich das Studium in der Regelstudienzeit schaffe oder auf 30 Semester hinziehe: Die Menge an Leistungspunkte bleibt doch gleich.

    • Offizieller Beitrag

    Ähm? Ob ich das Studium in der Regelstudienzeit schaffe oder auf 30 Semester hinziehe: Die Menge an Leistungspunkte bleibt doch gleich.

    Nee, da widerspreche ich.
    Es mag jetzt für diese bepunktete Gesellschaft schwerer sein, aber ich habe nicht semesterlang immer wieder den selben Stoff gehört und gelesen, sondern statt 3 VL in "Literatur" am Ende 9 VL und 4 Übungen gehört, zum Beispiel.
    Durch diesen wunderbaren Umgang mit Bildung (damals.. vor der ECTS_isierung..) habe ich sehr vielen VL beigewohnt und mein Drittfach entdeckt, zum Beispiel. Wenn es Punkte gegeben hätte, hätte ich also definitiv das doppelte an Punkten gehabt (ich hatte auch fast das doppelte an SWS)

    • Offizieller Beitrag

    eben, sag ich ja: ich hatte das Doppelte an SWS am Ende in meiner Liste für die Anmeldung beim Examen. der falsch verstandene /umgesetzte Bologna-Prozess führt dazu, dass 1) 99% der Studis nur noch etwas machen, wofür sie Punkte bekommen, 2) die Unis nur noch Sachen mit Punkten anbieten.

    und weil die Unis sich mit ihren Modulhandbüchern überfrachtet haben, gibt es oft fast nur noch feste Kurse und weniger "Neuere Literatur", wo man im WS einen Kurs zur Gruppe 47 besucht, im SoSe einen Kurs zu Dürrenmatt, eine VL zu Kriminalliteratur oder eine Übung zur expressionistischen Lyrik.. (natürlich gibt es das auch, aber ein Großteil wurde so sehr standardisiert, weil man nicht mehr davon ausgeht, dass die Studis das Wissen aus vielen VL zusammenpuzzeln, sondern viele Überblickskurse angeboten werden (durchaus ein Vorteil, aber eben ein anderes Verständnis, was ICH auch bedauere)

  • Wie oben: Das Ziel der universitären Bildung ist nicht nur das wissenschaftspropädeutische Arbeiten sondern auch die Fähigkeit, Deadlines zeitgerecht zu erfüllen.

    Im Studium wird nicht mehr wissenschaftspropädeutisch gearbeitet. Das findet am Gymnasium statt.

    Ziel von Bildung ist es niemals, Fristen einhalten zu können. Wie kommst du darauf? Das sollte ebenfalls bereits am Gymnasium erfolgen. Morgens rechtzeitig aufzustehen und pünktlich zu sein sind auch keine Ziele des Universitätsstudiums.


    Zitat

    Ähm? Ob ich das Studium in der Regelstudienzeit schaffe oder auf 30 Semester hinziehe: Die Menge an Leistungspunkte bleibt doch gleich.

    Für einen Studiengang, ja. Ich habe länger als die Regelstudienzeit gebraucht dafür aber mehrere Abschlüsse. Ich bin sogar wieder eingeschrieben und studiere. Außerhalb der Regelstudienzeit bin ich mittlerweile auch wieder. Es ist nichts Verwerfliches daran, das Studium genießen zu wollen, links und rechts zu gucken, sich in anderen Fachbereichen umzuschauen oder sich (hochschul-)politisch zu engagieren und deshalb länger zu studieren. Das ist doch einer der schönen Aspekte am Studium.

  • Ähm? Ob ich das Studium in der Regelstudienzeit schaffe oder auf 30 Semester hinziehe: Die Menge an Leistungspunkte bleibt doch gleich.

    Wenn man sich rein auf das Minimalstudium für einen bestimmten Abschluss konzentriert, stimmt das. Ich hatte wie offenbar einige andere Foristen hier auch die Freiheit vor dem Bologna Prozess genutzt, um etwas über den Tellerrand zu schauen und neben meinem eigenen MINT-lastigen Studium auch Veranstaltungen in Jura, Philosophie und Wirtschaft besucht. Auch in den Erziehungswissenschaften habe ich nicht nur die Mindestanzahl an Seminaren mitgenommen, sondern eine etwas breitere thematische Palette abdecken können. Ob es diese Freiheiten heute noch gibt, weiß ich nicht.

  • Zum Austausch von chilipaprika und calmac passt, wie sich das Verständnis von „Regelstudienzeit“ von, grob besagt, vor 2005 zu nach 2005 gewandelt hat. Meines Wissens war der Grund für deren Einführung überhaupt, Studierenden zu garantieren, dass ihr Studiengang bei Einschreibung noch mindestens xy Semester lang angeboten wird. Kaum jemand hätte in den 90er Jahren gesagt, dass man dann bitte auch in 9 Semestern fertig sein muss.


    So habe ich das auch in meinem ersten Studium (Beginn 2002) noch erlebt. In meinem Zweitstudium (Beginn 2008) war es dann so, dass die Regelstudienzeit von den Studierenden regelrecht als Deadline aufgefasst wurde. Die hatten das zu dem Zeitpunkt längst internalisiert, es brauchte gar keine Eltern etc., die darauf hingewiesen haben, dass man jetzt schon im siebten Semester sei und noch an der Bachelor-Arbeit schreibt. Ich bin da voll bei chilipaprika kann daran ebenfalls nichts Gutes finden. Ich habe in mindestens drei Fächern Veranstaltungen besucht, die ich nicht studiert habe. Geschadet hat mir das nicht und eigentlich entspricht dieses Umfassende, Ganzheitliche auch meinem Bildungsideal.

    • Offizieller Beitrag

    Die Regelstudienzeit ist eine Messgröße, die den Studierenden garantiert, dass die UNI dafür sorgt, dass das Studium in der Zeit machbar ist. Also: wenn die Überschneidung von bestimmten Veranstaltungen eine Verlängerung zur Folge hat, wenn das Freisemester von einem Prof zu einem Problem führt, oder ganz einfach: wenn ich meine Veranstaltungen nicht bekomme, weil es nicht genug Kurse und Personal gibt, dann drohe ich zu klagen, weil ich als Studentin Anspruch darauf habe, in der Regelstudienzeit fertig zu werden. Wenn nicht, klappt es nicht mit der Finanzierung und dann wird das Bafög-Amt schon was husten.

    In meinem damaligen Studium haben NUR die Bafög-Empfänger*innen die Regelstudienzeit eingehalten. Nicht nur, weil es nicht anders machbar gewesen wäre (wäre es gewesen), sondern, weil es eben "selbstverständlich" war, entweder mehr zu schauen, oder 1-2 Semester zu machen.
    und sehr viele Bafög-Empfänger*innen (von denen es so viele auch nicht gab..) haben trotzdem die Möglichkeit benutzt, sich zu engagieren (Fachschaftsarbeit...) und dadurch eine längere Förderung erhalten (ein Semester, glaube ich).

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